Wahlkampf
Impressionen aus der Frankfurter Provinz.
Thomas Seiterich-Kreuzkamp macht dem Namen der Zeitschrift, für die er arbeitet, alle Ehre an diesem Abend. „Publik Forum, Zeitschrift kritischer Christen” heißt sie. Daß seine Analyse zur Wahl Benedikts XVI. Widerspruch hervorrufen würde, wird ihm klar gewesen sein. Der Dompfarrsaal ist voll, die Zuhörer haben sich den Dienstag abend freigehalten. Irgendwann platzt einem Zuhörer der Kragen: Arrogant sei Seiterich-Kreuzkamp, ein Populist.
Der Redakteur hatte zuvor bei der Diskussion über Bendedikt XVI. seine Sicht der Dinge auf den Punkt gebracht: Er habe sich „nicht gefreut” über den neuen Papst. Es hätte etliche Leute gegeben, die bessere Päpste geworden wären, etwa Kardinal Martini; diese Gruppe habe sich aber vor dem Konklave und während der Wahlversammlung zersplittern lassen, sie sei auf die Wahlkampfstrategie Ratzingers hereingefallen, fügt er unter Hinweis auf „seriöse Vatikanbeobachter” hinzu. „Ratzinger hat zielstrebig auf sein neues Amt hingewirkt.” [FAZ]
4 Comments:
Ach Gott.
Das zeigt in nuce so ziemlich alles, woran die Kirche heute krankt: vom "aus Selbstzweck kritisch sein" bis "das Licht des Evangeliums unter den Scheffel stellen".
Wobei, angesichts dessen, was man sonst auf den "publik-forum"-Seiten liest, klingt dieser Herr ja noch ganz moderat. Ich denke mir dort nicht selten, dass die Eigenbezeichnung "Zeitschrift der die gemeinschaftliche Religion ablehnenden Neo-Gnostiker und Pantheisten" passender wäre.
Übrigens erinnert mich manches hier an eine Passage von Joseph Ratzinger, die ich gerade heute gelesen habe (im gemeinsam mit Hans Maier geschriebenen Demokratie in der Kirche - Möglichkeiten und Grenzen):
Immerhin berührt es merkwürdig, daß heute nicht selten jene Kreise, die besonders lautstark von der Demokratisierung der Kirche reden, am wenigsten Respekt vor dem gemeinsamen Glauben der Gemeinden zeigen und in dieser Stimme der Mehrheit der Glaubenden nur die systemimmanente Scheinfreiheit sehen, die durch ihr kritisches Bemühen als Unfreiheit erst überführt werden müsse. Die Arroganz der Selbstdogmatisierung, die hier zutage tritt, kann gewiß nicht zum Heilmittel für die Zukunft der Kirche werden.
Vielleicht poste ich noch mal mehr aus diesem interessanten Buch. Aber jetzt wird erst einmal getrauert.
"Zeitschrift der die gemeinschaftliche Religion ablehnenden Neo-Gnostiker und Pantheisten"
Sehr schön. Die Formulierung werde ich in meinem Kündigungsschreiben zitieren, mit dem ich nach sechzehn Jahren nun mein Abo stornieren werde.
Dieses Schreiben musst Du dann unbedingt posten... ;-)
Auf jeden Fall!
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