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Mittwoch, November 30, 2005

Römische Inquisition

"Die Römische Inquisition ist 1542 gegründet zur Abwehr der protestantischen Häresie, also eine Reaktion auf den Protestantismus, der sich des Mediums Buch bediente und wo sozusagen das Buch als das Erfolgsgeheimnis zur Verbreitung reformatorischer Gedanken in Rom dann auch schließlich erkannt wurde. Deshalb ist eine der Hauptaufgaben der Römischen Inquisition, praktisch den Buchmarkt zu beobachten, um - jetzt mal in der Sprache der Zeit - zu verhindern, dass sich gesunde Katholiken mit dem protestantischen Virus anstecken. Der Index der verbotenen Bücher ist jetzt eine Liste von Büchern, die Katholiken bei Strafe der Exkommunikation und damit Verlust des ewigen Seelenheiles nicht lesen durften. Da der Buchmarkt sich immer weiter entwickelte, konnte man natürlich nicht statisch bei einer Liste bleiben, sondern es musste ständig nachgearbeitet werden. Wenn neue Bücher erschienen, mussten die in Rom wieder untersucht werden und dann gegebenenfalls wieder verboten werden oder auch freigesprochen."
Hubert Wolf, Historiker [Deutschlandfunk]

Andreas

Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren.
Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden. Messias heißt übersetzt: der Gesalbte (Christus).
Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sagte: Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen. Kephas bedeutet: Fels (Petrus).
Joh 1,40-42

Souverän

Durchaus abgewogen kommentiert die NZZ das seit gestern amtliche römische Papier:
"Es gibt wohl keine guten Gründe dafür, der katholischen Kirche das Recht abzusprechen, ihre inneren Angelegenheiten selber zu regeln und beispielsweise die Bedingungen für die Zulassung zu Ämtern nach ihrem eigenen Gusto festzulegen. Niemand hat einen wie auch immer gearteten rechtlichen Anspruch darauf, zum Priester der katholischen Kirche geweiht zu werden. Da nützt auch die Berufung auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und das darin enthaltene Diskriminierungsverbot nichts. Die Kirche ist, zumindest was die Rekrutierung ihres Führungspersonals betrifft, durchaus souverän. Sie zwingt ja niemanden dazu, ihr anzugehören."
Etwas schräg dann allerdings der Versuch einer Kurzexegese nebst moraltheologischer Schlussfolgerungen am Schluss des Kommentars:
"In diesem Rückgriff auf die traditionelle Lehre spiegelt sich weniger Homophobie als vielmehr eine Sexualmoral, die in der Ehe in erster Linie eine Institution der Reproduktion sieht und den Fortpflanzungsaspekt der Sexualität überbetont. Stellte der Vatikan mehr auf personale Zuwendung und Hingabe ab, käme er zu einer positiveren Beurteilung homosexueller Partnerschaften - und wäre damit erst noch biblischer. Das Neue Testament hat die Päderastie und ihre Abarten verurteilt, wie sie in der damaligen griechischen-römischen Kultur praktiziert wurden. Es sagt nichts über heutige Partnerschaften zwischen erwachsenen Homosexuellen auf der Basis gegenseitiger Anerkennung."
Da möchte ich doch mit Hein Blöd sagen: Fragt lieber noch mal eure Eltern, denn so ganz sicher bin ich mir da nicht.

Dienstag, November 29, 2005

Wörtliche Interpretation

Wie verarbeiten Bibelfundamentalisten das Problem der beiden Schöpfungsberichte (Gen 1,1-2,4a und 2,4b-25)? Sie lassen sich ja bei streng wörtlicher Interpretation nicht auf einen Nenner bringen. Schuf Gott den Menschen zuletzt, am SonnabendFreitag, nachdem die Erde soweit fertig war - oder zuerst, ohne nähere zeitliche Eingrenzung, aber bevor er den Garten Eden anlegte und die Tiere schuf?

Höchst interessant ist übrigens, was Augustinus ("Über den Wortlaut der Genesis") als wörtliche (oder vielmehr wortgetreue) Interpretation ansah. Er versteht Begriffe wie "Licht", "Tag" und "Morgen" in ihrer geistlichen (und nicht etwas physikalischen) Bedeutung. Geistliches Licht ist für ihn genauso wörtlich wie physikalisches, und die Schöpfung des geistlichen Lichtes ebenso ein geschichtliches Ereignis wie die Schöpfung des physikalischen Lichtes.

Eine wörtliche oder wortgetreue Interpretation der Genesis liegt für Augustinus keinesfalls auf der Hand, sondern ist das Ergebnis eines aufwendigen und schwierigen Prozesses. Dabei ist ganz selbstverständlich der fortschreitende Wissensstand zu berücksichtigen - und nicht etwa an einer einmal gefundenen Interpretation festzuhalten, auch wenn diese sich angesichts neuer Erkenntnisse nicht halten lässt.

Blick auf die Wirklichkeit

Anfang November sprach Angela Merkel in der Katholischen Akademie, München, über ihren Glauben. Die Tagespost kommentierte:
"Christlichen Parteien muss das Ideologische, das weltanschauliche Vorurteil völlig fremd sein. Man ist bei den Menschen - den Arbeitslosen, den Handwerkern und Unternehmern, den Familien, den alleinerziehenden Müttern - und nimmt deren Alltag und Sorgen als die Wirklichkeit an.

Zwei Entwicklungen befördern diese christliche Sicht der Politik, die den Bürger nicht irgendwelchen ideologischen Vorgaben unterwirft: Zum einen das Ausbluten der 68-er-Bewegung, die das Land über Jahrzehnte mit zahllosen Ismen überzogen hat. Feminismus, Marxismus, Maoismus, Ökologismus waren wie Denkschablonen, die den Blick auf die Wirklichkeit versperrten. Emanzipation (von was? - auf was hin?) war das große Schlagwort. Erziehung musste antiautoritär sein, egal wie es den Kindern in Wirklichkeit erging. Diese Bewegung kommt nun an ihr biologisches Ende und hinterlässt ein Vakuum, das es zu füllen gilt.

Zum anderen gibt es Anzeichen, dass die laizistische Welt wieder mit Christen spricht und akzeptieren könnte, dass auch das Religiöse Teil der Wirklichkeit ist. Das Gespräch des Präfekten der Glaubenskongregation mit dem Philosophen Habermas, dem 'reinsten aller Laizisten' (Ratzinger), vor fast zwei Jahren war so ein Signal."
Man nehme als Kontrastmittel die vorgestanzten Wortschablonen aus dem Munde von Claudia Roth, Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen:
'Der Erlass ist anachronistisch und diskriminierend. Homosexuelle Männer dürfen erst nach einer dreijährigen Phase der Keuschheit zu katholischen Priestern geweiht werden. Für heterosexuelle Männer gilt das Keuschheitsgelübde dagegen erst mit der Priesterweihe. Das ist eine klare Diskriminierung von homosexuellen Männern.

Wenn von Priesteramtskandidaten zudem verlangt wird, dass sie keine 'tiefsitzenden homosexuellen Tendenzen' haben, dann wird das dazu führen, dass homosexuelle Kandidaten ihre Identität verleugnen werden. Das Dokument schreibt eine überkommene Sexualmoral fest, unter der homosexuelle Männer jahrhundertlang leiden mussten.

Es enttäuscht damit auch die Erwartungen von vielen gläubigen Menschen, die auf eine Modernisierung der katholischen Kirche gehofft hatten. Es ist ein schmerzliches Relikt aus einer schon überwunden geglaubten Zeit.'
Claudia Roth - ein schmerzliches Relikt aus einer schon überwunden geglaubten Zeit?

ARD-Standards

Als Kommentator hatte Gregor Hoppe, ARD-Hörfunkkorrespondent in Rom, in der letzten Woche kräftig daneben gehauen. Sein heutiger Hörfunkbericht hingegen steigt zwar mit dem unvermeidlichen Protest "von Schwulenverbänden und Menschenrechtsgruppen" ein, referiert dann aber ausführlich das Papier selbst, bevor er abschließend die Kritiker zu Wort kommen lässt.

Habemus Episcopum

Norbert Trelle, Weihbischof von Köln, ist der 70. Bischof von Hildesheim. [Bistum Hildesheim]

Immer gleich Sünden

"Es war verhängnisvoll für die christliche Moraltheologie, dass sie Sünde und Sex von Anfang an in einen so engen Zusammenhang gebracht hat, den sie bis heute nicht auflösen konnte. Allerdings ist das der logische Schluss, wenn man eine reine Sexualität, die keine Irritationen kennen darf, zum Ideal erhebt. Dann sind Schwierigkeiten immer gleich Sünden. Zölibatär lebende katholische Priester sind, wenn man sie darauf anspricht, schnell mit der Antwort zur Hand, sie hätten mit ihrer Sexualität keine Probleme. Genau dieses Ideal ist das Problem." [Frankfurter Rundschau]
Es ist verhängnisvoll für den Kommentator der Frankfurter Rundschau, dass er Sünde von Anfang an aus dem engen Zusammenhang mit Vergebung und Erlösung herausgelöst hat. Allerdings ist das der logische Schluss, wenn man weder Vergebung noch Erlösung kennen will. Dann sind Sünden immer gleich Katastrophen. Journalisten sind, wenn sie über religiöse Themen berichten, schnell mit der These zur Hand, die Sündhaftigkeit des Menschen sei kein Problem, sondern werde ihm von übelmeinenden Pfaffen eingeredet. Genau dieser Erkenntnismangel ist das Problem.

Emanzipation

"Man sollte die Kirche im Dorf lassen. Das Vatikan-Dokument ist ein echter Fortschritt auf dem Weg zur Emanzipation von Homosexuellen in der Kirche. Denn erstmals in dieser Deutlichkeit wird durch die oberste Kirchenbehörde anerkannt, dass es schwule Priesteramtskandidaten gibt und dass sie genauso wie ihre heterosexuellen Zimmernachbarn Priester werden können – und sollen. Die dreijährige Probephase hat mit Diskriminierung nicht das Geringste zu tun: Sie ist – für Heteros nicht minder – eine wichtige Zeit der Prüfung, Reifung und Klärung der eigenen Berufung und Sexualität. Homosexuellen in der Kirche kann das Dokument Mut machen: Es ist ein Plädoyer für Schwule im Priesteramt. Sie können sich künftig outen, ohne Gefahr zu laufen, um ihr Amt und ihre Reputation bangen zu müssen. Kein Homosexueller muss sich verstecken und seiner Veranlagung abschwören. Er muss nur keusch leben und um des Himmelsreiches willen auf Sex verzichten – genauso wie sein heterosexueller Mitbruder." [Stuttgarter Nachrichten]

Norbert Trelle

Anfang November hatte eine Glosse in der FAZ auf ein Phänomen aufmerksam gemacht:
"In Deutschland häufen sich die Fälle, daß eine Diözese ein Jahr und länger auf die Ernennung eines neuen Bischofs warten muß. So war es jüngst in Magdeburg und Augsburg, so ist es in Hildesheim. Ein irritierendes Signal, selbst wenn hier und da ein Kandidat das ihm angetragene Amt abgelehnt haben sollte. Denn soll die Botschaft einer quälend langen Vakanz lauten, daß es auf den Bischof eigentlich nicht ankommt? Oder muß man sich gar vorstellen, daß die Suche nach geeigneten Kandidaten inzwischen fast aussichtslos ist? Das dürfte wohl nicht wahr sein."
In Hildesheim legt gemäß Preußenkonkordat der Heilige Stuhl dem Domkapitel eine Dreierliste von Bischofskandidaten vor, aus der in freier, geheimer Abstimmung der neue Bischof gewählt wird. Die Ernennung ist dann Sache des Heiligen Stuhls. Das Preußenkonkordat trifft keine ausdrückliche Feststellung zur Frage, ob Rom jeden Gewählten ernennen muss.

