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Dienstag, Januar 31, 2006

Johannes Bosco

Liebe Söhne, wie oft mußte ich mich in meinem langen Leben durchringen zu der großen Wahrheit: Leichter ist es zornig zu werden, als zu ertragen, einem Knaben zu drohen, statt ihm eindringlich zuzureden. Ja, ich sage es: es ist bequemer für unsere Ungeduld und unseren Hochmut, die Fehlenden zu strafen, als sie fest und freundlich zu ertragen und so zu bessern.
Johannes Bosco: Aus einem Brief an seine Mitbrüder (Zweite Lesung der Lesehore vom Gedenktag)

Mehr zu Don Bosco bei lux aeternitatis

Montag, Januar 30, 2006

Interpretationssache

Heute habe ich meine Grundkurs-Hausarbeit für den Würzburger Fernkurs für fertig erklärt. Viel Zeit blieb auch nicht mehr, denn übermorgen ist der späteste Einlieferungstermin. Mein Schreibtisch sieht schon wieder etwas luftiger aus, diverse Bücher, Lehrbriefe und ausgedruckte Texte sind verschwunden.

Einen davon muss ich lobend erwähnen: Die Interpretation der Bibel in der Kirche, ein grundlegender Text der Päpstlichen Bibelkommission aus dem Jahre 1993. Er geht zurück auf die Initiative eines gewissen Joseph Kardinal Ratzinger und trägt deutlich dessen Handschrift. Was insbesondere heißt, dass er sich gut lesen lässt.

Absolute Pflichtlektüre für jeden, der sich heute mit Exegese beschäftigt! Manche heiß debattierte Frage erledigt sich im Grunde durch einen Blick in dieses Papier. Es gibt ein gut druckbares PDF bei der Deutschen Bischofskonferenz, dort kann der Text auch als fertig gedrucktes Werk bestellt werden.

Samstag, Januar 28, 2006

Letzter Vierter Sonntag nach Epiphanias

Halleluja. Halleluja.
Das Volk, das im Dunkel lebte, hat ein helles Licht gesehen;
denen, die im Schattenreich des Todes wohnten,
ist ein Licht erschienen.
Halleluja.

Es wird ein Wunder sein

Bernhard war in Rom und berichtet:
Was die Oekumene betrifft, bin ich etwas frustriert nach Hause gefahren. Es kamen vielversprechende Impulse von katholischer Seite (nicht zuletzt vom Papst selbst!!!) aber leider nur destruktives Geplärre von prostestantischer Seite. Ich habe das Gefühl, dass sich der Protestantismus in Europa letztlich auf die Frage nach der Frauenordination und der Frage nach der Stellung gleichgeschlechtlicher Paare reduziert. Mehr wurde auf jeden Fall von den Protestanten in dieser Woche nicht eingebracht - Arm ist das, sehr arm.

Naja, andererseits bin ich heute schon wieder etwas gefasster. Weil ich anfange zu begreifen, dass die Einheit der Kirche (und das ist für mich immer noch Maß und Ziel aller Dinge meines Theologietreibens) nicht dadurch heraufbeschworen wird, dass wir Dokumente am Fließband produzieren, sondern dadurch, dass Gott eingreift. Es wird ein Wunder sein! Theologisch nicht fassbar. Zeitlich nicht einzuordnen. In den Konzequenzen nicht abschätzbar und in der Wunderbarkeit nicht erfassbar. Gottes Kirche wird nicht untergehen. Die Konfessionen dafür aber getrost. Ich bin dafür: weg damit!

deus caritas est!

Thomas von Aquin

Thomas, um 1225 in der Grafschaft und Diözese Aquino geboren, kam fünfjährig zur Erziehung in das nahe Kloster Monte Cassino, studierte dann in Neapel und wurde Dominikaner. In Köln war er 1248-52 Schüler Alberts d. Gr., dann Schüler und bald Lehrer in Paris. 1260 wurde er nach Italien zurückgerufen: 1269-72 war er wieder in Paris. Er starb am 7. März 1274 auf der Reise zum zweiten Konzil von Lyon. Am 28. Januar 1369 wurde sein Leib in den Dom von Toulouse übertragen.

Thomas, der bedeutendste Vertreter der scholastischen Philosophie und Theologie, verwirklichte das dominikanische Ideal: Contemplata aliis tradere: An andere weitergeben, was man durch Betrachtung und Studium gelernt hat. Seine Hauptwerke: Die theologische Summe (Summa theologica) und die Summe gegen die Heiden (Summa contra Gentiles). Thomas war auch religiöser Dichter; er schuf die Liturgie des Fronleichnamsfestes.
[Schott]

Gut und Böse
„Es hat mit Dummheit zu tun, wenn der Mensch an Gott und seinen Gaben Überdruss empfindet.“
„Es ist unmöglich, dass ein Mensch gut ist, außer er stehe in der rechten Beziehung zum allgemeinen Wohl.“
Thomas von Aquin

Donnerstag, Januar 26, 2006

Dies penitentiae blogocesanus

Das Commentarium bleibt am 27. Januar 2006 geschlossen.

Miserere mei, Deus, secundum misericordiam tuam;
et secundum multitudinem miserationum tuarum dele iniquitatem meam.

Timotheus und Titus

Timotheus und Titus sind die bekanntesten Schüler des Apostels Pau­lus und werden deshalb gemeinsam am Tag nach Pauli Bekehrung gefeiert.

Timotheus, Sohn eines heidnischen Vaters und einer jüdischen Mutter, stammte aus Lystra (in der heutigen Türkei). Er wurde von Paulus auf der ersten Missionsreise für den christlichen Glauben gewonnen und war sein treuester Begleiter und Mitarbeiter. Auch während der römischen Gefangenschaft war er bei Paulus. Nach alter Überlieferung war Timotheus der erste Bischof von Ephesus. Zwei von den paulinischen Briefen sind an ihn gerichtet.

Titus ist geborener Heide. In der Apostelgeschichte wird er merkwürdigerweise nicht erwähnt, dagegen in den Paulusbriefen oft Mitarbeiter des Paulus genannt. Paulus hat ihn für das Christentum gewonnen, ihn zum sog. Apostelkonzil nach Jerusalem mitgenommen und ihm wichtige Aufgaben anvertraut. Einer der Paulusbriefe ist an Titus gerichtet. Nach der Überlieferung wurde er von Paulus zum ersten Bischof von Kreta bestellt.
[Schott]

Paulus an Timotheus:

Es wird eine Zeit kommen, in der man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich nach eigenen Wünschen zahlreiche Lehrer sucht, die den Ohren schmeicheln ... Du aber sei in allem nüchtern, ertrag das Leiden, verkünde das Evangelium, erfülle deine Aufgabe!
2 Tim 4, 3-5

Ich danke Gott, dem ich wie schon meine Vorfahren mit reinem Gewissen diene - ich danke ihm bei Tag und Nacht in meinen Gebeten, in denen ich unablässig an dich denke.
Wenn ich mich an deine Tränen erinnere, habe ich Sehnsucht, dich zu sehen, um mich wieder von Herzen freuen zu können;
denn ich denke an deinen aufrichtigen Glauben, der schon in deiner Großmutter Loïs und in deiner Mutter Eunike lebendig war und der nun, wie ich weiß, auch in dir lebt.
Darum rufe ich dir ins Gedächtnis: Entfache die Gnade Gottes wieder, die dir durch die Auflegung meiner Hände zuteil geworden ist.
Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.
Schäme dich also nicht, dich zu unserem Herrn zu bekennen; schäme dich auch meiner nicht, der ich seinetwegen im Gefängnis bin, sondern leide mit mir für das Evangelium. Gott gibt dazu die Kraft.
2 Tim 1,3-8

Eigentlich absurd

Dr. Engel seziert die Enzyklika.
59 Seiten über die Liebe. Vom Papst. Ausgerechnet von dem, dachte ich mir. Das wäre ähnlich glaubhaft wie Erziehungstipps von Kinderlosen. Ähnlich absurd wie Alice Schwarzer mit Kopftuch. Diese Enzyklika könnte man doch sicher prima durch den Kakao ziehen.


