Martin von Tours
Martin, der schon lange um den Zeitpunkt seines Todes wußte, informierte seine Mitbrüder, daß die Zeit der Auflösung seines Körpers gekommen sei.
In der Zwischenzeit gab es aber einen Vorfall, weswegen Martin eine bestimmte Diözese visitieren mußte. Dort herrschte Streit unter den Priestern und Martin wollte den Frieden wiederherzustellen. Er war sich des Endes seiner Tage bewußt. Dennoch lehnte er es nicht ab, sich auf den Weg zu machen. Denn er wollte nicht sterben, bevor er der Kirche den Frieden wiedergegeben hatte.
Martin verweilte für einige Zeit in der besagten Diözese und stellte den Frieden wieder her. Als er wieder in sein Kloster zurückkehren wollte, begannen ihn seine Körperkräfte fast schlagartig zu verlassen. Schnell rief er die Mitbrüder zusammen und teilte ihnen mit, daß er in Auflösung begriffen sei.
Da begann eine Klage und Trauer. Die Weinenden riefen wie mit einer Stimme: „Warum verläßt Du uns, Pater? Wem wirst Du uns hinterlassen? Reißende Wölfe dringen in Deine Herde ein. Wer wird uns vor ihren fletschenden Zähnen schützen, wenn der Hirte niedergestreckt ist? Wir wissen, daß Du Dich nach Christus sehnst. Doch das eilt nicht, denn Dein Lohn ist Dir gewiß. Wenn du ihn noch ein bißchen herauszögerst, wird er nicht weniger werden. Erbarme Dich lieber unser, die Du uns alleine zurückläßt!“
Von ihren Tränen gerührt verbot Martin seinen Brüdern zu weinen und sprach zum Herrn gewandt: „Mein Herr, wenn ich für Dein Volk noch notwendig bin, verweigere ich mich der Arbeit nicht. Dein Wille geschehe!“
O außerordentlicher Mensch, der Du das Leben nicht dem Tod und den Tod nicht dem Leben vorgezogen hast! Weder hast Du den Tod gefürchtet, noch die Mühsal des Lebens von Dir gewiesen! Du hast Deine Augen und Hände immer zum Himmel gewandt, warst unbesieglich im Gebet, ungebeugt im Geist.
Als Priester, die ihn damals besuchten, baten, sich auf die Seite zu drehen und ihnen seinen ausgemergelten Leib zuzuweden, sprach er: „Laßt mich, Brüder! Laßt mich lieber zum Himmel blicken als zur Erde, damit mein Geist zum Herrn gerichtet sei.“
Als er das gesagt hatte, erblickte er den Teufel selbst, der danebenstand. Da sprach Martin: „Was stehst Du da, grausame Bestie? Du Greuslicher sollst in mir nichts finden. Der Schoß Abrahams wird mich aufnehmen.“
Mit diesen Worten gab er seinen Geist dem Himmel zurück.
Der glückliche Martin wird in den Schoß Abrahams aufgenommen. Der arme und bescheidene Martin, betritt den Himmel als reicher Mann.
Sulplicius Severus über den Tod des hl. Martin von Tours
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