Das Notizbuch ist umgezogen. Sie werden weitergeleitet…

Sie sollten automatisch weitergeleitet werden. Falls nicht, besuchen Sie bitte http://commentarium.de und aktualisieren Sie Ihre Lesezeichen.

Mittwoch, August 31, 2005

Der neue Habermas

Scipio hat die Rezension von Robert Spaemann in der Welt bereits erwähnt. Bleibt mir nur noch die Skepsis nachzutragen, mit der Uwe Justus Wenzel in der NZZ den neuen Sammelband mit Aufsätzen von Jürgen Habermas bespricht:
Die Philosophie mag sich der «Anmassung» enthalten können, «selbst zu entscheiden, was in den religiösen Lehren vernünftig und was unvernünftig ist». Kann dies aber ein übersetzungswilliger säkularer Bürger im Handgemenge der politisch-religiösen Debatte? - Ist die postsäkulare Kommunikationsgemeinschaft womöglich doch auf einen pfingstlichen Geist angewiesen, der über sie kommt?

Jürgen Habermas: Zwischen Naturalismus und Religion. Philosophische Aufsätze. Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main 2005. 370 S., 16,80 EUR.

Technorati Tags: , , ,

Blogtag

Eigentlich wollte ich heute beim BlogDay 2005 mitmachen und fünf neue Blogs empfehlen. Aber dazu reichte die Zeit leider nicht. Nächstes Jahr.

Rückkehr zur Normalität

Der August ist vorbei, und damit möge in diesem Notizbuch wieder der Alltag einkehren. Was insbesondere heißt: Es gibt wieder die Möglichkeit für jedermann, seinen Senf gleich an Ort und Stelle zu hinterlassen. Jedoch möchte ich allen Lesern ans Herz legen, was der Spreeblick so formulierte:
Weblogs (im Folgenden nur noch “Blogs” genannt, denn wir sind schwer beschäftigt und sparen uns somit das Tippen der Buchstaben “W” und “e”) sind vom Stil der jeweiligen Autoren geprägte Online-Publikationen und erheben keinerlei Anspruch auf Objektivität, Allwissenheit, politische oder inhaltliche Korrektheit, Regelmäßigkeit oder Ironiefreiheit. Blogs beinhalten weder Humorwarnungen noch rauchfreie Zonen, sind steuerlich nicht absetzbar und enthalten sich selten der Stimme.

Für die Inhalte der Artikel [...] sind allein die Autoren verantwortlich und nicht selten unterscheidet sich deren Meinung selbst von der ihrer besten Freunde. Leserinnen und Leser, die anderer Meinung sind als die Autoren, können diese Meinung mit Hilfe der Kommentarfunktion [...] äußern, selbst ein Blog schreiben oder “TV Total” gucken. Unsere Autoren nehmen sich die Freiheit, Kommentare zu löschen, wenn sie es für nötig halten (die Autoren, nicht die Kommentare).

Gemein, oder? Macht aber Spaß!
In diesem Sinne: Fröhliches Kommentieren!

Biologisch investieren

Peter Sloterdijk im Handelsblatt-Interview:
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die heutige Gesellschaft?

Sloterdijk: Die Deutschen haben sich an einen ökonomistisch verengten Begriff des Investierens gewöhnt, und diese Verengung müsste so bald wie möglich aufgebrochen werden. Sie investieren nur monetär, sie haben nicht begriffen, dass ein echtes Investitionskollektiv nicht nur wirtschaftlich investiert, sondern auch biologisch und symbolisch.

Wie investiert man biologisch und symbolisch?


Sloterdijk: Biologisches Investieren heißt Nachkommen zeugen. Wir leben hier im biologischen Pessimismus, in vitaler Kleinkariertheit. Wie die meisten Europäer heute haben sich unsere Landsleute in ein konsumistisches Spießertum zurückgezogen, das nicht bereit ist zu begreifen, dass Kinder das Wertvollste sind, was das Leben zu bieten hat. Das führt auch zu einer Reihe von ökonomischen Folgeproblemen, denn der Generationenfluss stagniert und mit ihm die Funktionsfähigkeit der sozialen Systeme. Auch das fehlende Verständnis für die Notwendigkeit eines weitsichtigen symbolischen Investierens hängt mit der ökonomistischen Verengung zusammen. Damit meine ich, dass wir zu wenig für die Kultur getan haben. Die Deutschen haben sich lange Zeit darauf verlassen, dass Kultur ein Unkraut ist, das von selbst wächst.
Kommt das Foto bekannt vor? Bleibt in der Familie...

Nachtrag: Zum gleichen Thema spricht heute der Pontifex Maximus.
Papst Benedikt XVI. ist besorgt über die demographische Entwicklung. Der Bevölkerungsrückgang raube der Gesellschaft „die Frische, die Energie und die Zukunft“, die durch Kinder entstehe, sagte er in seiner Katechese zum Psalm 127, die er bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz hielt. „Kinder sind keine ,Belästigung’ und kein ,Produkt’, das persönliche Wünsche befriedigt; sie sind ,eine Gabe des Herrn’ (Ps 127, 3)“, sagte Benedikt XVI. „Gottes Segen ruht auf jenen, die dieses große Geschenk mit offenem Herzen empfangen.“ [kath.net]

Technorati Tags: , , , , ,

Paulinus von Trier

Paulinus (nicht zu verwechseln mit Paulinus von Nola. 22.Juni) wurde um 346 Bischof von Trier. Auf der von den Arianern beherrschten Synode von Arles 353 weigerte er sich, der Verurteilung des Athanasius zuzustimmen. Deshalb wurde er abgesetzt und von Kaiser Konstantius II. nach Phrygien verbannt, wo er 358 starb. Sein Leib soll nach Trier übertragen worden sein. 1072 fand man in der Krypta der um 400 erbauten Kirche des späteren Kanonikerstifts Sankt Paulinus in Trier seinen Sarg, der, wie sich aus den Symbolen und Inschriften ergibt, aus dem Ende des 4. Jahrhunderts stammt. [Schott]

Allmächtiger Gott,
du hast dem heiligen Paulinus von Trier
im Kampf gegen die arianische Irrlehre
unerschrockenen Mut gegeben,
so dass er auch die Verbannung nicht scheute.
Lehre uns, das Wahre vom Falschen zu unterscheiden,
und hilf uns,
ohne Furcht für die Wahrheit einzutreten.
Tagesgebet

Budgetarithmetik

Richtige Fragen, falsch gestellt:
Für eine einzige Vigil und eine einzige Messe, die der Papst auf dem Braunkohlenfeld bei Kerpen gefeiert hat, wurde ein gewaltiges Erdbauwerk errichtet. Mit einem Fünfundzwanzigstel der einhundert Millionen Euro, die der Weltjugendtag Kirche, Staat, Land und Stadt kostete, wäre St.Agnes in Berlin zu retten. [FAZ]
Der 100-Millionen-Vergleich ist in jeder Hinsicht schief. Soviel kostete der gesamte Weltjugendtag, das Marienfeld dürfte nur einen überschaubaren Teil davon ausgemacht haben. Vom Gesamtetat bezahlten die Pilger rund 40 Prozent selbst, rund 20 Millionen sollten aus Spenden, Sponsoring und Werbeartikeln fließen. Aus öffentlichen Kassen kommen etwa 15 Prozent: Der Bund zahlt 8 Millionen, das Land Nordrhein-Westfalen 3, die Stadt Köln und die EU investieren jeweils 1,5 Millionen Euro. 30 Millionen Euro zahlt die Deutsche Bischofskonferenz, also alle 27 Bistümer gemeinsam. [FAZ]

Vier Millionen für die Rettung einer Kirche, die keiner mehr braucht, finde ich demgegenüber auch nicht gerade wenig. Zumal es hier um Mittel des Erzbistums Berlin geht, das bekanntlich pleite ist (und zum Weltjugendtag deutlich weniger als vier Millionen vermutlich maximal eine Million zusteuern musste).

Das ganze Thema Kirchensterben ist schwierig und unter solch schrägen Prämissen kaum angemessen diskutierbar. Scipio, setz doch mal ein eigenes Blog dazu auf! Ich spendierte die Domain, sofern wir eine fänden, und beteiligte mich gerne als Co-Autor.

Nachtrag: So schnell kann es gehen.

