Sichere Erkenntnis
Joseph Kardinal Ratzinger sieht die Probleme schon seit langem. Gerade darum hat er, so scheint mir, im Einverständnis mit Papst Johannes Paul II. „Dominus Jesus“ geschrieben: um den Katholiken bei der Unterscheidung zu helfen zwischen dem, was katholisch ist, und dem, was es nicht ist. Das freilich setzt eine – noch dazu, wie das Dokument betont – „sichere“ Erkenntnis der Wahrheit voraus. Aber gerade deren Möglichkeit wird heute grundsätzlich in Abrede gestellt und dann, wenn sie jemand behauptet, als Anmaßung, also moralisierend, gedeutet. So stand denn auch folgerichtig ganz oben auf der Liste der ersten Angriffe auf den neuen Papst: Wie konnte er in „Dominus Jesus“ behaupten, die katholische Kirche stehe „über“ allen anderen Religionen und die anderen christlichen Gemeinschaften seien keine „Kirchen“ im Vollsinn des Wortes? Ja, sie haben recht, die Kritiker, J. Ratzinger hat das behauptet, aber nicht als „seine persönliche Meinung“, sondern als biblische und darum katholische Wahrheit. Die Kritiker übersehen, dass dieser Vorrang der katholischen Kirche nicht eine Frage der Moral ist, sondern der Logik des Glaubens selbst entspringt, die auch ein Ungläubiger hypothetisch verstehen kann: Wenn Jesus wirklich der Sohn Gottes war, wie könnte eine andere Religion dieser einen Religion, die Gottes Sohn selbst gegründet und mit der er sich identifiziert hat, das Wasser reichen können? Wie könnte sie eine Gemeinschaft, die wesentliche Strukturen bestreitet, als ganz und gar „gleichwertig“ anerkennen können? Aus dem Glauben an die Menschwerdung Gottes und Seinem Willen ergeben sich alle Ansprüche der katholischen Kirche von selbst und haben, wohlbemerkt, nichts mit der persönlichen Haltung, sei es Demut oder Hochmut, von katholischen Christen zu tun. An das Credo der Kirche zu glauben und gleichzeitig zu behaupten, alle Religionen seien in etwa „gleich“, ist nicht nur ein Glaubensmangel, sondern auch ein innerer, logischer Widerspruch.
Weihbischof Andreas Laun über Papst Benedikt XVI.
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