Anselm
Hast Du gefunden, meine Seele, was du gesucht hast? Du hast Gott gesucht und gefunden, daß er das Höchste von allem ist, so hoch, daß wir nichts Höheres denken können als ihn. Du hast gefunden, daß er Leben und Licht, Weisheit und Güte, ewige Seligkeit und selige Ewigkeit in Person ist, überall und immerdar.
Herr, mein Gott, der mich geschaffen und neu geschaffen hat, sag meiner verlangenden Seele, was du über das hinaus bist, was sie gesehen hat, damit sie dich rein erkennt. Meine Seele streckt sich aus, um noch mehr zu sehen. Aber jenseits von dem, was sie gesehen hat, erblickt sie nur Finsternis. Ja, sie sieht auch keine Finsternis, da es die nicht in dir gibt. Aber sie merkt, daß sie wegen ihrer eigenen Finsternis mehr nicht sehen kann.
Wirklich, Herr, das ist das unzugängliche Licht, in dem du wohnst; es gibt wirklich nichts anderes, was in dieses Licht eindringen und dich dort sehen könnte. Wahrhaftig, deswegen kann ich nicht sehen, weil es zu hell für mich ist.
Anselm von Canterbury: Aus dem Proslogion
[mit besten Grüßen an Scipio]
1 Comments:
Ganz herzlichen Dank!
"weil es zu hell für mich ist" - genau!
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