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Freitag, Mai 28, 2004

silicon.de über unitarische Einflüsse auf das Internet und andere Religionsfragen: Tim Berners-Lee feiert kein Pfingsten. Warum? Weil er der Kirche der 'unitarischen Universalisten' angehört. Unitarier glauben nicht an die Dreieinigkeit von Vater, Sohn und Heiligem Geist, sondern an den "einen Gott". Deshalb feiern sie auch kein Fest der Ausschüttung des Heiligen Geistes. In den USA gibt es nach Angaben der 'Deutschen Unitarierer' etwa 150.000 bis 180.000 Anhänger, in Deutschland dürften es weniger als 5000 sein.

Was hat der Glauben von Berners-Lee mit dem Internet zu tun? Sehr viel, stellt Berners-Lee auf seiner Homepage fest. Denn: Das Internet ist laut Berners-Lee ähnlich strukturiert wie die Unitarische Kirche. Dezentralisierung, Toleranz, Wahrheit und Hoffnung: Diese Prinzipien der Unitarier sieht Berners-Lee in der Internet-Technik verwirklicht.


Der Autor erinnert an Umberto Eco, der schon 1994 die Fehde zwischen Apple und Microsoft als einen "Religionskrieg" bezeichnet hatte: "Ich bin der festen Überzeugung, dass der Macintosh katholisch und DOS protestantisch ist", so Eco ironisch. Der Macintosh sei heiter, freundlich und entgegenkommend, er sage dem Gläubigen, wie er Schritt für Schritt vorgehen solle. Die Offenbarung sei in verständliche Formeln und bunte Ikonen gefasst. DOS sei dagegen protestantisch, ja calvinistisch. Es verlange schwierige persönliche Entscheidungen und nehme hin, dass nicht jeder zum Heil gelange. Um das System funktionieren zu lassen, seien Exegesen des Programms erforderlich.

Inzwischen haben sich die Dinge etwas geändert. Folgt man Ecos Diktion, ist Microsoft zum Katholizismus konvertiert, und Linux hat die Fackel des Calvinismus übernommen. Windows biete jetzt "üppig ausgestattete Kirchen", lästert Spiegel-Autor Volker Berding. Steve Jobs sei der "Messias der Apfelsekte" und die Linux-Anhänger gingen so weit, "ihren Glauben dorthin zu tragen, wohin selbst Microsoft kein Windows bringen würde: auf den Mac".

Donnerstag, Mai 27, 2004

Karl Rahner zur Ökumene: Er schreibt, dass diese erstrebte eine Kirche nicht zustande kommen kann durch willkürliche Subtraktionen an dem geltenden katholischen Dogma, sondern nur durch ein echtes Neuverständnis [...] nach vorne ohne Substanzverlust [...]. Wenn [...] die Einheit der Kirche ein verpflichtendes Ziel aller Christen ist, das man nicht einfach bequem auf den Jüngsten Tag vertagen darf, [...] dann darf einmal wohl auch ein utopisch anmutender Vorschlag gemacht werden. [...] Kann man nicht die volle glaubensmäßige und theologische Einheit als eine Folge einer institutionellen Einigung betrachten, zumal eine solche ja nicht eine institutionelle Uniformität im Sinne des bisherigen CIC von dogmatischen Gründen her bedeuten müßte? (vgl. fonolog)

Aus der Abteilung "Bücher, die ich schon länger lesen möchte": Paulo Coelho, Auf dem Jakobsweg.

Der Deutschlandfunk (Sendung: Politische Literatur) rezensiert Paul Nolte: Generation Reform. Jenseits der blockierten Republik.

Ein Auszug: Heilung setzt vernünftige Diagnose voraus. Und Note belässt es nicht bei der Diagnose. Er will die zertrümmerten Leitbilder wieder aufrichten und fischt nach den Scherben in den geistigen Reservoirs der großen politischen Lager. Am ehesten fündig wird, so meint er, die 'Generation Reform' im Reservoir der Konservativen, oder genauer: im Gedankengut eines modernen Konservatismus.

Nolte enumeriert fünf Eckpunkte eines neuen konservativen Profils: Religiöse Fundamente in einer postsäkularen Welt; Eindämmung der Ego-Gesellschaft; Subsidiaritäts- und Netzstrukturen; Identitäten und Identitätsräume; Maßhalten und Machbarkeitsprinzip.

Dreh- und Angelpunkt ist für den Autor dabei der Begriff der 'Verantwortung zur Veränderung'. Das Abbremsen des Modernisierungsdrucks reiche nicht mehr aus, schreibt er. Dieser klassisch-konservative Impuls müsse zur 'reflektierten Modernisierung' erweitert werden, oder zu einer 'verantwortlichen Veränderung'. Religiöse oder transzendentale Wertmaßstäbe seien hierbei nicht zwingend, wohl aber hilfreich.

Peter zitiert Georges Bernanos, Tagebuch eines Landpfarrers
[via EchoRomeo]

Mittwoch, Mai 26, 2004

Silvia Hell: Das Papstamt aus ökumenischer Sicht. in: Papstamt. Hoffnung, Chance, Ärgernis. Ökumenische Diskussion in einer globalisierten Welt. Hg. S. Hell / L. Lies SJ. Innsbruck 2000, 191- 210.

