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Donnerstag, April 27, 2006

Wie bei Asterix

Die Römer hocken im befestigten Lager Babaorum Saeculasaeculorum und sprechen sich gegenseitig Mut zu:
»Passt auf, Zenturio! Ich habe nämlich eine Idee: Ihr bleibt hier und bewacht den Gefangenen. Wir gehen und stoßen zu unseren Kameraden. Und wenn man euch angreift...« »Ruhe! Wir bleiben alle!«
Die Gallier sitzen derweil hinter ihrem Palisadenzaun.
»Die sind gar nicht da, die Römer! Wenn ich die Augen schließe, dann sehe ich keine!«
Sie versichern sich gegenseitig, nicht mehr nach den Römern schauen zu wollen.

Nur Obelix versteht das nicht:
»Die sind doch da. Die Knaben sind in Ordnung. Wir werden denen was bieten! Sie werden's nicht bereuen, dass sie hiergeblieben sind.«
Doch von Zeit zu Zeit siegt die Neugier, und die Sache nimmt unvermeidlich ihren Lauf.
»Meine Freunde! Jetzt wird der Zaubertrank unseres Druiden Miraculix serviert...« »Bravo!« »Auf unser Wohl!« »So, nun sollt ihr sehen, wie er wirkt. Zur Feier des Tages greifen wir das Römerlager Babaorum Saeculasaeculorum an. Vor dem Essen. Das macht Appetit!« »Kommt nicht zu spät zurück! Römer können warten, Wildschweine nicht!«
Wird fortgesetzt.

St. Gilbertus de Chenesituno

Scipio zitiert ihn. Ich konnte ihn im Martyrologium Romanum nicht finden.

Mittwoch, April 26, 2006

Abschiede

Eva Herman verabschiedet im Magazin Cicero den Feminismus als den Irrtum, der er ist. (Mehr bei Spiegel Online und überall.)

Derweil trennt sich die Liebe meines Lebens von einer Reihe von Ladenhütern, die auch bei Amazon offensichtlich keine mehr will.

Dienstag, April 25, 2006

Abschied von der Ehe

Confiteor: Seit dem letzten Bundestagswahlkampf habe ich mit dem Gedanken gespielt, erstmals in meinem Leben (m)eine Stimme der CDU zu geben. Doch davon bin ich nun, dank der im Februar begonnenen und heute fortgesetzten Programmdebatte, erst einmal gründlich kuriert. Denn was entnehme ich der heutigen Tagesschau?

Die CDU will sich von der Ehe als Norm verabschieden und künftig alle "Lebensentwürfe" gleich behandeln. Mit den Worten von Peter Müller:
Ich glaube, dass unsere Familienpolitik keine dieser Lebensformen diskriminieren oder privilegieren darf. Darauf müssen wir achten.
Diese Einsicht kommt zu spät. Solche Positionen sind längst politisches Allgemeingut. Hier hatte die CDU ein Alleinstellungsmerkmal, weil sie als einzige Partei am Grundgesetz festhielt, das Ehe und Familie unter besonderen Schutz stellt. Gibt sie das auf, dann werde ich den Gedanken an eine Stimme für diese Partei wieder begraben. Und zwar gründlich.

S. Marci Evangelistæ


Protexísti me, Deus, a convéntu malignántium, allelúja: a multitúdine operántium iniquitátem, allelúja. allelúja.
Exáudi, Deus, oratiónem meam, cum déprecor: a timore inimíci éripe ánimam meam.
Introitus (Ps. 63,3.2), Die 25 Aprilis, S. Marci Evangelistæ

Erlaubt oder verboten

Liebe Journalisten,

die Ihr dieser Tage darüber spekuliert, ob Papst Benedikt XVI. wohl den Gebrauch von Kondomen unter bestimmten Umständen erlauben könnte: Hier liegt ein Irrtum vor.

Der Papst hat in dieser Sache nichts zu erlauben oder zu verbieten. Wir Katholiken leben nicht in einer Diktatur. Der Papst hat nur Auskunft darüber zu geben, was nach der Lehre der Kirche gut und was böse ist.