59 Seiten über die Liebe später. Der Papst hat in den meisten Punkten recht. Ausgerechnet ich stimme dem Papst in der Mehrheit seiner Ansichten zu. Eigentlich absurd. Ähnlich absurd, wie wenn ich die CDU wählen würde oder Fan von „Tokio Hotel“ wäre.
So muss das sein. Der Medienpapst 2.0 bringt Gewissheiten ins Wanken.
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Medienpapst 2.0

Mit der ersten Enzyklika ist der Relaunch von Joseph Kardinal Ratzinger als Medienpapst Benedikt XVI. abgeschlossen. Das heutige Echo in den Kommentarspalten belegt das eindrucksvoll. "Diese Enzyklika wird alle enttäuschen, die sich darauf gefreut hatten, vom neuen Papst enttäuscht zu werden", bringt es der Kommentar der Welt auf den Punkt.

"Bei seinen Reflexionen über die Liebe verblüfft der Gelehrte auf dem Stuhl Petri seine langjährig erprobten Gegner womöglich damit, dass er dem Eros sein Recht lässt", schreibt die Rheinische Post. Und das Handelsblatt: "Viel interessanter ist, dass hier wirklich nicht mehr der Glaubenswächter Joseph Ratzinger zugange ist." Ja, mehr noch:
"Davos hätte den Papst gut gebrauchen können. Global Thinking, Agenda-Setting, Visions – all das liefert Benedikt XVI. in seiner ersten Enzyklika. Und zwar so frisch und unverbraucht, als hätten sich das ein paar Young Global Leaders vom Weltwirtschaftsforum ausgedacht. Der Theologe auf dem Stuhl Petri liefert nichts weniger als eine brillante Analyse der Defizite moderner Industriegesellschaften."
Der Kölner Stadt-Anzeiger meint:
"Das Überraschende ist der Ton, nicht der Inhalt. Und der Stil des Papstes ist ein Teil seiner Botschaft. Im ersten Lehrschreiben Benedikts XVI. spricht nicht mehr der vatikanische Glaubenshüter, sondern der umfassend gebildete Intellektuelle, der souverän auf Denker von der Antike bis zur Aufklärung zugreift und wie selbstverständlich mit Religionskritikern vom Range Friedrich Nietzsches im Gespräch ist. Das ähnelt sehr den Essays des Theologen Joseph Ratzinger - wohltuend dialogisch, in hohem Maße ästhetisch, ohne doktrinäre Enge und Bevormundung. Wer vom früheren Chef der Glaubenskongregation ein Kompendium von Vorschriften, Verboten, Mahnungen und Weisungen erwartet hätte, wird überrascht - positiv oder negativ, je nach Standpunkt. [...] Einstweilen ist Benedikt dem Sechzehnten erneut gelungen, was in der Nachfolge Johannes Pauls des Zweiten schier unmöglich schien: einen eigenen Maßstab zu setzen."
Und kundig wie so gut wie immer schreibt Heinz-Joachim Fischer in der FAZ:
"Benedikt verordnet in dieser programmatischen Enzyklika der Weltkirche nicht etwa eine neue Marketingstrategie, als ob man es nach dieser oder jener Kirchenreform (oder der Abwehr so mancher Veränderung), nach dem Eintreten für mehr Gerechtigkeit und Frieden, nach aus der Not geborenen Seelsorgeplänen oder jahrelangem Streit über Abtreibung, Verhütung und den Zölibat nun auch einmal wieder mit dem lieben Gott probieren sollte. Der Theologe auf dem Stuhl Petri setzt Gott an den Anfang, weil er in diesem einen Wort das Wohl des einzelnen Menschen und das heilende Ziel der Menschheit sieht, weil darin sein eigenes lebenslanges Bemühen zusammengefaßt ist."
Mehr päpstliche Presseschau bei fono und beim Deutschlandfunk.
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Mittwoch, Januar 25, 2006

An was glauben sie noch?

Der Atheist Alfred Grosser in einer Radio-Rezension des Deutschlandfunks:
Und ich entdecke ja, das ist meine Provokation am Schluss des Buches, dass die Christen mir immer ähnlicher werden und nicht das Gegenteil. (...) An was glauben sie noch? (...) Ich glaube, dass zum Beispiel der Begriff der Auferstehung, des ewigen Lebens so verschwommen geworden ist, dass kaum ein Christ wagt zu sagen, was er unter seiner Auferstehung versteht.
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Der Vorteil dogmatischer Präzision

"Der Eros verweist von der Schöpfung her den Menschen auf die Ehe, auf eine Bindung, zu der Einzigkeit und Endgültigkeit gehören."
Ein Gott, ein Gatte/eine Gattin. Das mag nicht dem letzten Stand der Gender-Forschung entsprechen - geschweige denn den Vorgängen in diversen Priesterseminaren -, hat aber gewiss den Vorteil dogmatischer Präzision. [Alexander Smoltczyk bei Spiegel Online]

Jetzt geht's los!

Punkt zwölf Uhr erscheint der Text auf der vatikanischen Website, bei Radio Vatikan war er schon vorher da. Und nun werden sich die Medien überschlagen und binnen Minuten über einen Text von 78 Seiten Länge berichten. Der eine oder andere Berichterstatter wird ihn auch tatsächlich gelesen haben - vermutlich, weil er ihn schon früher in Händen hielt.
« DEUS CARITAS EST, et, qui manet in caritate, in Deo manet, et Deus in eo manet » (1 Io 4, 16).

Bekehrung des hl. Apostels Paulus

Unterwegs aber, als er sich bereits Damaskus näherte, geschah es, dass ihn plötzlich ein Licht vom Himmel umstrahlte.
Er stürzte zu Boden und hörte, wie eine Stimme zu ihm sagte: Saul, Saul, warum verfolgst du mich?
Er antwortete: Wer bist du, Herr? Dieser sagte: Ich bin Jesus, den du verfolgst.
Steh auf und geh in die Stadt; dort wird dir gesagt werden, was du tun sollst.
Apg 9,3-6

Dienstag, Januar 24, 2006

Unwort des Jahres

An zweiter Stelle rügt die Unwort-Jury die sprachlich paradoxe Formulierung Ehrenmord, womit die Ermordung von in der Regel weiblichen Familienmitgliedern mit Berufung auf eine archaische, in unserem Kulturkreis absolut inakzeptable „Familienehre“ relativiert werden kann. Deutschsprachige Medien sollten ihre Distanz zu diesem weltweit leider nicht seltenen Verbrechen auch sprachlich zum Ausdruck bringen. [unwortdesjahres.org]
Warum nur "in unserem Kulturkreis" absolut inakzeptabel? Und warum ist die "Familienehre" inakzeptabel, aber nicht die Ermordung? Oder drückt sich der Professor nur etwas unglücklich aus?

Dies penitentiae blogocesanus

Dialog

Aus dem Perlentaucher:
Der Figaro zeigt in einer sehr hübschen Bilderstrecke einen interkulturellen Dialog zwischen John Galliano und der katholischen Kirche.

Franz von Sales

Aus der Einführung in das religiöse Leben

Bei der Erschaffung gebot Gott, der Schöpfer, den Pflanzen, Frucht zu bringen je nach ihrer Art. So befiehlt er auch den Christen, den lebendigen Pflanzen seiner Kirche, Frucht der Frömmigkeit zu bringen je nach persönlicher Eigenart, nach Stand und Beruf.

