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Dienstag, Juni 15, 2004

Aufbruch in Dresden-Meißen:

Die drei Blickrichtungen der Initiative "Gemeinden im Aufbruch" verdeutlichte Bernhard Dittrich, der Leiter der Pastoralabteilung des Bistums, mit passenden Bibelworten: "Weide meine Lämmer" für die Stärkung der Kerngemeinden, "Sammle die versprengten Schafe Israels!" für den Blick auf die gesamte Gemeinde und "Geht hinaus in alle Welt!" für die Öffnung gegenüber den nicht christlichen Mitbürgern.

Welche konkreten Schritte dabei anstehen, sollte die jeweilige Gemeinde im gemeinsamen Gebet zum Heiligen Geist herausfinden, riet Bischof Reinelt. Wichtig dabei sei, sich nicht beirren zu lassen von scheinbaren Misserfolgen, von kleiner werdenden Zahlen bei Priestern und Gemeindemitgliedern: "Jesus zieht uns durch solche Erfahrungen mehr an sein Kreuz als durch Erfolgsmeldungen, und am Kreuz ist doch unsere Quelle!" Die Gläubigen sollten sich sicher sein, sagte er bezugnehmend auf Jesu Gleichnis vom Sämann, dass der ausgesäte Same des Wortes nie ohne Wirkung bleibe, wenngleich die Wirkung sich nicht unbedingt zur eigenen Lebzeiten zeigen müsse und vielleicht auch anders, als mancher sich dies vorstelle.

Dass der Boden für Religiosität hierzulande mitunter besser ist als oft befürchtet, ließen die Erfahrungsberichte der Jenaer Professorin für Volkskunde, Christel Köhle-Hezinger, ahnen, die in der Mittagspause mit Bischof Reinelt und dem scheidenden evangelischen Landesbischof Volker Kress über "Chancen christlichen Wirkens in einer säkularen Umwelt" diskutierte. Unter anderem berichtete die Volkskundlerin über das große Interesse ihrer Studenten an Themen wie Mythen oder Rituale und an Fragen nach der eigenen Herkunft und dem Sinn des Lebens. Als Lieblingsklänge hätten zwei Drittel der Studenten Stille oder spirituelle Klänge angegeben. Oft erlebe sie bei Nichtchristen eine größere Bereitschaft, über religiöse Fragen zu sprechen als bei Christen, stellte die Professorin fest. Sensibilität für Religiöses sei eine Sache, die Bereitschaft, sich einer Kirche anzuschließen eine ganz andere, meinte Bischof Kress und beklagte einen weit verbreiteten Hang zur Unverbindlichkeit, den auch sein katholischer Amtskollege bemerkt hat. Es komme darauf an, Menschen die Erfahrung zu ermöglichen, dass sie in einer Gemeinschaft zu einer tieferen, echteren Freiheit finden als im Streben nach größtmöglicher Individualität, meinte Reinelt.

Montag, Juni 14, 2004

Norbert Reck setzt sich in einem Vortrag bei der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart (Titel: Den Mythos abstreifen? Wege, Umwege und Grenzen der Entmythologisierung) mit der Theologie Gotthold Hasenhüttls auseinander.

Die interpretierte Religion ist die abgeschaffte Religion. So zitiert Walter van Rossum in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und bei Spiegel Online den französischen Philosophen Maurice Merleau-Ponty - ausgerechnet in einer Rezension über Sabine Christiansen (ARD).

Donnerstag, Juni 10, 2004

Der Messias von Händel wird zwar gern zu Weihnachten gespielt und gehört, eignet sich aber genauso für andere Hochfeste. Heute abend - Fronleichnam - habe ich den letzten Teil gehört ("Ich weiß, daß mein Erlöser lebet", "Würdig ist das Lamm, das da starb").

Martin Mosebach klärt in der Welt darüber auf, was ein Gottesbezug in der europäischen Verfassung soll.
[via fonolog]

Gerade gefunden: ein Minikloster in relativer Nähe - die Geistliche Zelle von Karmelitinnen auf der Elbinsel Finkenwerder. Die Schwestern sind auch online.