Technorati Tags: , ,

Grande Chartreuse

Erste Bilder aus dem neuen Film von Philip Gröning waren bereits auf dem Weltjugendtag zu sehen. Die Premiere ist am 4. September auf der Biennale in Venedig, Kinostart am 10. November. Die Große Stille zeigt das Mutterkloster der Karthäuser. Unbedingt den Trailer ansehen! [Spiegel, kostenpflichtig]

Technorati Tags: , , ,

Meinhard Miegel

Ein furioses Spiegel-Gespräch [kostenpflichtig] mit dem alten Kompagnon von Kurt Biedenkopf.
"Was derzeit in vielen frühindustrialisierten Ländern zu beobachten ist, ist keineswegs nur eine vorübergehende Flaute, sondern der Beginn einer neuen Epoche. Wir befinden uns auf dem Scheitelpunkt einer Entwicklung, die vor ungefähr 500 Jahren in Europa begonnen hat. Sie nahm ihren Anfang mit der Entdeckung Amerikas, wurde beschleunigt durch die Reformation und den frühen Kapitalismus, setzte sich fort in einer zunehmend effizienten Manufakturenwirtschaft und mündete in der Industrialisierung. Aufgrund dieser Entwicklung können heute die Menschen im Westen pro Kopf im Durchschnitt das 17fache dessen verbrauchen, was der übrigen Menschheit zur Verfügung steht. Ein solcher Vorsprung ist auf Dauer nicht zu halten. Das Hauptfeld wird uns wieder einfangen.

SPIEGEL: Sind wir dann abgeschlagen, oder können wir wieder aufschließen?

Miegel: Wir sind weit davon entfernt, abgeschlagen zu sein. Nur - um den bisherigen Vorsprung zu halten, müsste sich die Gesellschaft grundlegend verändern. So wie sie ist, altert sie rapide. Schon jetzt ist die Hälfte der Bevölkerung älter als 43 Jahre. Bei den Völkern, die gegen uns antreten, liegt dieses Alter bei unter 30 Jahren. In nicht sehr ferner Zukunft wird fast jeder zweite Erwachsene in Deutschland das 60. Lebensjahr überschritten haben. Viele Menschen sind extrem sicherheitsorientiert, anspruchsvoll und verweichlicht. Sie haben altengemäße Interessen und Bedürfnisse. Eine solche Gesellschaft hält keine Vorsprünge vor dem Rest der Welt."


Technorati Tags: , , ,

Dienstag, August 30, 2005

Stellenangebot

Katholisch.de sucht zum 1.11.2005 einen Online-Redakteur oder eine -Redakteurin [katholisch.de]

Wozu Kirchhof?

Um die offene Flanke zu schließen, die eine ostdeutsche, kinderlose, geschiedene Protestantin als Kanzlerkandidatin bei (süd-)westdeutschen, verheirateten Katholiken mit Familie hinterlässt - der traditionellen Stammwählerschaft der CDU. Könnte man meinen. Dafür allerdings hätte er wohl etwas früher präsentiert werden müssen. Also doch nur Notnagel, weil Stoiber weder kann noch will? [Lummaland]

Technorati Tags: ,

Merkbefreit

Aus der Abteilung Alternative Sichtweisen zum Weltjugendtag. Ein weniger durchschnittliches Beispiel.

Technorati Tags: ,

Montag, August 29, 2005

Frontmann

"Ist Paul Kirchhof ein Frontmann gegen die Moderne?" Diese Frage stellt Christian Geyer heute im FAZ-Feuilleton [0,85 EUR] angesichts des folgenden Satzes aus dem Munde des Finanzministerkandidaten: "Zu einem erfüllten Leben gehören normalerweise Kinder." [Perlentaucher]

Technorati Tags: , ,

Personalien

Was haben Benedikt XVI. und Johanne Vertommen alias "die rockende Nonne" gemeinsam? Beide haben es in den Spiegel geschafft, und zwar auf die gleiche Doppelseite.

Technorati Tags: , , ,

Dublette

Fuigentius Bellelli, +1713, Theologe (Marmorbüste in St. Apollinarus zu Rom) [Spiegel Online]

Unwürdige Hirten

"In der Sommerresidenz des Papstes kommt es heute zu einem unerwarteten Showdown, verkündet Alexander Kissler [in der Süddeutschen Zeitung]. Das abtrünnige Schaf Fellay trifft den Oberhirten Benedikt.
'Bernard Fellay wurde im Juli 1988 exkommuniziert. Zwei Tage zuvor hatte ihn der traditionalistische Kirchenrebell Marcel Lefebvre, ehemals Erzbischof von Dakar, widerrechtlich zum Bischof geweiht. Heute leitet Fellay als Nachfolger Lefebvres die 'Priesterbruderschaft Sankt Pius X.' (deutsche Sektion) - jene sendungsbewusste Vereinigung, die die römische Kurie des Verrats am Glauben zeiht, die Päpste der letzten 40 Jahre für 'unwürdige Hirten' hält, sich selbst aber für die Schar der Aufrechten, denen die 'Gnade der Errettung' zuteil wurde.'" [Perlentaucher]

Technorati Tags: ,

Regierungswechsel

"Papst zimmert sich neue Regierung" [Spiegel Online]

Wahlempfehlung

[wdrmaus.de/fonolog]

Technorati Tags: , ,

Enthauptung Johannes' des Täufers

Allmächtiger Gott,
du hast den heiligen Johannes den Täufer berufen,
deinem Sohn im Leben und im Tod voranzugehen
und für Recht und Wahrheit Zeugnis zu geben.
Gib auch uns die Kraft,
für den Anspruch deiner Lehre
unerschrocken einzutreten.
Tagesgebet

Katechese

Wenn es um meine Landesbischöfin geht, dann kann ich natürlich nicht fehlen. Wie Scipio sagt: Jeder sollte einen haben!

Katechismus für Käßmann

Technorati Tags: , ,

Jungkonservativ

Wolfgang Huber im Interview mit der Berliner Zeitung:
"Erstaunt es Sie nicht, dass ein gesellschaftlich sehr konservativer alter Mann wie der Papst so viel Zulauf von der Jugend hat?

Zunächst wird man einräumen müssen, dass es nicht nur konservative alte Männer gibt, sondern auch konservative junge Männer und Frauen. Deswegen sollten wir mit der Möglichkeit rechnen, dass unter den jungen Leuten, die zum Papst gepilgert sind, auch solche sind, die ihm zustimmen."
Schlau, schlau. Auch der Rest des Gespräches lohnt die Lektüre. Huber scheint besser als seine Amtskollegin Margot Käßmann zu wissen, was ein Ablass ist:
"Es gibt Einsichten der Reformation, die über die Jahrhunderte ihre Gültigkeit unverändert behalten. Dazu gehört nach meiner festen Überzeugung das, was Martin Luther über den Ablass gesagt hat. Die Vorstellung, gegen Sünder würden Fegefeuer-Strafen verhängt, von denen er sich mit Hilfe eines Ablasses freikaufen kann, ist für evangelische Christen nicht nachvollziehbar."
Zwar etwas überpointiert, aber jedenfalls nicht falsch. Im Übrigen zeigt diese Kontroverse, was von der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre (1999) zu halten ist - in der Worte wie Ablass, Sündenstrafen oder Fegefeuer wohl aus guten Gründen nicht auftauchen.

Fraglich allerdings, ob Huber gut beraten ist, sich zum Steuerkonzept von Paul Kirchhof zu äußern. Zwar bringt ihm diese Stellungnahme reichlich Schlagzeilen ein - aber um welchen Preis? Will er sich als Steuerexperte profilieren?

Technorati Tags: , , , , ,

Sonntag, August 28, 2005

Wissenschaft

Der Physiker, Astronom und Philosoph Victor J. Stenger veröffentlicht den Entwurf für ein Buch mit dem Titel "God: The Failed Hypothesis. How Science Shows That God Does Not Exist" im Internet. Wie er selbst betont, ist das Manuskript noch stark in Veränderung begriffen. Eine dieser Variationen betrifft übrigens den Titel. Im Juni lautete er noch: The Hypothesis That Failed - Why Science Can Now Prove That God Does Not Exist. Man beachte die subtile Differenz. [mykath.de]

Technorati Tags: , ,

Augustinus

Der Deutschlandfunk erinnert heute an Aurelius Augustinus, der vor 1575 Jahren starb (sein Gedenktag wird in diesem Jahr vom Sonntag verdrängt):
"396 wurde Augustinus Bischof von Hippo Regius im heutigen Algerien. In den Auseinandersetzungen mit christlichen Splittergruppen prägte er kirchliche Glaubenspositionen, die besonders auf die Theologie des Mittelalters wirkten, im heutigen Christentum allerdings als sehr konservativ gelten." [MP3]


Technorati Tags: ,

Samstag, August 27, 2005

22. Sonntag im Jahreskreis

In jenen Tagen begann Jesus, seinen Jüngern zu erklären, er müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten vieles erleiden; er werde getötet werden, aber am dritten Tag werde er auferstehen.
Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe; er sagte: Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht geschehen!
Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen; denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.
Mt 16, 21-23

Verwirrung und Sünde

"Und bewahre uns vor Verwirrung und Sünde", betet der Priester im (auch gern unterschlagenen) Embolismus nach dem Vater unser, den die Gemeinde mit der Doxologie abschließt. Verwirrung und Sünde? Dass der Herr uns vor Sünde bewahren möge, leuchtet unmittelbar ein. Aber vor Verwirrung? Was hat das zu bedeuten?