Anders, so möchte ich sagen, muß ein Edelmann fromm sein als ein Handwerker, anders ein Diener als ein Fürst, anders eine Witwe als ein unverheiratetes Mädchen oder eine in der Ehe lebende Frau. Doch nicht genug damit: auch die Ausübung der Frömmigkeit selbst muß der Kraft, der Tätigkeit und der Aufgabe eines jeden in besonderer Weise angepaßt sein.

Sag mir bitte, liebe Philothea, ob es angebracht wäre, wenn ein Bischof wie ein Kartäuser die Einöde aufsuchte! Wenn Verheiratete sich nicht stärker um die Mehrung ihres Vermögens bemühen würden als ein Kapuziner; wenn ein Handwerker nach Art der Ordensleute den ganzen Tag in der Kirche verbrächte, die Ordensleute aber wie die Bischöfe dauernd den Anforderungen ausgesetzt wären, die sich im Zusammenhang mit der Not der Mitmenschen ergeben! Wäre ein solches Ordensleben nicht vielmehr lächerlich, ungeordnet und unerträglich?

Und doch begegnet dieser Fehler häufig. Wenn die Frömmigkeit nur wahr und aufrichtig ist, zerstört sie nichts, sondern vervollkommnet und vollendet alles. Wenn sie jedoch der Berufung und dem Stand eines Menschen widerspricht, ist sie ohne Zweifel falsch.

Die Biene sammelt ihren Honig aus den Blüten, ohne sie im geringsten zu schädigen oder zu zerstören; sie hinterläßt sie vielmehr heil und frisch, wie sie sie vorfand. Die wahre Frömmigkeit tut dies noch besser: sie zerstört nicht nur keine Form von Beruf oder Tätigkeit, sondern macht sie sogar gefälliger und schöner.

Durch sie wird dir auch die Sorge für die Familie friedvoller, die gegenseitige Liebe von Mann und Frau wird lauterer, der Dienst bei den Fürsten gewinnt an Treue, und alle Tätigkeiten, welche immer es seien, werden angenehmer und ansprechender.

An welcher Stelle immer wir stehen, stets können und sollen wir uns um das vollkommene Leben bemühen.

Zweite Lesung der Lesehore zum Gedenktag des hl. Franz von Sales (Lektionar zum Stundenbuch II/4)

Montag, Januar 23, 2006

Einfacher Arbeiter

Stefan Raab im heutigen Spiegel:
Ich würde den Laden ja sofort kaufen, wenn ich könnte. Aber ich bin ja nur ein einfacher Arbeiter im Weinberg von ProSieben und kann finanziell leider noch nicht ganz mithalten.

Samstag, Januar 21, 2006

Zeige mir, Herr, deine Wege

Zeige mir, Herr, deine Wege,
lehre mich deine Pfade!
Führe mich in deiner Treue und lehre mich;
denn du bist der Gott meines Heiles.
Auf dich hoffe ich allezeit.

Denk an dein Erbarmen, Herr,
und an die Taten deiner Huld;
denn sie bestehen seit Ewigkeit.
Denk nicht an meine Jugendsünden und meine Frevel!
In deiner Huld denk an mich, Herr, denn du bist gütig.

Gut und gerecht ist der Herr,
darum weist er die Irrenden auf den rechten Weg.
Die Demütigen leitet er nach seinem Recht,
die Gebeugten lehrt er seinen Weg.

Ps 25 (24), 4-5.6-7.8-9 (Antwortpsalm vom 3. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B)

Freitag, Januar 20, 2006

Alfred Grosser

Der bekennende Atheist wirft im Rheinischen Merkur einen scharfsichtigen Blick auf die Situation der Kirche in Deutschland:
Wo sehen Sie die Freiheit der deutschen Kirchen eingeschränkt?
Beim Geld. Ein deutscher Bischof spricht von Armut, ein französischer ist arm. Als die Wochenzeitung „L’Observateur“ vor kurzem die Gehälter wichtiger Leute in Paris veröffentlichte, war der Erzbischof einer der ärmsten. Er bekommt Wohnung und Essen und 1000 Euro im Monat, und er fährt sein selbst bezahltes Auto selber. Das Geld ist ein Verhängnis der Kirchen in Deutschland. Immer wenn die Steuern gesenkt werden, jammern die Kirchen. Ihr enormer Apparat belastet sie.
Wo sehen Sie ein Problem, wenn die Kirchen von 26 Millionen Mitgliedern Beiträge erheben, auch wenn sie sie durchs Finanzamt einziehen lässt?
Nein, nein, sie hat es von Leuten, denen das Geld weggenommen wird, weil sie nicht wagen, aus der Kirche auszutreten. Wie viele Gläubige gibt es unter den Kirchensteuerzahlern? In Deutschland müssen Sie auch so lange Ihre Zeitung abonnieren, bis Sie ein Kündigungsschreiben schicken. In Frankreich bezahle ich mein Abonnement nicht mehr, und es ist Schluss. Unsere Kirchen sind bettelarm, aber so scheinen sie mir dem Evangelium treuer zu sein als die reichen Deutschen.
Das ganze Interview ist des Lesens würdig. Grosser hat im vergangenen Herbst ein Buch mit dem Titel "Die Früchte ihres Baumes. Ein atheistischer Blick auf die Christen" veröffentlicht.

Angst, Unsicherheit und Zweifel

Oder: Wie man ein ambitioniertes Projekt möglichst schnell in die Grütze reitet. In 25 einfachen Schritten.

Prolog

Die folgende Liste ist insofern fiktiv, als sie eine Strategie voraussetzt, die ich in der Realität nicht unterstellen möchte. Im Gegenteil - ich nehme an, dass die unten beschriebenen und interpretierten Vorgänge einer Mischung aus Unerfahrenheit und Unsicherheit entsprungen sind (aber auch das ist nur eine Vermutung).

Was ich beschreibe und interpretiere, ist allein der öffentlich entstandene Eindruck. Für sein Image ist jeder selbst verantwortlich, der in der Öffentlichkeit agiert, und sei es nur die Halböffentlichkeit der Blogozese. Es ist eine Aufgabe professioneller Öffentlichkeitsarbeit, größte anzunehmende Unfälle wie den hier geschehenen zu vermeiden.

Und damit Vorhang auf für

Angst, Unsicherheit und Zweifel

Der Softwaretitan Microsoft verfolgte über lange Zeit erfolgreich eine Strategie, die fear, uncertainty and doubt in den Köpfen der Konsumenten zu verankern trachtete. Diese Strategie setzt auf Kontroversen, ist nicht ohne Risiko und nur für einen marktbeherrschenden Absender geeignet, wenn sie nicht ins Desaster führen soll.

Was passiert, wenn eine Horde Greenhorns im Web mit Elementen einer FUD-Strategie arbeitet? Wir werden sehen. Die folgende Polemik (sic!) ist nichts für Leute mit schwachen Nerven. Bitte anschnallen und das Rauchen einstellen.

