Deutschlandfunk
In den hiesigen Kommentarspalten ist gelegentlich Klage über die Kirchen- und Religionsberichterstattung im Deutschlandfunk zu lesen gewesen, und neulich erst hatte ich einen Beitrag über die Synode von Clermont kritisiert.
Der gestrige Kommentar [MP3 ist online, Text (noch?) nicht] von Gregor Hoppe zum jüngsten, vorab veröffentlichten Vatikan-Dokument indes ist eine Meisterleistung dieses Genres und des Deutschlandfunks nicht würdig. Viel dümmer geht's nimmer, möchte man meinen. Jedenfalls nicht im DLF, ist meine leise Hoffnung.
Bislang hatte ich Deutschlandfunk, Kirche und Köln eher mit "katholisches Rheinland" assoziiert. Aber vielleicht ist eine andere Assoziation treffender?
5 Comments:
Hallo Martin,
als MP3 ist der Kommentar allerdings schon on-line.
Heute früh hat unser aller Lieblingssendung in einem gleichgestimmten Beitrag auch interessanterweise die Gruppe "Katholiken für eine Freie Wahl" zitiert, ohne zu erklären wer das ist.
Mir kommt es so vor, als ob all diese Reaktion schon vor Wochen geschrieben wurden und man sich nun den "Spaß" nicht vom Wortlaut des Textes verderben lassen will.
Das Problem der Berichterstattung ist übrigens nicht nur das des DLF. Beim BR (Radio) laufen teilweise genau die gleichen Beiträge. Alles die gleiche ...
Ach, danke Martin! Ich habe gestern abend den Kommentar gehört. Mir sind dazu auf katholon.net folgende Zeilen eingefallen:
»Das ›Papier‹ ist gestern bereits mit deutlich ironischem Ton im Deutschlandfung rezensiert worden. Erstaunlich nur, daß die behaupteten, an der Abfassung des Textes hätte die Kurie einige Jahre gearbeitet – und gleichzeitig den anderthalb DIN-A4-Seiten langen ›Vorabdruck‹ auf dem Tisch liegen hatten.
Wie bitte, glauben die wirklich, an vier mageren Sätzen hätten die so lange gearbeitet? Hier stimmt was nicht – entweder in der Kurie, oder beim Deutschlandfunk.«
Noch ein Nachtrag zur Berichterstattung des BR, da Du ja dort oben im Norden wohl kaum in den zweifelhaften Genuß kommen wirst, "B5 am Sonntag: die Kirchen" zu hören.
Wöchentlich gibt es neues dazu, wie böse der Bischof Müller von Regensburg ist. Man muß ja nicht von allem begeistert sein, was er tut, und sicherlich hat er auch seinen Beitrag zur Eskalation beigetragen, aber ein Mann der einem solchen medialen Trommelfeuer ausgesetzt ist, kann einem doch nur sympathisch sein. Dabei würde ich gerne mal eine objektive Darstellung des Konflikts von Anfang an, aber die ist mir bisher noch nicht begegnet.
Das könnte man nocht verstehen, denn hier geht es um innerkatholische Angelegenheiten, aber was die Sendung in Sachen Klaus Berger verbrochen hat, schlägt alles, was man sonst gehört hat:
Fortsetzung folgt ...
...
... Einer der zur zeit am häufigsten gelesenen Bibelwissenschaftler, der Neutestamentler Klaus Berger, steht seit der letzten Woche unter Druck. Berger ist eigentlich katholisch, hat aber zeit seines Lebens ausschließlich an evangelischen Fakultäten gelehrt, weil er wegen einer angeblich mißlungenen Dissertation an der katholischen Fakultät in München in den Sechziger Jahren keine katholische Lehrerlaubnis erhielt. Berger zahlt auch seit Jahren an die evangelische Kirche seine Kirchensteuer, vertritt aber kirchenpolitische Positionen, die überhaupt nicht evangelisch sind. Was ist Klaus Berger nun eigentlich – evangelisch, katholisch, oder, wie er jetzt selbst sagt, eine „ökumenische Existenz“? Der Zeit-Journalist Robert Leicht hat da seine ganz eigene Meinung und wirft Berger vor, ein Konfessionsschwindler zu sein. Matthias Morgenroth faßt den Fall Berger zusammen:
„... es geht bei Maria und der Menschwerdung immer auch um die Präsenz Gottes in der Geschichte, unter den Menschen. Und das hat der liberale Protestantismus völlig aus den Augen verloren.“
Klaus Berger bei einem Vortrag über das ureigene katholische Thema der Jungfrauengeburt. Neben bei wettert er gegen die protestantische Theologie, die er in Heidelberg als Neutestamentler lehrt. Jungfrauengeburt ist wörtlich zu verstehen, wie die Bibel überhaupt. Es gibt die verbindliche Lehrmeinung, die Hölle existiert real, historische Bibelkritik, protestantische Tugend der freien Auslegung, symbolische Ansätze
„wo nun immer man anfängt von Symbolen zu reden, ist die Auflösung dieser Symbole dann subjektiv. Das heißt die Auflösung hat keine Verbindlichkeit mehr. Wenn ich sage Jungfräulichkeit ist nur symbolisch, dann muß man immer sagen für was.“
Schon lange wundert man sich in evangelischen Kreisen über den lauten Vielschreiber und Bestsellertheologen Berger, der zwar rhetorisch sehr versiert ist, aber theologisch ultrakonservative katholische Lehrmeinungen vertritt – in einer evangelischen Fakultät.