Und seine Stimme wie die des Lehramtes insgesamt hat Gewicht. Offensichtlich so viel, dass selbst säkulare Medien die kirchliche Lehre wie ein Gesetz betrachten.

Doch in diesem Fall ist der Gesetzgeber Gott, und das Recht, über das wir diskutieren, ist das Naturrecht. (Auch wenn das vielleicht nicht gern gehört wird.)

Das Naturrecht selbst ist unveränderlich, nicht aber dessen Kasuistik. Und genau darum geht es hier: die Anwendung sittlicher Normen auf den Einzelfall.

Beste Grüße,
M.

Montag, April 24, 2006

Barock

"Der Katholizismus ist die einzig denkbare Religion für barocke Menschen."
Karl A. Bihlmeier am 24. April bei Mac Essentials [via tumbleblog]

Markt der Werte

"Die Phrase vom 'Markt der Werte' ist nicht ganz neu, aber nun ist die Gelegenheit günstig, sie sich einmal gewissermaßen auf der Zunge zergehen zu lassen. Bleibt die Ankündigung der Ministerin von der Leyen in puncto Erziehungsbündnis reichlich nebulös - 'Bausteine aus der Praxis für die Praxis' -, so wird Bischöfin Käßmann hinsichtlich der für die christliche Bildungsinitiative zu wählenden Methode konkret: Nach marktwirtschaftlichen Strategien also ist die Wertevermittlung der beiden christlichen Kirchen zu organisieren. Man könnte sich die Folgen eines solchen Ansatzes detailliert ausmalen. Aber man muß es gar nicht, denn die Ergebnisse des scheinbar zukunftsträchtigen Konzepts sind bereits zu besichtigen. Denken wir einige Jahre zurück. Die Kirchen verloren dramatisch Marktanteile. Der Islam, verschiedene christliche Sekten und esoterische Bewegungen warben mit Erfolg (potentielle) Kunden ab. Es war also an der Zeit, die Geschäftsstrategie zu überdenken. Man holte sich Unternehmensberater ins Haus. Vielleicht, fragte man sich, liegt es ja an der Werbung in eigener Sache? Man plakatierte großflächig, schaffte sich verschiedene Internetpräsenzen, tauchte in Talkshows auf, legte sich ein 'unverkrampftes' Image zu - erst kürzlich verteilte Käßmann in der Fußgängerzone Hannovers lustigsaure 'Lutherbonbons' - und ging auch sonst mit der Zeit: Die 'Bild'-Zeitungs-Kolumne der Bischöfin etwa kann man sich via Internet auf den iPod laden. Die Kampagne zeitigte indes kaum Erfolge. Was also tun? Ist das kirchliche Angebot zu anspruchsvoll? Man bot es deshalb günstiger feil: 'Niederschwellige Angebote' zum Wiedereintritt in die Kirche wurden entwickelt. Keiner sollte das Gefühl haben, das Bekenntnis zum Christentum sei mit Aufwand verbunden. All das hat kaum geholfen. Das marktwirtschaftliche Konzept der Bischöfin Käßmann, formuliert in modischem 'Managersprech', ist in Wahrheit ein alter Hut." [Aus einer Glosse der FAZ]

Freitag, April 21, 2006

Wertebündnis

Habe ich was verpasst?
Von der Leyens Vorstoß ist - gelinde gesagt - irritierend in einer säkularen Gesellschaft, die sich die Trennung zwischen Staat und Kirche in die Verfassung geschrieben hat. Und die garantiert nicht nur die Freiheit der Religion, sondern auch das Recht, ganz ohne sie zu leben.
So heißt es heute im Kommentar der Frankfurter Rundschau [via Deutschlandfunk/Presseschau]. Trennung zwischen Staat und Kirche? Mein Grundgesetz sieht etwas anders aus.

Es gibt im Europa der EU im Prinzip drei verschiedene Typen des Verhältnisses von Staat und Kirche:
  1. Staatskirchen (Dänemark, England, Griechenland, Schweden und Finnland)
  2. Trennungssysteme (Frankreich, Niederlande)
  3. Kooperation zwischen Staat und Kirche (Deutschland, Spanien, Italien, Belgien, Luxemburg und Österreich)
Rechtliche Grundlage für das dritte Modell sind in Deutschland neben dem schon zitierten Grundgesetz die Konkordate. Das sind Verträge zwischen Staat und Kirche, die beiderseitig Rechte und Pflichten festlegen. Es gibt in diesem Sinne keine Trennung von Staat und Kirche.