Nun, mir scheint die allgemeine Verwirrung nie so groß gewesen zu sein wie heute. Das mag täuschen, denn der ungetrübte Blick auf die Gegenwart ist weit schwieriger als der in die Vergangenheit. Aber gerade in einer Messe, in der ich mich fragen musste, was der Zelebrant sich bei diesem und jenem Schnickschnack wohl wieder gedacht hat, da freue ich mich, wenn er den Embolismus nicht weglässt und den Herrn darum bittet, uns vor Verwirrung und Sünde zu bewahren.

Es scheint da einen gewissen Zusammenhang zu geben.

Nachtrag: Scipio führt das Thema weiter.

Technorati Tags: , ,

Madonna

Vor genau fünfzig Jahren wurde in Moskau eine Vereinbarung unterzeichnet, die u.a. die Rückkehr der Sixtinischen Madonna von Raffael in die Dresdner Gemäldegalerie regelte. Noch bis 3. Oktober ist dort eine Ausstellung zu sehen. Der Titel: Platz für den großen Raffael! Ankauf und Mythos von Raffaels Sixtinischer Madonna in Dresden

Technorati Tags: , ,

Dekalog

Die FAZ druckt heute ein Interview mit Lech Walesa ("Gewerkschaftsführer, politischer Häftling, Friedensnobelpreisträger, Staatspräsident und zeitweise wieder Elektriker"). Ein Mann mit klaren Prinzipien.
Woran soll die globalisierte Weltgesellschaft sich ausrichten, wenn die Nationen wegfallen?

Es gibt hier zwei Konzepte: Das erste liegt der europäischen Verfassung zugrunde. Es spricht von individueller und wirtschaftlicher Freiheit, wobei die Werte jedem einzelnen überlassen werden. Das gefällt mir gar nicht. Die Entwicklung, die vor uns liegt, ist voller Risiken, und je weiter sie geht, desto mehr werden die Menschen Werte brauchen.

Und hier bietet sich als Prinzip des Zusammenlebens der Dekalog an, die Zehn Gebote. Kaum ein Mensch in der Welt lehnt sie ab. Auf diesen Werten sollten wir alle Systeme aufbauen. Es ist möglich, das Gewissen von Menschen zu erreichen und zu erziehen.

Religion als Basis des Politischen - das klingt ein wenig altpolnisch.

Der Gott, den ich meine, lebt nicht im Mittelalter, und er ist kein Götze. Gott lebt in den Computern der neuesten Generation. Er ist sehr modern, sehr zeitgemäß, aber seine Grundprinzipien sind ewig und uralt.
Der Dekalog als gemeinsame Wertebasis - in diesem Punkt könnten sich nicht nur Benedikt XVI. und Hans Küng ("Projekt Weltethos") schnell einig werden.

Vermutlich jedoch ist dem aggressiven Atheisten diese Basis nicht so ganz recht. Falls jemand einen Beleg dafür sucht, dann möge er doch einmal versuchen, den Dekalog als gemeinsame Wertebasis den in der "Gladiatoren-Arena" von mykath.de versammelten Atheisten nahezubringen. Viel Spaß!

Technorati Tags: , , ,

Monika

"Mein Sohn, ich für meine Person werde in diesem Leben an nichts mehr Freude haben. Was soll ich hier noch tun, warum hier sein? Ich weiß es nicht, da ich in dieser Welt nichts mehr zu hoffen habe. Eines gab es, warum ich noch eine kleine Weile in diesem Leben zu bleiben wünschte: ich wollte dich noch als katholischen Christen sehen, bevor ich sterbe. Gott hat mir das überreich gewährt: Ich darf sehen, wie du irdischem Glück entsagt hast und sein Knecht bist. Was soll ich noch hier?"
Aus den "Bekenntnissen" des Hl. Augustinus

Freitag, August 26, 2005

Vigil

[Geo/MatthiasHeil.de]

Technorati Tags: , , ,

Vergebung

Fachbegriffe des Christentums, dritte Lieferung.

Wir wissen bereits, dass uns die Sünde am Heil hindert. Unsere Fehler stehen uns im Wege und stören uns dabei, das letzte Ziel unseres Christseins zu erreichen. Wenn, ja wenn sie uns nicht vergeben werden könnten.

Vergebung räumt die Sünde aus dem Weg. Eine Sünde wird durch Vergebung aus der Welt geschafft. Das Beste daran ist: Jeder kann Sünden vergeben. Und zwar diejenigen, die andere ihm getan haben. Schwierig wird die Sache dadurch, dass jeder auch dazu verpflichtet ist. Denn nur so ist Versöhnung möglich.

Sünden haben aber noch eine zweite Konsequenz, und unter dem Aspekt des Heiles ist das die wichtigere: Sie stören unsere Verbindung zu Gott. Sie machen uns nicht nur zu kaputten Menschen, sondern sie verhindern auch die Heilung durch den Herrn. Und zwar in der Gegenwart genauso wie in aller Zukunft und in der Ewigkeit. Deshalb muss auch Gott uns unsere Sünden vergeben. Wie das geschieht, sehen wir später.

Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken in der Vergebung der Sünden. (Lk 1,77) Dieser Satz aus dem Benedictus, dem Lobgesang des Zacharias, der täglich in den Laudes gesungen wird, bringt den Zusammenhang auf den Punkt: In der Vergebung der Sünden erfahren wir das Heil. Unsere Fehler werden aus dem Weg geräumt, damit wir heilig werden.

Technorati Tags: , ,

Symbol

Auf die Konsequenzen der Reformation für die Kunst macht Alexander Kissler in seiner Rezension des Katalogs zur Ausstellung Das Heilige und der Leib aufmerksam:
"Die Reformation nach Zwingli brach nicht nur mit der Auffassung von der Hostie als dem wahren Leib Christi, sondern auch mit dem Glauben an die Darstellbarkeit von Transzendenz überhaupt. Aus dem Realsymbol auf dem Altar wurde ein Symbol, und parallel profanierte sich die Kunst, notgedrungen zunächst und selbst da, wo sie religiösen Sujets die Treue hielt. [...] Der Christus des Carnelis van Haarem (1590), ein strammer Athlet ohne jede Wunde, markiert den Übergang zu Neuzeit und Renaissance: Der subjektive Zugriff drängt das Sujet in den Hintergrund."

Technorati Tags: , , , , ,

Nietzsche-Entchen

Gestern war es wieder da: das Nietzsche-Entchen bei Harald Schmidt. Diesmal hat Schmidt es weggesperrt, wegen Vogelgrippe... Angelockt hat er das bedauernswerte Geschöpf mit den Klängen der Einleitung zur Strauss-Sinfonie Also sprach Zarathustra.