Zwar sollten auf der römischen Dreierliste nur Kandidaten stehen, die im Falle der Wahl auch tatsächlich ernannt würden. Doch fällt in die Zeit der Hildesheimer Sedisvakanz auch der Wechsel im Papstamt - und damit die Möglichkeit, dass Papst Benedikt XVI. diese Eignungsfragen anders beurteilt hat als sein Vorgänger. Was immerhin den Zeitverzug erklären würde.

Nun soll heute, so berichtet jedenfalls der Kölner Stadt-Anzeiger, die Wahl von Norbert Trelle (63) zum neuen Oberhirten annonciert werden. Sollte dies zutreffen und sich an der gegenwärtigen Praxis des Amtsverzichts mit 75 Jahren nichts ändern, so wäre seine Amtszeit jedenfalls kürzer als die seiner Vorgänger Josef Homeyer (1983-2004), Heinrich Maria Janssen (1957-1982) und Joseph Godehard Machens (1934-1956). Übrigens zeigt diese Liste, dass ein Jahreswechsel zwischen Erledigung und Neubesetzung eines Bischofsstuhls jedenfalls in Hildesheim keine Neuigkeit ist.

Montag, November 28, 2005

Neuer Bischof in Hildesheim

Gegen diese Sedisvakanz war die des Heiligen Stuhls im Frühjahr nur eine kurze Episode: Seit August 2004 ist der Sitz des Bischofs von Hildesheim verwaist. Jetzt kündet das Kompendium von der Wahl eines neuen Hirten. Morgen um 12 Uhr werden wir seinen Namen kennen.

Freitag, November 25, 2005

Papst in Gemelli-Klinik

Wenn ich Überschriften wie diese lese, erschrecke ich mich leise, denke an die ersten Monate dieses Jahres und frage mich: Er auch schon?

Aber dann eröffnet Benedikt XVI. doch nur das Akademische Jahr der Medizinischen Fakultät der Herz-Jesu-Universität (schöner Name für eine Uni, ähnlich dem meiner Alma Mater).

Examine in excerptum pro homophilensis


Sie wollen Priester werden und wissen nicht, ob Sie schwul sind?
Hier erfahren Sie alles, was Sie schon immer über sich wissen wollten. Vielleicht wussten Sie bis jetzt noch nicht einmal, dass Sie Priester werden wollten? Testen Sie. [haraldschmidt.tv]

Donnerstag, November 24, 2005

Deutschlandfunk

In den hiesigen Kommentarspalten ist gelegentlich Klage über die Kirchen- und Religionsberichterstattung im Deutschlandfunk zu lesen gewesen, und neulich erst hatte ich einen Beitrag über die Synode von Clermont kritisiert.

Der gestrige Kommentar [MP3 ist online, Text (noch?) nicht] von Gregor Hoppe zum jüngsten, vorab veröffentlichten Vatikan-Dokument indes ist eine Meisterleistung dieses Genres und des Deutschlandfunks nicht würdig. Viel dümmer geht's nimmer, möchte man meinen. Jedenfalls nicht im DLF, ist meine leise Hoffnung.

Bislang hatte ich Deutschlandfunk, Kirche und Köln eher mit "katholisches Rheinland" assoziiert. Aber vielleicht ist eine andere Assoziation treffender?

Eigentlich Wurst

Der Vatikan, mein eigentliches Staatsoberhaupt, hat ab heute gesagt: "Schwule dürfen keine Priester werden." Das hat mich gewundert, weil es ist doch eigentlich Wurst, mit wem man offiziell keinen Sex haben darf.
Harald Schmidt, 23. November 2005

Andreas Dung-Lac und Gefährten

Andreas, mit bürgerlichen Namen Dung An Trân, war Sohn armer nichtchristlicher Eltern aus dem Norden Vietnams. Diese zogen nach Hanoi, als Andreas zwölf Jahre alt war; hier wurde er von einem katholischen Katecheten versorgt, katholisch erzogen und getauft. Er wirkte drei Jahre als Katechet, studierte Theologie, wurde 1823 zum Priester geweiht und wirkte als Pfarrer in Ke-Dâm. In den Christenverfolgung unter Kaiser Minh-Mang's wurde er 1835 ins Gefängnis geworfen, woraus er aber durch Lösegeldzahlungen seiner Gemeindeglieder frei kam.

Um den Verfolgungen zu entgehen, änderte er seinen Namen in Andreas Lac und wirkte fortan in einer neuen Gemeinde, aber am 10. November 1839 wurde er zusammen mit Peter Truong Van Thi wieder verhaftet; nach erneuter Freilassung aufgrund von Lösegeldzahlungen wurden beide bald erneut gefangen genommen, nach Hanoi gebracht, gefoltert und schließlich enthauptet.
[Ökumenisches Heiligenlexikon]

Einer jener neuen Gedenktage, die im vierten Band des Kleinen Stundenbuches und im Lektionar zum Stundenbuch noch nicht enthalten sind (weshalb ich ihn heute morgen glatt vergessen und die Laudes vom Donnerstag der zweiten Woche gebetet habe).

Nun schlichen sich jene Männer heran und fanden Daniel, wie er zu seinem Gott betete und flehte.
Darauf gingen sie zum König und erinnerten ihn an sein Verbot; sie sagten: O König, hast du nicht ein Verbot unterzeichnet, nach dem jeder, der innerhalb von dreißig Tagen an irgendeinen Gott oder Menschen außer an dich, König, eine Bitte richtet, in die Löwengrube geworfen werden soll? Der König gab zur Antwort: Die Anordnung steht fest nach dem unwandelbaren Gesetz der Meder und Perser.
Da berichteten sie dem König: Daniel, einer von den verschleppten Juden, achtet weder dich, König, noch das Verbot, das du unterschrieben hast, sondern verrichtet dreimal am Tag sein Gebet.
Als der König das hörte, war es ihm sehr peinlich und er dachte nach, wie er Daniel retten könne. Bis Sonnenuntergang bemühte er sich, ihn freizubekommen.
Doch jene Männer bestürmten ihn und sagten: Bedenke, König, es ist bei den Medern und Persern Gesetz, dass jedes Verbot und Dekret, das der König erlässt, unabänderlich ist.
Darauf befahl der König, Daniel herzubringen, und man warf ihn zu den Löwen in die Grube. Der König sagte noch zu Daniel: Möge dein Gott, dem du so unablässig dienst, dich erretten.
Und man nahm einen großen Stein und wälzte ihn auf die Öffnung der Grube. Der König versiegelte ihn mit seinem Siegel und den Siegeln seiner Großen, um zu verhindern, dass an der Lage Daniels etwas verändert würde.
Dann ging der König in seinen Palast; fastend verbrachte er die Nacht; er ließ sich keine Speisen bringen und konnte keinen Schlaf finden.
Früh am Morgen, als es gerade hell wurde, stand der König auf und ging in Eile zur Löwengrube.
Als er sich der Grube näherte, rief er mit schmerzlicher Stimme nach Daniel und fragte: Daniel, du Diener des lebendigen Gottes! Hat dein Gott, dem du so unablässig dienst, dich vor den Löwen erretten können?
Daniel antwortete ihm: O König, mögest du ewig leben.
Mein Gott hat seinen Engel gesandt und den Rachen der Löwen verschlossen. Sie taten mir nichts zuleide; denn in seinen Augen war ich schuldlos und auch dir gegenüber, König, bin ich ohne Schuld.
Darüber war der König hoch erfreut und befahl, Daniel aus der Grube herauszuholen. So wurde Daniel aus der Grube herausgeholt; man fand an ihm nicht die geringste Verletzung, denn er hatte seinem Gott vertraut.
Nun aber ließ der König die Männer herbeiholen, die Daniel verklagt hatten, und ließ sie mit ihren Kindern und Frauen in die Löwengrube werfen. Sie waren noch nicht am Boden der Grube angelangt, da stürzten sich die Löwen auf sie und zermalmten ihnen alle Knochen.
Daraufhin schrieb König Darius an alle Völker, Nationen und Sprachen auf der ganzen Erde: Friede sei mit euch in Fülle!
Hiermit ordne ich an: Im ganzen Gebiet meines Reiches soll man vor dem Gott Daniels zittern und sich vor ihm fürchten. Denn er ist der lebendige Gott; er lebt in Ewigkeit. Sein Reich geht niemals unter; seine Herrschaft hat kein Ende.
Er rettet und befreit; er wirkt Zeichen und Wunder am Himmel und auf der Erde; er hat Daniel aus den Tatzen der Löwen errettet.
Dan 6,12–28 (Lesung der Messe vom Gedenktag)

Mittwoch, November 23, 2005

Infotainment

Konjunktiv 2 bringt es auf den Punkt:
Hier eine weitere Folge der seit mindestens 250 Jahren beliebten Dauer-Infotainment-Serie 'Der Vatikan muß X, wenn die Kirche nicht im nächsten Jahr untergehen soll':
„Man muß den Vatikan vor einer generellen Verdammung der Homosexuellen warnen”, sagte der Grünen-Politiker Volker Beck am Dienstag. Sollten die Presseberichte stimmen, käme das Dokument einer theologischen Verteufelung der Homosexuellen gleich. Auch Menschenrechtler aus den Vereinigten Staaten kritisierten das Schreiben, das in der kommenden Woche veröffentlicht werden soll.

Gruß aus der Brandstwiete

Die PR-Maßnahmen zum Filmstart ("Der Exorzismus von Emily Rose") laufen bestens. Nach dem großartigen Auftakt per Bullshit-Marketing beschert uns nun der Spiegel (47/2005) mit seiner als Rezension getarnten Version des Exorzismus der Anneliese Michel eine Sternstunde des aufgeklärten Journalismus.
Sektierer [...] nur Eingeweihte, strenge Katholiken, die an Marienerscheinungen und Stimmen aus dem Jenseits glauben [...] das Drama mit der mittelalterlichen Aura [...] der fromme Kult [...] Betsüchtige Mitbürger der Familie [...] die strenggläubigen Eltern der Frau [...] Pilger aus ganz Europa [...] meinen allen Ernstes, der Teufel sei einst in dieser Idylle niedergefahren [...] dieser Teufelskreis aus Gläubigkeit, einflussreichen Nachbarn und Gehorsam gegenüber der Kirche [...] eine fatale Familienkonstellation [...] die Ängste und die nicht geglückte Ablösung einer schwerkranken jungen Frau von ihren Eltern [...] die Klingenberg-Pilger durch solche Aufklärungsversuche nachdenklich [...] verlockend scheint für manche Katholiken die Vorstellung, das Böse lauere täglich auf Opfer, und nur ständiges Gebet halte es in Schach.