  1. Wähle einen möglichst hochtrabenden Namen für ein neues Webprojekt. Nenne es zum Beispiel Kompendium, wenn kurz zuvor ein gewichtiges Werk gleichen Namens erschienen ist. Das signalisiert einen gewissen Anspruch, ja Größenwahn.
  2. Macht es wie die taz in ihren frühen Tagen: Tretet als Gruppe ohne nach außen erkennbare Gesamtverantwortung auf. Das gibt jedem die Möglichkeit, sich nach Belieben von allem zu distanzieren, was Mitautoren schreiben.
  3. Attackiere möglichst umgehend jene Communitas, in deren Feld du dich gerade begibst und die eigentlich dein natürlicher Verbündeter wäre.
  4. Bleibe vage. Verzichte auch auf Nachfrage darauf, deine Thesen zu begründen oder zu konkretisieren. So säst du erfolgreich Zweifel. Niemand weiß, wer gemeint ist, aber jeder muss sich fragen, ob nicht er. Verbreite schlechte Stimmung!
  5. Zitiere indirekt und setze möglichst keine Links. Damit behältst du maximale Deutungshoheit, weil der Rückzug immer offen bleibt. Haut man dir deine Aussagen um die Ohren, waren sie halt ganz anders gemeint. Leg dich bloß nicht fest. Verbreite Unsicherheit!
  6. Stelle eine Liste thematisch verwandter Blogs zusammen und versieh sie mit einem Warnhinweis ("Die frommen Bezeichnungen einiger Blogs sagt nichts über die Gesinnung ihrer Schreiber aus. Hier werden persönliche Standpunkte vertreten, die mit der Lehre der Katholischen Kirche nicht immer vereinbar sind"). Möglichst pauschal. Bloß nicht differenzieren oder konkret werden!
  7. Schließe die Debatte, sobald sie unangenehm für dich wird. Verbräme dies mit Hinweisen auf den Rat geistlicher Väter oder montierten Zitaten aus Briefen des Apostels Paulus.
  8. Wirb aktiv um die Mitarbeit anderer Blogger, aber weise sie zurück, sobald sie dieses Angebot annehmen. Lass den Zurückgewiesenen wie den Dummen oder den Schuldigen aussehen. Gib dir keine Mühe, einen solchen Eindruck zu vermeiden.
  9. Schreibe schlecht recherchierte Polemiken über beliebige Äußerlichkeiten der Blogs aus deinem Umfeld.
  10. Zitiere Unbekannte oder (noch besser) fiktive Autoritäten, um deine Meinung zu stützen.
  11. Gieße Hohn und Spott über jeden aus, der sich über Inhalt oder Stil beschwert.
  12. Versuche jetzt, die so gewonnene Aufmerksamkeit für eine Sachdebatte zu nutzen. An der aufgeheizten Atmosphäre tragen nur die anderen Schuld. Spaßbremsen, das.
  13. Sei arrogant. Teile allen mit, dass du mehr weißt als sie, aber sag auf keinen Fall, was es ist.
  14. Erfinde Schlagworte wie zeitgemäßes Net-Apostolat, nimmt sie für dich in Anspruch und sag deinen Gesprächspartnern, dass ihr Verständnis veraltet sei. Verzichte auf Erläuterungen. Arbeite mit wachsweichen Ankündigungen, aber löse sie auf keinen Fall ein. Säe Zweifel!
  15. Diskutiere kräftig mit, aber lösche deine Diskussionsbeiträge, sobald du merkst, dass die Debatte an Hitze gewinnt. Die anderen sind die Dummen.
  16. Verstehe keinen Spaß, aber verlange von deinen Gesprächspartnern, dass sie über Scherze auf ihre Kosten lachen. Jeder erfolgreiche Chef schüchtert so seine Untergebenen ein.
  17. Lege nach, so schnell es geht. Im gleichen Duktus, ohne Rücksicht auf die Fakten.
  18. Weist man dir Fehler nach, weiche aus und sprich lieber davon, dass es um eine Gesinnung geht und nicht um den kleinkarierten Nachweis eines Widerspruchs im Detail.
  19. Wundere dich nicht über das verheerende Echo.
  20. Sei beweglich. Finde einen Beitrag morgens früh genial komisch, den du ein paar Stunden später löschst. Bezeichne es am Abend des gleichen Tages als Boshaftigkeit, wenn dieser Beitrag anderswo im Netz auftaucht. Jetzt steht der Autor, morgens noch der Held, für dich plötzlich am "öffentlichen Pranger". Erwarte von jedem, dass er deinem Meinungsumschwung folgen kann.
  21. Versuch es auf keinen Fall mit Dialog. Drohe mit der Staatsgewalt, um deine Interessen durchzusetzen. Setze auf Einschüchterung und verbreite Angst. Verzichte auf Begründungen, gewähre keine Bedenkzeit. Denk daran: Nur deine Interessen zählen, der Rest der Welt ist dir egal.
  22. Du bist der Gute. Wer sich dir in den Weg stellt, ist der Böse. Wer das nicht versteht, ist uneinsichtig.
  23. Dein Wille geschehe. Setze deine Drohungen möglichst schnell in die Tat um. Beantrage einstweilige Verfügungen. Du kannst nicht warten, willst nicht argumentieren, sondern nur eines: dich durchsetzen. Um jeden Preis.
  24. Wundere dich nicht über das verheerende Echo. Wer mit deinem Vorgehen nicht einverstanden ist, will dir nur Böses.
  25. Du bist die verfolgte Unschuld. Die anderen stellen dir nach. Sie verstehen überhaupt nichts. Sag ihnen das. Du hast kein Kommunikationsproblem. Du nicht.


Epilog

Natürlich war alles ganz anders. Ich bin nicht neutral, sondern Partei. Der Mensch, mit dem ich mich am Mittag noch zum Kaffee verabredet hatte, reicht am Abend des gleichen Tages einen Antrag auf einstweilige Verfügung gegen mich ein. Dazwischen lag genau eine Mail, deren voller Wortlaut bekannt ist. Kein weiterer Kommunikationsversuch, keine Bedenkzeit.

An mich trägt er die Erwartung heran, ich möge mich einsichtig zeigen. In was bitte? Wo ist die Rechtfertigung für einen juristisch bewehrten Angriff auf mich? Wo ist überhaupt die Begründung, die über den blanken Willen zur Macht hinausgeht? Ich sehe keine. Was übersehe ich?

Ich bin es gewohnt (seit 1994), Differenzen im Internet per Palaver zu klären. Und zwar im Medium selbst. Schon der Griff zum Telefon ist eine eher seltene Eskalationsstufe. Aber der Griff zur juristischen Keule überschreitet alle Grenzen. Der Höflichkeit, des Respekts, des Anstands.

Stresstest nicht bestanden, würde ich sagen, wenn man mich fragte. Zu welchen Kurzschlussreaktionen käme es denn, wenn es mal wirklich ernst wäre? Keine Ahnung. Muss ich Angst haben?

Wenn ich einen Strich unter die oben glossierten Ereignisse der letzten Monate ziehe, dann erkenne ich einen Kampf (sic!) um Deutungshoheit. Ich sehe einen neuen, aggressiven Mitspieler, der den Ton und die Mittel der Auseinandersetzung erheblich verschärft hat, der sich und seinen Anspruch vehement verteidigt und mit aller Kraft darum ringt, seinen Kontrahenten die Schuld in die Schuhe zu schieben.

Aber wahrscheinlich sehe ich nur Gespenster.

Fabian

Fabian war 236-250 Bischof von Rom. Es gelang ihm, nach den vorausgegangenen Wirren die Kirche von Rom zu ordnen und zu festigen. Er teilte Rom in sieben Seelsorgsbezirke ein, die den sieben Diakonen anvertraut wurden, und sorgte auch für die Begräbnisstätten der Christen (Zömeterien). Fabian starb im Gefängnis als einer der ersten Märtyrer der Verfolgung unter Decius. Cyprian von Karthago schreibt über Fabian: „Ich freute mich herzlich, dass ihm, seiner tadellosen Amtsführung entsprechend, nun auch ein ehrenvoller Heimgang beschieden war.“ [Schott]

Gott, du bist der Ruhm deiner Kirche
und die Kraft ihrer Hirten.
Du stärkst die Märtyrer zum Zeugnis
und belohnst sie mit ewiger Herrlichkeit.
Höre auf die Fürsprache des heiligen Papstes Fabian,
mit dem uns der Glaube an Christus verbindet,
und hilf auch uns,
dir bis in den Tod die Treue zu bewahren.
Tagesgebet

Donnerstag, Januar 19, 2006

Deus caritas est

Deus caritas est; et, qui manet in caritate, in Deo manet, et Deus in eo manet.
Epistula I Ioannis, 4,16b

Mittwoch, Januar 18, 2006

Godbit

Christliches Webdesign darf nicht schlechter als säkulares sein. Meint das Godbit Project:
The purpose of this site is to help the Church catch up with the rest of the world in adherence to standards given by the World Wide Web Consortium, the governing body of best-practices on the Internet. The majority of Christian web design agencies are using outmoded methods of coding to create websites that the rest of the world would scoff at. Basically, they are stuck in the 1990’s.

