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Dienstag, Mai 25, 2004

Eine kluge Rezension im Deutschlandfunk (Sendung Büchermarkt, Überschrift: Gott als Gedanke): Vattimos Gott hat rein gar nichts mit Furcht und Beten, Schmerz und Tod, Vergebung und Auferstehung und all den Dingen zu tun, die wir mit ihm in Verbindung bringen. Als einziges Attribut bleibt ihm eine spiritualisierte Nächstenliebe. Außerdem sagt dieser Glaube: Ich glaube, dass ich an Gott glaube, aber ich weiß es nicht. Das ist eine direkte Umkehrung der traditionellen Begriffe, wo Glauben nicht mit einer objektiven Realität zusammenfiel, aber die Überzeugtheit des Glaubenden die des Wissenden übertraf.

Vattimos Gott ist ein Nischengott. Er hat etwas ähnlich Rührendes wie andere Versuche, Gott weiterleben zu lassen: In abstrakten Werten, wie das die Konservativen gerne tun, im häuslichen Bereich unter dem Herrgottswinkel, wie in manchen ländlichen Gegenden, oder im Innersten, als rein private Angelegenheit. Gott, so wie Vattimo ihn uns anempfiehlt, bekommt etwas von einem Sektenführer. Er ist ein typisches Produkt einer Reflexion über Gott, ein Gott, der vielleicht als Gott zu denken ist, mit dem sich aber sonst nichts anfangen lässt.


Gianni Vattimo
Jenseits des Christentums. Gibt es eine Welt ohne Gott?
Carl Hanser Verlag, 192 S., EUR 19,90 Euro