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Donnerstag, Juli 07, 2005

Neuordnung

Georg Muschalek in der Tagespost über den Umbau der Pfarrpastoral:
"Wer könnte den Rückgang der verfügbaren Priester durch starke Schrumpfung der Kandidaten für das Amt und durch Ausscheiden der alten Priester leugnen? Ein genauerer Blick auf die Verhältnisse ergibt ein anderes Bild. Es ist in der letzten Zeit mehrfach nachgewiesen worden, dass im Verhältnis zur Zahl der katholischen Christen, die am sakramentalen Leben und an der Glaubensvermittlung teilnehmen, die Situation günstiger ist als vor etwa fünfzig Jahren. Freilich ist durch die Ausdünnung des geographischen pastoralen Raumes die Tatsache geschaffen worden, dass nicht mehr jede bisherige Pfarrei einen eigenen Priester als Pfarrer am Ort haben kann. Dies ist aber nicht dasselbe wie die Annahme, dass es für die aktiven katholischen Christen zuwenig Priester gäbe. Bei den hier wie anderswo geplanten Reformen geht es ja nicht um Missionsaufgaben in einer schon wieder heidnisch werdenden Umwelt, also um Aufgaben, die immer die Anzahl der Priester übersteigen - jedenfalls wird es nicht gesagt, dass dies so gesehen wird - , sondern um die Neuordnung der regulären Pfarrpastoral. Also würde nur die Aufgabe verbleiben, die Regionen der Pfarrseelsorge neu zu bestimmen und die Gläubigen mit dieser Veränderung vertraut zu machen." [via credo ut intelligam]
Lange Zeit war es selbstverständlich, dass nicht jeder Ort und jede Kirche einer eigenständigen Pfarrei mit eigenem Pfarrer zugeordnet war. Hier mal ein auf die Schnelle zusammengegugeltes Beispiel:
Schon im 13. Jahrhundert bildeten die Dörfer Zeltingen, Rachtig, Erden und Lösnich eine Großpfarrei als Verwaltungseinheit und blieben bis ins 19. Jahrhundert zusammen. Erst 1803 gliederten sich die Dörfer als eigenständige Pfarreien. Heute nach 200 Jahren haben sie zwar noch ihre Selbstständigkeit als Pfarrei, werden aber in einer Seelsorge-Einheit unter einem Pfarrer verwaltet.
Das relativiert doch so manche Aufregung erheblich.

In unserer norddeutschen Diaspora ist die Situation noch viel krasser: Viele Gemeinden und Kirchen entstanden erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als die Zahl der Katholiken erst durch die Vertriebenen und bis heute durch Aussiedler aus Polen und Russland auf etwa das Dreifache wuchs. Es war der Vorgänger unseres im vergangenen Jahr emeritierten Bischofs, der als größter Bauherr in die Bistumsgeschichte einging. So mancher von ihm geweihte Bau ist inzwischen schon wieder dem Erdboden gleich.