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Dienstag, Februar 28, 2006

Blogfasten

In der kommenden Quadragesima beschränke ich die Kommentarfunktion auf eine geschlossene Benutzergruppe. Im Normalfall genügt eine Mail an m.recke bei commentarium.de, um in diese Gruppe aufgenommen zu werden.

Montag, Februar 27, 2006

Bußtage

  • Can. 1249 — Alle Gläubigen sind, jeder auf seine Weise, aufgrund göttlichen Gesetzes gehalten, Buße zu tun; damit sich aber alle durch eine bestimmte gemeinsame Beachtung der Buße miteinander verbinden, werden Bußtage vorgeschrieben, an welchen die Gläubigen sich in besonderer Weise dem Gebet widmen, Werke der Frömmigkeit und der Caritas verrichten, sich selbst verleugnen, indem sie die ihnen eigenen Pflichten getreuer erfüllen und nach Maßgabe der folgenden Canones besonders Fasten und Abstinenz halten.
  • Can. 1250 — Bußtage und Bußzeiten für die ganze Kirche sind alle Freitage des ganzen Jahres und die österliche Bußzeit.
  • Can. 1251 — Abstinenz von Fleischspeisen oder von einer anderen Speise entsprechend den Vorschriften der Bischofskonferenz ist zu halten an allen Freitagen des Jahres, wenn nicht auf einen Freitag ein Hochfest fällt: Abstinenz aber und Fasten ist zu halten an Aschermittwoch und Karfreitag.
  • Can. 1252 — Das Abstinenzgebot verpflichtet alle, die das vierzehnte Lebensjahr vollendet haben; das Fastengebot verpflichtet alle Volljährigen bis Zum Beginn des sechzigsten Lebensjahres. Die Seelsorger und die Eltern sollen aber dafür sorgen, daß auch diejenigen, die wegen ihres jugendlichen Alters zu Fasten und Abstinenz nicht verpflichtet sind, zu einem echten Verständnis der Buße geführt werden.
  • Can. 1253 — Die Bischofskonferenz kann die Beobachtung von Fasten und Abstinenz näher bestimmen und andere Bußformen, besonders Werke der Caritas und Frömmigkeitsübungen, ganz oder teilweise an Stelle von Fasten und Abstinenz festlegen.
Quelle: Codex Iuris Canonici online

Die näheren Bestimmungen dazu finden sich in der Partikularnorm Nr. 16 [PDF] der Deutschen Bischofskonferenz.

Am Aschermittwoch (Feria Quarta Cinerum) bleibt dieses Notizbuch geschlossen.

Freitag, Februar 24, 2006

Matthias

Über das Leben des Apostels Matthias wissen wir nur, was in der Apostelgeschichte steht (Apg 1,15-25): dass er anstelle des Judas Iskariot zum Apostelkollegium hinzugewählt wurde. Aus der Rede des Petrus ergibt sich auch, dass Matthias zu den Männern gehörte, „die die ganze Zeit mit uns zusammen waren, als Jesus, der Herr, bei uns ein und aus ging, angefangen von der Taufe durch Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns ging und aufgenommen wurde“ (Apg 1,21-22). Nach der Legende soll Matthias in Äthiopien gewirkt und das Martyrium erlitten haben. Seine Reliquien wurden im Auftrag der Kaiserin Helena nach Trier gebracht; dort werden sie in der Abteikirche St. Matthias verehrt, die im Mittelalter das Ziel vieler Wallfahrten war. [Schott]

Deus, qui beátum Matthíam Apostolórum tuórum collégio sociásti: tríbue, quæsumus; ut, ejus interventióne, tuæ circa nos pietátis semper víscera sentiámus. Per Dóminum nostrum.
Oratio

Et in diebus illis exsurgens Petrus in medio fratrum dixit — erat autem turba hominum simul fere centum viginti:
“Viri fratres, oportebat impleri Scripturam, quam praedixit Spiritus Sanctus per os David de Iuda, qui fuit dux eorum, qui comprehenderunt Iesum,
quia connumeratus erat in nobis et sortitus est sortem ministerii huius.
Hic quidem possedit agrum de mercede iniquitatis; et pronus factus crepuit medius, et diffusa sunt omnia viscera eius.
Et notum factum est omnibus habitantibus Ierusalem, ita ut appellaretur
ager ille lingua eorum Aceldamach, hoc est ager Sanguinis.
Scriptum est enim in libro Psalmorum:
“Fiat commoratío eius deserta,
et non sit qui inhabitet in ea”
et: “Episcopatum eius accipiat alius”.
Oportet ergo ex his viris, qui nobiscum congregati erant in omni tempore, quo intravit et exivit inter nos Dominus Iesus,
incipiens a baptismate Ioannis usque in diem, qua assumptus est a nobis, testem resurrectionis eius nobiscum fieri unum ex istis”.
Et statuerunt duos, Ioseph, qui vocabatur Barsabbas, qui cognominatus est Iustus, et Matthiam.
Et orantes dixerunt: “Tu, Domine, qui corda nosti omnium, ostende quem elegeris ex his duobus unum
accipere locum ministerii huius et apostolatus, de quo praevaricatus est Iudas, ut abiret in locum suum”.
Et dederunt sortes eis, et cecidit sors super Matthiam, et annumeratus est cum undecim apostolis.
Act 1,15-26

Mehr zur Oratio bei Scipio. Ihm und Dr. M. O. W. die allerbesten Wünsche zum Namenstag!

Donnerstag, Februar 23, 2006

Gerechte Sprache?

Das Projekt Bibel in gerechter Sprache gründet in der Unterstellung, die Sprache der Bibel sei irgendwie ungerecht. Und zwar nicht nur die Sprache irgendeiner Übersetzung (was prinzipiell möglich wäre), sondern auch die Originalsprache und der Originaltext.

Diese Unterstellung ist weder evangelisch noch katholisch oder jüdisch. Sie ist einfach nur unhaltbar. In letzter Konsequenz hebelt sie alles aus, das reformatorische Prinzip sola scriptura genauso wie die katholische Interpretation der Bibel in der Kirche. Sie öffnet die Tür für eine Manipulation der Heiligen Schrift nach dem Vorbild der Zeugen Jehovas oder der Mormonen.