Dienstag, November 22, 2005

Hektische Stille

Ich habe ihn gestern gesehen. Und fand ihn stellenweise zu hektisch geschnitten. Wenn zum Beispiel die Mönche bei ihrer Prozession mit dem Allerheiligsten gerade das Tantum ergo anstimmen, dann muss doch nicht schon nach der zweiten Zeile (veneremur cernui) geschnitten werden - in einem 160-Minuten-Film, der seinen Zuschauern einiges abverlangt.

Was die Bedingungen angeht, so schließe ich mich der Meinung von Hanns-Georg Rodek an:
Es sollte dunkel sein, stockdunkel; es ist zunehmend schwierig in Kinos, einen Platz zu finden, an dem sich keine Notausgangsleuchte ins Blickfeld drängt. Der Saal muß isoliert sein, völlig schalldicht; in schlechteren Multiplexen hört man die Explosionen aus anderen Kinos, wenn der eigene Sensurround ein paar Sekunden Atem holt. Absolute Handydisziplin ist von Nöten und ein Publikum, das weder flüstert noch Ausflüge zum Popcorn-Stand unternimmt.
Außerdem sollten die Sitze bequemer sein als im oberen Kino des Abaton. Richtig dunkel war es dort nicht, aber immerhin ruhig und das Publikum diszipliniert.

Trotz dieser kleineren Unbill - die ja ganz gut mit dem wenig kommoden Klosterleben in der Karthause harmoniert - ein wirklich sehenswerter Film. Als Director's Cut in mindestens 220 Minuten Länge und mit ungeschnittenem Tantum ergo würde ich ihn ein zweites Mal ansehen.

Cäcilia

Die Verehrung der hl. Jungfrau und Märtyrin Cäcilia wird ausdrücklich erst im 6. Jahrhundert bezeugt: bei der Feier am 22. November 545 in der Titelkirche S. Cecilia wurde Papst Vigilius gefangen genommen. Diese Kirche stammt aus dem (4. oder) 5. Jahrhundert; Cäcilia war vermutlich die Stifterin. Die Legende von der vornehmen Römerin Cäcilia, die mit Valerian, dem Heiden, der um ihre Hand angehalten hatte, und dessen Bruder Tiburtius wegen ihres Glaubens enthauptet wurde, ist gegen 500 entstanden. [Schott]

Als die Nacht zu Ende ging, rief Cäcilia: Auf, ihr Streiter Christi, legt ab die Werke der Finsternis und zieht die Waffen des Lichtes an.
Benedictus-Antiphon vom Gedenktag

Abtreibungsstatistik Teil 5

Baden-Württemberg stellt eine aufschlussreiche Statistik bereit. Hier zeigt sich seit 1996 ein klarer Trend:

1996: 14.486 Abtreibungen / 114.657 Geburten (12,6%)
2000: 14.537 / 106.182 (13,7%)
2004: 14.204 / 96.655 (14,7%)

Die Abtreibungszahlen stagnieren, während die Zahl der Geburten sinkt. Im Vergleich mit den gesamtdeutschen und den thüringischen Zahlen ist das Verhältnis von Abtreibungen zu Geburten zwar besser, aber der Trend entspricht dem Bundestrend. Würden sich die Acht-Jahres-Trends so fortsetzen, dann wäre 2008 schon eine Relation von 16 Prozent erreicht.

Abtreibungsstatistik Teil 4

Am Beispiel des Landes Thüringen lässt sich erkennen, wie das Verhältnis von (nahezu vollständig erfassten) Abtreibungen zu Geburten in der DDR war und im Osten heute ist.

1975: 13.507 Abtreibungen / 29.775 Geburten (45,4 %)
1980: 14.333 / 40.027 (35,8 %)
1985: 13.761 / 36.674 (37,5%)
1990: 11.118 / 28.780 (38,6%)
1991: 9.354 / 17.470 (53,5%)
1992: 4.386 / 14.615 (30,0%)
1995: 5.343 / 13.788 (38,8%)
1996: 5.213 / 15.265 (34,2%)
2000: 5.251 / 17.577 (29,9%)
2004: 4.757 / 17.310 (27,5%)

Von einigen Ausreißern abgesehen ist es konstant hoch und sinkt erst in den letzten Jahren, bedingt durch seit dem Tiefstand Mitte der 90er Jahre steigende Geburtenziffern und seit 2000 zurückgehende Abtreibungszahlen.

Auch hier gelten natürlich die Anmerkungen des Statistischen Bundesamtes zu den unterschiedlichen Erhebungsmethoden der Abtreibungsstatistik.

Abtreibungsstatistik Teil 3

Pro Leben hält dankenswerterweise jede Menge Abtreibungsdaten und -statistik bereit, insbesondere auch alle Zahlen seit Beginn amtlicher Erhebungen (DDR: 1972, Bundesrepublik: 1976).

Ein erster Langzeitvergleich ergibt dieses Bild:

1980: 92.103 (DDR) / 87.702 (Bundesrepublik)
1985: 90.254 / 83.538
1990: 66.459 / 78.808
1995: 97.937 (Gesamt)
1996: 130.899
2004: 129.650

Auf Basis dieser Zahlen und der Geburtenstatistik des Statistischen Bundesamtes ergibt sich folgendes Verhältnis von Abtreibungen zu Geburten:

1980: 21,0 %
1985: 21,6 %
1990: 16,3 %
1995: 12,8 %
1996: 16,4 %
2004: 18,4 %

Die Zahlen sind mit einiger Vorsicht zu genießen. So gingen zwar die Abtreibungszahlen im Osten ab 1990 zurück - aber dieser Rückgang dürfte der Abschaffung der vorigen, praktisch lückenlosen Erfassung geschuldet sein. Leider liegt mir derzeit keine Geburtenstatistik für die DDR vor - auf deren Basis könnte das Verhältnis von Abtreibungen zu Geburten für die DDR relativ zuverlässig berechnet werden.

Im Westen hingegen war die Erfassung stets lückenhaft. Erst seit 1996 - also nach der letzten Neuregelung - gibt es eine Auskunftspflicht und die Möglichkeit zur Kontrolle.

Der Vergleich zwischen 1996 und 2004 zeigt, dass zwar die absoluten Zahlen leicht gesunken sind, das Verhältnis von Abtreibungen zu Geburten sich jedoch deutlich verschlechtert hat.

Zur Qualität der Daten merkt das Bundesamt für Statistik an:
Die verschiedenen Zeitabschnitte müssen [...] getrennt betrachtet werden (früheres Bundesgebiet bis 1992, neue Länder bis 1992, Deutschland 1993 bis 1995 und ab 1996). Hinsichtlich der Erhebungsmethodik gibt es erhebliche Unterschiede:

- In der ehem. DDR wurden Schwangerschaftsabbrüche bis 1990 über das sog. Krankenblattsystem erfasst, womit von einer fast vollständigen Meldung der Abbrüche zur Statistik auszugehen ist, denn Abbrüche wurden nur in Krankenhäusern vorgenommen.

- Im früheren Bundesgebiet geschah die Meldung dagegen bis Ende 1995 auf einem Erhebungsbogen, der anonym abgegeben werden konnte. Dadurch und wegen der Tatsache, daß viele Stellen, die Schwangerschaftsabbrüche vornahmen, dem Statistischen Bundesamt nicht bekannt waren, ist dort bis 1995 von einer erheblichen Untererfassung auszugehen.

Erst ab 1996 sind die Inhaber von Krankenhäusern und Arztpraxen verpflichtet, auf dem Erhebungsbogen als (später abzutrennendes) Hilfsmerkmal Name und Anschrift der Einrichtung anzugeben. Erst seit 1996 kann dadurch die Einhaltung der Berichtspflicht kontrolliert werden.

Mit der Neuregelung der Bundesstatistik über Schwangerschaftsabbrüche ab 1. Januar 1996 sind die Inhaber der Arztpraxen sowie Leiter der Krankenhäuser, in denen innerhalb von zwei Jahren vor dem Quartalsende Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt wurden, auskunftspflichtig. Als Hilfsmerkmale werden entsprechend §17 SchKG der Name und die Anschrift der Einrichtung sowie die Telefonnummer der für Rückfragen zur Verfügung stehenden Person erhoben. Dadurch ist es dem Statistischen Bundesamt möglich, die Einhaltung der Auskunftspflicht zu kontrollieren. Jedoch gelten auch weiterhin Einschränkungen hinsichtlich der Vollständigkeit der erhobenen Daten.

Montag, November 21, 2005

Abtreibungsstatistik Teil 2

Noch ein beängstigender Blick ins Detail: Die altersgruppenspezifischen Geburtenziffern für Berlin machen einen näherungsweisen Blick auf das Verhältnis von Abtreibungen zu Geburten in den verschiedenen Altersgruppen möglich. Und das sieht finster aus:

15-18: 63,2 % (1999: 49,4)
18-20: 42,2 % (29,9)
20-25: 29,0 % (20,5)
25-30: 17,1 % (15,0)

Diese Zahlen setzen voraus, dass die Abtreibungszahlen in Berlin dem Bundesdurchschnitt entsprechen. Das wird vermutlich nicht der Fall sein ist auch so, wie ich mittlerweile anhand der Abtreibungsstatistik 2003 überprüfen konnte. Trotzdem Also dürfte der Trend klar erkennbar sein: Unter den minderjährigen Frauen kommen inzwischen fast zwei Abtreibungen auf drei Geburten. Dramatisch erscheint insbesondere auch der Anstieg in der gesamten Altersgruppe bis 30 binnen nur fünf Jahren.