Aber das Problem des gestern vorgestellten Bündnisses liegt für meine Begriffe woanders, und das bringt wie so oft die andere Zeitung aus Frankfurt auf den Punkt:
So wichtig es ist, die Erziehungsverantwortung zu stärken, so sehr bleibt ein Bündnis für Erziehung - ähnlich wie der sogenannte Integrationsgipfel - auf seinen zeichenhaften Charakter beschränkt. Allein der Gedanke, zu bestimmten Werten erziehen zu wollen, geht in die falsche Richtung, weil er den Eindruck erweckt, Werte ließen sich isoliert und autoritativ vermitteln.
Die Kirche(n) als Werteagentur(en) - das ist ein von Anfang an zum Scheitern verurteilter Ansatz. Funktionieren würde dieser Ansatz nur, wenn er mit einem Missionierungsprogramm verbunden wäre. Aber wie lange ließe wohl eine säkulare Gesellschaft ihre Kindergärten von Kirchen betreiben, die plötzlich wieder missionarisch wären?

Anselm reloaded

Auch wenn sein Gedenktag in diesem Jahr in die Osteroktav und damit ausfällt, sei doch wieder einmal Scipio gegrüßt und Anselm zitiert:
Meine Seele streckt sich aus, um noch mehr zu sehen. Aber jenseits von dem, was sie gesehen hat, erblickt sie nur Finsternis. Ja, sie sieht auch keine Finsternis, da es die nicht in dir gibt. Aber sie merkt, daß sie wegen ihrer eigenen Finsternis mehr nicht sehen kann.

Wirklich, Herr, das ist das unzugängliche Licht, in dem du wohnst; es gibt wirklich nichts anderes, was in dieses Licht eindringen und dich dort sehen könnte. Wahrhaftig, deswegen kann ich nicht sehen, weil es zu hell für mich ist.

Donnerstag, April 20, 2006

Fulminant

"Im Herbst vergangenen Jahres gelang es dem verhärteten Teil des Protestantismus zu gelingen, die Öffentlichkeitswirksamkeit des Heidelberger Neutestamentlers Klaus Berger durch das Anzetteln eines anachronistischen Konfessions-Skandals in den Tageszeitungen empfindlich zu reduzieren. Der Schaffenskraft des unbequemen Theologen hat das keinen Abbruch getan. In diesem Frühjahr veröffentlicht Berger gleich drei Bücher."
Mit diesem fulminanten Einstieg (obwohl - "gelang es ... zu gelingen"?) beginnt Gerhard Besier seine Berger-Sammelrezension in der Welt. [credo ut intelligam]

Mittwoch, April 19, 2006

Humanismus

"Humanismus ist da vorhanden, wo griechische und lateinische Autoren im Original gelesen werden, um des puren Genusses willen. Alles andere ist Dummheit, Geschwätz, Pädagogik."
Ernst Robert Curtius, der heute vor 50 Jahren starb

Das gilt natürlich auch und gerade für die Kirchenväter. Und über Goethe sagt Curtius:
"Goethes Lehre von der Überlieferung ist, soweit ich sehe, nie gewürdigt worden. Es könnte sein, dass sie in der heutigen Verworrenheit das wichtigste Stück seiner Botschaft wäre. Das Überlieferte nennt Goethe jenes Ehrwürdige, wodurch das Entfernte verbunden, das Zerrisse ergänzt wird."