Sie ist unhaltbar, weil sie unsere kleinen, zeitbedingten Vorstellungen von Gerechtigkeit der göttlichen Gerechtigkeit in ihrer ganzen schrecklichen Grandiosität (und ihrem grandiosen Schrecken) überordnen will. Das kann nur scheitern.
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Polykarp

Polykarp kannte noch den Apostel Johannes und wurde von ihm zum Bischof von Smyrna bestellt (vgl. Offb 2, 8-11). Als Sprecher der Kir­chen von Kleinasien verhandelte er 155 mit Papst Anicet über den Ter­min des Osterfestes. In Kleinasien muss er großen Einfluss gehabt haben; die Heiden nannten ihn „den Lehrer Asiens, den Vater der Christen, den Zerstörer der Götter“. Als der römische Statthalter ihm befahl, Christus zu verfluchen, antwortete er: „Sechsundachtzig Jahre diene ich ihm, und er hat mir nie ein Leid getan; wie könnte ich meinen König lästern, der mich erlöst hat?“ Er wurde zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt, und als das Feuer ihn nicht tötete, mit einem Dolch durchbohrt. Über sein Martyrium ist ein zuverlässiger Bericht erhalten. Polykarp ist der letzte Zeuge aus dem apostolischen Zeitalter. [Schott]

Deus, qui nos beáti Polycarpi Martyris tui atque Pontíficis ánnua sollemnitáte lætíficas: concéde propítius; ut, cujus natalítia cólimus, de ejúsdem étiam protectióne gaudeámus.
Oratio

Et angelo ecclesiae, quae est Smyrnae, scribe:
Haec dicit Primus et Novissimus, qui fuit mortuus et vixit:
Scio tribulationem tuam et paupertatem tuam — sed dives es — et blasphemiam ab his, qui se dicunt Iudaeos esse et non sunt, sed sunt synagoga Satanae.
Nihil horum timeas, quae passurus es. Ecce missurus est Diabolus ex vobis in carcerem, ut tentemini, et habebitis tribulationem diebus decem. Esto fidelis usque ad mortem, et dabo tibi coronam vitae.
Qui habet aurem, audiat quid Spiritus dicat ecclesiis. Qui vicerit, non laedetur a morte secunda.
Apc 2,8-11

Mittwoch, Februar 22, 2006

Zeichen der Liebe Gottes

"Die Kirche feiert heute das Fest Kathedra Petri. Sie dankt dabei Gott für die Sendung, die Jesus Christus, der Herr der Kirche, dem Apostel Petrus und seinen Nachfolgern übertragen hat. Die Kathedra in der Bischofskirche einer jeden Diözese ist Sinnbild der Autorität des Bischofs, insbesondere seines Lehramts, das in der treuen Bewahrung und Weitergabe der Botschaft des Glaubens besteht. Der Apostel Petrus hat sein Leben im Dienst Christi hier in Rom mit dem Martyrium vollendet. Rom ist daher zu Recht der Sitz seiner Nachfolger. Schon die ältesten Kirchenväter bezeugen die Würde der Kathedra des Bischofs von Rom, dessen Hirtenamt sich auf die ganze Kirche erstreckt. Der hl. Irenäus von Lyon spricht unter anderem davon, daß mit der Kirche von Rom „wegen ihres besonderen Vorrangs notwendig jede Kirche übereinstimmen muß, das heißt die Gläubigen von überall“. Die Kathedra Petri zu feiern besagt somit, ihr eine tiefe geistliche Bedeutung zuzuschreiben und in ihr ein bevorzugtes Zeichen der Liebe Gottes zu seinem heiligen Volk zu erkennen."
Papst Benedikt XVI. in seiner heutigen Generalaudienz [Radio Vatikan]

Kathedra Petri

Petri Stuhlfeier vermerkt heute mein profaner Abreißkalender, der das protestantische Kirchenjahr abbildet (und damit in groben Zügen das Kirchenjahr vor der Liturgiereform). Eine neckische Übersetzung für das heutige Fest.

Die Zeit vom 13. bis 23. Februar war im heidnischen Rom der Erinnerung an die verstorbenen Angehörigen geweiht. Bei der Feier wurden für die Toten Speisen und ein Stuhl (cathedra) bereitgestellt. Die Christengemeinde gedachte in dieser Zeit des Apostels Petrus, des Vaters ihres Glaubens. Die kirchliche Ablehnung des Totenmahls seit dem 4. Jahrhundert hatte zur Folge, dass man den Stuhl des Petrus nunmehr als Lehrstuhl, als Symbol des Lehramts verstand. Gegenstand des christlichen Festes war aber nicht der Stuhl, sondern die Übernahme des römischen Bischofsstuhls durch den hl. Petrus, oder richtiger: die Berufung des Petrus zum Lehramt in der Kirche. Ein zweites Fest der Kathedra des Petrus wurde seit dem 6. oder 7. Jahrhundert in Gallien am 18. Januar gefeiert. Es wurde dann auch von der römischen Kirche übernommen, aber Papst Johannes XXIII. hat aus beiden Festen wieder ein einziges gemacht und es auf den heutigen Tag festgelegt. [Schott]

Allmächtiger Gott,
das gläubige Bekenntnis des Apostels Petrus
ist der Felsen,
auf den du deine Kirche gegründet hast.
Lass nicht zu,
dass Verwirrung und Stürme
unseren Glauben erschüttern.
Tagesgebet

Ego autem rogavi pro te, ut non deficiat fides tua. Et tu, aliquando conversus, confirma fratres tuos.
Lc 22,32

Dienstag, Februar 21, 2006

Geburtendefizit

Nur für die Statistik:
Für das Jahr 2005 ist mit circa 820 000 bis 830 000  Sterbefällen und damit nur einer geringen Veränderung gegenüber 2004 (818 000) zu rechnen. Dagegen dürfte die Zahl der Lebendgeborenen, die 2004 rund 706 000 betragen hatte, deutlich auf etwa 680 000 bis 690 000 zurückgegangen sein. Damit sind 2005 voraussichtlich etwa 140 000 mehr Menschen gestorben als Kinder zur Welt kamen. 2004 hatte dieses Geburtendefizit 113 000 Personen betragen.