This is so common in fact, that the term “Christian” when associated with the Internet has become synonymous with “sub-par.” Without pointing fingers specifically, some of these practices include overuse of JavaScript, malformed (X)HTML, all-Flash websites, and over-dependence on tables for layout.

We realize that if anything is going to change, we need to stop simply poking fun at these agencies, and start educating them, as well as making churches and pastors aware of how they are being short-changed by doing business with such individuals. Our vision then, is to highlight churches, freelance designers and web agencies that are on the cutting-edge of web methodologies, in order to give others something to aspire after. We want to be a city on a hill.
Mt 5,14 meint dazu:
Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.

Geschäft und Weltbild

Auch diese Trouvaille des heutigen Perlentauchers (aus den Untiefen der SZ) kann ich nicht übergehen:
Selbst wenn die "Kindergärtnerin an der Spitze" noch so lächelt: Auch Ursula von der Leyen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die CDU gerade ihr traditionelles Bild der Normalfamilie zugunsten einer leistungsfähigeren Gesamtbevölkerung aufgibt, meint Johan Schloemann.
"Ganztagsschulen, Kinderkrippen, Elterngeld, Schlechterstellung der hedonistischen Kinderlosen, Integration durch gleiche Bildung für alle in Kindergarten und Schule, Ausschöpfung der Arbeitskraft möglichst aller Bürger - das sind klassische Kennzeichen einer massiv in die Gesellschaft und die Lebensplanung hineingreifenden staatlichen Planung: Und nun soll all dies nach gut 60 Jahren CDU nicht mehr als eine kosmetische Korrektur sein? Wenn man genauer hinsieht, erkennt man jedenfalls, dass, wer sich dem bürgerlichen Lager zurechnet, heute unter einer prekären Gespaltenheit zwischen Geschäft und Weltbild zu leiden hat."
Alles in allem übrigens genügend Gründe, nicht CDU zu wählen, denn mit einem "christlichen Verständnis vom Menschen und seiner Verantwortung vor Gott" (CDU-Grundsatzprogramm von 1994) hat das nichts zu tun.

Von Liturgie keine Ahnung

Der Perlentaucher zitiert aus der FR:
Wenig mehr als "Jesus-hat-uns-alle-lieb-Architektur" hat Rudolf Maria Bergmann in der Kunsthalle Krems gesehen. Die Ausstellung dort über Kirchenbauten seit 1989 greife zwar in die aktuelle Diskussion ein. "Wenn jedoch im Katalog behauptet wird, 'eine neue Architektengeneration' nähere sich dem Thema 'mit erfrischender Unbefangenheit', heißt das im Klartext, dass die Wenigsten von Liturgie eine Ahnung haben. Manche der vorgestellten Bauten vermitteln den Eindruck, Theologie sei eine Bastelanleitung für eine Religion des Ästhetischen und keine Wissenschaft. Um zu beeindrucken, werden alle Register gezogen, minimalistischer Kitsch, aufgeregter Edelmaterialmix, atemberaubende Formen, übermächtige Räume. Eine Sturzflut von Bildern, die in ihrer Beliebigkeit nur zur Bildlosigkeit führen: Die Lattenkiste ginge auch als Fahrradparkhaus durch, coole Glasschreine und messerscharfkantige Betonkästen könnten ebenso gut Niederlassungen von IT-Firmen sein."

Samstag, Januar 14, 2006

2. Sonntag im Jahreskreis

Halleluja. Halleluja.
Wir haben den Messias gefunden, den Gesalbten des Herrn. Die Gnade und die Wahrheit sind durch ihn gekommen.
Halleluja.
Ruf vor dem Evangelium

Neodarwinismus vs. Intelligent Design?

Zweiter Teil einer Reihe zur Schöpfungstheologie. Teil 1: Evolution vs. Schöpfung?

Der biblische Schöpfungsglaube gründet in einer Abwendung vom Mythos. Zwar sind in den biblischen Schöpfungstexten mythische Elemente nachzuweisen, doch der Schöpfungsglaube lehnt die mythische Deutung ab und fasst die Schöpfung als geschichtliches Geschehen auf. Damit ist eine „Beziehung zum Naturwissen“ (Scheffczyk) und damit zur Naturwissenschaft gegeben, die prinzipiell zu Konflikten führen kann.

Die moderne Naturwissenschaft lässt an keiner Stelle ihrer Theorien Gott oder göttliches Handeln als Erklärung zu. Dieser methodische Ausschluss hat vom Konflikt entlastet, die Gottesfrage entscheiden zu müssen, und damit die Möglichkeit eröffnet, jede naturwissenschaftliche Erklärung selbst wieder nach Ursache und Wirkung zu befragen. Das Schöpfungsgeschehen ist deshalb aus dem Gegenstandsbereich der Naturwissenschaft entlassen.

Diese Einschränkung hat zur Folge, dass der Schöpfungsglaube naturwissenschaftlich neutral wird. Die Naturwissenschaft muss weder annehmen, dass Gott Schöpfer der Welt ist noch dass er überhaupt existiert. Dass diese Enthaltung als „methodischer Atheismus“ beschrieben werden kann, sollte indes nicht zur Annahme verleiten, die Naturwissenschaft setze die Nichtexistenz Gottes voraus, sei also im Kern atheistisch. Sie schließt vielmehr einige Fragen methodisch und a priori als nicht naturwissenschaftlich aus. Allein das „Wie“ der Schöpfung (der Welt, der Natur) bleibt ihr Gegenstand, während die Fragen nach dem „Dass“ und dem „Warum“ aus dem empirischen Feld der Naturwissenschaften verschwinden.

Diese Fragen sind weltanschauliche Fragen, die nun nicht mehr naturwissenschaftlich beantwortet werden können, sondern im Grunde individuell, von jedem einzelnen Menschen beantwortet werden müssen. Wie diese Antwort ausfällt, sollte keinen Einfluss auf naturwissenschaftliche Arbeit haben. Zwischen Naturwissenschaft und Religion wird eine Grenze gezogen.

Insofern dürfte es nicht verwundern, dass mit den Mitteln der Naturwissenschaft kein Schöpfer und keine Schöpfung bewiesen (oder widerlegt) werden kann. Denn die „Gotteshypothese“ (Laplace) ist ja a priori ausgeschlossen. Phänomene, für die sich mit empirischen Mitteln keine „natürliche“ Erklärung finden lässt, müssen solange ungeklärt bleiben, bis eine solche gefunden wird.

Aber ist die naturwissenschaftliche Methode der einzige Zugang zur Wirklichkeit? Dies zu bejahen, hieße, allen anderen Wissenschaften, aber auch der Kunst oder der Religion ihre Berechtigung zu bestreiten. Im Kern ist das die Position eines weltanschaulichen Neodarwinismus, der mit der Evolutionstheorie die gesamte (beobachtbare) Wirklichkeit zu erklären beansprucht und gegen den sich Schönborn wendet.

Sein logisches Gegenstück ist die ID-Theorie. Würde Intelligent Design als naturwissenschaftliche Theorie anerkannt, käme dies einem Bruch mit der modernen Naturwissenschaft gleich: Der Schöpfer als Hypothese wäre wieder zugelassen. Daher lässt sich die Vehemenz erklären, mit der Teile der öffentlichen Debatte geführt werden. Solche epistemischen Brüche sind in der Wissenschaftsgeschichte relativ selten.

