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Montag, April 25, 2005

Benedikts Schriften

Der Deutschlandfunk hat in der Sendung Politische Literatur heute einen kurzen Überblick [jetzt mit funktionierendem Link!] über die Bücher Joseph Ratzingers gegeben. Interessant, weil neu, war vor allem die kurze Rezension des jüngsten Buches.

Etwas schräg wird es dann beim Rückblick auf ein Mitte der 90er Jahre erschienenes Buch:
Bereits über zehn Jahre zuvor, in seiner Analyse "Zur Lage des Glaubens", hatte er die Einstellung der Katholiken zur säkularen Welt beschrieben und gefordert:
Auch hier müssen wir zu einem neuen Mut zum Nonkonformismus gegenüber den Tendenzen der Wohlstandsgesellschaft zurückfinden. Anstatt dem Zeitgeist zu folgen, müssten gerade wir ihm von neuem mit evangelischem Ernst entgegentreten. Wir haben den Sinn dafür verloren, dass die Christen nicht wie >jedermann< leben können.
Das ist eine andere Grundhaltung als jene, die das Zweite Vaticanum zum Ausdruck brachte. Das Konzil hatte in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die Kirche nicht im Gegenüber, sondern in der Welt gesehen und den Christen zugemutet, auf sie zuzugehen, nicht um sich anzupassen, sondern um sie mit christlichem Geist zu durchformen. Ratzinger macht vor allem das Konzil dafür verantwortlich, dass die katholische Kirche seiner Ansicht nach angekränkelt ist. Erstaunlich, denn der damals junge, progressiv eingeschätzte Professor hat als theologischer Berater nachweisbar dazu beigetragen, dass die Kirche sich der modernen Welt öffnete und dazu sich selbst reformierte.
Ja, erstaunlich. Aber das veranlasst den Autor nicht, noch einmal etwas genauer hinzusehen. Dann hätte er vielleicht merken können, dass weder der neue Papst noch sein Vorgänger das Konzil für irgendwelche Fehlentwicklungen verantwortlich machen. Beide standen und stehen, soweit ich das beurteilen kann, vollständig auf dem Boden des Konzils - allerdings definitiv nicht eines diffusen Geists des zweiten Vaticanums, wie er häufig beschworen wird und sich in den Konzilstexten nicht finden lässt...

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1 Comments:

At 4/27/2005 12:30:00 AM, Blogger Scipio said...

Also der Satz "Es ist das einzige größere theologische Werk aus seiner Feder, ansonsten ist er der Meister der kleinen Form in Reden, Aufsätzen, Buchbeiträgen" stimmt ja schon mal nicht; die "Eschatologie" hat er wohl nicht zur Kenntnis genommen. (Die "Theologische Prinzipienlehre" kenne ich nicht, und den "Geist der Liturgie" könnte man mit viel bösem Willen ebenfalls zu den kleinen, allgemeinen Formen rechnen.)

 

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