Der Wanderungsüberschuss gegenüber dem Ausland dürfte 2005 bei etwa 90 000 bis 100 000 Personen gelegen haben. 2004 waren 83 000 mehr Personen aus dem Ausland nach Deutschland zugezogen als von hier weggezogen. Damit wird 2005 wie bereits 2004 das Geburtendefizit nicht durch den Wanderungsüberschuss ausgeglichen werden können.
Zahl der Abtreibungen im Jahr 2004: 129 650

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Montag, Februar 20, 2006

Arg ruhig

Wenig los in der Blogozese, nach den Aufregungen des Jahresanfangs, stellt Scipio fest, und hat eine Theorie:
Ob es den Kolleginnen und Kollegen geht wie mir: Nach bald vier Jahren hat man die wenigen originellen Gedanken, die einem/r durch den Kopf gehen, schon mehr als nur ein paar Mal gebloggt - wozu sich dauernd wiederholen?
Mag sein, aber momentan fehlt mir einfach die Zeit. Oder andere Dinge sind wichtiger. Was gleichbedeutend ist.

Wertedebatte

Die hier zuletzt heftig gescholtene CDU debattiert ihr neues Grundsatzprogramm. Johannes Leithäuser weist in der Wochenendausgabe der FAZ auf Differenzen zwischen demjenigen von 1994 und dem sechs Jahre jüngeren familienpolitischen Leitbild hin.
1994: Die Ehe ist das Leitbild der Gemeinschaft von Frau und Mann. Sie ist die beste Grundlage für die gemeinsame Verantwortung von Mutter und Vater in der Erziehung der Kinder.

2000: Familie ist überall dort, wo Eltern für Kinder und Kinder für Eltern Verantwortung tragen.
"Verabschiedet sich die CDU vom christlichen Menschenbild?", fragte im Januar die Tagespost:
In der "Mainzer Erklärung" [...] kommt der Begriff "christliches Menschenbild" nicht mehr vor. Es scheint sogar vordergründig, dass abgerückt wird von einer christlichen Perspektive und Werteverortung der politischen Entscheidungsprozesse.
Heute hingegen betonte Angela Merkel, das christliche Menschenbild bleibe Leitbild der CDU. Und Christoph Böhr erläuterte die Details:
Aus dem christlichen Menschenbild müsse ein zeitgemäßes Gesellschaftsbild folgen.
Wir dürfen gespannt sein.

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Gerechte Sprache

Es scheint langsam ernst zu werden mit der für den Reformationstag angekündigten Veröffentlichung der Bibelübersetzung in "gerechter Sprache". In der FAZ vom Wochenende befasst sich Felix Grigat ausführlich mit der Kritik an diesem Projekt.

Ein Hammerschlag gleich im ersten Satz: Demnach "entfernen sich einige Protestanten zusehends vom reformatorischen Schriftprinzip (sola scriptura), wonach die Bibel allein Richtschnur für kirchliche Lehre und Tradition ist."
So haben sich die 52 Übersetzer [...] darauf verpflichtet, neben der historisch-kritischen und literaturwissenschaftlichen Exegese Einsichten der feministischen Theologie, des christlich-jüdischen Dialogs sowie "Wahrnehmungen aus der Sicht von gesellschaftlichen Minderheiten" zu berücksichtigen.
Kritiker kreiden an, dass "Grundsätze der klassischen Philologie hermeneutischen Interessen untergeordnet würden".
Der Tübinger Alttestamentler Bernd Janowski sagte, die Neuübersetzung liefere sich an den Zeitgeist aus und sei ein "Dokument des sich selbst aushöhlenden Protestantismus". Es sei "beschämend", daß es überhaupt von kirchenleitender Stelle aus protegiert werde.
In der Summe bleibt kein gutes Haar an der Übersetzung, die bereits vor Erscheinen in einschlägigen Blogs massiv kritisiert wird. Übrigens nennt Grigat auch Margot Käßmann unter den Förderern - laut Website hat sie das 5. Buch der Tora mitbezahlt.

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Freiheit gegen Sicherheit

"Unser Bericht zeigt, dass die Menschen seit dem 11. September bereit sind, aus Furcht etwas von ihrer Freiheit für ihre Sicherheit aufzugeben", zitiert Michael Kleff heute im Deutschlandfunk [MP3] Eric Nuzum, den Autor des Freemuse report on censorship in post 9/11 USA.

Wo ist das Problem? Wenn weder Freiheit noch Sicherheit absolute Werte sind, sondern jeweils in Relation zu anderen Werten stehen, dann ist das doch ein völlig legitimer Tausch.
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Donnerstag, Februar 16, 2006

Angst vor der leeren Freiheit

Thomas Assheuer in der Zeit [via Perlentaucher]:
Doch warum wecken die dänischen Karikaturen auch den Zorn der Einsichtigen? Die Antwort liegt auf der Hand. Sie haben nicht deshalb demonstriert, weil sie sich plötzlich zu Fundamentalisten bekehrt hätten, sondern weil sie fürchten, die kulturelle Modernisierung könne sich am Ende doch als Sackgasse erweisen. Aus ihrem Protest spricht die Angst, dass von den heiligen Bildern der islamischen Tradition nichts mehr übrig bleibt – nur deren Karikatur. Es ist die Angst vor der leeren Freiheit, vor einem Liberalismus, der nur noch eines duldet: das Liberale. Schließlich spricht aus dem Protest der nagende Zweifel, ob es islamischen Gesellschaften gelingt, einen eigenen Weg in die kulturelle Moderne zu finden – oder ob sie sich dem säkularisierenden Sog einer kapitalistischen Konsumkultur unterwerfen müssen, die Gott in Geld und das »Heilige« in Reklame verwandelt.
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Genuin protestantischer Kampfbegriff

Der Münchner Moraltheologe Friedrich Wilhelm Graf im Interview mit der Welt [via Perlentaucher]:
Es gibt eine paradoxe Gleichzeitigkeit von Säkularisierungstendenzen und Revitalisierungstrends des Religiösen. Der Fundamentalismus-Begriff allerdings stammt aus protestantischen Debatten. Von "Fundamentalismus" ist erstmals im frühen 20. Jahrhundert in den USA die Rede. Oft wird vergessen, daß wir einen genuin protestantischen Kampfbegriff zur Analyse islamischer Entwicklungen benutzen. Möglicherweise ist das kein sehr kluges Vorgehen.
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Ein Hammer