Dienstag, April 18, 2006

Worum es ging

Johannes zitiert das Kompendium:
Nicht nur katholische Blogger gefallen sich in der Darstellung österlicher Bilder, Schriftzitaten (gern in Latein) oder anderer erhabener Kopierungen, die sie jeglichen Eigenbeitrags entschulden.
Und fügt hinzu:
Die Kritik, die ohne Zweifel in diesem Kommentar durchscheint, ist auch mir zu Gedanke gekommen. Ich fand es relativ einfallslos nur Bilder und Texte in meinem Blog zu kopieren, habe es aber doch getan (zumindest für Gründonnerstag und Karfreitag). Es mag vielleicht wirklich an meiner mangelnden Kreativität liegen, vielmehr aber liegt der Grund dafür darin, das ich dieses wichtigste Geschehen im Jahr nicht völlig unkommentiert lassen wollte, zugleich aber mich nicht in der Lage sah, das Unfassbare in Worte zu kleiden, ich musste auf bereits gesagtes zurückgreifen. Am Karsamstag, Ostersonntag und heute erschlug mich das Drama um Christus aber derart, dass mir selbst diese Art der Kommentierung zu schwächlich schien - also schwieg ich lieber.
Dieses Schweigen ist in der Tat das, was dem bleibt, der sich dem Kreativitätszwang und Originalitätsdiktat unterwirft, die das Kompendium offensichtlich auszuüben versucht.

Sorry, Jungs, aber das ist ganz einfach bullshit. Mag ja sein, dass Ihr die kreativen Masterminds schlechthin seid. Schön für Euch. Aber lasst doch bitte andere mit Euren überzogenen Ansprüchen in Frieden.

Es nervt.

Stillos, verständnislos und hoffnungslos

Dominik nutzt einen Kommentar zu einem bösartigen Seitenhieb:
"Das genaue Gegenteil unserer Intention, die Du verstanden hast, lesen wir indes im Kommentar von
@Martin
der seit Januar fester Bestandteil unserer Gebet ist.

Denn er legt die Bitterkeit der eigenen Mißerfolge in seine Kritik, wenn er andere Menschen beurteilt."
Dass meine Brüder und Schwestern (auch und gerade jene, die mich im Übrigen wie einen Feind behandeln) für mich beten, ist natürlich nie verkehrt. Aber von welchen Misserfolgen redet der Mensch? Ich bin wohl im falschen Film.

Es hat den Anschein, als ob dieses Blog eine bestimmte Art von Trollen anzieht. Ich habe mich daran gewöhnt (auch wenn es nach wie vor schmerzt), dass die gelegentlich hier notierten banalsten Wahrheiten zu ökumenischen Fragen mit Hohn und Spott übergossen werden. Es überrascht mich auch nicht mehr, dass das Kompendium, kaum aus der Fastenpause erwacht, nicht Besseres zu tun hat, als über die Verwendung von Latein und ausführlichen Zitaten aus heiligen und anderen Schriften herzuziehen.

Aber diese fromm verkleidete Bösartigkeit nimmt langsam wirklich groteske Züge an. Vielleicht ist es an der Zeit, ein paar Dinge klarzustellen.

Der Name dieses bescheidenen Blogs ist Programm: katholisches Notizbuch. Hier notiere ich, ganz allgemein, was ich hier für notierenswert halte. Mehr nicht. So hat es damals angefangen, und daran hat sich im Kern auch nichts geändert. Wenn dies anderen Menschen gefällt, freut es mich. Wenn dabei ab und an auch noch Dialog gelingt (und sinnloser Streit vermieden werden kann), umso besser.

Wie an der völlig überladenen Seitenleiste unschwer zu erkennen ist, probiere ich hier auch ein paar Dinge aus. Freizeitbeschäftigung, mehr nicht. Hier gibt es keine Agenda, keine übergeordneten Ziele, keine missionarischen Absichten und also auch keine Misserfolge im herkömmlichen Sinne des Wortes.

Natürlich eröffnet ein neues Interaktionsfeld wie dieses auch neue Möglichkeiten zur Sünde. Mir ist schon klar, dass ich an allerlei Zank und Streit meinen gehörigen Anteil habe. Mein Beichtvater könnte davon ausführlich berichten. :)

Aber (großes Aber): Könnt Ihr Helden vom Kompendium Euch vielleicht endlich mal wie erwachsene Menschen benehmen? Niemand braucht ein Blog, das kontinuierlich voller Hochmut über andere Blogs herzieht. Wirklich nicht.

