Biologisch investieren
Peter Sloterdijk im Handelsblatt-Interview:
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die heutige Gesellschaft?Kommt das Foto bekannt vor? Bleibt in der Familie...
Sloterdijk: Die Deutschen haben sich an einen ökonomistisch verengten Begriff des Investierens gewöhnt, und diese Verengung müsste so bald wie möglich aufgebrochen werden. Sie investieren nur monetär, sie haben nicht begriffen, dass ein echtes Investitionskollektiv nicht nur wirtschaftlich investiert, sondern auch biologisch und symbolisch.
Wie investiert man biologisch und symbolisch?
Sloterdijk: Biologisches Investieren heißt Nachkommen zeugen. Wir leben hier im biologischen Pessimismus, in vitaler Kleinkariertheit. Wie die meisten Europäer heute haben sich unsere Landsleute in ein konsumistisches Spießertum zurückgezogen, das nicht bereit ist zu begreifen, dass Kinder das Wertvollste sind, was das Leben zu bieten hat. Das führt auch zu einer Reihe von ökonomischen Folgeproblemen, denn der Generationenfluss stagniert und mit ihm die Funktionsfähigkeit der sozialen Systeme. Auch das fehlende Verständnis für die Notwendigkeit eines weitsichtigen symbolischen Investierens hängt mit der ökonomistischen Verengung zusammen. Damit meine ich, dass wir zu wenig für die Kultur getan haben. Die Deutschen haben sich lange Zeit darauf verlassen, dass Kultur ein Unkraut ist, das von selbst wächst.
Nachtrag: Zum gleichen Thema spricht heute der Pontifex Maximus.
Papst Benedikt XVI. ist besorgt über die demographische Entwicklung. Der Bevölkerungsrückgang raube der Gesellschaft „die Frische, die Energie und die Zukunft“, die durch Kinder entstehe, sagte er in seiner Katechese zum Psalm 127, die er bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz hielt. „Kinder sind keine ,Belästigung’ und kein ,Produkt’, das persönliche Wünsche befriedigt; sie sind ,eine Gabe des Herrn’ (Ps 127, 3)“, sagte Benedikt XVI. „Gottes Segen ruht auf jenen, die dieses große Geschenk mit offenem Herzen empfangen.“ [kath.net]
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