Nun wollte man, so hieß es vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland, „nicht evangelischen Vatikan spielen“ und den Professor zur Ordnung mahnen. Sollten es doch die Theologen unter sich ausmachen. Freilich, man wußte der Mann war katholisch gewesen, aber seine katholische Unikarriere war zu Ende, als seine damals noch katholische Arbeiten unter Häresieverdacht gerieten. Woraufhin er seiner Kirche zumindest nach außen hin den Rücken kehrte. Aber die langen Lehrjahre danach? Auf Anfrage seiner Universitätskollegen, ob er denn, wenn schon so katholisch in seinen Auslegungen wirklich evangelisch sei, winkte Berger stets mit der Lohnsteuerkarte; dort stand „Kirchensteuer: ev.“. Das allerdings gilt kirchenrechtlich nicht als Konversion, dazu müßte Klaus Berger offen in eine evangelische Gemeinde übergetreten sein, was nicht der Fall war. Stattdessen trat er auf, gerade bei konservativ katholischen Veranstaltungen, und gab sich dabei wenig evangelisch:
„... Unter Mystik verstehe ich eine direkte bewußte Begegnung von Menschen mit Mächten aus dem unsichtbaren Bereich, seien es Gott oder Engel, seien es Teufel oder Dämonen, wie wir das als Katholiken eigentlich doch gewohnt sind, daß es mystische Erfahrungen gibt ...“
Hier der entscheidende Satz noch einmal: „... wie wir das als Katholiken ...“
Merkwürdig daß die evangelischen Kollegen in Heidelberg davon nichts mitbekamen. Erst im August im einem Leserbriefstreit im Gemeindebrief einer Heidelberger Gemeinde bekannte sich Berger öffentlich und schriftlich dazu, katholisch zu sein. Er habe nie an einer evangelischen Abendmahlsfeier teilgenommen; in der Beichte, im Beichtgeheimnis, sei ihm die katholische Zugehörigkeit anerkannt worden; auch Kardinal Joseph Ratzinger für die Vorgänge kennen und habe zumindest nicht widersprochen.
Das Universitätskollegium war vor den Kopf gestoßen – ein „katholisches U-Boot“, wie Robert Leicht ihm als Mitglied im Rat der EKD Berger in der Wochenzeitung „Die Zeit“ vorwirft. „Mit Wissen und Billigung“ seiner katholischen Kirche sollte Klaus Berger vorgeben haben, er sei evangelisch, um dort lehren zu dürfen.
In dieser Woche antwortet Berger tränenreich in der „Zeit“, er sei zu einer „ökumenischen Existenz“ konvertiert. Allerdings hat er seit Jahren nichts besseres zu tun, als den Protestanten Unterwerfung unter den Papst vorzuschlagen und das reformatorische Kirchenmodell abzuqualifizieren. Wie steht es da mit seiner „ökumenischen Existenz“?
Ein Katholik darf in einer evangelischen Fakultät lehren; das gibt es andernorts auch. Bleibt die Frage warum Klaus Berger nicht zu seinem Katholischsein stehen konnte, sondern seine Kollegen lieber mit dem evangelischen Kirchensteuerbescheid in der Hand im Unklaren ließ, wo er steht.
Der Theologe Klaus Berger und die „ökumenische Existenz“ – das war ein Beitrag von Matthias Morgenroth.
Also, abgesehen von den Grammatikfehlern, die einem erst beim Transkribieren auffallen, strotzt der Beitrag ja nur so von Halbwahrheiten. Es wird auch sehr deutlich, wo die Sympathien liegen. Ich sage nur: "rhetorisch versiert" vs. "theologisch theologisch ultrakonservativ katholisch". Das die Jungfrauengeburt ein katholisches Thema ist, würde einen gewissen Dr. theol. M. Luther bestimmt interessieren.
Kommentar veröffentlichen
<< Home