Durch Christus, unsern Herrn

Ralf bringt auf den Punkt, warum es nicht angebracht ist, die kleine Orations-Schlussformel "Durch Christus, unsern Herrn" zu "Bruder und Herrn" zur erweitern - wie es ja in Kreisen üblich ist, die der liturgischen Beliebigkeit frönen:
"Mir fiel neulich auf, daß nach Ostern keiner der Apostel von Jesus als “unserem Bruder” spricht, Petrus spricht gar vom “Herrn, der bei uns ein- und ausging”. Da schimmert eine Fremdheit durch, ein Anders-sein. Keine Kumpelbeziehung, keine dicke Freundschaft zum Pferdestehlen. Auch wenn Jesus selbst die Apostel zum Schluß hin “Freunde” nennt so wird dies von seiten der so genannten nicht wiederholt.

Der Herr ist der Andere. Nach Ostern und zumal nach Pfingsten war den Aposteln die Sendung Jesu klar, nach Ostern die Sendung Jesu, nach Pfingsten die ihrige.

Es wird viel von “unserem Bruder Jesus” gesprochen heutzutage, ich tue das auch, zumal bei “unserem Bruder und Herrn”. Die Apostel waren da zurückhaltender. Was kann das für uns heißen?"

Sonntag, April 16, 2006

Christus resurrexit

Qui resurrexit a mortuis

Et cum transisset sabbatum, Maria Magdalene et Maria Iacobi et Salome emerunt aromata, ut venientes ungerent eum.
Et valde mane, prima sabbatorum, veniunt ad monumentum, orto iam sole.
Et dicebant ad invicem: “Quis revolvet nobis lapidem ab ostio monumenti?”.
Et respicientes vident revolutum lapidem; erat quippe magnus valde.
Et introeuntes in monumentum viderunt iuvenem sedentem in dextris, coopertum stola candida, et obstupuerunt.
Qui dicit illis: “Nolite expavescere! Iesum quaeritis Nazarenum crucifixum. Surrexit, non est hic; ecce locus, ubi posuerunt eum.
Sed ite, dicite discipulis eius et Petro: “Praecedit vos in Galilaeam. Ibi eum videbitis, sicut dixit vobis””.
Mc 16,1-7

Freitag, April 14, 2006

Beweinung Christi


Tilman Riemenschneider, Maidbronn

Salve caput cruentatum

»Ja, Mitleid hatt' ich! Das hatt' ich immer, Mitleid und Erbarmen. Und vielleicht auch, daß meiner ein Erbarmen harrt, um meines Erbarmens willen. Ich kann es brauchen; jeder kann es. Und in der letzten Stunde tut es wohl, etwas von diesem Ankergrund zu haben... Ich entsinne mich eines langen Liedes, das ich in der Predigerstunde bei dem alten Oberkonsistorialrat lernen mußte; ich hatte keinen Sinn dafür, aber eine Strophe gefiel mir; die war schön.«

»Welche? Sprich sie, oder willst du, daß ich sie spreche?«

»Es war etwas von Tod und Sterben und von Christi Beistand in der Scheidestunde.«

Renate hatte seine Hand genommen und sprach jetzt, ohne weiter zu fragen, mit leiser, aber fester Stimme vor sich hin:

»Wenn ich einmal soll scheiden,
So scheide nicht von mir,
Soll ich den Tod erleiden,
Tritt du für mich herfür;
Wenn mir am allerbängsten
Wird um das Herze sein,
Reiß mich aus meinen Ängsten,
Kraft deiner Angst und Pein.«

Tubal hatte sich aufgerichtet.

»Ja, das ist es.«

Er schien noch weitersprechen zu wollen, sank aber, immer matter werdend, in die Kissen zurück und begann unruhig und hastig, wie die Sterbenden tun, an seiner Bettdecke herumzuzupfen. Dabei war es, als ob er in seiner Erinnerung nach etwas suche.

