Christ in der Gegenwart 40/2003:
Der herausragende Vortrag des Philosophen Rüdiger Safranski über den „Willen zum Glauben" - in Anspielung an Nietzsches „Willen zur Macht" - brachte allerdings zum Ausdruck, wie das Religiöse in den lebendigen Erfahrungsschatz heutiger Zivilisation gehört. Safranski wurde von den 600 Teilnehmern mit anhaltendem Beifall bedacht. Alle Bemühungen der Religionskritik und der Aufklärung, so Safranski, konnten das Bedürfnis der Menschen nach Religion nicht löschen.
Der Philosoph sieht ihren Horizont durch Rituale, Institutionen, Symbole gekennzeichnet, die das Gefühl der Zugehörigkeit zu einem übergreifenden und tragenden Sinnzusammenhang stützen. „Es geht um authentische Beziehungserfahrung, Kontingenzbewältigung, Lebensorientierung. Man will in einem seelisch-geistigen Sinn zu Hause sein." Doch müsse man unterscheiden. Von der pervertierten Form der Religion lasse sich eine authentische Religion am besten durch „Ehrfurcht vor der Unerklärlichkeit der Welt" abgrenzen. Ersatzreligionen, Fundamentalismen und religiöse Ideologien „schrumpften" die Welt ein. Eine authentische Religion jedoch mache die Welt „im Lichte des Glaubens größer" und bewahre ihr das Geheimnisvolle, auch das des Menschen.
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