Hoerster
Hoersters Bucht ist prägnant, bringt aber nichts Neues. Die argumentative Haltlosigkeit der Gottesbeweise ist unter Philosophen eine Selbstverständlichkeit. Wo der Handschuh, den er in Richtung Theologie wirft, landen soll, bleibt unklar. In der Nähe von Küng, Spaemann, Ratzinger/Benedikt XVI. vielleicht. Oder vor dem Münchner Theologie-Professor Armin Kreiner, der mit einem der wichtigsten jüngeren Versuche, die Existenz Gottes trotz der Übel in der Welt zu beweisen, hervorgetreten ist. Vermutlich wird er vor dem Schemen eines seiner Internats-Lehrer des westfälischen Jesuitenordens landen, der für die theologische Prägung Hoersters zuständig war.
In seiner Angriffslust bleibt Hoerster „religiös unmusikalisch“ (wie sich Habermas nennt). Für alles vag Transzendente oder Gefühlige der Religion hat er keinen Sinn. Durch die Engführung auf die rationale Beweisbarkeit Gottes macht er es sich nicht nur einfach, sondern verpasst auch den Dialog mit den Theologen. Dabei gibt es viel Gesprächsbedarf. Die Verständigung zwischen Habermas und Ratzinger vor einem Jahr war allzu freundlich und nach der Papst-Wahl könnten sich Ratzingers „religiös verkapselte Bedeutungspotenziale“ der theologischen Tradition plötzlich doch noch öffnen.
Der Vatikan wagt sich mit seiner arroganten Kritik an der Moderne weit aus dem Fenster, seine Vernunftkritik ist fahl und die hygienische Forderung nach wechselseitiger „Reinigung“ von Glaube und Vernunft scheint glaubenskongregatorisch heuchlerisch. Doch wenn die Philosophen zeigen wollen, dass die Vernunft nicht nur eine instrumentalisierte ist, sondern Grundlage unseres Lebens, dann müssen sie die religiösen Bedürfnisse ernst nehmen und mit postmetaphysischer Vernunft einen humanen Vertrauens- und Trosthorizont schaffen, vor dem ein Leben gut, ja besser sein kann, als eines, das in einem bequemen Glauben verharrt, der oft genug eine leere oder aber machtkonsolidierende Geste bleibt.
Aus einer Rezension von Oliver Müller
NORBERT HOERSTER: Die Frage nach Gott. C.H. Beck, München 2005. 125 Seiten, 9,90 Euro.
3 Comments:
Was ist denn das bitte für ein Text? "Meine schönsten Vorurteile über die katholische Kirche"?
Der Vatikan wagt sich mit seiner arroganten Kritik an der Moderne weit aus dem Fenster
Arrogant? Wer, wie, was? Beweise bitte!
seine Vernunftkritik ist fahl
Meines Wissens hat sich gerade Ratzinger eher - in gut katholischer Tradition! - der Zusammenführung von Glaube und Vernunft verschrieben...
und die hygienische Forderung nach wechselseitiger „Reinigung“ von Glaube und Vernunft scheint glaubenskongregatorisch heuchlerisch.
...nämlich genau auf diese Weise: aber wenn das dem geschätzten Herrn Müller nur "glaubenskongregatorisch heuchlerisch" (was für ein Ausdruck!) ist, dann kann man auch nichts machen. Wenn man sich nicht mit der Denkweise der Kirche auseinandersetzen will, dann wird man sie auch nicht verstehen.
Übrigens: Ratzinger sagt in einem der Seewald-Bücher übrigens selbst, dass man allein durch rationale Argumente noch nicht zum Glauben an die Existenz Gottes kommen kann. (Das gilt übrigens nicht nur für Gott, sondern für so ziemlich alles: unsere Debatten der letzten Wochen waren ja ein gutes Beispiel dafür...)
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Please read what I wrote: "Das gilt nicht nur für Gott, sondern für so ziemlich alles"
Wir hätten etwa auch darüber diskutieren können, ob bei einer Abtreibung ein Mensch getötet wird oder nicht (falls wir darüber verschiedener Ansicht wären) - wir hätten einander trotzdem nicht überzeugen können, trotz noch so guter Argumente (Karin Struck bringt das in ihrem Vortrag "Abtreibung tötet eine Person" gut auf den Punkt). Wir hätten auch über etwas vollkommen anderes diskutieren können.
Wir haben halt (vor allem) darüber diskutiert, was Kirche ist...
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