Das Notizbuch ist umgezogen. Sie werden weitergeleitet…

Sie sollten automatisch weitergeleitet werden. Falls nicht, besuchen Sie bitte http://commentarium.de und aktualisieren Sie Ihre Lesezeichen.

Montag, Oktober 31, 2005

Allerheiligen

Wozu dient den Heiligen unser Lob, wozu unsere Verherrlichung, wozu dieses ganze Hochfest? Was sollen ihnen irdische Ehren, da doch der Vater im Himmel sie ehrt, wie der wahrhaftige Sohn versprochen hat? Was soll ihnen unser Lobpreis? Die Heiligen brauchen unsere Ehren nicht. Unsere Frömmigkeit gibt ihnen nichts. Offenbar steht es in unserem, nicht in ihrem Interesse, daß wir ihrer gedenken und sie ehren. Ich gestehe, daß mich starkes Verlangen erfaßt, wenn ich das bedenke.

Das aber ist das erste Verlangen, das die Gedächtnisfeier der Heiligen in uns erweckt oder verstärkt: daß wir ihre ersehnte Gemeinschaft erlangen und Mitbürger und Zeitgenossen der seligen Geister sein dürfen, daß wir uns unter die Schar der Urväter, die Reihe der Propheten, die Ratsversammlung der Apostel, das große Heer der Märtyrer, die Schar der Bekenner und die Chöre der Jungfrauen mischen dürfen, daß wir, mit allen Heiligen versammelt, an ihrer Freude Anteil gewinnen. Jene Gemeinde der Erstgeborenen erwartet uns, und wir denken nicht daran. Die Heiligen verlangen nach uns, aber wir unterschätzen es. Die Gerechten warten auf uns, und wir beachten es nicht.

Bernhard von Clairvaux: Aus einer Predigt zum Fest Allerheiligen. Zweite Lesung der Lesehore zum Hochfest Allerheiligen (Auszug).

Mehr zum Hochfest bei fono, im Kompendium, bei St. Dymphna und, ganz wichtig, Ulrich T. G. Hoppe über die Aktualität des Ablasses.

Einsichtsvoll

Ein must read: Päpstliche Ereignisse, beschrieben von Andreas Püttmann in der Zeitschrift Die Neue Ordnung:
Der Papst machte durch seinen Stil deutlich: „Nicht die Person soll das Amt überformen, sondern das Amt die Person in Dienst nehmen.“ Daß die „Amtskirche“ unter „kritischen“ deutschen Katholiken schon lange ein pejorativer Kampfbegriff ist, zeigt insofern nur deren Realitätsverlust auf. Vielleicht kann die Begegnung mit der weltkirchlichen Wirklichkeit in Rom und Köln ihnen zu einem Stück mehr Bodenhaftung verhelfen – auf dem Felsen Petri. Zu fürchten steht allerdings, daß bei den meisten die alte deutsche Maxime siegen wird: „Wenn meine Ideen nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen: Pech für die Wirklichkeit.“ [Credo ut intelligam]

Kampfbegriff

Selbst die Welt scheut sich nicht, die Christusgemeinschaft in die Nähe des Fundamentalismus zu rücken, wenn sie über den Austritt von 80 Schwestern aus dem Franziskanerinnen-Kloster im emsländischen Thuine berichtet:
"Viele der ausgetretenen Nonnen stehen der Christusgemeinschaft (CG) nahe - einer fast fundamentalistisch einzustufenden religiösen Gemeinschaft." [Die Welt]
Schauen wir mal, was diese Gemeinschaft über sich selbst sagt:
Papst Johannes Paul II. schreibt in seiner Enzyklika Redemptor Hominis, dass sich "der Mensch, der sich bis in die Tiefe hinein verstehen will, sich mit seiner Unruhe, Unsicherheit und auch mit seiner Schwäche und Sündigkeit, mit seinem ganzen Leben und Tode Christus nahen muß. Nur in der Assimilation des Lebens Jesu wird der Mensch sich selber finden." Dieser Prozeß ist die Bedeutung des Wortes "Christusgemeinschaft". Die Mitglieder der "Christusgemeinschaft" verbindet das Bemühen, sich ständig neu "Christus zu nahen" und in der "Gemeinschaft mit Christus" zu leben. Darin finden sie sich selbst und darin entsteht die Gemeinschaft untereinander.

Das geistliche Leben orientiert sich an der Verkündigung und Lehre der katholischen Kirche. Die Dokumente des 2. Vatikanischen Konzils und ihre Auslegung besonders in den Schriften Papst Johannes Paul II. sind die Grundlage der Verkündigung, der Lehre und des Gebetes. Breiten Raum im Leben der Gemeinschaft nimmt die Musik ein. Musik und Gesang führen in den Lobpreis Gottes.
Wenn das Fundamentalismus ist, dann bin ich Fundamentalist.

