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Donnerstag, September 29, 2005

André Glucksmann


"Der Hass ist eine fundamentale menschliche Gegebenheit, er nährt sich selbst, ohne notwendigerweise einen Grund zu brauchen. Für die Gläubigen ist er eine Folge der Erbsünde, für die Psychoanalytiker der Ausbruch des Todestriebes - Eros und Thanatos, Liebe und Tod, bestimmen in ihrer Dualität das menschliche Wesen."

"Auch die Religion scheint mir nur ein Vorwand. Der französische Soziologe Raymond Aron, der bedeutende Gegenspieler von Jean-Paul Sartre, bezeichnete Hitlerismus und Marxismus als säkulare Religionen. Ich behaupte: Der islamische Fundamentalismus ist eine Säkularisierung der Religion, das heißt eine politische Benutzung der Theologie."

"Über das Gute, politisch gesprochen das Allgemeinwohl, wurde schon immer gestritten, seit den Griechen im alten Athen. Das ist politischer Pluralismus, der prinzipiell keinen oder wenig Schaden stiftet. Neu ist, dass wir die Existenz des Bösen nicht mehr anerkennen wollen. Wenn es das Böse nicht gibt, ist alles erlaubt: Das ist das Phänomen des gegenwärtigen Nihilismus. Eine Zivilisation gründet sich nicht unbedingt auf das gemeinsam angestrebte Beste, sondern auf die Ausgrenzung, die Tabuisierung des Bösen. Ein Übermaß an Toleranz kann durchaus zur Verkennung des Bösen führen." [Spiegel via paxvobis]


André Glucksmann: Hass. Die Rückkehr einer elementaren Gewalt. Verlag Nagel & Kimche, 288 Seiten, 19,90 Euro