Der neue Pfarrer der katholischen St. Joseph-Gemeinde in Lübeck-Kücknitz ist ein verheirateter Familienvater, berichtet der Evangelische Pressedienst (epd).

Nachtrag: ein Portrait in der Neuen Kirchenzeitung

Der Tagesspiegel kommentiert scharfzüngig das Verfassungsgerichtsurteil zum Ladenschluss: Gott ruhte schließlich am siebten Tag nur, weil er an den vorangegangenen sechs bereits alles erledigt hatte.

Mittwoch, Juni 09, 2004

Der Traditionsfaden ist ja noch nicht ganz gerissen, aber es werden seit Jahrzehnten immer weniger Fasern, die noch halten. Jetzt erst merken die ersten Bistümer (nur an fehlenden Kirchensteuereinnahmen!), dass inzwischen signifikante Anteile von Geburtsjahrgängen nicht mehr getauft sind und daher auch ihre Kinder nicht taufen lassen.

Trotzdem höre ich noch von Firmkursen, die sich explizit nicht einmal mehr an kirchenferne, aber wenigstens getaufte Jugendliche wenden - weil die Arbeit mit denen zu schwierig ist und man in der Firmkatechese lieber mit kirchennahen Jugendlichen kuschelt. Scheint mir ein Fall von Salz zu sein, das seinen Geschmack verloren hat.

Klingt vielleicht brutal und ungerecht, aber so geht es m.E. einfach nicht. Diese Art von Rückzug auf eine sogenannte kleine Herde bringt nix, denn irgendwann ist der Traditionsfaden zu dünn... Von den massiven finanziellen Problemen ganz zu schweigen. Dieser Kurs führt geradewegs ins Off.

Gut, wer das möchte, der soll es sagen. Ich halte diesen Weg für verfehlt. Und zwar nicht um eines bestimmten Milieus, sondern um der Frohen Botschaft willen.

Katechumenat für Erwachsene jetzt!

Die Frankfurter Rundschau über die innerkatholische Opposition: "Die Kirchenvolksbewegung ist ein Generationenprojekt, das keine Zukunft hat", urteilt nüchtern der Freiburger Religionssoziologe Michael Ebertz. Die Älteren hätten noch die Aufbruchstimmung nach dem Zweiten Vatikanischen Reformkonzil und nach der Würzburger Synode der Bistümer in Deutschland erlebt. Das war in den 1960er und 70er Jahren. Viele dieser Katholiken arbeiteten sich noch ganz selbstverständlich an ihrer Kirche ab, das gelte für die heute 20- bis 30-Jährigen nicht mehr.

Außerdem, so Ebertz, habe die Reformbewegung keinerlei Erfolge aufzuweisen: "Keine ihrer Forderungen ist bislang erfüllt worden." Die katholische Kirche sei eben eine "ultrastabile Institution", im Kern nicht zu verändern und auch reformunwillig. Schon allein deshalb sei "Wir sind Kirche" für junge Leute nicht sonderlich attraktiv: "Warum sich in einer Institution abarbeiten, die sich nicht bewegt?"

Traditionell katholisches Restmilieu: geschlossene, kulturell und weltanschaulich weitgehend homogene Bevölkerungsgruppe, in der die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche selbstverständlich ist. Durch Taufe im Säuglingsalter, Erstkommunion im Grundschulalter und Firmung im Mittelstufenalter wird jede neue Generation initiiert. Familien werden durch kirchliche Heirat gegründet. Der regelmäßige Empfang des Bußsakraments ist ebenso üblich wie die Krankensalbung. Das Milieu bringt Ordens- und Priesterberufungen in hinreichender Zahl hervor.

(Hat es hier in der Diaspora mindestens seit der Reformation nicht mehr gegeben, mit Ausnahme der polnischen Einwanderer bzw. aus Polen eingewanderten Deutschen. Existiert in Deutschland praktisch nur noch in entlegenen Regionen und zeigt auch da bereits Auflösungserscheinungen.)