Übertritt


Der Spiegel dokumentiert [kostet] am Beispiel von Klaus Berger, durch welchen Akt sich evangelisch-lutherische Kirchenmitgliedschaft (und also der Ausschluss aus der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche) konstituiert. Kleiner Hinweis: Es ist nicht die Taufe. Der Text der oben unleserlich abgebildeten Urkunde lautet:
"Dr. Klaus Berger hat am 20. Oktober 1968 in der Martin-Luther-Kirche der Kirchengemeinde Alsterdorf bei Pastor Ahme an der Feier des Heiligen Abendmahles teilgenommen und ist dadurch Glied der evangelisch-lutherischen Kirche geworden."
Dies sei allen ökumenisch korrekten Zum-Abendmahl-Gehern unter den katholischen Brüdern und Schwestern und Ungeklärte-Kirchenmitgliedschaft-Behauptern unter den Lesern ins Notizbuch geschrieben.

Und da mein Leben von so gut wie keinem Vergehen, das ich hier anprangere, frei ist, füge ich hinzu, dass mir für ein solches Handeln bereits die Absolution zugesprochen wurde. (Wobei noch zu klären wäre, ob das kirchenrechtlich eigentlich so einfach geht.)

Sonntag, Oktober 30, 2005

Frauenkirche

Die meinungsbildenden Blätter haben sich bereits ausführlich mit der nun abgeschlossenen Geschichte ihres Wiederaufbaus befasst. Am Sonntag wird die Frauenkirche geweiht.

Dass ein solches Projekt - der Wiederaufbau einer zerstörten Kirche, einer evangelisch-lutherischen zumal, durch den vereinten internationalen Bürgersinn - in Zeiten des Kirchenschwindens möglich war, ist Anlass zu großer Freude und auch ein Zeichen der Hoffnung. Ein wenig Pathos muss mal sein.

Der Name Frauenkirche stammt übrigens vom Vorgängerbau, einer romanischen Kirche namens Zu unserer lieben Frauen, die also der Gottesmutter Maria geweiht war wie auch der Liebfrauendom zu München - besser bekannt als Frauenkirche.

Freitag, Oktober 28, 2005

Eigenes Fundament

Philipp Mißfelder, JU-Bundesvorsitzender, heute bei Phoenix zur neuen Leitkultur-Debatte:
"Norbert Lammert wird den Dialog mit den kulturellen Eliten in diesem Land viel besser führen können, als ein Friedrich Merz das tun könnte. Er hat als Bundestagspräsident diese Diskussion angestoßen und wir werden ihn dabei unterstützen."
Und zur jüngsten Diskussion über ein Kopftuch-Verbot an Schulen und den Umgang mit dem Islam sagt Mißfelder:
"Ich glaube, dass gerade die Verängstigung im Umgang mit dem Islam in unserem Land damit zusammenhängt, dass man sich in vielen Stellen nicht mehr bewusst ist, was eigentlich das eigene Wertebewusstsein, was die eigene Basis, das eigene Fundament ausmacht."

Ich bin Fundamentalist

Wäre auch ein schönes T-Shirt, oder?

Weil's anderorts gerade diskutiert wird: Ich weiß, dass ein Haus ein Fundament braucht. Nicht zuletzt deshalb, weil ich in einem Haus ohne Fundament wohne und also weiß, welche Nachteile das hat. Da werden nämlich schnell die Wände feucht.

Das Christentum ist eine fundamentalistische Religion und sollte eine bleiben.
Thomas Assheuer, zit. in der Tagespost [Scipio]

Evangelisch, katholisch und orthodox

Die evangelische (am Evangelium ausgerichtete) Kirche muss katholisch (allgemein) und orthodox (rechtgläubig) sein, sonst ist sie nichts von allem.

Wirkliche und geglaubte Kirche

Vor vierzig Jahren meinten evangelische Theologen: Nur die Schriften zur Zeit der reformatorischen Entscheidung zeigten den wirklichen Luther: Seine Theologie sei durchdrungen vom Gedanken der Alleinwirksamkeit Gottes, von dessen Vorherbestimmung des Menschen und damit von der Unfreiheit des Willens. Gott wirke allein durch das Wort. Wer es predige, sei belanglos. (Welch extremes Wort/Glaube-Verständnis Luther zeitweilig vertrat, zeigt seine Aussage: „Also kann ich täglich, ja alle Stunden die Messe halten, indem ich, sooft ich will, mir kann die Worte Christi vorhalten und durch sie meinen Glauben speisen und stärken. Das ist recht geistlich essen und trinken.“) Der Glaube sei Gottes Werk „in uns und ohne uns“. In wem Gott Glauben wirke, stehe ihm frei. Nur Gott kenne die Glaubenden. Also sei die Kirche unsichtbar. Die unsichtbare Kirche habe kein sichtbares Haupt: Darum habe Luther die sichtbare Kirche mit dem Papst abgelehnt (nicht also nur schlechte Päpste).