Als Gegenbewegung zu einem weltanschaulichen Neodarwinismus hingegen lässt sich das Aufkommen der ID-Theorie gut erklären. Wenn die naturwissenschaftliche Methode der einzige Zugang zur Wirklichkeit ist, dann muss der Schöpfer einen Platz innerhalb des naturwissenschaftlichen Theoriegebäudes bekommen, wenn er existiert. Vertreter der ID-Theorie und weltanschauliche Neodarwinisten teilen also die gleiche, einseitige Grundannahme.

Freitag, Januar 13, 2006

Hilarius von Poitiers

Hilarius, in Poitiers um 315 geboren, im Mannesalter getauft; um 350 Bischof in seiner Heimatstadt. Er kämpfte gegen die­ arianische Irrlehre (Leugnung der Gottheit Christi), darin dem hl. Athanasius vergleichbar (2. Mai). Von Kaiser Konstantius wurde er nach dem Osten des Reiches verbannt. Dort schrieb er sein Hauptwerk „Über die Dreifaltigkeit“. Nach dem Tod des Konstantius konnte Hilarius wieder nach Poitiers zurückkehren, wo er um 367 starb. Er war ein Kenner der Heiligen Schrift (Erklärungen zu den Psalmen und zum Matthäus­evangelium) und verfasste auch lateinische Hymnen. [Schott]

Das Unsagbare

„Es blieb mir nichts anderes übrig: Mit meinen ungeschickten Worten versuchte ich, die unaussprechlichen Mysterien zu erklären. An die Zufälligkeiten der menschlichen Sprache lieferte ich die Geheimnisse aus, die eigentlich in der gläubigen und ehrfürchtigen Seele verwahrt bleiben müssten.“
Hilarius, Über den Glauben, an die Arianer

I. When I was seeking an employment adequate to the powers of human life and righteous in itself, whether prompted by nature or suggested by the researches of the wise, whereby I might attain to some result worthy of that Divine gift of understanding which has been given us, many things occurred to me which in general esteem were thought to render life both useful and desirable. And especially that which now, as always in the past, is regarded as most to be desired, leisure combined with wealth, came before my mind. The one without the other seemed rather a source of evil than an opportunity for good, for leisure in poverty is felt to be almost an exile from life itself, while wealth possessed amid anxiety is in itself an affliction, rendered the worse by the deeper humiliation which he must suffer who loses, after possessing, the things that most are wished and sought. And yet, though these two embrace the highest and best of the luxuries of life, they seem not far removed from the normal pleasures of the beasts which, as they roam through shady places rich in herbage, enjoy at once their safety from toil and the abundance of their food. For if this be regarded as the best and most perfect conduct of the life of man, it results that one Object is common, though the range of feelings differ, to us and the whole unreasoning animal world, Since all of them, in that bounteous provision and absolute leisure which nature bestows, have full scope for enjoyment without anxiety for possession.
On the Trinity (Book I)

Rules are made to be broken

"Rules are made to be broken"—true. Also true is that breaking rules out of ignorace leads to disaster, while breaking them from knowledge can lead to the truly special. It can also lead to disaster, too. Don't break rules unless you know them well enough to know when they shouldn't apply.
Chuq Von Rospach, Usenet article <61635@apple.Apple.COM> (1992) [Wikiquote]

Donnerstag, Januar 12, 2006

Eskalation

Wenn dein Bruder sündigt, dann geh zu ihm und weise ihn unter vier Augen zurecht. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen.

Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei Männer mit, denn jede Sache muss durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen entschieden werden.

Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Gemeinde. Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner.

Mt 18,15-17

Dokumentation Teil 4

[entfernt]

Dokumentation Teil 3

[entfernt]

Dokumentation Teil 1

[entfernt]

Dokumentation Teil 2

Google gratias.
[entfernt]

Montag, Januar 09, 2006

No roman-catholic confession (except one)

Nach einer kurzen Odyssee hat Geronimo nun bei twoday eine Pilgerkneipe mit dem programmatisch nicht-lateinischen Namen Pilgrim's Inn eröffnet. Dort ließ ich mich prompt in eine neuerliche Ökumenedebatte verwickeln. Doch lest selbst:
Es gibt keine römisch-katholische Konfession. Es gibt die protestantischen Confessiones wie die Confessio Augustana, die - da beißt die Maus keinen Faden ab - in Teilen häretisch sind. Heute müssten wir uns indes schon glücklich schätzen, wenn nominelle Protestanten sich wenigstens zu dem bekennen würden, was in diesen Konfessionen bekannt wurde.

Die römisch-katholische Kirche heißt so, weil ihr Patriarch der Bischof von Rom ist. Sie ist nicht "reduziert". Genauso wenig sind es die orthodoxen Ostkirchen, ebenfalls Kirchen im vollen Wortsinn, aber getrennt von Rom. Ich schlage als Richtschnur die klassischen Glaubensbekenntnisse vor (und wenn es Zweifel gibt, wie sie zu verstehen sind, einen Blick in die einschlägige Kirchenväterliteratur).

Mir ist [...] deshalb [...] das "ökumenische" Ziel nicht recht klar. Es wird nicht möglich sein, zugleich an häretischen Bekenntnissen (=Konfessionen) festzuhalten und die Einheit der Christen herzustellen. Man kann natürlich den Gehalt dieser Bekenntnisse auf dem Weg des Formelkompromisses fast beliebig verwässern, aber genau das [hat Geronimo] abgelehnt - wie ich finde, zu Recht.

In der letzten Ökumene-Vorlesung eines Semesters im Rom, so hörte ich vor einiger Zeit, stand ein Student auf und sagte dem Dozenten, dass er sich die Einheit nicht anders als Rückkehr nach Rom denken könne. Dieser Gedanke war das ganze Semester peinlichst vermieden worden - aber der Dozent musste dem Studenten Recht geben, obwohl er die ganze Zeit um den heißen Brei herumgeredet hatte.

Catechism now!

Nie war er so wertvoll wie heute.

Sonntag, Januar 08, 2006

Typologie des liturgischen Irrtums

Die folgende Typologie ist fiktiv, aber durchaus typisch für die Irrungen und Wirrungen heutiger Liturgie. Diesmal angeregt durch das Beispiel der im Deutschlandfunk übertragenen Messe aus der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum in Berlin. Zelebrant: Pater Tobias Zimmermann.
  1. Die Messe beginnt nicht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, sondern mit einer mehr oder weniger frei formulierten Stand-up, in die das Kreuzzeichen nach Art eines running gag eingefügt wird.
  2. Vom Bußakt bleibt nur das Kyrie, mit dem der Herr begrüßt wird. Erbarmen? Versteht eh' kein Mensch, was das heißen soll.
  3. An Stelle des Tagesgebetes steht eine freie Variation über das liturgische Tagesthema, angereichert mit allem, worum wir schon immer mal bitten wollten. In der Schlussformel tritt an die Stelle des Herrschers der Schöpfer ("der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und Leben schafft").
  4. Die Fürbitten sind mühsam bis peinlich.
  5. Gabengebet: siehe Tagesgebet. Der Herr ist zugleich Bruder ("durch Christus, unseren Bruder und Herrn").
  6. Das Hochgebet verschlimmbessert der Zelebrant durch Erweiterungen, Ergänzungen oder Straffungen. Die Schlussdoxologie spricht er gemeinsam mit der Gemeinde.
  7. Voller Emphase lädt er zum Vater unser ein. Der Embolismus entfällt, der Priester geht sofort zu einem erweiterten, ergänzten oder gestrafften Friedensgebet über. Spätestens jetzt übernimmt der Moderator die Rolle des Gastgebers beim Mahle. Beim Friedensgruß grüßt möglichst jeder jeden, und ein guter Gastgeber grüßt möglichst viele seiner Gäste persönlich per Handschlag.
  8. Nach dem Agnus Dei zeigt der Gastgeber Christus, das gebrochene Brot, und den Kelch mit Wein, etwas verschämt auch Lamm Gottes genannt. Wenigstens einigen seiner Gäste reicht er als Zeichen des Respekts und der Höflichkeit das eucharistische Brot zuerst, bevor er selbst den Herrn empfängt. Könnte deutlicher zum Ausdruck kommen, dass der Priester an Christi Statt handelt und nicht Empfangender, sondern Geber ist?
  9. Schlussgebet: siehe Gabengebet.
  10. Vor dem Schlusssegen dankt der Gastgeber allen Mitwirkenden und wünscht in einer Art Responsorium einen schönen Sonntag, worauf die Gemeinde antwortet: Danke, gleichfalls! In einer Überleitung betont er dann, dass er um den Segen bittet.
  11. Dennoch erteilt er anschließend den Schlusssegen, wenn auch mit einer variierten Formel, die den Kreis der Gesegneten (nach dem Vorbild von urbi et orbi?) weit über den Kreis der Anwesenden hinaus erweitert ("alle, für die wir gebetet haben", "alle, für die wir Sorge tragen").
  12. Darauf folgt die Entlassung: Lasst uns gehen in Frieden.
Deo gratias.