Gedenktag Unserer Lieben Frau in Jerusalem

Das heutige Fest, ursprünglich Gedenktag der Einweihung einer Marienkirche in Jerusalem, wird im Osten seit dem 6. Jahrhundert als Marienfest gefeiert: der Einzug der heiligen Mutter Gottes in den Tempel. Gemeint ist damit die Darstellung und Darbringung Marias im Tempel durch ihre Eltern Joachim und Anna. Darüber wird in den vier kanonischen Evangelien nichts berichtet; die Überlieferung stützt sich vor allem auf das apokryphe (unechte) Protoevangelium des Jakobus. In der römischen Kirche wurde das Fest zunächst abgelehnt, doch hat es sich seit dem 14. Jahrhundert allmählich durchgesetzt. Der jetzige deutsche Name „Gedenktag Unserer Lieben Frau in Jerusa­lem“ legt den Festinhalt nicht fest. „Mariä Opferung“ ist als geschichtlicher Vorgang sehr fragwürdig; richtiger wird es sein, Maria selbst als den lebendigen Tempel Gottes zu ehren; durch das vorbehaltlose Ja zu ihrer Berufung ist Maria die heilige Stadt Gottes geworden, die Erfüllung des alten Jerusalem und das Urbild der christlichen Kirche. [Schott]

Als Jesus noch mit den Leuten redete, standen seine Mutter und seine Brüder vor dem Haus und wollten mit ihm sprechen.
Da sagte jemand zu ihm: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen mit dir sprechen.
Dem, der ihm das gesagt hatte, erwiderte er: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?
Und er streckte die Hand über seine Jünger aus und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder.
Denn wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.
Mt 12, 46-50 (Evangelium der Messe vom Gedenktag)

Abtreibungsstatistik

Bei fono tobt eine heftige Diskussion. Es ist sicher von Nutzen, zunächst die Zahlenbasis zu betrachten. Der eigentlich wünschenswerte Zehnjahresvergleich ist mir nicht möglich, weil ich dazu keine Zahlen gefunden habe.

Auf den ersten Blick hat sich in absoluten Zahlen von 1999 bis 2004 wenig verändert. Die Zahl der dem Statistischen Bundesamt gemeldeten Zahlen sank leicht von 130.471 (1999) auf 129.650 (2004). Auch die Quote blieb mit 77 Abtreibungen pro 10.000 Frauen bis 55 Jahren gleich. Von 1999 bis 2004 sank die Zahl der Geburten insgesamt von 770.744 auf 705.622. Das Verhältnis von Abtreibungen zu Geburten verschlechterte sich also von 16,9 auf 18,4 Prozent.

Die Entwicklung in der Altersgruppe bis 30 ist dramatisch.

15-18: 51 (1999: 39)
18-20: 107 (93)
20-25: 130 (118)
25-30: 115 (110)

Obwohl die Zahl der Frauen im Alter von 15 bis 30 von 7,12 auf 7,0 Mio. zurückging, stieg die Zahl der Abtreibungen von 69.424 auf 75.385, was sich im entsprechenden Anstieg der Quoten zeigt. Die Gruppe der 30- bis 45-Jährigen ist mit 9,74 (1999: 9,9) Mio. deutlich größer, so dass ein relativ kleiner Rückgang der Abtreibungsquoten den erheblichen Anstieg unter den jüngeren Frauen kompensiert.

In dieser komplementären Entwicklung dürfte sich auch ein anderer Trend widerspiegeln: Das durchschnittliche Alter der Mütter bei der Geburt ihrer Kinder steigt an. Im Jahr 2004 lag es bei genau 30 Jahren (2002: 29,8). Der steigenden Zahl von Abtreibungen entsprechen sinkende altersspezifische Geburtenziffern (hier am Beispiel Berlin) bei Frauen bis 29, während ab 30 die Geburtenziffern gestiegen und die Abtreibungsquoten gesunken sind. Ist es überzogen, daraus zu folgern, dass bei jüngeren Frauen die Abtreibung immer mehr zum festen Bestandteil der Familienplanung wird?

Alle Zahlen, soweit nicht anders angegeben, stammen vom Statistischen Bundesamt.

Catholicism according to Chesterton

"Catholicism is a thick steak, a frosted stout, and a good cigar."
Gilbert Keith Chesterton [Wikiquote]

Samstag, November 19, 2005

Der gute Hirt

So spricht Gott, der Herr: Jetzt will ich meine Schafe selber suchen und mich selber um sie kümmern.
Wie ein Hirt sich um die Tiere seiner Herde kümmert an dem Tag, an dem er mitten unter den Schafen ist, die sich verirrt haben, so kümmere ich mich um meine Schafe und hole sie zurück von all den Orten, wohin sie sich am dunklen, düsteren Tag zerstreut haben.
Ez 34, 11-12 (aus der ersten Lesung zum Hochfest Christkönig)

Elisabeth von Thüringen

Wie ein Schilf

„Wir sind wie ein Schilf, das am Flussufer wächst. Schwillt der Fluss, so beugt sich das Schilf; sinkt das Wasser, so richtet es sich wieder empor und wächst in seiner Kraft fröhlich und erquickt weiter. So müssen auch wir uns bisweilen beugen und demütigen, um uns dann froh und erquickt wieder aufzurichten.“ (Elisabeth von Thüringen, aus dem Schott)

Freitag, November 18, 2005

Leseliste

So langsam wurde die Leseliste in der Seitenleiste doch etwas zu lang. Außerdem sind in den letzten Wochen schon wieder neue Bücher auf meinen Schreibtisch gewandert. Wann soll ich die bloß alle lesen? Egal.

Rechts sind also nur noch die neuen Bücher zu finden, hier dafür die alte Leseliste:

Weihetag der Basiliken St. Peter und St. Paul zu Rom

Die alten Basiliken über den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus waren unter Kaiser Konstantin erbaut und im Lauf der Jahrhunderte wiederholt restauriert worden. Die neue, nach den Plänen von Bramante und Michelangelo erbaute Peterskirche wurde am 18. November 1626 von Papst Urban VIII. eingeweiht. Die St.-Pauls-Basilika (vor den Mauern) brannte 1823 ab, wurde aber mit Spenden aus der ganzen Welt in neuem Glanz wieder aufgebaut und am 10. Dezember 1854 von Papst Pius IX. eingeweiht. [Schott]

Drei Monate später fuhren wir mit einem alexandrinischen Schiff ab, das auf der Insel überwintert hatte und die Dioskuren als Schiffszeichen trug.
Wir liefen in Syrakus ein und blieben drei Tage;
von dort fuhren wir die Küste entlang weiter und erreichten Rhegion. Nach einem Tag setzte Südwind ein, und so kamen wir in zwei Tagen nach Puteoli.
Hier trafen wir Brüder; sie baten uns, sieben Tage bei ihnen zu bleiben. Und so kamen wir nach Rom.
Von dort waren uns die Brüder, die von uns gehört hatten, bis Forum Appii und Tres Tabernae entgegengereist. Als Paulus sie sah, dankte er Gott und fasste Mut.
Nach unserer Ankunft in Rom erhielt Paulus die Erlaubnis, für sich allein zu wohnen, zusammen mit dem Soldaten, der ihn bewachte.
Er blieb zwei volle Jahre in seiner Mietwohnung und empfing alle, die zu ihm kamen.
Er verkündete das Reich Gottes und trug ungehindert und mit allem Freimut die Lehre über Jesus Christus, den Herrn, vor.
Apg 28, 11-16.30-31 (Lesung der Messe vom Weihetag der Basiliken St. Peter und St. Paul zu Rom)

Grundlegend verändert

«Dei Verbum» (Gottes Wort) hat das Verhältnis der katholischen Kirche zur Bibel und der Bibelwissenschaft grundlegend verändert. Die Bibel wird als die Seele der Theologie bezeichnet, die sämtliche Bereiche der Seelsorge inspirieren solle. «Der Zugang zur Schrift muss für die an Christus Glaubenden weit offen stehen», heisst im Dokument. Dieter Bauer, Leiter der Bibelpastoralen Arbeitsstelle in Zürich, bezeichnet das Konzilsdokument als «Paukenschlag». Gleichzeitig gebe es noch unendlich viel zu tun, «bis sich wirklich bei allen Gläubigen das Bewusstsein gebildet hat, dass die Heilige Schrift ‹die höchste Richtschnur ihres Glaubens› ist». [kath.ch]
Grundlegend verändert? Höchste Richtschnur ihres Glaubens? Sola scriptura? Reformation? Revolution?

Lesen wir doch mal nach:
9. Die Heilige Überlieferung und die Heilige Schrift sind eng miteinander verbunden und haben aneinander Anteil. Demselben göttlichen Quell entspringend, fließen beide gewissermaßen in eins zusammen und streben demselben Ziel zu. Denn die Heilige Schrift ist Gottes Rede, insofern sie unter dem Anhauch des Heiligen Geistes schriftlich aufgezeichnet wurde. Die Heilige Überlieferung aber gibt das Wort Gottes, das von Christus dem Herrn und vom Heiligen Geist den Aposteln anvertraut wurde, unversehrt an deren Nachfolger weiter, damit sie es unter der erleuchtenden Führung des Geistes der Wahrheit in ihrer Verkündigung treu bewahren, erklären und ausbreiten. So ergibt sich, daß die Kirche ihre Gewißheit über alles Geoffenbarte nicht aus der Heiligen Schrift allein schöpft. Daher sollen beide mit gleicher Liebe und Achtung angenommen und verehrt werden.

Synode von Clermont-Ferrand

Vor 910 Jahren begann die Synode von Clermont-Ferrand, auf der Papst Urban II., wie Jens Brüning im Deutschlandfunk formuliert, "zum Kreuzzug anstiftete". Der Beitrag ist ein typisches Beispiel für den Zustand des Journalismus, der sich mit weltanschaulichen, religiösen und kirchlichen Themen befasst. Die unvermeidliche Rolle des "Kirchenkritikers" besetzt hier kein Geringerer als Karlheinz Deschner (der unter Historikern nicht gerade den besten Ruf genießt). Musikalisch wird das Stück von reichlich unmotiviert eingesetzten Schnipseln gregorianischen Chorals bereichert. [MP3]

Donnerstag, November 17, 2005

Eltern stärken

Die Welt rechnet mit dem Koalitionsvertrag ab, den Gerhard Schröder nach eigener Aussage ebenso wenig lesen wird wie den vorigen. Schlusskapitel:
"Unsere Familienpolitik", erklären die Vertragsparteien, "geht davon aus, daß Eltern in ihrer primären Erziehungsverantwortung gestärkt werden müssen. Das bedeutet", geht es dann weiter, "daß insbesondere für Familien mit sozialen Risiken Angebote entwickelt werden, die den Kindern bessere Bildungschancen und Müttern und Vätern grundlegende Kompetenzen vermitteln." Eben das bedeutet es natürlich nicht; es bedeutet das Gegenteil, Subsidiarität nämlich, Vorrang der kleinen vor der größeren Gemeinschaft. So steht es auch im Grundgesetz, das Pflege und Erziehung der Kinder zur Aufgabe der Eltern, nicht des Staates macht. Aber warum soll das Grundgesetz zugunsten der Familie bewirken, was es zugunsten des Etats nicht mehr vermag? Wer es Ernst meint mit der "primären" Verantwortung, hätte den Eltern zunächst einmal das zu lassen, was sie brauchen, um dieser Verantwortung gerecht zu werden, Zeit also und Geld. Beides fehlt den Familien allerdings bis heute, entgegen der Verfassung.

