Das Notizbuch ist umgezogen. Sie werden weitergeleitet…

Sie sollten automatisch weitergeleitet werden. Falls nicht, besuchen Sie bitte http://commentarium.de und aktualisieren Sie Ihre Lesezeichen.

Montag, Juli 04, 2005

Wirtschaftsimperium

Friedhelm Schwarz schreibt ein Buch über Kirche als Wirtschaftsfaktor und bringt eine Reihe bekannter Topoi, wenn er zum Beispiel
kritisiert, dass das kirchliche Wirtschaften immer noch nicht transparent genug ist. Er zeigt, dass es in dem historisch gewachsenen Dickicht viele ineffiziente Doppelstrukturen gibt, welche die gegenwärtige Finanzkrise der Kirche mit verursacht haben. Schwarz wundert sich auch darüber, dass Kirchenangestellte auf einen Teil ihrer Arbeitnehmerrechte verzichten müssen und dass dies keiner zum Skandal macht. „Ich würde mir wünschen, dass die Kirche sich zu ihren wirtschaftlichen Aktivitäten bekennt und diese so handhabt, wie man wirtschaftliche Dinge zu handhaben hat“, schreibt Schwarz schließlich als Fazit.

Das bleibt als These aber dünn und blass, vor allem, weil man sich von einem Wirtschaftsfachmann gewünscht hätte, dass er sagt, wie seiner Meinung nach die Kirche „aus ihrem christlichen Auftrag“ heraus „ganz weltliche, ökonomische Pflichten erfüllen“ sollte. Doch hier liegt die große Schwäche des Buches: Es analysiert nicht, ordnet nicht ein, gewichtet nicht. Es bleibt über weite Strecken eine Stoffsammlung, die gegen Ende wirr wird und von der katholischen und evangelischen Arbeitnehmer-Bewegung über die Finanzlage im katholischen Bistum Aachen und kirchliche Stellungnahmen zur Agenda 2010 zur Initiative Kirche von unten hüpft. Frei nach dem Motto: Das hat alles irgendwie mit Geld, Kirche und Macht zu tun. [SZ-Rezension]
Dass Kirchenangestellte auf einen Teil ihrer Arbeitnehmerrechte verzichten müssen, ist so wenig ein Skandal wie die Tatsache, dass zum Beispiel für Journalisten ähnliche Einschränkungen gelten. Das Stichwort lautet Tendenzbetrieb. Ein Unternehmen, das als solcher gilt, darf von seinen Angestellten mehr Konformität fordern als andere. Und darf man nicht von Fachbuchautoren verlangen, dass sie gute Bücher schreiben?

Friedhelm Schwarz: Wirtschaftsimperium Kirche. Der mächtigste Konzern Deutschlands, Campus Verlag, Frankfurt 2005, 24,90 Euro.

Die SZ nennt weitere Bücher zum Thema:
  • Carsten Frerk: Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland, Alibri-Verlag, Aschaffenburg 2001, 435 Seiten, 24,50 Euro.
    Das Buch ist der faktenreiche, aber letztlich erfolglose Versuch des Kirchenkritikers Frerk zu ergründen, wie reich die Kirchen wirklich sind. Fleißarbeit für alle, die es noch genauer wissen wollen.
  • Norbert Feldhoff: Kirchensteuer in der Diskussion, Köln 1996, 22 Euro.
    Der ehemalige Generalvikar des Erzbistums Köln und kirchliche Finanzexperte erklärt aus Innen-Sicht, wie die Kirche mit ihrem Geld und ihrem Vermögen umgeht. Die Zahlen sind allerdings sehr in die Jahre gekommen.