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Dienstag, Mai 24, 2005

Zerfall des Kirchenbewusstseins

Die Krise der Kirche ist die ganz konkrete Gestalt dieser Bewusstseins- und Glaubenskrise. Die Kirche erscheint nicht mehr als die lebendige Gemeinschaft, die von Christus selber herkommt und uns verbürgt, was Christus sagt, uns damit auch die geistige Heimat und die innere Gewissheit gibt, dass der Glaube wahr ist. Aber heute erscheint sie als eine Gemeinschaft unter vielen anderen: Es gibt viele Kirchen, wird jeder sagen, und es wäre menschlich unanständig, die eigene als die bessere anzusehen. Schon der menschliche Anstand gebietet einem also, die eigene so relativ zu sehen, wie man alle anderen auch sehen muss. Dann sind es also soziologische Zufallsgebilde, die unvermeidbar waren, aber die uns nicht mehr das Bürgnis geben: „Da bist du recht zu Hause“. Dieser Zerfall des Kirchenbewusstseins, der natürlich auch wieder mit dem ganzen Diktat der geistigen Situation von heute zusammenhängt und der konkrete Anwendungsfall davon ist, ist sicher ein Hauptgrund dafür, dass uns das Wort nicht mit Autorität erreicht, sondern wir allenfalls sagen: Da ist Schönes dran, aber ich muss mir selber aussuchen, was ich richtig finde.
Joseph Ratzinger (2003) im Interview mit der Tagespost

4 Comments:

At 5/26/2005 12:25:00 PM, Blogger Dr. Matthias O. Will said...

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At 5/26/2005 05:17:00 PM, Blogger mr94 said...

Wer Christus selbst erfahren will, ist auf die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche angewiesen. Die Kirche ist der Leib Christi, Christus das Haupt. Die Verkündigung Christi lässt sich nicht von der Verkündigung der Kirche trennen - sonst wird ein leibloses Haupt oder ein kopfloser Leib verkündet.

Kann es sein, dass die protestantische Rechtfertigungslehre letztlich die Kirche überflüssig gemacht hat? Weil sie die Heilsnotwendigkeit der Kirche ablehnt? Wenn die Wahrheit relativ, die Kirche virtuell und der Weg vor allem individuell ist, dann bleibt nur ein schwacher Abglanz von dem, der Via, Veritas et Vita ist.

 
At 5/26/2005 05:43:00 PM, Blogger Dr. Matthias O. Will said...

Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

 
At 5/27/2005 12:21:00 PM, Blogger Petra said...

Was hätten wohl die Apostel zu der von Dir gefeierten Konfessionsvielfalt gesagt, wo zu Heil, Sakramenten, Kirche, Ämtern und sonst noch allem Möglichen völlig gegensätzliche Positionen vertreten werden - und das alles im Namen Jesu Christi???


"sola fide": Luther konnte bei dieser Ansicht offenbar leicht Passagen wie Mat 25:31-46 (Vom Weltgericht) beiseite schieben - und dass er den Jakobusbrief (insb. wegen 2:14-26) am liebsten aus dem Kanon geschmissen hätte, ist ja auch hinlänglich bekannt. Statt "sola scriptura" eben: "scriptura" ist das, was mir ins Konzept passt...

Kann es übrigens nicht sein, dass sich Röm 3,28 auf das jüdische Gesetz bezieht? Aus dem Kontext erscheint es nämlich so... (Und Du weißt ja vermutlich auch, dass das Wort "allein" hier von Luther eigenmächtig eingefügt wurde und im Original gar nicht vorkommt... In der Einheitsübersetzung heißt diese Zeile nämlich: "Denn wir sind der Überzeugung, dass der Mensch gerecht wird durch Glauben, unabhängig von Werken des Gesetzes.")

Außerdem sind "gute Werke" ja auch nicht "Gesetz" in dem Sinn, wie es die Juden verstanden. Insbesondere, weil nachher auch noch 3,31 kommt (ich zitiere hier die modernisierte Lutherübersetzung): "Wie? Heben wir das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne! Nein, wir richten das Gesetz auf."

 

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