Menschlich will dieser Staat sein; und eben das macht ihn verdächtig. Schon in der Überschrift bekennt er sich zur Menschlichkeit, im Text folgt später das Gelöbnis, seine Politik an dem Ziel auszurichten, "den Wert jedes Menschen zu stärken und zu schützen". Was kann, was sollte daran falsch sein? So gut wie alles. Die Antwort hat bereits Dolf Sternberger gegeben, als er, gewissen Bedenklichkeiten zum Trotz, Begriffe wie "Mensch", "Menschen" und "Menschlichkeit" ins Wörterbuch des Unmenschen aufnahm. Das müsse sein, meinte er, "weil der Unmensch selber die Menschen, das Menschliche und die Menschlichkeit seinem Vokabular einverleibt hat, weil er selber diese Wörter in den Mund genommen hat und sie tagtäglich fleißig in den Mund nimmt". Die öffentliche Innigkeit, die mit solchen Wörtern bezeugt werde, sei das Gegenteil von Achtung vor der Menschenwürde und der Autonomie der Freiheit. Im Munde der Obrigkeit bezeichne das Wort "Menschen" Abhängige und Unfreie. Damals schon. Er schrieb dies 1967. [Perlentaucher]

Mittwoch, November 16, 2005

Antiphonen der Messe

Mal ein liturgisches Thema. Confessions of a Recovering Choir Director ("A 30 year-old church music director for hire documents the authentic renewal of the Latin Rite liturgy, etc. Since 2002.07.19.") fragt:
"When was the last time you heard a priest or deacon incorporate the proper antiphons of the day - not 'opening hymns', etc., but the liturgically prescribed Introit, Gradual, Alleluia/Tract, Offertory, and Communion - into a Sunday or feastday homily?"
Hmm. Never?

EKD relaunched

Die Website der EKD ist neu, sieht gut aus und hat einen RSS-Feed. Da kann katholisch.de nicht mithalten. [bodenpersonal]

Heute in der Lesehore

Zum Gedenktag der hl. Margareta von Schottland bietet die Lesehore heute einen Auszug aus Gaudium et Spes. Ich zitiere aus aktuellem Anlass die unmittelbar vorausgehende Textpassage und den Anfang der heutigen Lesung.
47. Das Wohl der Person sowie der menschlichen und christlichen Gesellschaft ist zuinnerst mit einem Wohlergehen der Ehe- und Familiengemeinschaft verbunden. Darum begrüßen die Christen zusammen mit allen, welche diese Gemeinschaft hochschätzen, aufrichtig all die verschiedenen Hilfen, mittels derer man heute in der Förderung dieser Gemeinschaft der Liebe und im Schutz des Lebens vorwärtskommt und Gatten und Eltern bei ihrer großen Aufgabe unterstützt werden. Die Christen hoffen von daher auf noch bessere Resultate und suchen dazu beizutragen.

Jedoch nicht überall erscheint die Würde dieser Institution in gleicher Klarheit. Polygamie, um sich greifende Ehescheidung, sogenannte freie Liebe und andere Entartungen entstellen diese Würde. Darüber hinaus wird die eheliche Liebe öfters durch Egoismus, bloße Genußsucht und durch unerlaubte Praktiken gegen die Fruchtbarkeit der Ehe entweiht. Außerdem tragen die heutigen wirtschaftlichen, sozialpsychologischen und staatlichen Verhältnisse erhebliche Störungen in die Familie hinein. Schließlich werden in manchen Teilen der Welt die Probleme der Bevölkerungszunahme mit Besorgnis registriert.

Durch all dies wird das Gewissen der Menschen beunruhigt. Andererseits zeigen sich Bedeutung und Stärke von Ehe und Familie als Institution gerade dadurch, daß sogar die tiefgreifenden Veränderungen der heutigen Gesellschaft trotz aller daraus entstehenden Schwierigkeiten sehr oft die wahre Eigenart dieser Institution in der verschiedensten Weise deutlich werden lassen. Darum will das Konzil durch besondere Hervorhebung bestimmter Hauptpunkte der kirchlichen Lehre die Christen und alle jene Menschen belehren und bestärken, die die ursprüngliche Würde der Ehe und ihren hohen und heiligen Wert zu schützen und zu fördern suchen.

Die Heiligkeit von Ehe und Familie

48. Die innige Gemeinschaft des Lebens und der Liebe in der Ehe, vom Schöpfer begründet und mit eigenen Gesetzen geschützt, wird durch den Ehebund, d. h. durch ein unwiderrufliches personales Einverständnis, gestiftet. So entsteht durch den personal freien Akt, in dem sich die Eheleute gegenseitig schenken und annehmen, eine nach göttlicher Ordnung feste Institution, und zwar auch gegenüber der Gesellschaft.

Dieses heilige Band unterliegt im Hinblick auf das Wohl der Gatten und der Nachkommenschaft sowie auf das Wohl der Gesellschaft nicht mehr menschlicher Willkür. Gott selbst ist Urheber der Ehe, die mit verschiedenen Gütern und Zielen ausgestattet ist; sie alle sind von größter Bedeutung für den Fortbestand der Menschheit, für den persönlichen Fortschritt der einzelnen Familienmitglieder und ihr ewiges Heil; für die Würde, die Festigkeit, den Frieden und das Wohlergehen der Familie selbst und der ganzen menschlichen Gesellschaft.

Durch ihre natürliche Eigenart sind die Institutionen der Ehe und die eheliche Liebe auf die Zeugung und Erziehung von Nachkommenschaft hingeordnet und finden darin gleichsam ihre Krönung. Darum gewähren sich Mann und Frau, die im Ehebund nicht mehr zwei sind, sondern ein Fleisch (Mt 19,6), in inniger Verbundenheit der Personen und ihres Tuns gegenseitige Hilfe und gegenseitigen Dienst und erfahren und vollziehen dadurch immer mehr und voller das eigentliche Wesen ihrer Einheit. Diese innige Vereinigung als gegenseitiges Sichschenken zweier Personen wie auch das Wohl der Kinder verlangen die unbedingte Treue der Gatten und fordern ihre unauflösliche Einheit.

Dienstag, November 15, 2005

Albertus Magnus

Mitte der Schöpfung

„Der Mensch steht in der Mitte der Schöpfung, zwischen Stoff und Geist; zwischen Zeit und Ewigkeit.“

„Die vornehmste Kraft des Menschen ist die Vernunft. Das höchste Ziel der Vernunft ist die Erkenntnis Gottes.“

„Wer sich mit göttlichen Dingen beschäftigt, wird nach ihrem Bild umgestaltet.“

„O Herr, ich wollte, ich wäre ein Mensch nach deinem allerliebsten Willen.“ (Sätze von Albert d. Gr.)

Nachtrag: Heute erinnert der Deutschlandfunk an Albertus Magnus. [MP3]

Breaking News

Mit drastischen Worte kommentiert der Herr durch den Mund seines Propheten eine der jüngsten Debatten in der Blogozese:
Ihr aber sagt: Das Verhalten des Herrn ist nicht richtig. Hört doch, ihr vom Haus Israel: Mein Verhalten soll nicht richtig sein? Nein, euer Verhalten ist nicht richtig.
Wenn der Gerechte sein rechtschaffenes Leben aufgibt und Unrecht tut, muss er dafür sterben. Wegen des Unrechts, das er getan hat, wird er sterben.
Wenn sich der Schuldige von dem Unrecht abwendet, das er begangen hat, und nach Recht und Gerechtigkeit handelt, wird er sein Leben bewahren.
[Ez 18,25-27, aus der gestrigenheutigen ersten Lesung der Lesehore]

Andrea Nahles

Die Beinahe-Generalsekretärin der SPD ist katholisch. Und zitiert - absichtlich oder nicht - Don Bosco, wenn sie zum Stern spricht:
"Dieses Land braucht eine neue Grundmelodie: fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen."
Ein anderer Katholik wusste, als er gestern von Reinhold Beckmann auf dieses Zitat angesprochen wurde, es nicht zuzuordnen.

Sonntag, November 13, 2005

Verunsichert über ihren Auftrag

Reinhard Höppner, vormals Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt und neuer Präsident des Evangelischen Kirchentages, der 2007 in Köln stattfinden wird, im Interview der Woche des Deutschlandfunks:
"Breker: Die evangelische Kirche steht, wie vieles in dieser Gesellschaft, unter Sparzwang. Die gerade beendete Synode hat nochmal gezeigt, dass mit Kirchensteuer-Mindereinnahmen zu rechnen ist, nicht nur in diesem Jahr, auch im nächsten Jahr. Der Trend wird anhalten. Nachlassender Zuspruch für die Kirche - ist das auch gleichbedeutend für die nachlassende Bedeutung der Kirche in der Gesellschaft?

Höppner: Zunächst bin ich nicht sicher, ob es wirklich nachlassender Zuspruch zur Kirche ist. Im Osten Deutschlands kann man es jedenfalls nicht sagen, da ist es mindestens konstant. Es sind nachlassende Einnahmen. Und möglicherweise ist es auch ein Bedeutungsverlust in der Gesellschaft, die ja immer pluralistischer und säkularisierter wird, was die gesellschaftlichen Mechanismen anbetrifft. Und möglicherweise drückt die Kirche mehr dieser Bedeutungsverlust als der Einnahmeverlust der Finanzen. Man redet natürlich jetzt vor allen Dingen über die Finanzen. Ich vermute, des Pudels Kern steckt ein bisschen tiefer. Die Kirche ist selber ein bisschen verunsichert über ihren Auftrag, über ihre Funktion in dieser sich rasant verändernden Gesellschaft. Das ist das größere Problem. Die Finanzprobleme ließen sich schon lösen. [...]

Und vielleicht ist die Kirche auch selber nicht so richtig davon überzeugt, dass sie jungen Leuten in ihrer durchaus schwierigen Situation, in der sie derzeit sind, irgend etwas wirklich Wegweisendes zu sagen hat. Ich bedaure das, weil ich glaube, wir haben viel zu sagen. Aber die Gewissheit ist bei der Kirche offenbar nicht so verbreitet, dass es so ansteckend wird."

Verschlechterung der Abtreibungsversorgung

"Hanau
Stationäre Abtreibungen künftig ausgeschlossen?

13. November 2005 Eine deutliche Verschlechterung der Versorgung für Frauen in Hanau befürchten die praktizierenden Gynäkologen in der Stadt und der Umgebung nach der Zusammenlegung des Klinikums Hanau mit dem katholischen St.-Vincenz-Krankenhaus." [FAZ]

Samstag, November 12, 2005

Trügerisch ist Anmut

Eine tüchtige Frau, wer findet sie? Sie übertrifft alle Perlen an Wert.
Das Herz ihres Mannes vertraut auf sie, und es fehlt ihm nicht an Gewinn.
Sie tut ihm Gutes und nichts Böses alle Tage ihres Lebens.
Sie sorgt für Wolle und Flachs und schafft mit emsigen Händen.
Nach dem Spinnrocken greift ihre Hand, ihre Finger fassen die Spindel.
Sie öffnet ihre Hand für den Bedürftigen und reicht ihre Hände den Armen.
Trügerisch ist Anmut, vergänglich die Schönheit; nur eine gottesfürchtige Frau verdient Lob.
Preist sie für den Ertrag ihrer Hände, ihre Werke soll man am Stadttor loben.
Spr 31, 10-13.19-20.30-31 (Erste Lesung vom 33. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A)

Freitag, November 11, 2005

Martin von Tours

Martin, der schon lange um den Zeitpunkt seines Todes wußte, informierte seine Mitbrüder, daß die Zeit der Auflösung seines Körpers gekommen sei.