Endlich hatte er es und fuhr in abgerissenen Sätzen fort: »Es war noch früher, viel früher, und wir waren noch in der alten Kirche, da sagte mir der Kaplan ein lateinisches Lied vor. Und als Ostern herankam, da mußt' ich es hersagen vor meinem Vater und vor meiner Mutter und vor Graf Miekusch. Und meine Mutter lachte, weil sie das Lateinische nicht verstand. Aber mein Vater war ernst geworden und Graf Miekusch auch.«

Er schwieg eine Weile, und Renate sah bang auf ihn.

»Das ist nun zwanzig Jahre«, fuhr er fort, »oder noch länger, und ich hatt' es vergessen. Aber nun hab' ich es wieder:

Salve caput cruentatum
Totum spinis coronatum
Conquassatum, vulneratum
Facie sputis illita...«

Er hatte sich bei jeder neuen Zeile mehr und mehr erhoben und starrte mit einem Ausdruck, als ob er etwas sähe, auf den Wandpfeiler zu Füßen seines Bettes. Und ein Lächeln, in dem Schmerz und Erlösung miteinander kämpften, verklärte jetzt sein Gesicht.

»Kathinka hatte recht... aber nun ist es zu spät... Salve caput cruentatum...« Es waren seine letzten Worte.

Er sank in die Kissen zurück, und seine Augen schlossen sich für immer.

Theodor Fontane, Vor dem Sturm, Band IV, Kapitel 24

Qui pro nobis crucifixus est

Stabant autem iuxta crucem Iesu mater eius et soror matris eius, Maria Cleopae, et Maria Magdalene.
Cum vidisset ergo Iesus matrem et discipulum stantem, quem diligebat, dicit matri: “Mulier, ecce filius tuus”.
Deinde dicit discipulo: “Ecce mater tua”. Et ex illa hora accepit eam discipulus in sua.
Post hoc sciens Iesus quia iam omnia consummata sunt, ut consummaretur Scriptura, dicit: “Sitio”.
Vas positum erat aceto plenum; spongiam ergo plenam aceto hyssopo circumponentes, obtulerunt ori eius.
Cum ergo accepisset acetum, Iesus dixit: “Consummatum est!”. Et inclinato capite tradidit spiritum.
In 19,25-30

Qui pro nobis crucem baiulavit

Tunc ergo tradidit eis illum, ut crucifigeretur. Susceperunt ergo Iesum.
Et baiulans sibi crucem exivit in eum, qui dicitur Calvariae locum, quod Hebraice dicitur Golgotha,
ubi eum crucifixerunt et cum eo alios duos hinc et hinc, medium autem Iesum.
Scripsit autem et titulum Pilatus et posuit super crucem; erat autem scriptum: “Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum”.
Hunc ergo titulum multi legerunt Iudaeorum, quia prope civitatem erat locus, ubi crucifixus est Iesus; et erat scriptum Hebraice, Latine, Graece.
Dicebant ergo Pilato pontifices Iudaeorum: “Noli scribere: Rex Iudaeorum, sed: Ipse dixit: “Rex sum Iudaeorum””.
Respondit Pilatus: “Quod scripsi, scripsi!”.
In 19,16-22

Donnerstag, April 13, 2006

Selbstdisqualifizierung

Ein historischer Wert für die Erforschung des Lebens Jesu besteht kaum, abgesehen vielleicht (!) von den Umständen des Judasverrats. Umso mehr erfahren wir über eine extreme Richtung der Gnosis des zweiten Jahrhunderts und das hier bekämpfte katholische Verständnis von Liturgie. Aber die Abwertung des biblischen Verständnisses von Gott als dem Schöpfer und dem Gottessohn fordert ihren Preis. Er besteht in der Konstruktion eines hochkomplizierten Systems, das für uns Heutige kaum durchschaubar ist. Der Verfasser hat sich deutlich vom biblischen und apostolischen Christentum "emanzipiert". Seine Option gilt einem unverhohlen heidnischen System der Emanationen. Umso heftiger bekämpft er die heidnischen Laster in der Kirche. Dieser Kampf wird durch seine faktische Anlehnung an die heidnischen Spekulationen nicht gerade glaubwürdiger. Er dient eher als Feigenblatt.