Technorati Tags: ,

Refektorium

Im Speisesaal von Kloster Weltenburg [faz.net]

Technorati Tags: ,

Grausamkeiten

Diedrich Diederichsen 1986 in der Spex über die slowenische Band Laibach:
"Der Sozialismus ist die Idee von der Verwirklichung der als richtig erkannten Idee. Ihn aufzugeben hieße die Verwirklichung von Ideen überhaupt aufzugeben. Verwirklichung aber ist etwas Grausames, das wir gewohnt sind, Gott vorzubehalten. Wer sich an die Verwirklichung macht, wird zum Übermenschen, er begeht die Grausamkeiten, von deren Notwendigkeit Nietzsche spricht." [Die Welt/Perlentaucher]

Technorati Tags: ,

Sakralbauten des Calvinismus

"Cornelius Tittel hat ein Porträt [Die Welt] des Fotografen-Ehepaars Bernd und Hilla Becher geschrieben, die bekanntlich überall auf der Welt abrissgeweihte Industriebauten fotografierten. Bernd Becher erzählt:
'Wir haben im Laufe der Zeit eine Art Ideologie entwickelt, ohne sie auszuformulieren. Ich habe immer gesagt, dass wir die Sakralbauten des Calvinismus dokumentieren. Der Calvinismus lehnt ja die Kunst ab und hat deshalb auch nie eine eigene Architekturform entwickelt. Die Gebäude, die wir fotografieren, kommen ja genau aus diesem rein ökonomischen Denken.'
Heute wird im Hamburger Bahnhof in Berlin eine Becher-Retrospektive eröffnet." [Perlentaucher]

Technorati Tags: , ,

Kein böses Wort

Über eure Lippen komme kein böses Wort, sondern nur ein gutes, das den, der es braucht, stärkt und dem, der es hört, Nutzen bringt.
Beleidigt nicht den Heiligen Geist Gottes, dessen Siegel ihr tragt für den Tag der Erlösung.
Jede Art von Bitterkeit, Wut, Zorn, Geschrei und Lästerung und alles Böse verbannt aus eurer Mitte!
Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, weil auch Gott euch durch Christus vergeben hat.
Eph 4, 29-32 (Kurzlesung der Laudes vom Freitag der 1. Woche)

Donnerstag, August 25, 2005

Schmidt-Salomon

Bevor der Focus mit Benedikt XVI. auf dem Cover im Altpapier verschwindet, seien noch ein paar Zeilen aus dem Interview mit Michael Schmidt-Salomon notiert:
Immerhin stürmen Hunderttausende bigotte Menschen die Stadt, während die katholische Kirche versucht, unter dem Deckmäntelchen eines Pop-Events ihre archaischen Inhalte zu verkaufen.
Bigott?
Bigotterie (frz.) ist die Bezeichnung für ein unreflektiertes, übertrieben frömmelndes, scheinbar ganz der Religion gewidmetes Wesen oder Verhalten. Bei der Bigotterie geht es weniger um die Ausübung der Religion als solche, sondern es soll vielmehr aus Motiven des Narzissmus Eindruck auf andere Menschen gemacht werden. Es wird auch im Sinn von Scheinheiligkeit verwendet. Das dazugehörige Adjektiv ist "bigott". [Wikipedia]
Ist es Wunschdenken, was ihn zu dieser Äußerung veranlasst? Das ganze Interview ist im Stile eines aggressiven Atheismus gehalten, der sich für fortschrittlich hält, aber im Grunde dermaßen von gestern ist, dass es schon wieder amüsant ist. Wer so auftritt, setzt sich erkennbar selbst ins Unrecht. Und scheint trotz überbordender Medienaufmerksamkeit zum Minderheitenprogramm prädestiniert.

Technorati Tags: , ,

Udo Di Fabio

Das heute ergangene Neuwahlurteil des Bundesverfassungsgerichts hat er als Berichterstatter maßgeblich mitbestimmt. Gleichzeitig macht Udo Di Fabio als Buchautor von sich reden. Die Kultur der Freiheit heißt sein Werk, auf das ich heute durch die Spiegel-Bestsellerliste (Platz 19) aufmerksam geworden bin.

Heribert Prantl verreißt es in der SZ mit Wonne. Kein Wunder allerdings, nimmt Di Fabio doch große Teile des linksliberalen Wertekanons aufs Korn. Mit mehr Augenmaß schreibt Patrick Bahners in der FAZ:
Unserem Land [...] verordnet Di Fabio ein Programm des „reflexiven“ Pétainismus: Arbeit, Familie, Vaterland, alles unter dem Schutz des lieben Gottes. So würde Di Fabio es natürlich nicht sagen, aber es sei hier so deutlich formuliert um des Streits willen, den er sich wünscht und der seinen Angaben nach unter der Tyrannei von Antidiskriminierungsbeauftragten und Nichtregierungsorganisationen ebenso vom Aussterben bedroht ist wie eigentlich fast alles. [...] Mit der Kultur der Freiheit sind die Ordnungen gemeinschaftlichen Lebens gemeint, die dem Individuum seine Wahlmöglichkeiten erst eröffnen: Familie, Kirche, Volk. [...] Zu beherzigen ist Di Fabios Mahnung, wir sollten als Tatsache zur Kenntnis nehmen, daß es Gründe gibt, die „westliche“ Kultur grenzenloser Freizügigkeit geringzuachten. [Amazon]


Udo Di Fabio: Die Kultur der Freiheit. August 2005, 295 Seiten, 19,90 EUR.

Technorati Tags: ,

Göring-Eckardt

Zentrales Thema kirchlicher Äußerungen ist der Schutz des Lebens. In Deutschland gibt es jährlich mehr als 130 000 Abtreibungen. Ein Skandal?

Abtreibungen sind in unserem Land nicht erlaubt. Es geht allein um die Frage, ob ein Abbruch bestraft wird oder nicht.

Das grüne Wahlprogramm fordert aber ein Recht auf Abtreibung.

Den Paragrafen 218 will ich nicht abschaffen. Hier geht es um die strafrechtlichen Folgen. Aber für mich persönlich, als Christin, kommt Abtreibung nicht infrage.

Wie lösen die Grünen den Widerspruch, zwar den Embryo vor dem Zugriff der Klonforscher zu schützen, nicht aber vor der Tötung im Mutterleib?

Auch aus meiner Sicht ist es widersprüchlich. Es ist aber auch eine Frage der Bewertung. Bei der Abtreibung geht es schließlich auch um das Leben der Frau.

Katrin Göring-Eckardt im Interview mit dem Rheinischen Merkur [kath.net]

Technorati Tags: ,

Erstes Hochgebet

Papabile notiert eine subtile, jedoch keinesfalls bedeutungslose Differenz zwischen Papierform und tatsächlicher Feier der Abschlussmesse auf dem Marienfeld. Ausgedruckt war demnach das zweite Hochgebet - Benedikt XVI. jedoch wählte das erste.

Weitere Aussagen des ehemaligen Mitarbeiters der Kirche aus Washington, D.C., die Zukunft betreffend: In Sydney wird die lokale Diözese weniger Einfluss auf die Liturgie haben als in Köln. Und Marini geht in eine italienische Diözese.

Technorati Tags: , , ,

Hochwasser

Das Benediktinerkloster Weltenburg ist überflutet. [Spiegel Online]

Technorati Tags: ,

Heiliger Leib

Noch bis zum 25. September ist in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden die Ausstellung Das Heilige und der Leib zu sehen.
"Gezeigt werden frühchristliche Fresken, mittelalterliche Altartafeln und Skulpturen, Gemälde der europäischen Renaissance und des Barock sowie Werke des 19., 20. und 21. Jahrhunderts, ergänzt um einige Exponate aus der ägyptischen, griechischen und römischen Antike. Welche religiösen und weltlichen Vorstellungen vom Heiligen und vom Leib und deren kontinuierlicher Wandel spiegeln sich in den Kunstwerken? Das Heilige und der Leib versucht einen Einblick zu geben in die enge Verbundenheit Polens mit der westeuropäischen Kunst- und Kulturgeschichte."
Dabei sind Gemälde von Hans Baldung Grien, Lucas Cranach, Gaspare Traversi, Jean-Auguste-Dominique Ingres, Skulpturen von Adriaen de Vries und Bodeslav Biegas u.a. Kunstwerke. Eine Besprechung dazu heute in der Süddeutschen Zeitung. [Perlentaucher]

Technorati Tags: , ,

Gott sprach zu Darwin

Das Feuilleton der FAZ druckt heute einen Text [1,50 EUR] von George Coyne SJ, Direktor der Sternwarte des Vatikan. Coyne wendet sich gegen die Position des Wiener Erzbischofs Schönborn, der jüngst eine neue Debatte über Evolutionstheorie und Kreationismus entfacht hatte. [Perlentaucher]

Technorati Tags: , ,

Everyone his own prophet

Gerald Augustinus analysiert jüngste Umfragen zum Zustand des jugendlichen Glaubens in Deutschland:
"It makes perfect sense that Catholic countries remain more religious - Luther started the disintegration of organized religion by making everyone his own prophet. The focus on Church community and attendance is far more developed in Catholicism. Also, one of the reasons for Protestantism's early succes is also the reason for its European demise - they all became national churches, run by the state. Eventually the bureaucrats took over and today it's not rare at all to have atheist ministers in, say, Scandinavian state churches."

