Triumphierender Katholizismus
Schon seltsam, was zahlreiche Kommentatoren so alles über die Jugendlichen zu wissen glauben, die sich in den letzten Tagen zu Köln versammelt hatten. Am Beispiel der Kleinen Zeitung aus Graz:
"Die jungen Leute lieben den Papst, obwohl sie mit den Dogmen, die er verkündet, nur wenig anfangen können. So sehr der in seiner Heimat einst als 'Panzerkardinal' Verfemte den Jubel als späte Genugtuung empfunden haben muss, so wenig macht Benedikt der Sechzehnte sich Illusionen über die paradoxe Anatomie dieser 'amour fou'. Ja, er akzentuierte den Widerspruch sogar, indem er bei der Vigil auf dem Marienfeld allen individuellen Versuchen, sich eine Privatreligion zurechtzubasteln, eine klare Absage erteilte und so die diffuse Gottessehnsucht, die viele vor die Tore Kölns getrieben hatte, gegen den Strich bürstete. Wer Christ sein will, kann das nur innerhalb der Kirche. So lautet die Botschaft des Papstes." [Deutschlandfunk/Presseschau]Der Tages-Anzeiger aus der Schweiz mischt sich den üblichen Cocktail aus Stereotypen, Vorurteilen und bequemen Illusionen zurecht:
Man müsse festhalten, wem der Jubel der Jugendlichen eigentlich gelte: "Einem Mann, der Abtreibung und Kondom ablehnt, der vorehelichen Sex und Homo-Ehen bekämpft und der die evangelischen Kirchen für keine Kirchen hält und der die Glaubensnot in Europa viel häufiger zum Thema macht als den Hunger in der Dritten Welt. Einem Geistlichen auch, der den Jugendtag-Besuchern, sofern sie an seinen Messen teilnahmen, den vollkommenen Ablass versprach. Das sind kaum Inhalte, mit denen man die Jugend von heute begeistert. In der Postmoderne lässt sich aber offenbar auch ein vormoderner Glaube als Heilsbotschaft verkaufen. Oder geht es gar nicht um Glauben? Ist der Weltjugendtag bloss Happening mit hohem Spaßfaktor, der die Inhalte überstrahlt?" [Tages-Anzeiger]Ja, vielleicht merkt die Jugend von heute ja nach diesem Kommentar, dass sie nicht begeistert zu sein hat?
Zum versöhnlichen Abschluss noch ein Blick in die Zeitung La Libre Belgique aus Brüssel:
"Die spektakuläre Bekräftigung eines triumphierenden Katholizismus in einem Land, das von agnostischen 68-ern wie Bundeskanzler Schröder von der SPD und dem grünen Außenminister Fischer regiert wird, dürfte das politisch-religiöse Klima zweifellos verändern. Zum ersten Mal seit langem scheinen die deutschen Katholiken wieder den Mut zu haben, ihren Glauben in einer säkularisierten Welt zu bejahen."
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