Heinz Angehrn kündigt eine neue Buchbesprechung an. Diesmal: Klaus-Peter Jörns. Notwendige Abschiede. Auf dem Weg zu einem glaubwürdigen Christentum. Gütersloh 2004. Vollmundig:
Das Buch ist ein Hammer und reinste Provokation für katholikale und evangelikale Kirchenohren und -hirne.
Vielversprechend auch die Kurzbeschreibung bei Amazon:
Provozierend und Notwendig. Die kritische Revision christlicher Glaubensaussagen. Eine scharfe Analyse in großer Sympathie. Für einen Glauben, der Leben schafft. Das Unbehagen wächst - aber niemand tut etwas. Die Menschen wenden sich gelangweilt ab. Selbst Pfarrer und Pfarrerinnen glauben kaum, was ihr Amt ihnen zu bekennen aufgibt - doch niemand traut sich, die Wahrheit offen auszusprechen: Die Kirche muss sich von vielen ihrer Glaubensaussagen verabschieden. Es gilt, Neues zu bedenken. Klaus-Peter Jörns unterzieht alle zentralen Glaubensaussagen der Christen einer kritischen Revision. Ob die Bedeutung der Bibel oder Jesus Christus, ob Offenbarungsglaube oder Schöpfungsbericht - alles prüft er mit scharfer Analyse und in großer Sympathie. Sein Ziel: die Neuformulierung eines Glaubens, der Leben schafft.
Und Amazon in seiner großen Weisheit weiß das Buch gleich richtig einzuordnen:
Kunden, die dieses Buch gekauft haben, haben auch diese Bücher gekauft:
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Mittwoch, Februar 15, 2006

Sterbende Ideologien

Im Kampf der Karikaturen (Alan Posener) stehen sich zwei Ideologien unversöhnlich gegenüber: Säkularismus und Islamismus.

Der Islamismus hat dem Säkularismus seine Vitalität voraus. Säkular dominierte Gesellschaften sterben aus, während die Bevölkerung islamischer Länder dynamisch wächst.

IslaMuslimische Zuwanderer in säkular dominierte Länder stellen zu Recht die Frage, warum sie sich dem Wertesystem einer sterbenden Gesellschaft anpassen sollen.

Dennoch ist es ein Kampf zwischen zwei Verlierern: Der zur Ideologie gewordene Islam hat sich von der wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklung abgekoppelt; der ideologische Säkularismus ist schon rein biologisch nicht in der Lage, sich zu reproduzieren.

Der Christ sitzt hier zwischen allen Stühlen, was ihm im Zweifel auch nicht hilft.

Dienstag, Februar 14, 2006

Gregor VII. vs. Heinrich IV.

Heute vor 930 Jahren verhängte Papst Gregor VII. den Kirchenbann über König Heinrich IV. Ein Jahr später ging Heinrich nach Canossa. Das heißt, eigentlich wollte er nach Rom, aber der Papst war schon auf dem Weg in Richtung Augsburg, um dort Gericht über Heinrich zu halten. Mehr im Deutschlandfunk. [MP3]

Montag, Februar 13, 2006

Wer ist Mehrheit, und wer ist Minderheit?

Frank Schirrmacher antwortet in der FAZ (online beim Spiegel, Hinweis von Scipio) auf einen Spiegel-Essay von Botho Strauß:
Wer ist Mehrheit, und wer ist Minderheit? Diese Frage, die Politiker aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich zu stellen wagen, hat der Bevölkerungsforscher Herwig Birg längst beantwortet. Dabei geht es nicht um die Veränderungen der Mehrheitsverhältnisse in der Gesellschaft insgesamt, sondern um eine demographische Revolution von unten. Wie die unsere Debatten bestimmt, ließ sich in den letzten fünfzehn Jahren studieren: Erst debattierte die Gesellschaft den Familiennachzug, dann die Probleme bei der Integration in den Kindergärten, es folgte eine Auseinandersetzung um die Probleme in Grundschulen, dann - mittlerweile war die Großelterngeneration in den Herkunftsländern hoch betagt - eine Debatte um das Staatsbürgerrecht mit besonderem Hinweis auf die Erbschaftsproblematik.

Wir sind jetzt, Stand 2006, bei den Hauptschulen und den fünfzehnjährigen Schülern angelangt, die im Pausenhof Deutsch sprechen sollen - jeder, der die Augen nicht verschließt, weiß, daß die nächste Phase der Debatte bevorsteht: der Augenblick, wo diese Generationen die Schulen verlassen und, da schlecht von uns ausgebildet, mit einem abweisenden Arbeitsmarkt konfrontiert werden. Dieser Augenblick ist schätzungweise noch maximal fünf Jahre entfernt.

Aber es geht nicht nur um ein Integrationsproblem einer vorwiegend muslimischen Mehrheit. Es geht mittlerweile um ein Desintegrationproblem der nicht zugewanderten jungen Minderheit. "Es ist nicht übertrieben", so Birg mit Blick auf die Jahre 2010 bis 2015, "daß die nicht zugewanderte, inländische Bevölkerung bei den unter Vierzigjährigen vielerorts zu einer Minderheit unter anderen Minderheiten wird."

Ein katholischer Schriftsteller

Jens Jessen in der Zeit 10/2004 über Nicolás Gómez Dávila:
Es sind messerscharfe Aphorismen, in fünf Bänden gesammelt von 1977 bis 1992, die von einem überwältigenden Hass auf die Moderne angetrieben werden, wie er seit Nietzsche nicht mehr formuliert worden ist. Es ist aber nicht Gott, den er zu Grabe trägt, sondern der moderne Glaube, ohne Gott auskommen zu können. Gómez Dávila ist ein katholischer Schriftsteller von einzigartiger Angriffslust. Der Atheismus, sagt er, macht den Menschen nicht frei, sondern unterwirft ihn den absurdesten innerweltlichen Heilsversprechen. [...]

Er selbst sah sich als „authentischen Reaktionär“. Das macht es
allerdings für ein zeitgenössisches Publikum nicht leichter. Unter einem Reaktionär kann es sich kaum etwas anderes als einen Faschisten oder, bestenfalls, Monarchisten vorstellen. Gómez Dávila ist aber weder das eine noch das andere. Der Reaktionär ist für ihn überhaupt kein politischer Aktivist, der alte Zustände wiederherstellen will, sondern „bloß ein Passagier, der mit Würde Schiffbruch erleidet“. Der Reaktionär sei „jener Narr, der die Eitelkeit besitzt, die Geschichte zu verurteilen, und die Unmoral, sich mit ihr abzufinden“.