In theologischer Hinsicht ist dieses Evangelium nicht nur ein Museumsstück. Leider ist die Gnosis für die Kirche eine bleibende Versuchung geblieben. Anders als der Heidelberger Theologe Peter Lampe in der Süddeutschen Zeitung (11. April 2006) vorschlägt, besteht die Lösung des gnostischen Problems gerade nicht in der Öffnung für diese Fragwürdigkeiten im Rahmen von "Versöhnter Verschiedenheit". Vielmehr ist dieser Vorschlag bezüglich Gnosis die endgültige Selbstdisqualifizierung dieses "ökumenischen" Programms.

Klaus Berger in der Tagespost über das Judasevangelium, zit. nach Zenit.org

Qui pro nobis spinis coronatus est

Tunc ergo apprehendit Pilatus Iesum et flagellavit.
Et milites, plectentes coronam de spinis, imposuerunt capiti eius et veste purpurea circumdederunt eum;
et veniebant ad eum et dicebant: “Ave, rex Iudaeorum!”, et dabant ei alapas.
Et exiit iterum Pilatus foras et dicit eis: “Ecce adduco vobis eum foras, ut cognoscatis quia in eo invenio causam nullam”.
Exiit ergo Iesus foras, portans spineam coronam et purpureum vestimentum. Et dicit eis: “Ecce homo!”.
Cum ergo vidissent eum pontifices et ministri, clamaverunt dicentes: “Crucifige, crucifige!”. Dicit eis Pilatus: “Accipite eum vos et crucifigite; ego enim non invenio in eo causam”.
Responderunt ei Iudaei: “Nos legem habemus, et secundum legem debet mori, quia Filium Dei se fecit”.
Cum ergo audisset Pilatus hunc sermonem, magis timuit
et ingressus est praetorium iterum et dicit ad Iesum: “Unde es tu?”. Iesus autem responsum non dedit ei.
In 19,1-9

Qui pro nobis flagellatus est

Per diem autem festum dimittere solebat illis unum ex vinctis, quem peterent.
Erat autem qui dicebatur Barabbas, vinctus cum seditiosis, qui in seditione fecerant homicidium.
Et cum ascendisset turba, coepit rogare, sicut faciebat illis.
Pilatus autem respondit eis et dixit: “Vultis dimittam vobis regem Iudaeorum?”.
Sciebat enim quod per invidiam tradidissent eum summi sacerdotes.
Pontifices autem concitaverunt turbam, ut magis Barabbam dimitteret eis.
Pilatus autem iterum respondens aiebat illis: “Quid ergo vultis faciam regi Iudaeorum?”.
At illi iterum clamaverunt: “Crucifige eum!”.
Pilatus vero dicebat eis: “Quid enim mali fecit?”. At illi magis clamaverunt: “Crucifige eum!”.
Pilatus autem, volens populo satisfacere, dimisit illis Barabbam et tradidit Iesum flagellis caesum, ut crucifigeretur.
Mc 15,6-15

Qui pro nobis sanguinem sudavit

Et egressus ibat secundum consuetudinem in montem Olivarum; secuti sunt autem illum et discipuli.
Et cum pervenisset ad locum, dixit illis: “Orate, ne intretis in tentationem”.
Et ipse avulsus est ab eis, quantum iactus est lapidis, et, positis genibus, orabat
dicens: “Pater, si vis, transfer calicem istum a me; verumtamen non mea voluntas sed tua fiat”.
Apparuit autem illi angelus de caelo confortans eum. Et factus in agonia prolixius orabat.
Et factus est sudor eius sicut guttae sanguinis decurrentis in terram.
Et cum surrexisset ab oratione et venisset ad discipulos, invenit eos dormientes prae tristitia
et ait illis: “Quid dormitis? Surgite; orate, ne intretis in tentationem”.
Lc 22,39-46

Qui Eucharistiam instituit

Ego enim accepi a Domino, quod et tradidi vobis, quoniam Dominus Iesus, in qua nocte tradebatur, accepit panem
et gratias agens fregit et dixit: “Hoc est corpus meum, quod pro vobis est; hoc facite in meam commemorationem”;
similiter et calicem, postquam cenatum est, dicens: “Hic calix novum testamentum est in meo sanguine; hoc facite, quotiescumque bibetis, in meam commemorationem”.
Quotiescumque enim manducabitis panem hunc et calicem bibetis, mortem Domini annuntiatis, donec veniat.
1 Cor 11,23-26

(Einheits-)Übersetzung und Bild gibt es bei Petra.