Verwirrung im Erzbistum Berlin: Der starke Rückgang der Kirchensteuereinnahmen drängt das Erzbistum Berlin zu weiteren Sparmaßnahmen, so das Erzbistum in einer Pressemeldung. Andere Kreise vermuteten einen Rechenfehler bei der Beratungsfirma, was jedoch zurückgewiesen wurde. Da die negative Einnahmeentwicklung andauern wird, ist mit weiteren massiven Einschnitten zu rechnen, die über das bisherige Maß weit hinausgehen. Schon jetzt stehen viele kirchliche Mitarbeiter vor dem Ende ihrer Existenz.

Zum Thema Beichte zwei interessante, kurze Texte: Angelika Prauß fasst zusammen, was Anselm Grün über das Sakrament der Versöhnung schreibt. (Passenderweise stehen über dem Text gleich Termine zur Beichtgelegenheit.) Und das längst eingestellte Sonntagsblatt überschrieb 1995 einen Text mit der Zeile Sehnsucht nach der Beichte.

Dienstag, Mai 25, 2004

Das Bistum Mainz verwaltet die Meldedaten etlicher Bistümer und bietet eine Online-Zuordnung/-Suche nach Straße und Ort an. Wer also wissen möchte, welcher Pfarrei er qua Wohnsitz angehört, ist hier an der richtigen Stelle. (Allerdings nicht für alle deutschen Bistümer.)

Eine kluge Rezension im Deutschlandfunk (Sendung Büchermarkt, Überschrift: Gott als Gedanke): Vattimos Gott hat rein gar nichts mit Furcht und Beten, Schmerz und Tod, Vergebung und Auferstehung und all den Dingen zu tun, die wir mit ihm in Verbindung bringen. Als einziges Attribut bleibt ihm eine spiritualisierte Nächstenliebe. Außerdem sagt dieser Glaube: Ich glaube, dass ich an Gott glaube, aber ich weiß es nicht. Das ist eine direkte Umkehrung der traditionellen Begriffe, wo Glauben nicht mit einer objektiven Realität zusammenfiel, aber die Überzeugtheit des Glaubenden die des Wissenden übertraf.

Vattimos Gott ist ein Nischengott. Er hat etwas ähnlich Rührendes wie andere Versuche, Gott weiterleben zu lassen: In abstrakten Werten, wie das die Konservativen gerne tun, im häuslichen Bereich unter dem Herrgottswinkel, wie in manchen ländlichen Gegenden, oder im Innersten, als rein private Angelegenheit. Gott, so wie Vattimo ihn uns anempfiehlt, bekommt etwas von einem Sektenführer. Er ist ein typisches Produkt einer Reflexion über Gott, ein Gott, der vielleicht als Gott zu denken ist, mit dem sich aber sonst nichts anfangen lässt.


Gianni Vattimo
Jenseits des Christentums. Gibt es eine Welt ohne Gott?
Carl Hanser Verlag, 192 S., EUR 19,90 Euro

Montag, Mai 24, 2004

Habe ich eigentlich schon über Willow Creek geschrieben? (Sind auch in Deutschland vertreten.) Hört sich beim ersten Lesen recht evangelikal an. Der Erfolg scheint ihnen Recht zu geben.

Montag, Mai 17, 2004

In Aachen geht es jetzt richtig zur Sache. Laut Aachener Zeitung rollt eine Kündigungswelle durch das Bistum. Bis jetzt sind allerdings noch keine Kündigungen ausgesprochen worden, heißt es aus der Verwaltung. Im Vergleich dazu geht es in Hildesheim ja noch recht beschaulich zu.

Freitag, Mai 14, 2004

Neu in der rechten Spalte: Meine aktuelle Lektüre.

Donnerstag, Mai 13, 2004

Am Sonnabend vor Pfingsten feiert meine Gemeinde eine Pfingstvigil. Eigentlich der dritte große nächtliche Gottesdienst neben Christmette und Osternacht, aber doch weitgehend in Vergessenheit geraten. Unser Thema: die sieben Gaben des Heiligen Geistes.

Mittwoch, Mai 12, 2004

„Schüler verlassen Schulen wie Landsknechte eine aufgelöste Armee.“ (Peter Sloterdijk, zitiert vom Trendbüro)

Donnerstag, Mai 06, 2004

Über einen Vortrag von Paul Zulehner: "Zulehner beschreibt einen 'opulenten Kirchenbetrieb', der im Laufe der Zeit entstanden sei, in dem Geld als Segen betrachtet wurde, und die 'Vernützlichung der Religion' und fügt hinzu: 'Nichts vernichtet Religion so sehr.' Die staatlich verordnete Kirchlichkeit zu Zeiten der Kaiserin Maria Theresia, in denen die Menschen keine freie Entscheidung hatten, ist längst Geschichte. Heute tut die Öffentlichkeit nichts mehr für die Kirche. Auch die Kultur hilft nicht. Vielmehr habe sich eine 'Wellness-Spiritualität' in der Gesellschaft breit gemacht, bei der das Evangelium keine Rolle spiele.

Zulehner zeichnet in seiner theologischen Situationsanalyse das Ende einer übernommenen Kirchengestalt und empfiehlt: 'Die Lösung lautet Aufbruch'. Dabei verweist er auf Karl Rahners Werk 'Strukturwandel als Chance und Aufgabe der Kirche'. Doch statt in die Zukunft zu blicken und zu fragen, was Gottes Lektion für uns in dieser Krise sei, versuche man krampfhaft, den herkömmlichen Betrieb aufrechtzuerhalten. "