Samstag, Juni 05, 2004

Gefunden in Wegbereiter: Es muss neben der Einführung von Kindern und Jugendlichen in den Glauben auch eine Weitergabe des Glaubens an Erwachsene geben. Wohl wahr.

Freitag, Juni 04, 2004

Und noch ein Nachtrag: Hubert Markl, ebenfalls in der FAZ, jedoch vom 24. April 2004, über Erkenntnis (Überschrift: Wer Erkenntnis sucht, sollte erst einmal Erkennen lernen). Er referiert, ausgehend vom heutigen Forschungsstand der Biologie, den state of the art, und teilt einen Seitenhieb auf die Debatte über die neuesten Ergebnisse der Hirnforschung aus, die in den letzten Monaten eben in jenem Feuilleton tobte:

Mit dem Erkennen der Welt geht es uns ähnlich wie mit dem Bewußtsein unserer Freiheit von Willensentscheidungen: Wir sind uns der Befähigungen dazu durch primäre Evidenzerfahrung ganz gewiß und brauchen dafür nicht erst eine Lizenz von einer naturwissenschaftlichen Begründungsagentur. Deshalb können auch weder Naturwissenschaft noch Philosophie solche Evidenzerfahrungen hinwegdisputieren.

Ein Nachtrag: In der FAZ vom 15. Mai schrieb Alexander Goerlach unter der Überschrift Die neue Weltunterordnung über die Al-Azhar-Universität in Kairo und das islamische Verständnis eines Kulturdialogs mit Europa.

Im Glauben der Muslime ist der Koran Gottes selbstgesprochenes Wort, mit dem er den Erzengel Gabriel in der Nacht zu Muhammad herabgesandt hat. Die Vorstellung der Verbalinspiration des Korantextes steckt die Grenzen der islamischen Theologie ab und gibt den Rahmen vor, innerhalb dessen Dialog möglich ist [...] Islamische Kollegen, die den Koran als Textedition sehen, in der man Entwicklungsstufen und literarische Eingriffe nachweisen kann, beäugt [der studierte Germanist Dr. Sayyed Fatallah] mehr als skeptisch.

Norman Birnbaum schreibt in salon.com über die anstehende Bush-Visite bei Papst Johannes Paul:

Rome, of course, is the center of the Roman Catholic world. It is always full of a multicultural and multiracial crowd of Catholic pilgrims. The permanent contingent of thousands of priests and nuns attached to the Vatican is equally colorful. It is a pity that the president will not be having a coffee at one of the cafes in the streets around St. Peter's Basilica. He might get a firsthand look at how global the Roman Catholic Church has become and consider enlarging his own version of faith, in which self-congratulatory moralism has crowded out empathetic humanism. If he were to talk to the American Catholics studying and working in Rome, he would learn that the church is no monolith and that its spirit is frequently renewed by conflict. (In the period of Vatican II, President John F. Kennedy made an enthusiastically received visit to American seminarians in Rome.) But Bush's theological interest is simple: He seeks Catholic votes in November and Karl Rove thinks a visit to the pope is an obvious way to get them. Or is it?

It's true that the Protestant evangelicals indispensable to Bush have contracted an alliance with some of the Catholics they once abjured. On issues like abortion, gay rights (and now gay marriage), school prayer, and medical research involving stem cells, they have set aside their once profound differences in a common front against a more liberal, nuanced, and open Christian morality and the hated secularism they think lurks behind it. A majority of Catholics, however, have not signed on to this alliance. They agree with the considerable number of Catholic bishops and theologians, and lay leaders, who argue that Catholics do indeed have political responsibilities connected with their faith. But, they insist, that means not treating any one issue or set of issues as a litmus test of the acceptability of candidates and parties; instead, they are determined to make political choices in the light of a broader moral perspective.