In der Zwischenzeit gab es aber einen Vorfall, weswegen Martin eine bestimmte Diözese visitieren mußte. Dort herrschte Streit unter den Priestern und Martin wollte den Frieden wiederherzustellen. Er war sich des Endes seiner Tage bewußt. Dennoch lehnte er es nicht ab, sich auf den Weg zu machen. Denn er wollte nicht sterben, bevor er der Kirche den Frieden wiedergegeben hatte.

Martin verweilte für einige Zeit in der besagten Diözese und stellte den Frieden wieder her. Als er wieder in sein Kloster zurückkehren wollte, begannen ihn seine Körperkräfte fast schlagartig zu verlassen. Schnell rief er die Mitbrüder zusammen und teilte ihnen mit, daß er in Auflösung begriffen sei.

Da begann eine Klage und Trauer. Die Weinenden riefen wie mit einer Stimme: „Warum verläßt Du uns, Pater? Wem wirst Du uns hinterlassen? Reißende Wölfe dringen in Deine Herde ein. Wer wird uns vor ihren fletschenden Zähnen schützen, wenn der Hirte niedergestreckt ist? Wir wissen, daß Du Dich nach Christus sehnst. Doch das eilt nicht, denn Dein Lohn ist Dir gewiß. Wenn du ihn noch ein bißchen herauszögerst, wird er nicht weniger werden. Erbarme Dich lieber unser, die Du uns alleine zurückläßt!“

Von ihren Tränen gerührt verbot Martin seinen Brüdern zu weinen und sprach zum Herrn gewandt: „Mein Herr, wenn ich für Dein Volk noch notwendig bin, verweigere ich mich der Arbeit nicht. Dein Wille geschehe!“

O außerordentlicher Mensch, der Du das Leben nicht dem Tod und den Tod nicht dem Leben vorgezogen hast! Weder hast Du den Tod gefürchtet, noch die Mühsal des Lebens von Dir gewiesen! Du hast Deine Augen und Hände immer zum Himmel gewandt, warst unbesieglich im Gebet, ungebeugt im Geist.

Als Priester, die ihn damals besuchten, baten, sich auf die Seite zu drehen und ihnen seinen ausgemergelten Leib zuzuweden, sprach er: „Laßt mich, Brüder! Laßt mich lieber zum Himmel blicken als zur Erde, damit mein Geist zum Herrn gerichtet sei.“

Als er das gesagt hatte, erblickte er den Teufel selbst, der danebenstand. Da sprach Martin: „Was stehst Du da, grausame Bestie? Du Greuslicher sollst in mir nichts finden. Der Schoß Abrahams wird mich aufnehmen.“

Mit diesen Worten gab er seinen Geist dem Himmel zurück.

Der glückliche Martin wird in den Schoß Abrahams aufgenommen. Der arme und bescheidene Martin, betritt den Himmel als reicher Mann.

Sulplicius Severus über den Tod des hl. Martin von Tours

Laizismus

Die Süddeutsche Zeitung zur Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, die Klage einer türkischen Studentin gegen das Kopftuchverbot an der Istanbuler Hochschule zurückzuweisen:
"Die Richter haben grundsätzlich die Trennung von Staat und Religion als Fundament einer demokratischen Staatsordnung betont. Religion wird nicht nur von Islamisten immer wieder für politische Zwecke missbraucht. Auch in Amerika wird eine aggressive Religiösität verstärkt als Politikersatz benutzt. Da kann es nicht schaden, in Europa daran zu erinnern, was der Laizismus wert ist, gerade für ein Land wie die Türkei, das erst noch Mitglied der EU werden will." [Deutschlandfunk/Presseschau]
Bleibt nur die klitzekleine Kleinigkeit festzuhalten, dass Deutschland jedenfalls kein laizistischer Staat ist.

Donnerstag, November 10, 2005

Teilen

Für mich hat heute ein Hochfest begonnen. Denn der hl. Martin von Tours ist nicht nur mein Namenspatron, sondern auch der Schutzpatron des Eichsfeldes. Und als Exil-Eichsfelder habe ich Grund genug, ihm hochfestlich zu gedenken (insbesondere also mit einer Ersten Vesper, die zu Lasten Leos des Großen geht).

Die Festtagsstimmung komplettiert allerdings hat Peter mit seinem jüngsten Cartoon.

Verseuchter Geist der Gesetze

"Heribert Prantl kommentiert [in der SZ] das im vergangenen Jahr verabschiedete, so genannte Flugzeugabschussgesetz, das seiner Ansicht nach vom Bundesverfassungsgericht kassiert werden wird. Der Abschuss 'sprengt das Rechtssystem. Er ist der untaugliche Versuch, das Unregelbare zu regeln. Das Flugzeugabschussgesetz suggeriert die Legalisierung des nicht Legalisierbaren. Es entzieht den potenziellen Opfern einer Flugzeugentführung das Recht auf Leben, um, vermeintlich, mit diesen Menschenopfern mehr Leben zu retten, als geopfert werden. Der Todesabschuss quantifiziert Menschenleben und wird daher vor dem Bundesverfassungsgericht nicht Bestand haben können. Bemerkenswert ist freilich, dass die Diskussion über den Flugzeugabschuss viel weniger intensiv ist, als es die über den Todesschuss war. Der 11. September 2001 hat den Geist der Gesetze verseucht und die Gewissheiten über das, was der Staat nicht darf, beseitigt.'" [Perlentaucher]

Nihilistische Atmosphäre

Was haben Frankreich und die Niederlande gemeinsam? Ihre Bürger haben die EU-Verfassung abgelehnt (und zwar nicht wegen des fehlenden Gottesbezugs). Beide Länder leiden am Scheitern einer kollektiven Illusion, die in Deutschland Multikulturelle Gesellschaft heißt. Und an inneren Unruhen, die in Richtung Bürgerkrieg eskalieren.

Über die Gründe denkt heute André Glucksmann im Interview mit der FR nach:
"Entschuldigung, aber die Franzosen haben mit Nein gegen Europa gestimmt; die Franzosen haben überall ihr Veto eingelegt, in der UN, bei den Verhandlungen über den Welthandel, über die Landwirtschaft. Jedes Mal sagen die Franzosen Nein. Die Franzosen, das heißt, die Regierung, Chirac. Meiner Meinung nach imitieren diese Jugendlichen, die zu Mördern werden, die Großen. Sie ahmen die Politiker nach. In Frankreich herrscht zur Zeit eine nihilistische Atmosphäre, die bei weitem die Vorstädte überschreitet." [Perlentaucher]

Lübecker Märtyrer

Am 10. November 1943 wurden die Kapläne Hermann Lange, Eduard Müller und Johannes Prassek sowie der evangelische Pfarrer Karl Friedrich Stellbrink in Hamburg hingerichtet. Aus der Urteilsbegründung:
Ihnen ist zur Last gelegt, seit 1940 oder Anfang 1941 ständig deutschsprachige Sendungen des feindlichen Rundfunks abgehört und (in Ihren Lübecker Gemeinden) verbreitet und dadurch die Feindpropaganda gefördert zu haben. Sie haben ferner seit Frühjahr oder Sommer 1941 auf Anordnung Ihrer vorgesetzten Kirchenbehörde regelmäßig Gruppenabende veranstaltet, die der religiösen Vertiefung der Teilnehmer dienen sollten und zu denen sich auf Einladung durch die Angeklagten überwiegend junge Männer einfanden, die zum Teil der Wehrmacht angehörten und die weitere Gäste einführten; sie sind weiter beschuldigt, auf diesen Gruppenabenden durch Hetze gegen den nationalsozialistischen Staat, und zwar auch durch Verteilung von Schriften, dem Kriegsfeind Vorschub geleistet und Vorbereitung zum Hochverrat begangen zu haben.
Zum 60. Jahrestag ihrer Hinrichtung sagte Karl Kardinal Lehmann in einer Predigt:
Wir sind manchmal beschämt über unseren lauen und der Gleichgültigkeit benachbarten Kleinglauben. Es ist gefährlich für den heutigen christlichen Glauben, wenigstens in Europa, dass kaum jemand für die Ideale des christlichen Glaubens leidet und gar stirbt. Es gibt von Sören Kierkegaard in seinem Tagebuch aus dem Jahr 1919 eine wichtige Notiz: „Der einzige Ausdruck dafür, dass ein Unbedingtes da ist, ist dessen Märtyrer zu werden oder Märtyrer für es." Jedenfalls erwecken die Lübecker Geistlichen in uns die Frage: Ist in unserem Leben, für den Einzelnen und in Gesellschaft, etwas von solchem Wert, dass es sich dafür zu leben lohnt, groß genug, um dafür auch zu sterben? Ein jüdischer Philosoph und Rabbiner, Abraham Joschua Heschel, ruft uns zu: „Wir können die Wahrheit nur leben, wenn wir auch die Kraft besitzen, dafür zu sterben (...) Ein Märtyrer ist Zeuge für das Heilige trotz des Bösen, er ist Zeuge für die Transzendenz und die transzendente Orientierung des Menschseins." Die Märtyrer zeigen uns, wie der Glaube in einer geschichtlichen Stunde verwurzelt sein muss, die christliche Hoffnung darf nicht leidensimmun, abstrakt und geschichtslos werden. In ihnen kann sich die Hoffnung neu und überzeugend angesichts der Gewalt, des Hasses und des Todes bewähren. Die Märtyrer sind besonders Zeugen dafür, dass die Gewalt nicht das letzte Wort hat.
Herr, unser Gott, von dir kommt die Kraft in der Schwachheit, von dir die Festigkeit im Glauben, wie es uns der Tod deiner heiligen Märtyrer bezeugt. Da wir im Leiden mit deinem Sohn vereint sind, lass uns auch teilhaben an seiner Auferstehung und mit allen Heiligen bei dir die vollkommene Freude erlangen, die uns niemand nehmen kann.
Tagesgebet (Commune für Märtyrer)

