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Sonntag, Mai 01, 2005

Metz

Theodor Frey verdanke ich den Hinweis (dort mehr) auf ein Interview mit Johann Baptist Metz in der Wochenendausgabe der Süddeutschen. Auszüge:
SZ: Warum sieht man Ratzinger ausgerechnet in Deutschland so kritisch, nennt ihn gar einen Fundamentalisten?

Metz: Durch die "Liberalisierung" der Theologie bei uns, die häufig provinzieller wirkt, als sie sich selbst eingestehen mag, hat ein ohnehin historisch angestauter antirömischer Affekt noch zugenommen. Aus diesen Grabenkämpfen mit Rom herauszukommen, war übrigens das Motiv meiner Mitarbeiter, als sie 1998 Ratzinger nach Ahaus einluden.

Benedikt XVI. ist kein Fundamentalist, denn Fundamentalisten reflektieren ihre Überzeugungen nicht. Die, die ihn einen Fundamentalisten nennen, sind vermutlich in seinen Augen selbst solche -- Fundamentalisten der Beliebigkeit, gehorsam jener "Diktatur des Relativismus", die er in seiner Rede vor dem Konklave anprangerte. Treffender scheint es mir jedoch, von einem "süßen Gift" des Relativismus zu sprechen. Dieses Gift will immer mehr unsere Bereitschaft lähmen, etwas für so lebenswichtig, ja für so heilig zu halten, dass wir es weder im modernen Diskurs noch im postmodernen Pluralismus der Stimmen und Stimmungen zur Disposition stellen. [...]

SZ: Ihr bekanntestes Wort ist wohl jenes von der "Gotteskrise". Heute spricht man oft von einer Renaissance des Glaubens. Ist die Gotteskrise Geschichte?

Metz: Die Gotteskrise ist nicht identisch mit einer Religionskrise, sie ist sogar oft in eine religionsfreundliche Atmosphäre getaucht: Religion als Stimmung wird bejaht, Gott als Anspruch aber verneint. Auch diese Verneinung ist dann aber nicht kategorisch gemeint wie noch im Sinne der großen, leidenschaftlichen Atheismen. Der Atheismus in Zeiten der Gotteskrise ist banal geworden.