The church itself, after all, is 1,500 years older than the sects that issued from the Protestant Reformation. These Catholics credit themselves with the capacity to survive morally in a very imperfect world. The political traditions of many American Catholics -- their interest in fair wages and workplace rights, their support for programs of social welfare and economic fairness and racial equality -- are a consequence of Catholic doctrines that insist on the rights of community. It is this sense of universal justice that has made of the American Catholic church a champion of human rights and a critic of the dogma of the sovereignty of the market. And it is why, for example, John Sweeney, the president of the AFL-CIO, is at home in the social teachings of his church.

Of course, neither the American Catholic church nor the Holy See is dominated by liberation theologians. A strong conservative streak runs through both institutions. For example, Archbishop Burke of St. Louis has announced that he would refuse Communion to Sen. John Kerry on account of his tolerance of abortion. But the archbishop's position has been criticized by Archbishop Keeler of Baltimore, by professors of canon law in the Catholic universities, and angered a great many of the Catholic laity. American Catholics, after all, have considerable skepticism about authority; many believe that the church isn't the property of the hierarchy, but belongs to all Catholics. Recent polls suggest that Kerry is doing at least as well among Catholics as he is faring elsewhere. Bush will have to contend for votes not on the grounds that, in his White House, holy water flows from the faucets but on the basis of his performance in his secular office.

There, the U.S. Catholic Bishops Conference has been an unrelenting critic of his foreign policy. The doctrine of preemptive attack, the war on Iraq, his systematic rejection of international agreement and cooperation, his embrace of the harsh policies of Israeli Prime Minister Ariel Sharon and abandonment of the Middle East road map, have moved the Bishops to serious argument for alternative policies. Our press has found much, much more space for their huge embarrassment by pedophile priests than for the bishops' briefs for a less militarized, more generous and reflective foreign policy. The message, however, is getting through in the parishes and the Catholic organizations.

Catholics are about a quarter of the population, but about a third of the officers in the armed services: There, too, the bishops are being listened to. Still, it is regrettable in terms of press coverage that one has to go the conference's Web site to learn that the bishops have also opposed, in the past few weeks, Bush's attempt to heighten hostilities with Cuba.

Bush may have a provincial, even primitive, view of how Catholicism works. By calling on the pope in Rome, he obviously hopes to still critical Catholic voices at home. But there is a large difficulty: The American bishops, when they talk about our nation's role in the world, have the ear of Pope John Paul II. The old gentleman is not easy to sway, and their views and his have common roots. His staunch opposition to communism was tempered by his experience of Catholic-communist coexistence in Poland. As cardinal archbishop of Crakow, he did not want to see Poland “liberated” by nuclear weapons. Now he warns that Bush’s doctrines of preemption threaten limitless violence. He has insisted on the duty of nations to respect international law, declared that the war on terrorism must not consist of punitive and repressive actions only, and called for recourse to the United Nations rather than action by single groups of states.

On the eve of the Iraq war the pope sent his personal emissary Cardinal Pio Laghi, the former papal nuncio in Washington, to see President Bush with a clear message: "There are still peaceful avenues within the context of the vast patrimony of international law and institutions which exist for that purpose. A decision regarding the use of military force can only be taken within the framework of the United Nations." That, precisely, is what Bush did not do.

Laghi has been negotiating with the White House on Bush's visit of next Thursday. In the meantime, he gave an extraordinarily frank interview on May 13 to Corriere della Sera that dispenses with diplomatic nuance. "We are at the edge of an abyss and we have to stop. Above all, America has to re-establish respect for humanity and return to the family of nations, conquering the temptation to act alone." Laghi recalled that the pope warned the president against "preventive war" in March of last year, and that the president did not listen. "Now we see how much more we know," said Laghi, who cited the horrors of Abu Ghraib. He had not imagined that the U.S. he knew and loved could be responsible for such a thing.

A visit by a president in an election year, the cardinal noted, was usually from the Vatican's point of view inopportune. The president requested it twice, and the pope finally agreed, he said, because he viewed the president as the successor of the president who was in command of the 1944 liberation of Rome. "But the present choices of the U.S. do not bring human rights to the Mideast," Laghi noted. He declared that it is necessary to "build bridges to Islam, not dig trenches between us." Above all, said Laghi, "priority has to be given to the solution of the Israel-Palestine question, the primary source of terror." Finally, asked whether the U.S. should stay in Iraq or leave, he said, "The forces in Iraq not only should not be under U.S. orders, but should not give the impression of being under those orders."