Leo der Große

Leo, der erste Papst mit dem Beinamen „der Große“, stammte wahrscheinlich aus der Toskana. 440 zum Papst gewählt, war er ein hervorragender Verfechter der Vorrangstellung des römischen Papstes als Nachfolgers des hl. Petrus. Er griff in die Glaubenskämpfe seiner Zeit ein, lehnte die monophysitische Irrlehre ebenso ab wie die nestorianische (Frage der Einheit der Person Christi und der Zweiheit sei­ner Naturen). Berühmt ist sein „dogmatischer Brief“ an den Bischof Flavian von Konstantinopel (449). Er rettete Rom und Italien vor den Hunnen, indem er dem Hunnenkönig Attila bis nach Mantua entgegenreiste und ihn zur Umkehr bewog. Als Geiserich mit seinen Vandalen heranrückte, konnte Leo die Stadt Rom wenigstens vor Mord und Brand bewahren. Briefe und Predigten, die von Papst Leo erhalten sind, erweisen ihn als sicheren Theologen und als Meister der Sprache, aber auch als Mann von einer tiefen, gemütbetonten Frömmigkeit. Er starb am 10. November 461 in Rom. [Schott]

„Beim großen und letzten Gericht

wird bei den einen ihre freigebige Güte, bei den anderen ihr liebloser Geiz so wichtig genommen, dass jene wegen der einen guten Eigenschaft in das Himmelreich eingehen, so als hätten sie alle Tugenden im reichsten Maß, während die anderen wegen des einen Fehlers dem ewigen Feuer überantwortet werden, so als würden sie alle Laster in sich vereinen.“
Leo der Große, Aus einer Predigt

Mittwoch, November 09, 2005

Lateranbasilika

Die dem allerheiligsten Erlöser und seit dem 12. Jahrhundert auch dem hl. Johannes dem Täufer geweihte Lateranbasilika ist die älteste Papstkirche und führt den Titel „Mutter und Haupt aller Kirchen des Erdkreises“. Im anliegenden Lateranpalast residierten die Päpste vom 4. bis zum 14. Jahrhundert. Die Kirche wurde von Kaiser Konstantin errichtet und im Jahr 324 von Papst Silvester I. eingeweiht. Die durch Brand, Erdbeben und Plünderungen heimgesuchte Kirche wurde im Lauf der Jahrhunderte wiederholt restauriert. Papst Benedikt XIII. hat sie am 28. April 1726 nach größeren Restaurationsarbeiten neu eingeweiht und den 9. November als Kirchweihtag der Basilika bestätigt. [Schott]

Allmächtiger Gott,
du hast gewollt, dass dein Volk Kirche hieße,
denn wir sind das Haus,
in dem deine Herrlichkeit wohnt.
Gib, dass die Gläubigen,
die sich in deinem Namen versammeln,
dich ehren, dich lieben und dir gehorchen,
damit sie unter deiner Führung
das ewige Erbe erlangen.
Tagesgebet

Zum Glauben zurückfinden

Hanns-Georg Rodek bespricht den Film "Die große Stille", der morgen in den Kinos anläuft:
"'Die große Stille' ist ein Film, den im Fernsehen oder auf DVD zu betrachten schlicht unvorstellbar ist. Das liegt nicht an spektakulären Schauwerten, sondern an dem, was Regisseur Philip Gröning mit seinen Besuchern anzustellen sucht: Sie sollen vor der Leinwand die gleiche Erfahrung machen wie die Menschen auf ihr. Dazu braucht es Abgeschiedenheit, Disziplin und einen Raum, der nur einem Zweck geweiht ist. Ein Kino eben. Man könnte auch sagen: ein Kloster.

Die Menschen auf der Leinwand sind die Mönche der 'Grande Chartreuse', dem Mutterhaus des Kartäuserordens in Frankreichs Alpenmassiv. Seit seiner Gründung 1084 spielt sich das Leben dort mehr oder minder unverändert ab, in Form von Gebeten, Studien, Arbeit und Gottesdiensten, darunter ein zweistündiges Offizium ab Mitternacht, gefolgt von drei Stunden Schlaf und der Morgenmesse. Die Kartäuser sind ein Schweigeorden, gesprochen wird nur beim wöchentlichen Spaziergang. [...]

Wahrscheinlich war es gut, daß die Grande Chartreuse 15 Jahre überlegte, bevor sie Gröning angerufen hat. Ohne neu entwickelte High-Definition-Kamera hätte er gar nicht in dem düsteren Gemäuer filmen können; sein Gerät trug gerade die Seriennummer neun. Vor ein paar Jahren hätte es auch kein Publikum für 'Die große Stille' gegeben, aber heute, da wir alle heftig nach den Ursprüngen europäischer Kultur graben, läßt sich wohl keine tiefer liegende Wurzel finden als der Kartäuserorden.

Das erstaunlichste Mitbringsel, das man aus dieser Reise zu den Grundlagen des Christentums vor die Kinotür nehmen kann, dürfte etwas gar nicht Existentes sein: die Abwesenheit von Angst innerhalb der Klostermauern. Dieser Urgrund von Vertrauen in einen gütigen Gott ist Europa im Lauf der Jahrhunderte verloren gegangen, abgegraben von den Ablaßverkäufern und den großen Kriegen und den Predigern des Leistungsethos. In der 'Großen Stille' könnte man fast zum Glauben zurückfinden." [Perlentaucher]

Dienstag, November 08, 2005

Roma locuta

Der Wunsch Eberhard Jüngels ist erfüllt. Erklärung von Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls zum Fall Klaus Berger:
"In dem Streit um die Konfessionszugehörigkeit des Heidelberger Exegeten Klaus Berger, der sich als katholisch ansieht und – wie jetzt öffentlich bekannt wurde – 1968 durch Teilnahme am evangelischen Abendmahl 'Glied der evangelisch-lutherischen Kirche' geworden ist, ist die Behauptung aufgestellt worden, 'Kardinal Ratzinger, der nachmalige Papst', habe 'den Vorgang nach seiner formalen Seite' genau gekannt und 'keine Einwände erhoben'. Diese Aussage ist falsch. Bis zum Ausbruch der gegenwärtigen Diskussion waren dem Kardinal bzw. Papst keinerlei Informationen zugekommen, die über das allgemein Bekannte hinausgingen; von einer doppelten Konfessionszugehörigkeit war nichts bekannt. Der Kardinal hatte daher keinerlei Anlaß, zur Frage der Konfessionszugehörigkeit von Herrn Berger Stellung zu nehmen und hat es auch nie getan. Es ist selbstverständlich, daß die Bestimmungen des katholischen Kirchenrechts, die eine gleichzeitige Zugehörigkeit zur katholischen Kirche und zu einer evangelischen Landeskirche nicht zulassen, ausnahmslos und daher auch im genannten Fall gelten. Von dieser Ordnung der Kirche kann auch nicht im Bußsakrament dispensiert werden."
Causa finita?

Uneindeutigkeit

"Die katholische Art - man möge es jetzt einmal völlig leidenschaftslos drehen und wenden, wie man will - kommt den Unebenheiten der menschlichen Natur doch bedeutend besser entgegen als die protestantische. Menschliche Natur, die läßt sich nach allem, was wir wissen, am eindeutigsten auf den Begriff der gemischten Verhältnisse bringen. Also Uneindeutigkeit; das eine tun, das andere nicht lassen; Überzeugungen haben, ohne sich ihre Unabgeschlossenheit zu verhehlen; womöglich Übertritt von einem Standpunkt zum anderen, während man den einen natürlich nie ganz verläßt. Die protestantische Prämisse (zumindest auf der introspektiven Achse Berlin - Tübingen) räumt mit diesem ganzen strubbeligen Durcheinander auf. Eure Rede sei klar und wahr, heißt es da, seid lupenrein, tilgt und brandmarkt Widersprüche, wo immer sie sich in euch und um euch herum zeigen! Die Welt braucht, so hört man, nichts so dringlich wie 'Glaubwürdigkeit' (eine, sehen wir klar, doch wohl widernatürliche, aber eben typisch protestantische Begriffsbildung). Und solche Glaubwürdigkeit sei nur herstellbar, wo die menschliche Natur geschlossen und aus einem Guß sich zeige." [FAZ via Perlentaucher]
Bitte dringend komplett lesen und sich an jeder einzelnen Anspielung delektieren!

Montag, November 07, 2005

Willibrord

Peter alias Echo Romeo hat den hl. Willibrord zum Patron seines neuen Blogs erkoren und zitiert Alkuin von Tours:
»In der Inbrunst seines Glaubens hat (Willibrord) Gott zuliebe Vaterland, Verwandte und Freunde verlassen,« – Vielleicht können wir es uns gar nicht mehr vorstellen, was es zur damaligen Zeit bedeutet haben muß, die Heimat (Northumbrien/England) zu verlassen - »die irdischen Güter geringgeschätzt, um die himmlischen zu erlangen. Deshalb hat er auch für seine Mühen die verdienten Erfolge gehabt: Viele Völkerscharen hat er zu Christus bekehrt, viele Heiden von Irrtum und Sünde abgebracht und so, mit Hilfe der göttlichen Gnade, aus Kindern des Zornes Kinder des Erbarmens gemacht. Die Hölle hat er verschlossen, den Himmel aufgetan. Zahlreiche Völker hat er aufgesucht, um alle auf den Weg der Wahrheit zu führen. Er hat sich selbst nicht geschont, sondern sich unter wilde Stämme begeben, um dort vielleicht die purpurne Krone des Martyriums zu finden. Gott aber hat ihn um des Heiles vieler willen bewahrt: Er sollte durch seine Verkündigung höhere Ehre empfangen, als wenn er als einzelner die Krone durch das Martyrium erlangt hätte. Der sich voll Hoffnung abgemüht hat, ist im Frieden entschlafen. Der das zeitliche Leben verlassen hat, hat nun das ewige erlangt. Uns wurde er weggenommen, den Engeln wurde er zugesellt.«

Priesterin

Da haben wir sie, die erste Blogpriesterin. Uns bleibt auch nichts erspart.

Roma non locuta

Es sagt viel aus, wenn der Doyen der evangelischen Theologie zur Causa eines evangelischen Theologen auf ein Machtwort aus Rom drängt, es gleichwohl nicht erwartet, und der Perlentaucher (bekanntlich ein Hugenott) dies [1,50 EUR] wie folgt zusammenfasst:
"Der evangelische Theologe Eberhard Jüngel drängt im Fall des Kollegen Klaus Berger auf eine klärende Stellungnahme aus Rom, damit es endlich heißt: 'Roma locuta causa finita.' Wir schließen uns an."

Lammert legt nach

Bundestagspräsident Norbert Lammert hat ganz offensichtlich nicht vor, sich bei der zweiten Auflage der Leitkultur-Debatte mit dem Minimalkonsens zu bescheiden, es handele sich um den falschen Begriff für eine richtige Debatte. Im Interview der Woche des Deutschlandfunks spricht er wie folgt:
"Ich habe gar keinen Zweifel daran, dass es eine Reihe von Überzeugungen gibt, die breit geteilt werden, über die nur in einer Mischung aus Leichtsinn und Oberflächlichkeit am liebsten nicht geredet wird. Diese Gesellschaft vermeidet die Diskussion über das, was sie miteinander eigentlich verbindet.

