Primitive Zweckmäßigkeit
Nachzutragen wäre da noch ein Artikel von Michael Gassmann auf der Geisteswissenschaften-Seite der FAZ vom 3. August, der sich mit dem Verhältnis von Kirchenmusik und Liturgie beschäftigt.
Man hat der Liturgiereform des Zweiten Vaticanums vorgeworfen, sie habe alle Sinnlichkeit des Ritus zerstört. Das vernichtende Urteil läßt sich in der Theorie leicht widerlegen, findet aber in der Praxis oft seine Bestätigung. Tendenzen der Verflachung sind nicht zu übersehen. Die waren freilich nicht intendiert. Der Begriff der "participatio actuosa" wird verkürzt, wenn man unter ihm bloß einen äußerlichen Aktionismus versteht, wie es zum Beispiel des beständige Wechselsingen darstellt oder die gleichzeitige Einbindung aller irgendwie musizierenden Gruppen in ein und denselben Gottesdienst. [...] Wo heute die Sinnlichkeit des Ritus zerstört wird, da geschieht es meist, weil der Kunstanspruch ans geistliche musikalische Werk aufgegeben wird zugunsten einer primitiven Zweckmäßigkeit, die sich nach den Bedürfnissen und Vorlieben gemeindlicher Arbeitskreise richtet. [FAZ, 85 Cent]
Albert Gerhards (Hg.): Kirchenmusik im 20. Jahrhundert. Erbe und Auftrag. Reihe: Ästhetik - Theologie - Liturgik, Bd. 31, 2005, 192 S., 17.90 EUR, br., ISBN 3-8258-7680-2
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