The Vatican has been practicing diplomacy for the better part of two millennia, and Laghi for 60 of his 80 years. In giving the interview to Italy's most prestigious newspaper, he knew exactly what he was doing: making it clear that the pope would ask the president to correct a fatal mistake.

The pope himself, receiving a group of American bishops, opened another front last week. He told them that it was their duty to respond to the "profound religious needs and aspirations of a society which is ever more in danger of forgetting its spiritual roots and which is giving in to a merely materialistic view of the world, without a soul." That is light-years distant from the president's pious bromides, religious happy talk, prescription of tax cuts for the wealthy as solution for all ills, and repetitious narcissism of the phrase (not just the property of the president, to be sure) "the greatest nation on earth" as an excuse to shun the international community. Thus the pope sets the task of a spiritual politics as the expansion of human moral possibilities in the future, not as the defense of the profits accumulated in the past.

The encounter between the finely educated pope and an unread American president could be an hour of religious instruction. If he manages to listen, our president may come away with a somewhat deepened appreciation of something his own Protestant tradition warns against -- the sin of pride. The White House has no hesitation about lying about its domestic adversaries and insulting or snubbing its constructive critics. The president's political host in Rome, Berlusconi, is a clown. In the pope, however, he is meeting a giant. One hopes against experience he can make the distinction.

Der Deutschlandfunk erinnert an Theodor Haecker, der heute vor 125 Jahren geboren wurde: "Ich ertrage zur Not ein unaufgeräumtes Zimmer, aber im Geist müssen die Dinge an ihrem Platz stehen, sonst werde ich krank und grob.

Als glücklichen Menschen hat ihn niemand erlebt. Schweigsam, misstrauisch, dann während der Nazizeit in seiner Bitterkeit ganz nach innen gewandt - so haben ihn Leute, die ihm nahestanden, beschrieben. Er verlangte den 'Gehorsam des Glaubens' und 'die bedingungslose Annahme der Offenbarung' in einer Zeit, in der er Deutschland als, wie er schrieb, 'Weltreich des Antichristen' wachsen sah. Da blieb ihm nur ein Leiden in Demut und das nächtliche Schreiben ins Notizbuch:

Wenn ich heute stürbe, völlig uneins mit dem herrschenden Geist meines Volkes, ich würde nicht verzweifelt sterben, und wäre das nicht doch auch ein Zeugnis? ... Ich habe Schwierigkeiten und lebe unter einer Wolke. Aber ich habe eine unfehlbare Methode: Wenn die Schwierigkeiten zu gross werden, stürze ich mich in die Unbegreiflichkeit Gottes. Sie birgt mich. Nicht sie allein natürlich, sondern die Gnade Gottes. Sie trägt mich auch in diesem Abgrund."

Donnerstag, Juni 03, 2004

Demnächst online: :: Kircheneintrittsstelle :: Kein Wiedereintritt per Mausklick, sondern Information, schreibt KNA.

Die Bischofssynode im kommenden Jahr befasst sich mit der Eucharistie. Und dies, obwohl erst vor einem Jahr die Enzyklika Ecclesia de Eucharistia (und vor kurzem die Instruktion Redemptionis sacramentum) erschienen ist. Die Leitlinien (Lineamenta: Die Eucharistie: Quelle und Höhepunkt des Lebens und der Sendung der Kirche) sind jetzt veröffentlicht.

Mittwoch, Juni 02, 2004

P. Willibrord Driever, St. Ottilien, über geistliche Berufung: Unterscheiden - Erkennen - Schritte tun
[gefunden bei Jochen Scherzer]

Bartholomaios I., ökumenischer Patriarch von Konstantinopel, spricht in einem Interview mit der internationalen Zeitschrift 30 Tage Klartext. Bruno Forte nimmt dazu Stellung.