Gómez Dávila will die Moderne nicht abschaffen, das hält er für unmöglich; aber er will ihr die Selbstverständlichkeit bestreiten, mit der sie einen Fortschritt zum Besseren behauptet. [...] In der Bereitschaft, um des Fortschritts willen den Menschen zu versklaven, sieht er nicht den geringsten Unterschied zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Insbesondere empört er sich über die Gelassenheit, mit der das Scheitern der totalitären Großversuche des 20. Jahrhunderts hingenommen wird, zu denen er ohne Umschweife auch die liberale Marktwirtschaft rechnet. [...]

Für Gómez Dávila ist der moderne Mensch ein Wesen von monströser Verantwortungslosigkeit; und zwar aus Selbstüberschätzung. Er fühlt sich als Meister seines Glücks. Aber wenn sich herausstellt, dass er doch eher als Meister des Unglücks tätig war, zweifelt er noch immer nicht an seiner Güte. [...]

Sein zentraler Gedanke ist die merkwürdige Bereitschaft der Bürger, Mehrheitsentscheidungen auch über Grundwerte und Gewissensfragen zu akzeptieren. Das wäre, wenn es einen nichtmenschlichen Gott gäbe, an dessen Gebot der Bürger glaubte, gänzlich unverständlich. Wahrhaft göttliche Gebote müssten jedem irdischen Dafürhalten entzogen sein.

Auch die unerträgliche Einschränkung der individuellen Freiheit, die im Mehrheitsprinzip liegt, ist nur akzeptabel, wenn der Bürger annimmt, dass in der Mehrheitsmeinung eine höhere, quasigöttliche Vernunft zu Geltung kommt. Aber warum sollte diese Vernunft bei der Mehrheit liegen? Das eben, sagt Dávila, ist der mystische Glaubenskern der Demokratie, an dem sich ihr pseudoreligiöser Charakter erkennen lässt.

Keine Werber hier oben

Werbeblogger Andreas Rodenheber (Gottes Werk und Werbers Beitrag) schreibt ein göttliches Briefing:

From: JHWH
To: Hl. Petrus the Rock.
CC: Jesus v. Nazareth, Hl. Geist, Hl. Sebastianus, Hl. Christopherus, Hl. Martin von Tours
Subject: Spread the Word!

Moin,

also, wie schon gesagt.

Zielgruppe:
Deutschland. Alle Menschen, die guten Willens sind.

Ziel:
Ende mit der Rumjammerei. Teamgeist wecken. Aktivierung für die gute Sache.

Benefit:
Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir dein Stecken und Stab trösten mich.

Reason why:
Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele und führet mich auf rechter Strasse um seines Namens Willen.

Timing:
Konzeptpräsentation mit Bildideen (Scrap) und Headlines (Copy blind) Anfang 7. KW

Keine Ausreden. Keine Halbheiten. Kein Wenn und Aber.

gez.
JHWH
nach Diktat verreist

Dringend die ganze Story lesen!

Mehr von Nicolás Gómez Dávila

Es gibt keine Dummheit, die der moderne Mensch nicht imstande wäre zu glauben, sofern er damit dem Glauben an Jesus Christus ausweicht.

Zu den wichtigsten kulturellen Leistungen des Katholizismus gehört es, ein den ökonomischen Aktivitäten ungünstiges Klima geschaffen zu haben.

Um den Patienten heilen zu können, den sie im 19. Jahrhundert verwundete, musste ihn die Industriegesellschaft im 20. Jahrhundert verblöden.

Der Preis für industriellen Wohlstand ist die Verblödung.

Der größte moderne Irrtum besteht nicht in der These vom toten Gott, sondern im Glauben, dass der Teufel tot sei.

Der moderne Mensch zieht aus den Katastrophen keine Lehre, sondern sieht in ihnen Unverschämtheiten des Universums.

Der Kapitalismus sieht sich nicht als bürgerliche Ideologie, sondern als Gebäude der menschlichen Vernunft; der Kommunist erklärt sich nicht zur Klassenideologie, sondern behauptet, das Proletariat sei der einzige Vertreter der Menschheit.

Der Amtsmissbrauch und die Bestechung sind in demokratischen Zeiten die letzten Schutzräume der Freiheit.

Die Feministen sind lächerlich; die Anti-Feministen sind vulgär.

Es ist an der Zeit, die Kultur in Verruf zu bringen, damit es sich nicht mehr lohnt, sie im Dienste der Politik oder der Industrie zu erniedrigen.

Vulgäre Zerstreuung und vulgäre Beschäftigung sind die einzigen, für die man sich nicht zu entschuldigen braucht.

[Die Zeit 10/2004]

Nicolás Gómez Dávila

In den letzten Tagen hatte ich Gelegenheit, mehrere Blicke in das Buch "Einsamkeiten" von Nicolás Gómez Dávila zu werfen. Seine Bücher sind reine Aphorismensammlungen.
Der intelligente Mensch lebt nie in einer mittelmäßigen Umgebung. Eine mittelmäßige Umgebung ist die, in der es keine intelligenten Menschen gibt.

Die Parteigänger einer Sache sind in der Regel die besten Argumente gegen sie.

Die Idee der freien Entfaltung der Persönlichkeit scheint ausgezeichnet, solange man nicht auf Individuen stößt, deren Persönlichkeit sich frei entfaltet hat.

Meine Überzeugungen sind die eines alten Weibes, das im Winkel der Kirche seine Gebete murmelt.
Köstlich! Dazwischen finden sich immer wieder katholische Anspielungen, offene Bezüge zum katholischen Denken und Seitenhiebe auf katholische Zeitereignisse. So schreibt er einmal sinngemäß über das Zweite Vaticanum, es habe mehr einer Versammlung von Gewerbetreibenden geglichen, die ihre Kundschaft verloren hatten...