Technorati Tags:

Nicht artgerecht

Mangelhafte Brutpflege konstatiert die Zeit angesichts der jüngsten Statistik über Verkehrsunfälle mit Kindern:
"Uns scheint der Instinkt für die rechte Aufzucht unserer Kinder abhanden gekommen. Was wir in unseren Wohnorten betreiben, ist nicht artgerechte Kinderhaltung. Wir haben in den vergangenen vierzig Jahren vier Millionen zusätzliche Autos auf unsere Straßen gelassen - ohne Vorsorge zu treffen, dass unseren Kindern ein sicherer Raum bleibt, in dem sie aufwachsen können. Dass im gleichen Zeitraum die Zahl der Kinder um 6 Millionen zurückgegangen ist, fiel bei dem Gedränge ja schon gar nicht mehr auf (ebenso wenig, dass die »gute Nachricht« damit zusammenhängen könnte, dass auch die Unfälle mit Kindern ein wenig zurückgehen)."

Technorati Tags: , ,

Wie ein Heide

Wenn dein Bruder sündigt, dann geh zu ihm und weise ihn unter vier Augen zurecht. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen.
Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei Männer mit, denn jede Sache muss durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen entschieden werden.
Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Gemeinde. Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner.
Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein.
Weiter sage ich euch: Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten.
Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.
Mt 18,15-20

Flut

"Wo ist der Kanzler?" fragen viele. Bei der Original-Flut, der Kanzler-Flut vor drei Jahren, da war er ja vor Ort. Sie wissen, er hat die Arme gehoben und das Wasser hat sich geteilt. Und danach hat er uns, sein Volk, weitere drei Jahre durch die Wüste geführt...
Harald Schmidt, 24.08.05

Technorati Tags: , ,

Mittwoch, August 24, 2005

Taizé katholisch

Schon erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit Walter Card. Kasper gestern das Requiem für Frère Roger in der Église de la Réconciliation zelebrierte, gemeinsam mit einigen katholischen Brüdern der Gemeinschaft. In seinen Begrüßungsworten sagte er über Frère Roger:
Er wollte den Glauben der ungeteilten Kirche leben, ohne mit irgend jemandem zu brechen, in tiefer Brüderlichkeit. Er glaubte vor allem an die Ökumene der Heiligkeit, jener Heiligkeit, die den Grund der Seele verändert und allein zur vollen Gemeinschaft führt.
Wolfgang Huber trug übrigens eine Lesung vor.

Der Nachfolger von Frère Roger im Amt des Priors ist mit Bruder Alois Leser ein deutscher Katholik. (Parallelen zu anderen Nachfolgern in führenden Ämtern sind rein zufällig.)

Im Zweifel also doch katholisch?


Technorati Tags: , , , ,

Offensichtliche Schwachstellen

Georg Ratzinger gibt der Wochenzeitung Junge Freiheit (deren politischer Hintergrund bei anderer Gelegenheit erhellt werden möge) ein Interview (nicht direkt verlinkbar). Auszüge:
Ratzinger: [...] In der katholischen Kirche ist selbst der einfache Priester nicht nur ein Funktionsträger, sondern Vertreter des Bischofs. Das heißt, er ist auserwählt, er ist geweiht für den Dienst Christi. Der Gedanke des Funktionalen, den moderne Kreise analog zur evangelischen Kirche auch bei uns einführen wollen, dokumentiert ihr tiefes Unverständnis der katholischen Kirche.

Wen meinen Sie konkret?

Ratzinger: Denken Sie zum Beispiel an Gruppen wie: „Kirche von unten“ oder „Wir sind Kirche“!

Sie halten das nicht für eine Erneuerung, sondern für eine Verfehlung des Katholizismus?

Ratzinger: Eine Verfehlung der geistigen Struktur unseres Glaubensgebäudes.

Ist das dann noch Kirche?


Ratzinger: Meines Erachtens nicht, denn die Vorstellungen dieser Gruppen sind so weit weg von der eigentlichen Kirchenwirklichkeit, daß man von einer Trennung in der religiösen Substanz sprechen muß.

Woher kommen diese Tendenzen?


Ratzinger: Es ist sozusagen der Tribut an die Zeit, in der wir leben. [...] Die Welt, die uns umgibt, okkupiert uns so sehr, daß das Verständnis für die Welt Gottes bei vielen verlorengegangen ist. Sogar unter den Gläubigen ist das Verständnis für die innere Wahrheit des Glaubens geschwunden. Entscheidende Grundlagen werden heute selbst von praktizierenden Christen nicht mehr verstanden, geschweige denn anerkannt. Das ist Ausdruck einer wirklich tiefen Krise. [...]

Die Krise der Kirche ist einfach zu bewältigen, wenn man den zahlreichen in den Medien zu Wort kommenden innerkirchlichen Kritikern glauben darf. Die Kirche muß sich einfach modernisieren.

Ratzinger: Das ist eine ebenso populäre wie unsinnige Forderung. Sicherlich stimmt, daß Kirchenvertreter nicht immer mutig genug sind, aber eher in Hinsicht darauf, daß man aus einer Unsicherheit heraus vielfach dazu neigt, ohne genügenden Widerstand jeden Unfug, der sich in der Kirche breitmacht, zu tolerieren.

Wer ist dafür verantwortlich?

Ratzinger: Es geht nicht darum, einen Schuldigen zu benennen. Das ist zu einfach. Es hat der Geist der modernen Zeit in der Kirche Platz gegriffen, und man muß verstehen, daß nicht jeder imstande ist, diesem zu widerstehen. Im Christentum liegt die Verantwortung bei jedem einzelnen. Aber es ist nur menschlich, daß viele dieser Verantwortung nicht gewachsen sind.

Die Kirche hat versucht, auf die Krise mit dem II.Vatikanischen Konzil von 1962 bis 1965 zu reagieren. Warum ist das mißlungen?

Ratzinger: Das Konzil ist eine ungeheuer vielschichtige Veranstaltung gewesen. Heute gibt es viel Kritik an dem Konzil. Die Reaktion auf das II. Vatikanische Konzil steht in Übereinstimmung mit der Reaktion auf frühere Konzilien. Einerseits überzeugte Annahme und Begeisterung, andererseits scharfe Zurückweisung. Das Problem ergibt sich daraus, daß die meisten Kritiker, aber auch viele Befürworter, die Texte des Konzils nicht kennen, sondern aufgrund eines konstruierten „Konzilsgeistes“ agieren. Jeder, der nach seinem Gusto in der Kirche etwas verändern möchte, spricht davon, der „Geist des Konzils“ gebiete es ... Völlig gleichgültig, ob das auch nur im entferntesten etwas mit dem Konzil zu tun hat oder nicht. Da ist ein Mißbrauch des Konzils erheblichen Ausmaßes im Schwange, und der „Geist des Konzils“ ist in Wirklichkeit meist eher der Geist derer, die sich auf ihn berufen, als der authentische Inhalt des Konzils. Nicht zuletzt trägt das natürlich bei den konservativen Kritikern des Konzils nicht unwesentlich zu seinem schlechten Ruf bei.

Wie würden Sie die Wahrheit des Konzils beschreiben?

Ratzinger: Das Konzil steht voll auf dem Boden des Glaubens. Es hat ihn im Ganzen eindrucksvoll formuliert. Ich glaube, das Konzil ist eine Chance, die wir bis heute noch nicht recht zu nutzen gewußt haben. [...]

Wenn Sie die Debatten in den Medien, etwa auch wieder jetzt anläßlich der Beiträge zum Weltjugendtag, über und auch mit der Kirche verfolgen, dann ist nur von der Frage der „Modernisierung“ die Rede.

Ratzinger: Das Problem ist, daß die Auswahl der Debattenteilnehmer- und themen vor allem durch die Journalisten bestimmt wird. Die sind natürlich an einer Modernisierungs-Debatte wesentlich mehr interessiert als an einer Debatte über die Rückkehr zu unpopulären, aber fundamentalen Glaubenswahrheiten. Zudem ist es leider populär, nur über Äußerlichkeiten statt über Inhalte der Kirche zu sprechen - bevorzugt über solche Dinge, die das Interesse unsere modernen Gesellschaft widerspiegeln.

Sie meinen, zum Beispiel die Zölibats-Debatte als Projektion der Sexualisierung oder Ökumene als Projektion der Multikulturalisierung unserer Gesellschaft?

Ratzinger:
Eben, das enthüllt die wahren Vorlieben und verhüllt das wirklich Wichtige, nämlich die Fragen des Glaubens. Dabei haben doch alle die protestantische Kirche als warnendes Beispiel vor Augen, wo diese „Reformen“ viel weiter fortgeschritten sind und dennoch die Situation noch viel zugespitzter ist. Ich weiß nicht, was sich die „Drewermänner“ und „Küngs“ dabei denken ... Tatsache ist aber, daß keiner die inzwischen offensichtlichen Schwachstellen ihrer Ideen erkennt, denn sie sind nach wie vor die Lieblinge der Medien.

