Norm
"Zu einem erfüllten Leben gehören normalerweise Kinder."Mit diesem Satz hat sich Paul Kirchhof nicht unbedingt neue Freunde gemacht. Mit der ganzen Debatte und deren Protagonisten (wie Frank "Methusalem" Schirrmacher) befasst sich heute Gerhard Matzig in der SZ:
Die Kritiker Kirchhofs haben in einem Punkt Recht: Der Mann spricht von einer Normalität, die weder normal noch Norm ist: Kinder sind in Deutschland eine Anomalie. Resignativ heißt es dazu im Kinder- und Jugendbericht: Das Konstrukt Familie stellt für junge Menschen „keine attraktive Lebensform dar“.
Die Folgen dieser gesellschaftlichen Optionalisierung sind dramatisch. Nicht aber, weil sie uns in die Vergangenheit des 18. Jahrhunderts führen könnten, sondern im Gegenteil: Weil sie uns die Zukunft verbauen. Das erklärt die Hysterie der Debatte, für die in der Schweizer Weltwoche in Anspielung auf den „Rinderwahnsinn“ der denkwürdige Titel „Kinderwahnsinn“ ersonnen wurde, aber nur zum Teil.
Der Krieg, den wir wahlweise gegen die Kinder- und Eltern-Feindlichkeit oder gegen den Kinderwahn und die entsprechende Nichteltern-Feindlichkeit führen, speist sich aus einer explosiven Mixtur von Rationalität und Emotionalität, von öffentlich wirksamen Volkswirtschafts-Kennziffern und privaten Lebensentwürfen. Dazu kommen im „Konstrukt“ Familie, das eher ein Bedeutungsknäuel am Schnittpunkt gesellschaftlicher und individueller Sehnsuchtsvorstellungen ist, Mythos, Glaube und Kulturgeschichte. Die traditionslose Moderne, welche die taz so tapfer gegen Kirchhof verteidigen möchte, ist nirgendwo in Sicht. [Perlentaucher]
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