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Mittwoch, Oktober 05, 2005

Völlig überschätzt

Bevölkerungsforscher Herwig Birg - der demographisch interessierte Stammleser kennt ihn bereits - im Interview:
"DIE WELT: Niedrige Geburtenraten, die nicht zur Bestandserhaltung reichen, plagen fast alle Industriestaaten. Was war dafür ausschlaggebend? Die Pille oder der Kapitalismus?

Birg: Die Pille wird völlig überschätzt. Sie war nur Mittel, ein Ziel zu erreichen, das man ohnehin hatte - nämlich keine Kinder zu haben. Die Pille ist also nicht ursächlich, sondern bestenfalls verstärkend. Und der Kapitalismus? Der Ökonom Joseph Schumpeter sprach von der Selbstausbeutung des Kapitalismus in demographischer Hinsicht. Wenn der Wohlstand wächst, sinkt die Geburtenrate, weil in entwickelten Ländern wie Deutschland Kinder für die Eltern häufig einen Wohlstandsverlust bedeuten. Diese Selbstausbeutung nach innen ist inzwischen gepaart mit der demographischen Ausbeutung anderer Länder. Hier tritt ein neuer Kolonialismus zutage: Wir wollen die Besten importieren und profitieren von Menschen, die anderswo eine Lücke hinterlassen. Das ist desaströs." [Die Welt]

Herwig Birg: Die ausgefallene Generation. Was die Demographie über unsere Zukunft sagt. Verlag C.H. Beck, München, 158 Seiten, 16,90 Euro.

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