Und wie das Leben so spielt, berichtete auch der Spiegel gerade in der vergangenen Woche [kostet] über diesen Autor.
Der kolumbianische Aphoristiker Nicolás Gómez Dávila wird in Europa als neuer Nietzsche entdeckt. Die einen halten den reaktionären Denker für genial, die anderen für unerträglich elitär.
Pflichtlektüre! "Einsamkeiten" ist bei Karolinger erschienen. Bei Amazon lieferbar ist sein Frühwerk "Notas. Unzeitgemäße Gedanken".

Das im Spiegel abgedruckte Foto (oben) stammt übrigens von Martin Mosebach.

Freitag, Februar 10, 2006

Scholastika

Über Scholastika haben wir Nachrichten nur durch den legendären Bericht des Papstes Gregor d. Gr. Scholastika war eine Schwester des hl. Benedikt und wohnte als gottgeweihte Jungfrau nicht weit vom Kloster Monte Cassino. Einmal im Jahr besuchte sie ihren Bruder zu einem geistlichen Gespräch. Das Letzte dieser Gespräche ist bemerkenswert, dass es bis in die Nacht hinein verlängert wurde; Scholastika hat den Bruder dazu gezwungen, indem sie durch ihr Gebet ein plötzliches Gewitter bewirkte, das ein Verlassen des Hauses unmöglich machte. Scholastika „war mächtiger, weil sie die größere Liebe hatte“, sagt Gregor. Drei Tage später sah Benedikt die Seele seiner Schwester in Gestalt einer Taube zum Himmel aufsteigen. Ihren Leib ließ er in dem Grab beisetzen, das für ihn selbst bestimmt war. [Schott]

Erhabener Gott,
wir begehen
das Gedächtnis der heiligen Jungfrau Scholastika.
Lass uns nach ihrem Beispiel
dir stets in aufrichtiger Liebe dienen
und gewähre uns in deiner Güte
einst einen seligen Heimgang zu dir.
Tagesgebet

Pone me ut signaculum super cor tuum,
ut signaculum super brachium tuum,
quia fortis est ut mors dilectio,
dura sicut infernus aemulatio;
lampades eius lampades ignis
atque flammae divinae.
Aquae multae non potuerunt exstinguere caritatem,
nec flumina obruent illam;
si dederit homo omnem substantiam domus suae pro dilectione,
quasi nihil despicient eum.
Canticum Canticorum 8,6-7

Mittwoch, Februar 08, 2006

Der richtige Papst zur richtigen Zeit

Harald Schmidt gibt mal wieder ein Interview. Diesmal der taz.
Über Hitler darf man lachen, über den Papst auch. Wie finden Sie den neuen?

Durch den neuen bin ich dazu gekommen, theologische Bücher zu lesen. Weil es mich fasziniert, wie er durch Gelassenheit die Luft aus den schärfsten Diskussionen lässt. Das ist Fügung: es ist der richtige Papst zur richtigen Zeit. Es gibt ein Bedürfnis in der Bevölkerung nach Halleluja. Nach irgendeiner höheren Macht, die sagt, "Werdet leicht wie die Spatzen".

Werte, auf die man sich verlassen kann.

Vermutlich auch.

Was sind Ihre Werte?

Ich hab's nicht so mit Werten. Wenn man es schaffen würde, sich an die Zehn Gebote zu halten, liefe es ja sicher nicht schlecht. Mein Eindruck ist, dass in der Bevölkerung so eine Art von Erleichterung herrscht, dass man jetzt wieder sagen kann: man grillt. Oder: man heiratet. Oder: man hat's gern gemütlich zu Hause. Ich stelle gerade ein Ironieverbot in den Medien fest. Es ist eine neue Ernsthaftigkeit gefragt. Was soll schlimm daran sein, wenn jemand eine Dauerwelle hat?

Dienstag, Februar 07, 2006

...dann ändert sich alles

Bernhard beschreibt, was passiert, wenn Gott wirklich `Gott´ ist...
Jesus sagt: "Gib mir alles! Ich will nicht nur einen bestimmten Teil deiner Zeit, deines Geldes und deiner Arbeit. Ich will Dich. Ich bin nicht gekommen, dein natürliches Selbst zu quälen, sondern zu töten! " Es geht im Glauben eben nicht um Lebensverbesserung, sondern um Lebensveränderung - wie ein Bischof neulich sagte. Leider hat die moderne und die heutige Theologie das völlig aus dem Blick verloren. Es geht ihr auch nicht darum, Menschen zu retten, sondern etweder darum, sie moralisch (wie oben geschrieben) zu bestimmen, oder sie so sein zu lassen, wie sie sind; schlicht ihren "Selbstwert" zu stärken. Weder in dem einem, noch in dem anderen ist das, was Jesus mit Nachfolge meinte, erfasst. Wenn Gott wirklich `Gott´ ist, und dieses Wissen mich erwischt, dann ändert sich alles.

Pantheon des Protestantismus

Andreas Mertin im Magazin für Theologie und Ästhetik [via credo ut intelligam]:
Träfe das zu, dann wäre der Suhrkamp-Verlag vermutlich das Pantheon des Protestantismus.
Doch, gut getroffen!

Montag, Februar 06, 2006

Paul Miki und Gefährten

In den furchtbaren Verfolgungen, denen die Christen Japans seit 1587 ausgesetzt waren, erlitten am 6. Februar 1597 sechsundzwanzig Christen in Nagasaki das Martyrium: außer dem japanischen Jesuiten Paul Miki zwei weitere japanische Jesuiten, sechs spanische Franziskaner und siebzehn Franziskaner-Terziaren. Sie wurden auf einem Hügel außerhalb der Stadt gekreuzigt und verbrannt. Noch vom Kreuz herab predigte Paul Miki den Heiden und ermutigte die Christen zum Aushalten. Er dankte Gott für die Gnade, dass er im gleichen Alter wie sein Erlöser und wie er am Kreuz sterben durfte. Diese Märtyrer wurden 1862 heilig gesprochen. [Schott]

Starker Gott,
du bist die Kraft der Heiligen,
du hast den heiligen Paul Miki und seine Gefährten
durch das Martyrium am Kreuz
zur ewigen Herrlichkeit geführt.
Hilf uns auf die Fürbitte dieser Heiligen,
Christus, dem Gekreuzigten, nachzufolgen
und ihn bis zum Tode gläubig zu bekennen,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Tagesgebet

ego enim per legem legi mortuus sum ut Deo vivam Christo confixus sum cruci
vivo autem iam non ego vivit vero in me Christus quod autem nunc vivo in carne in fide vivo Filii Dei qui dilexit me et tradidit se ipsum pro me
Gal 2,19-20