Wimmelnder Bodenbelag

Etwas rätselhaft, wie der Perlentaucher zwei Nachbetrachtungen zum Weltjugendtag in der FAZ zusammenfasst:
"Der Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil empfand beim Weltjugendtag die 'elementare Kraft, die der Glaube in früheren Jahrhunderten noch hatte'. Sein Kollege Ulrich Holbein beklagt dagegen die 'kollektive Unfähigkeit, Scham zu entwickeln angesichts der Anmaßung, wimmelnder Bodenbelag könne einem als amusisch vorausgesetzten Gott 'gefallen''."

Technorati Tags: ,

Apostel Bartholomäus

Bartholomäus wird in den Apostellisten der drei ersten Evangelien ge­nannt. Sein voller Name ist wahrscheinlich Natanaël Bar-Tolmai, vor­ausgesetzt, dass er mit dem Natanaël gleichzusetzen ist, dessen Berufung in Joh 1,45-50 erzählt wird. Diese Gleichsetzung ist nicht völlig sicher, aber sehr wahrscheinlich. Dass Natanaël ein Schriftge­lehrter oder Schriftgelehrtenschüler war, lässt sich nur vermuten. Bar­tholomäus soll später in Indien, Mesopotamien und vor allem in Armenien gepredigt haben, wo er auch das Martyrium erlitt. Seine Re­liquien wurden nach der Insel Lipara und nach Benevent überführt; Kaiser Otto III. ließ sie nach Rom übertragen und auf der Tiberinsel beisetzen. [Schott]

Philippus traf Natanaël und sagte zu ihm: Wir haben den gefunden, über den Mose im Gesetz und auch die Propheten geschrieben haben: Jesus aus Nazaret, den Sohn Josefs.
Da sagte Natanaël zu ihm: Aus Nazaret? Kann von dort etwas Gutes kommen? Philippus antwortete: Komm und sieh!
Joh 1,45-46

Liturgie

Die musikalische Gestaltung von Vigil und Abschlussmesse des Weltjugendtags gibt zu einigen Diskussionen Anlass. Zur Frage der liturgischen Musik gab es übrigens jüngst eine einschlägige Rezension in der FAZ (mehr dazu hier). Auszug:
"Wo heute die Sinnlichkeit des Ritus zerstört wird, da geschieht es meist, weil der Kunstanspruch ans geistliche musikalische Werk aufgegeben wird zugunsten einer primitiven Zweckmäßigkeit, die sich nach den Bedürfnissen und Vorlieben gemeindlicher Arbeitskreise richtet."
Ersetze "gemeindlicher Arbeitskreise" durch die passende Bezeichnung für die Liturgieverantwortlichen des Weltjugendtages, und das Zitat passt auch hier (wenn auch nur partiell).

Übrigens ist stark anzunehmen, dass auch die Messen auf dem Petersdomplatz künftig ein anderes liturgisches Gesicht tragen werden, da der Heilige Vater mit seinem vom Vorgänger ererbten Zeremonienmeister Piero Marini und dessen Liturgieverständnis wohl nicht besonders glücklich ist. Marini begann seine Laufbahn als persönlicher Sekretär von Annibale Bugnini, dem spriritus rector der Liturgiereform, und gilt als dessen Schüler. Gerade in Sachen Liturgie dürfte von diesem Pontifikat noch einiges zu erwarten sein, sofern die dazu nötige Zeit ausreicht.

Technorati Tags: , , ,

Dienstag, August 23, 2005

Apollinisch

"Wenn Johannes Paul II. das 'dionysische Ferment' der Katholiken verkörperte - 'Der war typologisch das, was man auf dem Theater mit einem terminus technicus Rampensau nennt' -, dann ist Papst Benedikt XVI. der apollinischen Seite näher, findet Christopher Schmidt." [Perlentaucher/Süddeutsche Zeitung]

der ist halt papst

Der Haltungsturner wird (für diesen Beitrag) von seiner Frau zurechtgewiesen:
[16:26:17] nun mach dich doch nicht auch noch über den papst lustig
[16:26:32] der hat es halt nicht nötig immer nur pc zu handeln
[16:26:37] der ist halt papst
[16:26:53] und nicht nur eine evangelische linke schreckschraube

Live

Die ObExsequien für Frère Roger: Livestream bei KTO ab 14 Uhr [taize.ch]

(Wie komme ich nur auf Obsequien?)

Messe für Frère Roger

"Im französischen Taize findet heute die Trauerfeier für den Gründer der Ökumenischen Mönchsgemeinschaft, Frère Roger, statt.
Der deutsche Kurienkardinal Kasper feiert die Messe für den vor einer Woche von einer offenbar geistig verwirrten Frau erstochenen Theologen. Aus Deutschland nehmen Bundespräsident Köhler sowie Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche teil. Frère Roger wurde 90 Jahre alt." [Deutschlandradio/Nachrichten]

Technorati Tags: , ,

Being the Church

"Todd illustrates the huge difference between being the Church and being a denomination. A denomination is free to alter its beliefs, practices, and structures as it deems best; nothing is given. As George Weigel puts it in his book The Truth of Catholicism, a denomination is always in the process of recreating itself:
There is little that is given or secure in a denomination; the denomination is constantly being remade by its members. Christianity as denomination has no distinctive, fixed form, given to it by Christ; it adapts its form, its institutional structures, to the patterns of the age…. In much of American denominational Christianity today, institutional process is more important than binding doctrinal reference points; anything can change. The denominational community’s boundaries are ill defined, even porous, because being nonjudgmental is essential to group maintenance. Religious leadership is equated with bureaucratic managership; bishops and other formally constituted religious leaders are discussion moderators whose job is to keep all opinions in play, rather than authoritative teachers.

A denomination is something we help create by joining it; according to Vatican II, however, the Church is a divinely instituted community into which we are incorporated by the sacraments of initiation (baptism, confirmation, the Eucharist). Denominations have members like voluntary associations or clubs; the Church has members as a human body has arms and legs, fingers and toes. A denomination has moving boundaries, doctrinally and morally; the Church, according to Vatican II, is nourished by creeds and moral convictions that clearly establish its boundaries. The structures of a denomination are something we can alter at will; the Church, according to Vatican II, has a form, or structure, given to it by Christ. Catholicism has bishops and a ministerial priesthood, and Peter’s successor, the Bishop of Rome, not because Catholics today think these are good ways to do things but because Christ wills these for his Church.
Why in the world would the Catholic Church want to become another Episcopal Church? Why would it want to cease to be the Church and become just one more denomination among thousands?" [Pontifications]

Montag, August 22, 2005

Why did the chicken cross the road?

"The Catholic: She wasn’t sure that advice to stay where she was had been infallible as distinct from calling for mere religious submission.

The Orthodox: Because her side of the road was becoming dangerously susceptible to Latin influence.

The Episcopalian: To demonstrate provisional willingness to meet the stern demands of radical inclusivity.

The Lutheran: There were too many sacraments on her side of the road.

The Calvinist: As a sure sign of predestination.

The Baptist: To look for a more promising way to maintain the verbal inerrancy of Scripture.

The Methodist: To remain chosen but not frozen.

The Non-Denominational Christian: Why not? Which side of the road one’s on means nothing in God’s eyes.

The Unitarian: To overcome one-sidedness.

Michael Liccione" [Der Pontificator beliebt zu scherzen]

"In Nothingness do we trust"

"As modern men and women—to the degree that we are modern—we believe in nothing. This is not to say, I hasten to add, that we do not believe in anything; I mean, rather, that we hold an unshakable, if often unconscious, faith in the nothing, or in nothingness as such. It is this in which we place our trust, upon which we venture our souls, and onto which we project the values by which we measure the meaningfulness of our lives. Or, to phrase the matter more simply and starkly, our religion is one of very comfortable nihilism.

This may seem a somewhat apocalyptic note to sound, at least without any warning or emollient prelude, but I believe I am saying nothing not almost tediously obvious. We live in an age whose chief moral value has been determined, by overwhelming consensus, to be the absolute liberty of personal volition, the power of each of us to choose what he or she believes, wants, needs, or must possess; our culturally most persuasive models of human freedom are unambiguously voluntarist and, in a rather debased and degraded way, Promethean; the will, we believe, is sovereign because unpremised, free because spontaneous, and this is the highest good." [David B. Hart, zit. vom Pontificator]

Medialeistung

Gut 4,2 Millionen Zuschauer erreichten ARD und ZDF am vergangenen Donnerstag mit der parallelen Live-Übertragung der päpstlichen Rheinwallfahrt. "Keineswegs überragend", wie der Spiegel feststellt. Dennoch war allein die überbordende Medienpräsenz in den letzten zehn Tagen jeden einzelnen Euro wert, den das Projekt Weltjugendtag gekostet haben mag. Als Medialeistung (also TV-, Radio-, Print- und Online-Werbung) eingekauft wäre sie völlig unbezahlbar gewesen. Unerreichbar ohnehin.