Dienstag, Juni 01, 2004

Was da in Telepolis über ein strukturelles Problem des Wissenschaftssystems (am Beispiel der Natrium-Kalium-Pumpe) steht, könnte auch die Kritik von Atheisten am Lehramt der Kirche sein...

Da ohnehin nur ein Bruchteil der Forschungsanträge Aussicht auf Erfolg hat, ist ein Antragsteller auf Strategien angewiesen, die etwa so aussehen:



  • Das zu untersuchende Problem sollte im allgemeinen Trend liegen, d.h. Arbeiten der neuesten Zitierkartelle - die Zeitschriften mit hohem Impact Faktor entnommen werden können - müssen als Grundlage dienen.

  • Der Antrag sollte so abgefasst werden, dass die Ansichten der möglichen Gutachter nicht in Frage gestellt werden.

  • Es sollte unbedingt vermieden werden, etablierte Lehrmeinungen die z.B. durch Nobelpreise als unumstößliche Wahrheiten festgeschrieben worden sind anzuzweifeln, da sonst eine mehrheitliche Akzeptanz des vorgetragenen Problems durch das Gutachtergremium nicht zu erwarten ist.

Dieses opportunistische Vorgehen widerspricht zwar den ethischen Grundregeln wissenschaftlicher Wahrheitsfindung, entspricht aber genau den Empfehlungen von Geld-gebenden Instituten (National Institute of Health, USA: ".... the author of a project proposal must learn all he can about those who will read his proposal and keep those readers constantly in mind as he writes...").

Sehr interessant, diskutiert Autor Ludwig Edelmann doch ein konkretes Beispiel, wie - seiner Meinung nach - Betrug in den Biowissenschaften Paradigmenwechsel verhindert und neue Wege der Grundlagenforschung versperrt.

Gabriele Goettle in der taz über das Benediktinerinnen-Kloster St. Gertrud, Alexanderdorf bei Berlin


Es gibt eine christliche Hermeneutik, einen christlichen Leser. Wenn er auf die Geschichte blickt, sieht er die Erfüllung eines Prophezeiten, schon Angedeuteten.

David, der exemplarische König der Juden, stammte aus Bethlehem. In der Geschichte von Jesus wiederholt sich die von David, sie steigert sich und wird aufgehoben. Denn auch er ist ein König der Juden, ganz anderer Art allerdings, und auch er kommt aus Bethlehem. Nach Jerusalem reitet er auf einer Eselin, und er erfüllt damit buchstäblich den Spruch des Propheten Zacharias, der Messias werde auf einer Eselin kommen.

So verläuft die Lektüre der Bibel nicht nach der Regel eines reinen narrativen Fortschreitens, sondern sie muß, wenn sie überhaupt etwas verstehen will, in jedem Moment des Lesens das Echo des Früheren und den Vorklang des Späteren mithören. Der christliche Leser erkennt die Zeichen und die Entsprechungen, die Bestätigungen und die Transformationen von Motiven. Die Lektüre ist hier nicht auf Kausalitäten aus; keineswegs ist das zeitlich Vorhergehende die "Ursache" dessen, was dann folgt.

Man kann noch weiter gehen und behaupten, daß die Antike insgesamt so in der Geschichte gelesen hat. In Brutus, dem Verschwörer gegen Cäsar, kehrte der Namen dessen wieder, der vor Hunderten von Jahren Tarquinius Superbus verjagt hatte, den letzten der römischen Könige. Und der spätantike Historiker Jornandes merkt einmal erstaunt an, daß der letzte Kaiser Roms vor dem Gotensturm den Namen Augustulus trug - "Augustchen" -, was ihm wie ein ironischer Widerruf des ersten Kaisernamens Augustus vorkam. Gleichklang und Koinzidenz, Wiederkehr und Erfüllung sind in solcher Hermeneutik das Entscheidende. Im Christentum hat sich diese antikische Haltung bis auf den heutigen Tag bewahrt.