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Mittwoch, Mai 18, 2005

Agamben

Der italienische Philosoph Giorgio Agamben - die FR bezeichnet ihn anlässlich eines Auftritts dieser Tage in der Berliner Volksbühne als Superstar - könnte in seiner Zeitdiagnose womöglich auch mit Benedikt XVI. einig sein. Hier in der Paraphrase der Frankfurter Rundschau:
"Das Postulat vom Tod Gottes habe gerade nicht zur Abschaffung jedweder Religion geführt, sondern den Menschen nur an Gottes Stelle treten lassen, ganz auf sich allein gestellt, vollkommen überfordert mit seiner absoluten, souveränen und diktatorischen Vollmacht über sich und seines gleichen. Die Konzentrationslager, hier ist der Philosoph unerbittlich klar, erweisen sich insofern als Symptome einer postsäkularen Überforderung."
Agamben allerdings zieht daraus (was nicht unbedingt überrascht) andere Schlüsse als der Papst. Das Fazit der taz:
"So bleibt es bei der Beschwörung eines seinsgeschichtlichen Verhängnisses, das Politik und Metaphysik, Gesetz und Moral, aber auch die Menschen und die Dinge voneinander trennt. Und es bleibt bei der Beschwörung der Hoffnung, dass sich das alles einmal wieder zum Guten wenden wird. So hat man an dem Abend vorgeführt bekommen, dass Giorgio Agamben zwar die Metaphysik wieder in ihr Recht setzen will, nicht aber Diskurs und Streit." [beide Zitate via Perlentaucher]
Giorgio Agamben: Profanierungen. Aus dem Italienischen von Marianne Schneider. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005, 96 Seiten, 7 Euro.

Lesenswert auch die Rezension zu Homo sacer, dem Buch, mit dem Agamben bekannt wurde, in der Süddeutschen.

1 Comments:

At 5/19/2005 09:01:00 AM, Blogger Petra said...

Der Inhalt von "Homo sacer" klingt noch nicht uninteressant, aber die Berichte der Zeitungen verweisen doch eher auf einen eher oberflächlichen Denker. In so einem Kontext lernen vielleicht auch Nicht-Gläubige das Denken Benedikts XVI. schätzen: er sieht die gleichen Probleme wie die heutigen Philosophen, verliert sich aber nicht in Ersatzlösungen ("das Spielerische"!) - die im Grunde nichts weiter als ratloses Schulterzucken bedeuten - , sondern sagt, was Sache ist; wohl daher, weil er auf einem festen Grund steht...

 

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