Zu den medialen Gewinnern gezählt werden muss auch Cardinal Meisner, dessen PR-Arbeit sonst durchaus zu gewissen Zweifeln Anlass gibt. Er kam sehr souverän und recht sympathisch über den Äther, ohne sich anzubiedern.

Gerade der ökumenische Dialog am Freitag ließ übrigens erkennen, was in diesem Punkt katholische von protestantischen Würdenträgern unterscheidet: Die einen (Lehmann, Meisner, Ratzinger) entfalten ihre mediale Wirkung trotz offensichtlicher Schwächen, die anderen (Huber, aber in Abwesenheit auch Käßmann) müssen offenbar höchst medientauglich auftreten, um mediale Wirkung zu erzielen.

Im Kampf um Aufmerksamkeit braucht die EKD mit allen Wassern gewaschene Medienprofis an ihrer Spitze. Sie kann sich glücklich schätzen (und das meine ich ohne jede Ironie), mit Wolfgang Huber einen solchen gewählt zu haben.

Technorati Tags: , , ,

Triumphierender Katholizismus

Schon seltsam, was zahlreiche Kommentatoren so alles über die Jugendlichen zu wissen glauben, die sich in den letzten Tagen zu Köln versammelt hatten. Am Beispiel der Kleinen Zeitung aus Graz:
"Die jungen Leute lieben den Papst, obwohl sie mit den Dogmen, die er verkündet, nur wenig anfangen können. So sehr der in seiner Heimat einst als 'Panzerkardinal' Verfemte den Jubel als späte Genugtuung empfunden haben muss, so wenig macht Benedikt der Sechzehnte sich Illusionen über die paradoxe Anatomie dieser 'amour fou'. Ja, er akzentuierte den Widerspruch sogar, indem er bei der Vigil auf dem Marienfeld allen individuellen Versuchen, sich eine Privatreligion zurechtzubasteln, eine klare Absage erteilte und so die diffuse Gottessehnsucht, die viele vor die Tore Kölns getrieben hatte, gegen den Strich bürstete. Wer Christ sein will, kann das nur innerhalb der Kirche. So lautet die Botschaft des Papstes." [Deutschlandfunk/Presseschau]
Der Tages-Anzeiger aus der Schweiz mischt sich den üblichen Cocktail aus Stereotypen, Vorurteilen und bequemen Illusionen zurecht:
Man müsse festhalten, wem der Jubel der Jugendlichen eigentlich gelte: "Einem Mann, der Abtreibung und Kondom ablehnt, der vorehelichen Sex und Homo-Ehen bekämpft und der die evangelischen Kirchen für keine Kirchen hält und der die Glaubensnot in Europa viel häufiger zum Thema macht als den Hunger in der Dritten Welt. Einem Geistlichen auch, der den Jugendtag-Besuchern, sofern sie an seinen Messen teilnahmen, den vollkommenen Ablass versprach. Das sind kaum Inhalte, mit denen man die Jugend von heute begeistert. In der Postmoderne lässt sich aber offenbar auch ein vormoderner Glaube als Heilsbotschaft verkaufen. Oder geht es gar nicht um Glauben? Ist der Weltjugendtag bloss Happening mit hohem Spaßfaktor, der die Inhalte überstrahlt?" [Tages-Anzeiger]
Ja, vielleicht merkt die Jugend von heute ja nach diesem Kommentar, dass sie nicht begeistert zu sein hat?

Zum versöhnlichen Abschluss noch ein Blick in die Zeitung La Libre Belgique aus Brüssel:
"Die spektakuläre Bekräftigung eines triumphierenden Katholizismus in einem Land, das von agnostischen 68-ern wie Bundeskanzler Schröder von der SPD und dem grünen Außenminister Fischer regiert wird, dürfte das politisch-religiöse Klima zweifellos verändern. Zum ersten Mal seit langem scheinen die deutschen Katholiken wieder den Mut zu haben, ihren Glauben in einer säkularisierten Welt zu bejahen."


Technorati Tags: ,

Rätsel

Technorati fördert große Mengen an Verständnislosigkeit und Irritation in Sachen Weltjugendtag an das Tageslicht, häufig gepaart mit frappierender Ahnungslosigkeit bis hin zur offenen Dummheit, Arroganz und Ignoranz. Ein in jeder Hinsicht durchschnittliches Beispiel:
"Was ist heute eigentlich mit der Jugend los? Ich habe vorhin beim Zappen ein paar Bilder vom Weltjugendtag gesehen, da tun sich ja Abgründe auf. Als ich in dem Alter war, wollte mit der Kirche eigentlich niemand etwas zu tun haben. Sobald man konnte wurde Religion abgewählt und stattdessen “Werte und Normen” gewählt. Gerade der Papst war eine Figur, mit der man nicht sonderlich viel Gutes verbinden wollte. Warum das jetzt auf einmal anders sein soll wird mir ein Rätsel bleiben. Liegt das eventuell daran, dass der aktuelle zufällig aus Deutschland kommt? Das hat dann so ein wenig was von Olympischen Spielen, da ist man ja auch eher für die Sportler des eigenen Landes.

Überhaupt dieses Pilgern nach Köln und da abhängen und zu lustigen Songs schunkeln. Das hat so ein klein wenig von Walldorfschule und Fremdschämen. Ich verstehe es nicht, ist das das moderne Woodstock? Falls ja, habe ich echte Sorgen, was meine Zukunft angeht. Oder muss man katholisch sein, um das zu verstehen?" [Drama King » Blog Archive » Weltjugendtag: Was geht da ab?]

Technorati Tags: ,

Maria Königin

Das Fest wurde von Papst Pius XII. eingeführt zum Abschluss des marianischen Jahres 1954 (Hundertjahrfeier des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis). Der Gedenktag wurde zuerst auf den 31. Mai (Schluss des Marienmonats) festgesetzt; im neuen römischen Kalender wurde er auf den 22. August. den ehemaligen Oktavtag von Mariä Himmelfahrt, verlegt. [Schott]

Gott,
du hast die Mutter deines Sohnes
auch uns zur Mutter gegeben.
Wir ehren sie als unsere Königin
und vertrauen auf ihre Fürsprache.
Lass uns im himmlischen Reich
an der Herrlichkeit deiner Kinder teilhaben.
Tagesgebet

Markenprodukt

Noch einmal beherrscht der Weltjugendtag die Kommentarspalten. Ein paar höchst selektive Notizen [Deutschlandfunk/Presseschau]:
"Wer ins Stadion geht, will in erster Linie ein Fußballspiel sehen und nicht über Sinn und Unsinn der Abseitsregelung diskutieren. Mit dem Weltjugendtag verhält es sich genauso - er war ein Fest des Glaubens, kein Forum für Kritiker der Kirche. [...] Die Protestanten als 'kirchliche Vereinigung', seine Warnung vor der Beliebigkeit im Glauben - das ist Joseph Ratzinger, und der gibt in der Sache keinen Rabatt." [Südwest Presse]
Der Weltjugendtag hat die Diskursverhältnisse verändert:
"[...] selbst die hartnäckigsten Katholizismus-Kritiker sind über Nacht zu großen Retuschen an ihrem verstaubten Kirchenbild gezwungen. Der bunte Mix aus Gebet, Gesang, Katechese und jugendlichem Überschwang sollte nun endgültig das Klischee von einer ausschließlich auf Gebote und Verbote, auf Moral fixierten Kirche zertrümmert haben." [Die Welt]
Doch ganz ohne Klischees kann der gemeine Kommentator nicht.
"Der Wille des Vatikans zur Ökumene gilt derzeit vor allem den orthodoxen Glaubensbrüdern, während die Weichen in der Heimat des Papstes eher auf Re-Konfessionalisierung gestellt zu sein scheinen. Der Erlass zeitlicher Sündenstrafen, welcher den jungen Köln-Wallfahrern vom Heiligen Vater gewährt wurde, passt da ins Bild. Ob Ratzingers Fegefeuer-Rabattaktion im Lande Luthers, an dessen Ablass-Kritik die Reformation sich seinerzeit maßgeblich entzündete, ein ermutigendes ökumenisches Zeichen ist, darf bezweifelt werden. - Doch in Köln ging es ohnehin weniger um Inhalte als um die Einübung kollektiver Rituale. Auf dem Marienfeld feierte die größte Institution der Welt vor allem die Rückkehr zum Markenprodukt: zur Selbsterfahrung der Masse im ideologiefreien Raum." [Esslinger Zeitung]
Ein Markenprodukt, in der Tat - nicht zuletzt deshalb, weil niemand auf die wohlfeilen Ratschläge derjenigen gehört hat, die vieles katholische nicht brauchen oder es gleich für anstößig halten.