Dienstag, April 04, 2006

Sayo Ajiboye

The West has abdicated its responsibility to true love and care for the needy and the helpless in its society. The debate about euthanasia is possible only because of the self centred, Narcissistic culture of Post Modern Europe. We in Africa says: "Nobody knows tomorrow, it is this day's sunrise that you have seen, tomorrow's sunset can be more dazzling still" The issue in this debate is "community". Can what many call "degrading pain" become a training tool for empathy? Can it become a redemption module for those who are pain - free to appreciate freedom. It will be a sterile world indeed, where the only challenge remaining is the mental challenge of computers and engine management. Where are the worthy successors to the fathers of present day Europe?
Sayo Ajiboye, Lagos, Nigeria

Wortbeitrag zu einer Diskussion bei der BBC am 13. Dezember 2000 über die damals gerade in den Niederlanden beschlossene Legalisierung der Euthanasie

Mehr von und über Sayo Ajiboye

Zweiter Fasttag

Der Patriarch von Babylon und der Chaldäer, seine Seligkeit Emmanuel III. Delly, und die irakischen Bischöfe haben an die Gläubigen, die an Gott Glaubenden sowie an alle Menschen guten Willens appelliert, sich am 3. und 4. April – morgen und übermorgen – im Gebet und im Fasten zu vereinen, um von Gott das Geschenk des Friedens und der Eintracht für den Irak und die ganze Welt zu erbitten. Ich lade alle dazu ein, sich an dieser Initiative unserer Brüder dieses gemarterten Landes zu beteiligen, und vertraue dieses Anliegen der Fürsprache der allerseligsten Jungfrau Maria, der Königin des Friedens, an.
Aus der Ansprache von Papst Benedikt XVI. am Sonntag vor dem Angelusgebet

Montag, April 03, 2006

Fasttag

Vatikan: Papst fordert zum Fasten und Beten für Irak auf

Industrialisierung

Das wird Ralf nicht gefallen, was Eugen Münch da in der brand eins sagt:
„Wenn Gerhart Hauptmann heute noch lebte, müsste er nicht ,Die Weber‘, sondern ,Die Ärzte‘ schreiben. Die reagieren auf die Industrialisierung des Gesundheitssystems genauso hilflos wie die Weber im 19. Jahrhundert auf die Textilindustrie.“ Industrialisierung klingt nicht nur für viele Ärzte, die sich als Handwerker, wenn nicht als Künstler verstehen, unschön, doch es trifft die Sache. Krankenhäuser werden reorganisiert wie Autofabriken vor 20 Jahren. Nach Schätzungen von Heinz Lohmann, ehemaliger Chef des mittlerweile privatisierten Landesbetriebs Krankenhäuser in Hamburg und heute Berater, schlummern im Gesundheitssystem Produktivitätsreserven von 30 Prozent. Die könnten mit sattem Profit gehoben werden, ohne dass die Qualität der Krankenversorgung leide. Im Gegenteil.

Sonntag, April 02, 2006

Júdica

Júdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta: ab homine iníquo et dolóso éripe me: quia tu es Deus meus et fortitúdo mea.
Emítte lucem tuam et veritátem tuam: ipsa me de duxérunt et adduxérunt in montem sanctum tuum et in tabernácula tua. Júdica me.
Introitus, Dominica de Passione

Gericht

Jesus aber antwortete ihnen: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird.
Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht auf die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.
Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben.
Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren.
Jetzt ist meine Seele erschüttert. Was soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen.
Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn schon verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen.
Die Menge, die dabeistand und das hörte, sagte: Es hat gedonnert. Andere sagten: Ein Engel hat zu ihm geredet.
Jesus antwortete und sagte: Nicht mir galt diese Stimme, sondern euch.
Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt; jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden.
Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen.
Joh 12, 23-32

Samstag, April 01, 2006

Vor einem Jahr


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