Samstag, Januar 07, 2006

Taufe des Herrn

Nur zwei Wochen nach Weihnachten endet heute der Weihnachtsfestkreis mit dem Fest der Taufe des Herrn. Die Liturgiereform hat, indem sie ihn auf maximal sechs Wochen beschränkte, die Proportionen dieser besonderen Zeit im Kirchenjahr schwer beschädigt.

Auf vier Wochen Vorbereitung auf die Ankunft des Herrn folgen nur zwei Festwochen, eindeutig zu wenig. Im nächsten Jahr sieht es kaum besser aus: Dann wird die Adventszeit auf drei Wochen und einen Sonntag verkürzt, die Weihnachtszeit auf nur 13 Tage.

Im Brauchtum haben sich noch Reste eines Sinnes für Proportionen erhalten. Deshalb bleiben in vielen Kirchen, so auch meiner Bischofskirche, Krippen und Weihnachtsbäume noch bis zum 2. Februar stehen, dem traditionellen Ende der Weihnachtszeit.


Als Jesus getauft war, öffnete sich der Himmel,
und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen.
Und die Stimme des Vaters aus dem Himmel sprach:
Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen habe.
Eröffnungsvers der Messe

Freitag, Januar 06, 2006

Wie reagieren Sie?

Anmoderation eines Deutschlandfunk-Interviews heute morgen:
Jochen Spengler: In Baden-Württemberg werden seit Jahresbeginn Menschen muslimischen Glaubens, die in die Bundesrepublik eingebürgert werden wollen, mithilfe eines umstrittenen Fragebogens auf ihre Einstellung zur Verfassung hin überprüft. Gefragt wird unter anderem nach der Einstellung zur Homosexualität. Gegen diesen Gesinnungstest gibt es massive Proteste, nicht nur vom Zentralrat der Muslime in Deutschland. Doch das Stuttgarter Innenministerium will daran festhalten.

Und am Telefon begrüße ich nun den Justizminister des Landes Baden-Württemberg, den FDP-Politiker Ulrich Goll. Ihren Landesparteitag haben Sie gestern und vorgestern hinter sich gebracht, heute trifft sich die Bundes-FDP in Stuttgart zu ihrem traditionellen Dreikönigstreffen, dem einhundertvierzigsten - darüber wollen wir gleich sprechen. Gestatten Sie vorher einige Fragen, die ich dem Gesprächsleitfaden entnehme, den - wir haben es eben gehört - die Einbürgerungsbehörden gegenüber einbürgerungswilligen Muslimen anwenden.

Es ist die Frage Nummer 29, die lautet, ich zitiere: "Stellen Sie sich vor, Ihr volljähriger Sohn kommt zu Ihnen und erklärt, er sei homosexuell und möchte gerne mit einem anderen Mann zusammenleben. Wie reagieren Sie?", Zitatende. Frage an Sie, Herr Goll, muss man da jetzt als vorbildlicher Deutscher sagen: Ich finde das super, dass mein Sohn homosexuell ist? Und verwirkt man den Einbürgerungsanspruch, wenn man sich nicht begeistert zeigt? Oder wie ist das zu verstehen?

Die Weisen eilen mit Geschenken


Heute wurde die Kirche dem himmlischen Bräutigam vermählt: Im Jordan wusch Christus sie rein von ihren Sünden. Die Weisen eilen mit Geschenken zur königlichen Hochzeit. Wasser wird in Wein gewandelt und erfreut die Gäste. Halleluja.

Benedictus-Antiphon zum Hochfest Erscheinung des Herrn

Donnerstag, Januar 05, 2006

Apparuit enim gratia Dei

apparuit enim gratia Dei salutaris omnibus hominibus
erudiens nos ut abnegantes impietatem
So klingt es hochfestlich bei Echo Romeo. Bleibt nur noch die Quelle nachzutragen: Tit 2,11-12a

Ehre sei dir, Gott, gesungen

Weihnachten als kalendarisch fixes Fest und damit der ganze Weihnachtsfestkreis fällt in jedem Jahr anders aus. Denn der Wochenrhythmus von Sonntag zu Sonntag, in dem das gesamte Kirchenjahr atmet, und die festen Kalendertage überlagern sich stets etwas anders.

So tritt zum Beispiel im kommenden Kirchenjahr der Fall eines nur fünfwöchigen Weihnachtsfestkreises ein, da die Heilige Nacht direkt auf den vierten Adventssonntag folgt und das Hochfest Erscheinung des Herrn folglich vor dem ersten Sonntag nach Neujahr gefeiert wird.

Im Jahre 1734/35 fiel zwischen Festo Circumcisionis Christi und Festo Epiphanias, anders als in diesem Jahr, ein Sonntag. Für diesen Tag schrieb Johann Sebastian Bach also den fünften Teil seines Weihnachtsoratoriums. Dieser Teil, obgleich inhaltlich unentbehrlich, ist in diesem Jahr heimatlos.

Ich schlage vor, ihn deshalb heute anzuhören, am besten am Vorabend nach der Ersten Vesper vom Hochfest.

Ehre sei dir, Gott, gesungen,
Dir sei Lob und Dank bereit.
Dich erhebet alle Welt,
Weil dir unser Wohl gefällt,
Weil anheut
Unser aller Wunsch gelungen,
Weil uns dein Segen so herrlich erfreut.

Evolution vs. Schöpfung?

Am 7. Juli 2005 erschien in der New York Times eine Kolumne des Wiener Kardinals Christoph Schönborn mit dem Titel "Finding Design in Nature". Der Kardinal entfachte damit eine heftige Debatte um ein Thema, das bei oberflächlicher Betrachtung längst erledigt schien: Ist die Evolutionstheorie mit der Schöpfungslehre der Kirche vereinbar oder nicht?

Schönborn wandte sich in seinem Beitrag gegen die neodarwinistische Spielart der Evolutionstheorie: "Evolution in the sense of common ancestry might be true, but evolution in the neo-Darwinian sense - an unguided, unplanned process of random variation and natural selection - is not." Damit hatte der Kardinal nicht mehr als die Unvereinbarkeit neodarwinistischen Denkens mit der Schöpfungslehre der Kirche festgestellt.

Dieser Konflikt entsteht dort, wo der Neodarwinismus das Terrain einer Naturwissenschaft überschreitet und zur Weltanschauung wird. Als naturwissenschaftliche Hypothese steht die Theorie der Entwicklung (Evolution) nicht im Gegensatz zur theologischen Lehre vom Schöpfer. Der Neodarwinismus als Weltanschauung glaubt hingegen, naturwissenschaftlich abgesicherte Gründe zu haben, um eine Schöpfung - in welcher konkreten Form auch immer - und damit die Existenz eines Schöpfers ausschließen zu können.