Anstößig war der Weltjugendtag tatsächlich - weder interreligiös korrekt noch ökumenisch korrekt, schon gar nicht agnostisch korrekt oder politisch korrekt. Er zwang zur Positionierung.

Technorati Tags: ,

Sonntag, August 21, 2005

Herr deine LIIIIIeeeebeeee

"Mag sein, daß ich etwas über die Stränge schlage, aber lieber irritiert und näher an der Realität, als im selbstgestrickten Pulli und Jesuslatschen die Klampfe schwingend immer noch und immer wieder 'Herr deine LIIIIIeeeebeeee' schmettern, als hätten wir 1975." [diotima64 bei Credo ut intelligam]

21. Sonntag im Jahreskreis

Ich lege ihm den Schlüssel des Hauses David auf die Schulter. Wenn er öffnet, kann niemand schießen; wenn er schließt, kann niemand öffnen.
Jes 22,22

150 Freigeister

Zu mehr hat es offensichtlich nicht gereicht.

Technorati Tags: ,

Samstag, August 20, 2005

Bernhard von Clairvaux

„Es gibt eine Liebe der Tat und eine Liebe des Herzens, des Gefühls. Bezüglich der tätigen Liebe wurde den Menschen ein Gesetz gegeben, ein Gebot auferlegt. Wer vermöchte sie aber so im Herzen zu fühlen, wie sie geboten wird? Die eine ist also geboten und schafft das Verdienst, die andere wird uns zur Belohnung gegeben. Gewiss, wir leugnen nicht, dass man mit Gottes Gnade einen Anfang und Fortschritt der gefühlten Liebe im gegenwärtigen Leben spüren kann. Ihre Vollendung aber weisen wir ganz der künftigen Seligkeit zu.“ (Bernhard von Clairvaux)

[Schott]

Unbehagen

"Die evangelische Landesbischöfin von Hannover, Margot Käßmann, [...] bedauert, dass es unter dem Papst Benedikt XVI. bisher keine Fortschritte in der Ökumene gegeben habe. Auf NDR Info sagte sie heute unter anderem: 'Wenn wir das Mahl der Einheit nicht gemeinsam feiern können, wie wollen wir als Kirchen die Menschen in der ganzen Welt zu mehr Gemeinschaft und Einheit rufen?' Zum Auftritt des Papstes auf dem Weltjugendtag in Köln sagte Käßmann: 'Es bleibt bei mir ein gewisses Unbehagen, wenn der Glaube sich so stark auf eine Einzelfigur fixiert.' Nach evangelischer Auffassung müsse jeder selbst für seinen Glauben einstehen und Vorbild sein. Dennoch freue sie sich über die Bilder aus Köln: 'Es tut gut zu sehen, dass sich junge Menschen zur christlichen Kirche bekennen.'" [Spiegel Online]

Technorati Tags: ,

Thema der Woche

Hervorragender Kommentar heute im Deutschlandfunk (Themen der Woche, noch nicht online). Hier die zentrale Passage:
Nein, machen wir uns nichts vor: Der kulturelle Mainstream bei uns, die Bewusstseinsindustrie in großen Teilen ist gegen eine Kirche mit Einfluss, also vor allem gegen die katholische und ergo auch gegen deren greifbare Personifikation, den Papst. Nichts an der Schlagzeilenproduktion dieser Tage kann darüber hinwegtäuschen. Man war schon feindselig scheinheilig gegen Johannes Paul II., dessen fulminanter Erfolg weltweit unseren angeblich aufgeklärten säkularisierten Schichten ein gewaltiges Ärgernis war. Statt sich in tiefstem Herzen zu freuen über die globale Macht einer Religion der Liebe und der humanen Vernunft, wurde am Ornat geflickt, wo es nur ging. Feministinnen gegen Zölibat, Atheisten für Priesterschaft von Frauen, alle zusammen gegen eine weltfremde Kirche, der man die Kampfbegriffe Abtreibung, Homosexualität, Kondome, Aids um die Kirchtürme haut.

Mit Aufklärung und Humanität hat das aber gar nichts zu tun: Es ist selber nur ein Fetischkult, ein im Geiste ziemlich schlichter dazu. Als sei Abtreibung nicht massenhaftes Töten von Leben, als sei beispielsweise eheliche Treue und liebende Sexualität nicht das wirksamste Mittel gegen Aids; aber nein, es müssen ja die Kondome sein, die zum Papstbesuch natürlich witzigerweise verteilt werden. Als ob jemand, der die Treue nicht achtet, wenigstens vor der Lust brav ans Kondom denkt - ach Gott, es ist auch eine Primitivität in dem, was sich Kritik an der Kirche nennt, dass es einen jammert.

Die alles andere als aufgeklärte Kritik hatte nun erkennbar gehofft, dass nach dem populären Papst aus Polen der Theoretiker Ratzinger die Massen kaltlassen würde. Und nun das Erschrecken: Dieser hochgebildete, feinsinnige Mann kommt nach Deutschland, bringt jugendliche Divisionen mit und in Bewegung, dass es ein Erstaunen ist. Vorbehaltlos wird auch dieser Heilige Vater von Jugendlichen gefeiert, die er nach Deutschland und auf die Beine gebracht hat. Aber, und das gilt es festzuhalten, nicht als Benedikt XVI., sondern als Papst. Es ist gar nicht die Person, es ist nicht der sterbliche Nachfolger Petri, es ist eben doch die Institution, es sind die tiefen Wurzeln durch jetzt schon Jahrtausende, es ist die weltumspannende felsenfeste Kirche, die so viele junge Menschen fasziniert, die auch Zukunft verheißt in einer Zeit, in der Politik, staatliche und gesellschaftliche Institutionen keinen Halt geben, weil sie selber haltlos geworden sind.


Technorati Tags: ,

Freitag, August 19, 2005

Willkommen!

Liebe Leser, die Ihr vom Weltjugendtag-Blog kommt,

seid gegrüßt! Ihr findet in diesen Tagen auch hier viele Einträge zum Weltjugendtag, über Harald Schmidt, Bilder bei flickr, die Medienberichterstattung im Ausland und in Deutschland, die Geschichte eines Autoaufklebers oder die PR-Arbeit von Cardinal Meisner und Bild. Ich selbst bin nicht in Köln, aber beobachte das Ereignis aus der Ferne. Aktuelles aus dem Web und aus anderen Blogs steht immer rechts in der Seitenspalte (wie es dorthin kommt).

Beste Grüße,
Martin

Vesper in St. Pantaleon

Jetzt: Livestream

Die Übertragung wird aus technischen Gründen mehrfach unterbrochen.

Vollbracht

Spiegel Online paraphrasiert eine Aussage von Daniel Cohn-Bendit im ZDF:
"Eine geschiedene, kinderlose Ostdeutsche und ein schwuler Liberaler an der Spitze von Union und FDP - das wäre ohne Rot-Grün nicht möglich gewesen. Es ist vollbracht."


Technorati Tags: , , , ,

Neid

Die Kommentarspalten hat Benedikt XVI. heute fast für sich alleine. Herausgegriffen sei nur die bemerkenswerte Bemerkung des Kommentators der Neuen Presse aus Hannover:
"Wer die jungen Leute in Köln sieht, muss erstaunt feststellen: Religion kann tatsächlich fröhlich, frei machen. Als jemand, der der Kirche nicht so nahe steht, könnte man glatt neidisch werden." [Deutschlandfunk/Presseschau]
Yep. So war das auch gedacht. Und war das nicht immer der Vorwurf an die Kirche - ihr Mangel an Begeisterung für die eigene Sache? Den Rest bitte beim DLF nachlesen.

Technorati Tags: , , , , ,

Insider

Nachzutragen wäre da noch Pater Roderick Vonhögen, besser bekannt als Catholic Insider, der es in dieser Woche in den Spiegel geschafft hat. Und zwar als Einstieg für eine Story über Podcasting.

Technorati Tags: , ,