Und anstelle einer solchen Verständigung finden dann solche Ersatzorientierungen statt - Ersatz jetzt gar nicht im negativen Wortsinne -, dass wir doch schließlich eine Verfassung hätten, die für alle gelte, und dass wir doch Gesetze hätten, die für alle richtig seien, und das müsse doch als geistiges Gerüst einer Gesellschaft reichen. Dies reicht als Gerüst eben nicht aus, weil jede historische Erfahrung und im übrigen auch die aktuelle Erfahrung in unserem Land uns zeigt, dass Verfassungen und Gesetze schon der Ausdruck zugrunde liegender Wertüberzeugungen sind.

Und wenn diese Wertüberzeugungen, warum auch immer, verloren gehen, werden diese Setzungen nicht Bestand haben. Und wir haben zu lange verdrängt, und offenkundig sind da in den vergangenen Jahren Einsichten wieder gewachsen, dass es eine Bereicherung und zugleich eine Herausforderung für eine Gesellschaft darstellt, wenn unterschiedliche kulturelle Traditionen und Erfahrungen miteinander konfrontiert werden, aber es ist eine treuherzige Beschreibung dieser Erfahrung, wenn man leugnen wollte, dass es kulturelle Differenzen gibt.

Und es wäre grob unredlich, zu bestreiten, dass solche kulturelle Differenzen auch praktische Bedeutung haben können. Der Anspruch beispielsweise auf Gleichberechtigung der Frau und der Anspruch auf Dominanz des Mannes, beides kulturell begründet, sind in ein und derselben Gesellschaft nicht zu haben. Der Anspruch auf Trennung von Staat und Kirche, von Religion und Politik, und der Anspruch auf unmittelbare Geltung göttlichen Rechts, auch im politischen und rechtlichen Handeln, jeweils kulturell begründet, sind in ein und derselben Gesellschaft nebeneinander nicht möglich.

Und wir haben zu viel Zeit mit der vielleicht gut gemeinten Illusion verloren, dies solle man am besten nicht einmal diskutieren, schon gar nicht klären. Und inzwischen ist immer deutlicher geworden, dass sich eine Gesellschaft diesen Klärungsbedarf nicht schenken kann."

Darmstädter Gespräche

Wo war unser Korrespondent in Darmstadt eigentlich am gestrigen Vormittag? Um 11 Uhr fanden dort im Staatstheater die Neuen Darmstädter Gespräche statt (Eintritt 10 EUR). Allein schon die Diskutanten rechtfertigten vermutlich den Preis: Demograf Herwig Birg, Stern-Journalist Hans-Ulrich Jörges, Querschnittprofessor Norbert Bolz und "Angstforscher" Borwin Brandelow. Echo Online, ein Ableger des Darmstädter Echos, zitiert Birg:
„Diese Gesellschaft hat sich etwas vorgemacht. Deutschland hat sich aufgegeben. Das gemeinsame Projekt fehlt. Wir haben viel zu wenig Angst angesichts der realen Situation.“
Darauf Jörges:
„So wie Sie reden, würde ich mich auch davon machen“, erwidert er Birg und lobt die Berliner Aufbruchstimmung. Da wird zwar noch immer nicht regiert, doch Jörges sieht in Edmund Stoibers Rückzug, Franz Münteferings Demontage und Matthias Platzecks Aufstieg Anzeichen für das „Aufbrechen autokratischer Strukturen“. Nicht dass er einer Regierung Merkel viel zutrauen würde: „Wir werden jetzt eine System-Reparatur-Koalition kriegen.“ Aber irgendwann werden die Verhältnisse den Systemwechsel erzwingen. Jörges glaubt fest an die reformierende Kraft der Umstände.
Und der Angstforscher tröstet:
„Glück definiert sich nicht nur durch Geld.“ Und manche Angst könne man doch auch durch einen Schluck Weißwein nehmen. Eine Flasche hat Moderator Martens denn auch schon in Reserve stehen. Wahrscheinlich hat er bereits vor dieser Gesprächsrunde geahnt, dass es hernach Bedarf geben könnte, sich die Welt ein paar Promille schöner zu trinken.

Sonntag, November 06, 2005

Ausdrücklich ausgeladen

Aus der Pressemitteilung der EKD zum Arbeitsbericht des Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber:
"Bei der Trauerfeier für den Gründer der Gemeinschaft von Taizé, den Protestanten Roger Schutz, am 23. August habe sich die neue Atmosphäre in der ökumenischen Situation gezeigt, so der Ratsvorsitzende. 'Die Repräsentanten protestantischer und orthodoxer Kirchen waren teilweise von der Teilnahme an der Mahlfeier ausdrücklich ausgeladen.'"
Warum "teilweise"?

Und zum Protestantismus von Roger Schutz sei Andreas Püttmann zitiert:
Daß dieser nur noch aus Ordens-Raison offiziell protestantisch und in pectore, zumal beim Eucharistieverständnis, mit Wissen des Kardinals wohl längst katholisch war, durfte man aus Gründen der ökumenischen Korrektheit – und des angebrachten Respekts vor dem religiösen forum internum – ja nicht laut sagen. Nicht einmal aus dem später von Kurienkardinal Kasper zelebrierten katholischen Requiem für Roger Schutz wurde öffentlich der korrekte Schluß gezogen.
Dazu dann diese Fußnote:
Außer durch den Leserbriefschreiber Prälat Dr. iur. can. Peter Hilger in der FAZ vom 6.9.05 („Katholisch geworden“) unter Hinweis auf can. 205 CIC und LG 14. Dazu auch schon mein Artikel: Taizé auf dem Weg nach Rom?, in: Rheinischer Merkur vom 13.12.1991.
Can. 205 CIC lautet:
Voll in der Gemeinschaft der katholischen Kirche in dieser Welt stehen jene Getauften, die in ihrem sichtbaren Verband mit Christus verbunden sind, und zwar durch die Bande des Glaubensbekenntnisses, der Sakramente und der kirchlichen Leitung.
Und LG 14:
Den katholischen Gläubigen wendet die Heilige Synode besonders ihre Aufmerksamkeit zu. Gestützt auf die Heilige Schrift und die Tradition, lehrt sie, daß diese pilgernde Kirche zum Heile notwendig sei. Christus allein ist Mittler und Weg zum Heil, der in seinem Leib, der Kirche, uns gegenwärtig wird; indem er aber selbst mit ausdrücklichen Worten die Notwendigkeit des Glaubens und der Taufe betont hat (vgl. Mk 16,16; Joh 3,5), hat er zugleich die Notwendigkeit der Kirche, in die die Menschen durch die Taufe wie durch eine Türe eintreten, bekräftigt. Darum könnten jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche und ihre von Gott durch Christus gestiftete Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollten. Jene werden der Gemeinschaft der Kirche voll eingegliedert, die, im Besitze des Geistes Christi, ihre ganze Ordnung und alle in ihr eingerichteten Heilsmittel annehmen und in ihrem sichtbaren Verband mit Christus, der sie durch den Papst und die Bischöfe leitet, verbunden sind, und dies durch die Bande des Glaubensbekenntnisses, der Sakramente und der kirchlichen Leitung und Gemeinschaft. Nicht gerettet wird aber, wer, obwohl der Kirche eingegliedert, in der Liebe nicht verharrt und im Schoße der Kirche zwar "dem Leibe", aber nicht "dem Herzen" nach verbleibt. Alle Söhne der Kirche sollen aber dessen eingedenk sein, daß ihre ausgezeichnete Stellung nicht den eigenen Verdiensten, sondern der besonderen Gnade Christi zuzuschreiben ist; wenn sie ihr im Denken, Reden und Handeln nicht entsprechen, wird ihnen statt Heil strengeres Gericht zuteil. Die Katechumenen, die, getrieben vom Heiligen Geist, mit ausdrücklicher Willensäußerung um Aufnahme in die Kirche bitten, werden durch eben dieses Begehren mit ihr verbunden. Die Mutter Kirche umfaßt sie schon in liebender Sorge als die Ihrigen.

Synodales Hotel

Ein ästhetischer Genuss ist die heute begonnene 4. Tagung der 10. Synode der EKD ja nicht gerade. In der Tagesschau war das grauenhafte Tagungshotel in voller Pracht zu sehen. Verfügt die EKD in Berlin über keine schöneren Säle, die 120 Synodale fassen würden? Sie sind doch wahre Asketen, die Jungs und Mädels von der protestantischen Fraktion.

Samstag, November 05, 2005

Verlangen nach der Weisheit

Wer nach der Weisheit verlangt, wird sie erkennen. Wer ihretwegen wacht und an sie denkt, dem kommt sie entgegen.
Magnificat-Antiphon der Ersten Vesper vom 32. Sonntag im Jahreskreis

Freitag, November 04, 2005

Karl Borromäus

Karl Borromäus, nach dem hl. Ambrosius der zweite große Bischof von Mailand, ist eine bedeutende Gestalt der Gegenreformation im 16. Jahrhundert. Als Sohn des Grafen Gilberto Borromeo und der Patrizierin Margherita Medici wurde er 1538 in der Burg Arona am Lago Maggiore geboren. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Pavia wurde er Sekretär seines Onkels, des Papstes Pius IV. Medici. 1560 wurde er Kardinaldiakon und Administrator des Erzbistums Mailand. Die Priester- und die Bischofsweihe empfing er 1563. Er war ein Mann der unermüdlichen Arbeit und des Gebets, der sich vom Glanz seiner Karriere nicht blenden ließ. Seine Briefe füllen hundert Bände der Ambrosianischen Bibliothek. Der Abschluss des Konzils von Trient war zum guten Teil sein Verdienst. Von 1566 an ging er daran, in seiner Diözese die Konzilsbeschlüsse durchzuführen. Durch Synoden, Visitationen und Gründung von Seminaren reformierte er den Klerus und die Seelsorge; er stellte Missbräuche ab, sorgte für die Armen und Kranken, besonders im Pestjahr 1576. Im Oktober 1584 hielt er in Monte Varallo seine jährlichen Einkehrtage. Als er nach Mailand zurückkehrte, stellten die Ärzte fest, dass seine Kräfte völlig verbraucht waren. Er starb mit 46 Jahren am 3. November 1584. [Schott]

Das Hirtenamt

Auf Wunsch des jungen Kardinals Borromeo schrieb der Erzbischof von Braga (in Portugal) ein Büchlein über die Pflichten des Bischofs. Darin steht: „Du beklagst dich, das Hirtenamt sei ein Hindernis deiner Frömmigkeit? Es ist in Wirklichkeit nichts anderes als die ständige Übung der höchsten Tugenden: der Liebe, der Gerechtigkeit und des Erbarmens.“ - Das ließ sich Karl Borromeo gesagt sein.

Herr und Gott,
erhalte in deiner Kirche den Geist,
von dem der heilige Karl Borromäus erfüllt war,
und gib ihr die Bereitschaft,
sich ständig zu erneuern.
Gestalte sie nach dem Bild deines Sohnes Jesus Christus,
damit die Welt ihn erkennen kann,
unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Tagesgebet