Donnerstag, Februar 02, 2006

Quem in templo praesentasti

Das Fest am 40. Tag nach der Geburt des Herrn wurde in Jeru­salem mindestens seit Anfang des 5. Jahrhunderts gefeiert; es wurde „mit gleicher Freude wie Ostern begangen“ (Bericht der Pilgerin Aetheria). In Rom wurde es um 650 eingeführt. Der Festinhalt ist vom Evangelium her gegeben (Lk 2, 22-40). Im Osten wurde es als „Fest der Begegnung des Herrn“ verstanden: der Messias kommt in seinen Tempel und be­gegnet dem Gottesvolk des Alten Bundes, vertreten durch Si­meon und Hanna. Im Westen wurde es mehr ein Marienfest: „Reinigung Marias“ nach dem jüdischen Gesetz (Lev 12). Kerzenweihe und Lichterprozession kamen erst später hinzu. Seit der Liturgiereform von 1960 wird „Mariä Licht­mess“ auch in der römischen Kirche wieder als Fest des Herrn gefeiert: Fest der „Darstellung des Herrn“. [Schott]

Dann kam für sie der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen,
gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein.
Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.
In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm.
Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe.
Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war,
nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten:
Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.
Denn meine Augen haben das Heil gesehen,
das du vor allen Völkern bereitet hast,
ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.
Lk 2,22-32

Der absolute Verkaufshammer

"Deus caritas est" - der absolute Verkaufshammer. 500.000 Exemplare sind bereits verkauft. Und wo gibt's sie nicht? Bei Amazon. Ich weiß warum: Man hat Angst vor der Rubrik "Kunden, die die Enzyklika gekauft haben, interessierten sich auch für folgende Produkte".
Harald Schmidt, 1. Februar 2006

Mittwoch, Februar 01, 2006

Das helle und ewige Licht

Sophronius von Jerusalem (+ 638)

Aus einer Rede am Fest der Darstellung des Herrn.

Lasst uns das helle und ewige Licht aufnehmen

Wir wollen dem Herrn alle entgegen gehen, wir alle, die sein Geheimnis verehren; mit willigem Herzen lasst uns alle gehen! Keiner schließe sich von der Begegnung aus, niemand bleibe dem Tragen des Lichtes fern!

Wir entzünden den Glanz der Kerzen, um das göttliche Licht der Ankunft dessen anzuzeigen, von dem alles leuchtet, durch den die böse Finsternis verjagt wird und alles von der Fülle ewigen Lichtes hell wird. Wir tun es auch, um sichtbar zu machen, mit welchem Glanz der Seele wir Christus entgegeneilen müssen.

Wie die jungfräuliche Gottesmutter unbefleckt das wahre Licht auf den Armen trug und bei denen war, die in Finsternis und im Dunkel des Todes saßen [1], so wollen auch wir, von seinen Strahlen erleuchtet, in den Händen das Licht, das allen erscheint, dem entgegeneilen, der wahrhaft das Licht ist.

«Das Licht kam in die Welt» [2] und erhellte sie, die von Finsternis umfangen war. Das strahlende Licht aus der Höhe [3] kam zu uns und leuchtet denen, die in Finsternis und im Dunkel des Todes saßen. Das ist unser Mysterium, und darum schreiten wir mit Lampen einher, darum sind wir mit Lichtern herbeigeeilt, um zu zeigen, daß uns das Licht aufgeleuchtet ist, um anzudeuten, welcher Glanz von ihm auf uns übergehen wird.

Darum laßt uns alle zusammen laufen, laßt uns alle Gott entgegeneilen!

Niemand von uns bleibe ohne die Weihe dieses Lichtes, niemand, den es erfüllt, bleibe im Finstern. Voll Glanz wollen wir alle hervortreten, erleuchtet lasst uns ihm alle zusammen entgegen gehen und mit dem greisen Simeon das klare und ewige Licht in Empfang nehmen. Mit ihm wollen wir im Herzen jubeln und dem Erzeuger und Vater des Lichtes, der das wahre Licht gesandt, das Dunkel verscheucht und alles zum Leuchten gebracht hat, den Hymnus des Dankes singen! [4] Auch wir haben das Heil Gottes gesehen, das er vor allen Völkern bereitet und zu unserer, des neuen Israel, Herrlichkeit geoffenbart hat. Wir lebten im Dunkel der alten Sünde und wurden wie Simeon beim Anblick Christi von den Fesseln des gegenwärtigen Lebens befreit.

Auch wir haben Christus, als er aus Betlehem zu uns kam, im Glauben umarmt und wurden aus Heiden zu Gottes Volk, denn er ist das Heil Gottes des Vaters.

Wir haben mit den Augen den Mensch gewordenen Gott gesehen, und als wir Gottes Gegenwart sahen, haben wir ihn im Geist auf die Arme genommen, und seitdem werden wir das neue Israel genannt.

Alljährlich feiern wir dieses Kommen Gottes und werden es niemals vergessen.

[1] Lk 1,79.
[2] Joh 1.9.
[3] Lk 1,78.
[4] Lk 2,28—32.

Lektionar zum Stundenbuch II/4
Mit Dank an Peter

Einstellung zum Leben

Pugnus führt das Thema Familienpolitik weiter:
In vielen Zeiten, die für die Menschen wesentlich härter waren, bekamen sie mehr Kinder als heute. Es muß also ein tiefer liegendes Problem vorliegen. Ich vermute, es hängt mit unserer Einstellung zum Leben überhaupt zusammen. Irgend etwas ist hier gestört. In der Bibel ist davon die Rede, daß der Mensch das Leben von Gott empfangen hat. Gott war es, der den Menschen aus Ackerboden formte und ihm dann den Lebensatem einhauchte. Erst dann erging der Auftrag an den Menschen, fruchtbar zu sein und sich zu vermehren.Wer sein eigenes Leben und Schicksal nur schwer annehmen kann, wird sich auch schwer tun, dieses Leben weiterzugeben. Heute könnte man den Eindruck gewinnen, die Weitergabe des Lebens sei weniger eine Freude, sondern - wenn überhaupt - ein sorgenvolles Unterfangen. Unserer Gesellschaft ist die Offenheit für das Leben abhanden gekommen.

