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Mittwoch, März 23, 2005

Dogmatischer Relativismus

Thomas Assheuer blickt im heutigen Leitartikel der Zeit mit einer gewissen Verachtung auf zeitgenösssische "Wohlfühl-Mystiker", die sich "im esoterischen Dunst zwischen Sakrileg und Harry Potter" angesiedelt haben:
Fassungslos stehen sie vor dem Gebäude aus Glaubenssätzen und Lehrmeinungen. Über nichts empört sich ihr dogmatischer Relativismus mehr als über Dogmen.
Die gibt es auch und gerade innerhalb der Kirche, möchte man hinzufügen.
In der Tat handelt es sich bei katholischen Glaubenssätzen nicht um ein locker geknüpftes Gewebe aus Meinungen und Befunden. Sie sind nicht nach den Moden der geistigen Saison gestrickt, sonst wären sie längst von der Weltbühne verschwunden. Weil sie einer inneren Logik folgen, kann man sich nicht nach Belieben das Passende aussuchen, und für Gläubige ist das häufiger Grund für Gewissensnot oder Heuchelei. Sie können den Papst nicht für seinen Kampf gegen die Abtreibung rühmen – und gleichzeitig verschweigen, dass er den Kapitalismus anprangert, in Lateinamerika eine radikale Landreform fordert und gegen Menschenzüchtung, Euthanasie und Todesstrafe die Stimme erhebt.

Die Gründungswahrheit, auf der die Haltung des Papstes beruht und die noch seine Ablehnung des Irak-Kriegs durchzog, ist über zweitausend Jahre alt und hat jüdische Wurzeln. Es ist der Glaube an die Heiligkeit der Schöpfung. Das Leben der Person steht über aller Politik – und selbst über der Religion.
Ansonsten bleibt Assheuer über weite Strecken in gängigen, wohlfeilen Topoi der zeitgenössischen Kirchenkritik stecken. Das Stück wirkt etwas gestückelt, wie eine Art überdimensionierter Teaser für die weiteren Artikel mit religiösem Bezug (wie das vorzügliche Interview mit René Girard) in dieser vorösterlichen Ausgabe der Wochenzeitung.

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1 Comments:

At 3/27/2005 11:24:00 PM, Anonymous Anonym said...

Ich denke, die katholische Kirche entfernt sich um so mehr von der Gemeinde, je mehr sie selbst versucht, ihren Glauben zu entmystifizieren! Die Stärke des Glaubens war in allen Jahrhunderten seine Massenbasis und das Mysterium, besonders in seiner Abendmahlszeremonie! Die lächerliche Anbiederung an moderne Erklärdemagogen wie Dan Brown und infantile Ersatzmythen wie Harry Potter sind das Ende des Glaubens und der Preis, den die katholische Kirche an Andersgläubige wie Juden uns Moslems in Form von Gemeindemitgliedern zahlt. Die Gegenreformation hat sich meiner Meinung nach niemals gegen die Protestanten gerichtet. Die Katholiken waren immer das Ziel der Häretiker Luther und seiner Widersacher gewesen. Hoffentlich wir bald einen neuer starker Pabst dieses Gefahr erkennnen! (nur zur Erkälrung: Ich bin Atheist!)

 

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