Was Schönborn positiv dagegensetzte, gab vielen Beobachtern Anlass, seine Position in die Nähe des "Intelligent Design" (ID) zu rücken: "Any system of thought that denies or seeks to explain away the overwhelming evidence for design in biology is ideology, not science." Die ID-Theorie verstehen ihre Vertreter als naturwissenschaftliche Alternative zur Evolutionstheorie, die sie als unzureichend oder widerlegt ansehen. Ihr Grundgedanke ist, dass die Komplexität der belebten Natur nur durch einen intelligenten Designer ausreichend zu erklären ist.

Als theologisch inspirierte Theorie mit naturwissenschaftlichem Anspruch ist Intelligent Design das logische Gegenstück zum naturwissenschaftlich begründeten Neodarwinismus, der offen oder verdeckt als Weltanschauung auftritt. Beide Denkrichtungen werfen sich wechselseitig Grenzüberschreitungen vor - von der Theologie zur Naturwissenschaft und vice versa. Ganz offensichtlich machen beide widersprüchliche Aussagen über den gleichen Gegenstandsbereich.

Doch stehen Schöpfungslehre und Evolutionstheorie ebenfalls im Widerspruch zueinander? Papst Pius XII. hatte 1950 in seinem Rundschreiben "Humani generis" der Entwicklungslehre eine Berechtigung zugestanden, soweit sie sich nicht direkt oder indirekt gegen die Offenbarung wendet. Von diesem Punkt ausgehend, hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg eine Konvergenz entwickelt, "die einen Widerspruch ausschließt, wenn die beiden Wissensarten in dem ihnen zugewiesenen Wirklichkeitsbereich und bei ihrem Formalobjekt bleiben, das einmal in der zeitlichen Entwicklung der Lebenssysteme besteht, zum anderen den umgreifenden überzeitlichen Akt der Urhebung des geschöpflichen Seins meint" (Leo Scheffczyk: Einführung in die Schöpfungslehre, S. 36).

Pius XII. hatte jedoch in "Humani generis" auch an der Geschichtlichkeit der ersten elf Kapitel des Buches Genesis festgehalten - "in einem wahren Sinn, der von den Exegeten noch weiter zu erforschen und zu erklären ist". Er zog damit im Grunde die Linie einer Entscheidung der päpstlichen Bibelkommission weiter aus, die im Jahre 1909 festgestellt hatte, dass die ersten drei Kapitel der Genesis "Berichte über wirkliche Geschehnisse" enthielten - "keine Mythen, keine bloßen Allegorien oder Symbole religiöser Wahrheiten, keine Legenden" (Ludwig Ott: Grundriß der katholischen Dogmatik, 10. Aufl., S. 111).

War mit diesen Festlegungen die Freiheit der Exegese übermäßig eingeschränkt? War etwa ein buchstäbliches, wortwörtliches Verständnis der Schöpfungsberichte lehramtlich vorgeschrieben? War der Konflikt mit den Naturwissenschaften damit nicht unvermeidbar? Und wie verträgt sich die Prämisse der Geschichtlichkeit mit der These, dass in den biblischen Schöpfungstexten zwischen der eigentlichen Aussageabsicht und ihrer zeit- und weltbildbedingten Einkleidung zu unterscheiden sei?

Bleiben Sie dran.

Mittwoch, Januar 04, 2006

Tote Sprache

Wir sind nicht allein.
Übersetzer, die für den Vatikan lateinische Texte verfassen, haben angeblich immer wieder Probleme mit dieser Sprache. Laut einem Bericht in der Dienstagsausgabe der Mailänder Tageszeitung ‘Libero’ enthalten lateinische Texte aus dem Vatikan oft Fehler. Gelegentlich werde auf eine Textversion in der Kirchensprache ganz verzichtet. So soll es bis heute keine lateinische Schlußerklärung der im Oktober abgehaltenen Bischofssynode geben. Große Probleme hatte es in der jüngeren Kirchengeschichte auch mit der Übersetzung des Exorzismus vom Lateinischen ins Italienische gegeben. Das Ergebnis war so fehlerhaft, daß es angeblich deswegen von der Bischofskonferenz nicht abgesegnet wurde. [kreuz.net]

Dienstag, Januar 03, 2006

Obsecro autem vos

Paul(us) beendet eine Polemik:

"Fratres!
Obsecro autem vos per nomen Domini nostri Iesu Christi, ut idipsum dicatis omnes, et non sint in vobis schismata, sitis autem perfecti in eodem sensu et in eadem sententia. (1 Cor 1,10) Cum enim sit inter vos zelus et contentio, nonne carnales estis et secundum hominem ambulatis? (1 Cor 3,4) Nescitis quia templum Dei estis, et Spiritus Dei habitat in vobis? (1 Cor 3,16)

Nemo se seducat; si quis videtur sapiens esse inter vos in hoc saeculo, stultus fiat, ut sit sapiens. (1 Cor 3,18) Ad verecundiam vestram dico! Sic non est inter vos sapiens quisquam, qui possit iudicare inter fratrem suum? (1 Cor 6,5) Ut prudentibus loquor (1 Cor 10,15a); Omnia licent! Sed non omnia expediunt. (1 Cor 10,22b)

Opus autem suum probet unusquisque et sic in semetipso tantum gloriationem habebit et non in altero. (Gal 6,4)

De cetero, fratres, gaudete, perfecti estote, exhortamini invicem, idem sapite, pacem habete, et Deus dilectionis et pacis erit vobiscum. (2 Cor 13,11)

Paulus"

Heiligster Name Jesus

Der 3. Januar ist der Tag der Verehrung des Namens Jesu. Als biblische Quelle für die Verehrung des Namens Jesu gilt ein Bibelvers aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper: "Daher hat ihn auch Gott über die Maßen erhöht und ihm den Namen geschenkt, der über jeden Namen ist, damit in dem Namen Jesu sich beuge jedes Knie derer, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind" (2, 9f). Die Verehrung des Namens Jesu förderte vor allem Bernhardin von Siena mit Verwendung des Monograms IHS und durch Hinzufügung des Namens Jesus bei der Anrufung von Maria. Papst Sixtus V. (1585 - 1590) kündigte erstmals einen Ablass an für die Anrufung des Namens Jesu. 1578/79 schuf El Greco für den spanischen König Philipp II. das Bild "Die Anbetung des Namens Jesu": oben erscheinen zwischen Wolken die Buchstaben IHS; unter den knieenden Gestalten ist im Vordergrund König Philipp II. in schwarzer Kleidung zu erkennen. Früher wurde der Namenstag Jesu als Fest am Sonntag zwischen dem 1. und dem 6. Januar gefeiert, dann durch das 2. Vatikanische Konzil aus dem liturgischen Kalender entfernt; das neue Martyrologium Romanum von 2001 hat den Gedenktag wieder eingeführt. [Ökumenisches Heiligenlexikon]

Montag, Januar 02, 2006

Sprachbarrieren

Latein sei unverständlich, sagt man, und heißt es Sprachbarriere des Glaubens. Mit dieser Argumentationslinie rechtfertigt mancher Liturgiereformer sein destruktives Tun.

Mein liturgischer Wunsch für 2006: Bei jeder Abweichung vom vorgesehenen Text möge der Liturg bedenken, ob er diese auch in Latein guthieße (und wie die entsprechende Formulierung lautete).

Mir brachte der Postbote heute zwei Bände des (großen) Stundenbuches, günstig im Paket mit einigen Lektionaren erworben. Ihr glaubt gar nicht, wie groß meine Freude war, darin immerhin einige Teile des Ordinariums in lateinischer Sprache zu finden.

Und überhaupt: Erwähnte ich schon, wie sehr das Rosarium Latinum rockt? Bald kann ich es auswendig, das wird ein wahres Vergnügen.