Mehrheitsfähige Dummheit

Eigentlich war das Thema mit dem Dies erledigt, jedenfalls für den öffentlichen Teil. Aber dann lese ich im Kompendium:
»Mich beeindruckte die Standhaftigkeit und Treue der Kompendiaten zu dem umstrittenen Autor« und lächelt mich schräg an, weil der ihm gegenüber sitzt. »Du hast ja schon ziemlichen Blödsinn geschrieben und trotzdem standen sie zu dir auch dann, als sie selbst pauschaliert in deinen Topf geworfen wurden«.

Unsachliche Angriffe, bösartige Halbgarheiten, ja, dass komme ihm schon im Umgang der lautstarken, vermeintlichen Majoritäten mit dem Opus Dei bekannt vor. »Jetzt wo die Blödelzese am Kräftigsten schäumt, ist genau der richtige Zeitpunkt, beim Kompendium mitzumachen.« Alles andere wäre auch zu einfach.

Für einen angehenden Juristen klingt sein letzter Satz recht abgeklärt: »Weisst du. Die Dummheit kann auch mehrheitsfähig werden. Eine fiese Kombi. Dann sollte es Menschen geben dürfen, die darauf einmal hinweisen.«
Klingt für mich nach einer Fortsetzung der Affaire.

Sozialkatechismus


Das Kompendium der Soziallehre der Kirche liegt nun auch in deutscher Sprache vor. [kath.net]

Stellungnahme von Karl Kardinal Lehmann bei der heutigen Pressekonferenz

Rentenbescheid

Was "macht betroffen und jeden katholischen Amtsträger sehr sehr nachdenklich"? Die Antwort von Eugen Drewermann auf die Frage, warum er gerade jetzt (im vergangenen Jahr) aus der Kirche ausgetreten ist (von der er als Apostat schon lange geschieden war):
"Der letzte Anstoss, aus der Kirche auzszutreten, war, wenn Sie so wollen, der Rentenbescheid. Um meine sehr miserable Rente zu bekommen, musste ich eine Erklärung unterschreiben, dass ich nie wieder mein Priesteramt ausüben werde. Nun denn, so brauche ich jetzt endgültig das nicht mehr zu repräsentieren, worin ich mich selbst nicht mehr repräsentiert fühle."
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Traditionskern unserer Kultur

Roger Köppel kommentiert in der Welt [Perlentaucher]:
Es gibt kein Recht auf Satireverschonung im Westen. Gerade das Christentum ist zum Gegenstand mitleidloser Kritik geworden, zum Objekt satirischer Zerlegung, die den Triumph des Humors über den Gottesdienst markiert. Die Möglichkeit, selbst das Allerheiligste zu verspotten, ist ein Traditionskern unserer Kultur, unverhandelbar, kein Symptom des Niedergangs, wie Kulturpessimisten deuten, sondern ein Beleg für gesunde Instinkte der Respektlosigkeit.
Bin ich Kulturpessimist? Vielleicht.
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Estne ista, quae ante portas stat?

Hip Hop auf Latein. Seit 1994. Die Band heißt Ista. Audite!
Eveniat optime, eveniat optime.
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Familienpolitik

Ganz schön viel Text, den ich da provoziert habe.

Nur eine Bemerkung: Ich bin der Überzeugung, dass unsere westlichen Gesellschaften sich mit dem Abschied von der Familie als normativer Lebensform in letzter Konsequenz von sich selbst verabschiedet haben. Denn die demographische Entwicklung zeigt deutlich: Diese Gesellschaften haben in ihrer heutigen Form keine Zukunft, sie werden schlicht und einfach aussterben. Zum langfristigen Selbsterhalt ist eine Geburtenrate von 2,1 Kindern pro Frau erforderlich, die seit mittlerweile 35 Jahren nicht mehr erreicht wird.

Daran wird die Mobilisierung sämtlicher Sozial- und Politiktechnik überhaupt nichts ändern. Was ich der CDU indes vorwerfe, ist dass sie sich selbst an der Demontage der Norm (und in 16 Jahren Kohl auch an der Demontage der Familie, die Adenauer seinerzeit mit der Rentenreform eingeleitet hatte) beteiligt. CDU-Familienpolitik war schon immer verlogen, weil sie aus dem Lippenbekenntnis zur Familie nicht die nötigen Schlüsse gezogen hat.

Adenauer hat seinerzeit - gegen einschlägige Warnungen - ein gigantisches Schenkkreis-System zu Lasten der Familien mit Kindern und zu Gunsten Kinderloser installiert. Seit dieser Rentenreform waren Kinder optional, und der Lebensstandard Kinderloser besser gesichert als derjenige von Eltern. Es hat dann noch eine halbe Generation und einen gesellschaftlichen Umbruch gedauert, bis das Resultat in der Geburtenstatistik ablesbar war.

Seit inzwischen 30 Jahren konnten wir wissen, was wir tun. Vor 23 Jahren kam die CDU wieder an die Regierung, versprach diffus eine geistig-moralische Wende - und installierte Norbert "Die Rente ist sicher" Blüm. Jetzt kommt die CDU in der Familienpolitik der großen Koalition mit einem technokratischen Ansatz daher, wie ihn die letzte SPD-geführte Regierung nicht zu realisieren wagte. Und noch dazu mit den falschen Instrumenten.

Ein Blick auf meine Gehaltsabrechnung zeigt, dass die Steuerbelastung nicht das entscheidende Problem ist. Die Sozialabgaben sind in der Summe etwa doppelt so hoch wie die Steuern. Und bitte nicht vergessen: Mein Arbeitgeber zahlt die gleiche Summe noch einmal direkt an die Sozialkassen. Meine Sozialabgaben sind also viermal so hoch wie die Steuern. Und was ist der größte Teil davon? Der Rentenbeitrag.

Wenn die CDU wirklich etwas für Familien mit Kindern tun wollte, würde sie den Arbeitnehmeranteil der Rentenbeiträge nach der Zahl der Kinder staffeln. Je mehr Kinder, desto weniger Rentenbeitrag. Das wird aber nicht geschehen, also zahle ich weiterhin schön fleißig die Rente jener Generation, die uns diesen ganzen Schlamassel eingebrockt hat.