Man muss aber den ganzen Luther ernst zu nehmen und darf ihn nicht auf Extremaussagen zur Zeit der antipäpstlichen Entscheidung beschränken: Luthers Katechismen von 1529 gehören ebenso zu den Bekenntnisschriften; Wort und Sakramente bilden die Grundpfeiler von Kirche – nicht das Wort ohne das Sakrament (Confessio Augustana 7). Die geglaubte Kirche ist auch erkennbar: Darin besteht allgemeine Überzeugung.
Heinz Schütte: Wie sah Luther das geistliche Amt in der Kirche? Die Tagespost, 24.10.2002.

Sichtbare und unsichtbare Kirche

Ohne Christus keine Kirche. Das bedeutet: In der sichtbaren Gemeinschaft der Kirche zeigt uns Christus, dass er bei uns ist. Durch die Kirche schenkt er uns das Heil, sich selbst. Man kann die Kirche darum nicht aufteilen in eine sichtbare und eine unsichtbare Kirche. Sie ist vielmehr, wie das Konzil lehrt, „eine einzige komplexe Wirklichkeit, die aus menschlichem und göttlichem Element zusammenwächst“ (LG 8). Sie ist beides zugleich: sichtbare Versammlung und geistliche Gemeinschaft; sie ist eine Gemeinschaft, die von den Nachfolgern der Apostel geleitet wird, und der geheimnisvolle Leib Christi (vgl. a.a.O.). Das bedeutet aber auch: Wer sich von der Kirche abwendet, wendet sich von Jesus Christus ab.
Aus dem Fastenhirtenbrief 2004 von Friedrich Kard. Wetter

Zugang zu Luther

Geronimo zitiert ausführlich aus dem Buch der Ketzer von Walter Nigg und schließt diese Bemerkung an:
"Mir kommt es vor, als hätte der allergrößte Teil der Protestanten von heute den Zugang zu Luther völlig verloren (ich bezweifle auch, dass der allergrößte Teil der Protestanten ihn überhaupt jemals gehabt hat).

Ich sag nur eines:

Tolle Sache, Martin, deine Bibelübersetzung!"
Wäre das nicht eine Lösung für die Affaire Einheitsübersetzung? Eine katholische Revision der Lutherbibel, das wär's doch...

Simon und Judas

Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Schlussstein ist Christus Jesus selbst.
Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn.
Eph 2, 20-21 (aus der Lesung zum Fest der hl. Apostel Simon und Judas)

Mehr bei St. Dymphna und bei fono.

Donnerstag, Oktober 27, 2005

Dünkel

Der Freitag resümiert die ehemalige Leitkultur-Debatte und haut dann kräftig auf die Kacke:
"Den Begriffen 'deutsche Leitkultur' und 'christliches Abendland' ist gemeinsam, dass sie als gegeben unterstellen, was es nie gegeben hat. Die Vorstellung einer ethnisch homogenen Nation oder einer nationalen Kultur - sie ist ebenso Legende und Mythos wie die zum Idyll verklärte Wertegemeinschaft, die eine sozial zerklüftete Gesellschaft einzuebnen meint. Um das 'christliche Abendland' steht es kaum besser, außer Christen gab es in Europa immer auch Heiden, Ketzer, Juden, Muslime und Atheisten. Die zitierten Begriffe leben von Chauvinismus und religiösem Dünkel. Mit ihnen sollen in pluralistischen Gesellschaften Mehrheiten zusammengeleimt werden. Tatsächlich bilden sie Instrumente zur Ausgrenzung und Diskriminierung von Minderheiten, Andersgläubigen und Andersdenkenden."
Na dann...

Berger reloaded

In der Zeit erklärt heute Klaus Berger, nach wie vor Neutestamentler an der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg (und nicht "ehemaliger Professor", wie der Perlentaucher schreibt), warum er jahrelang offiziell Mitglied der evangelischen Kirche war, heimlich aber immer Katholik geblieben ist.
"Ich wollte Priester werden und durfte es nicht, weil ich Positionen vertreten habe, die die katholische Kirche nicht hören wollte. So begann ein Weg, den nur Menschen verstehen, die ohne Wenn und Aber lieben. Hätte ich die 'formelle Mitgliedschaft' in der katholischen Kirche bewahrt, ich hätte mein Leben nicht leben können." [Perlentaucher]
Ohne ihm zu nahe treten oder gar die seltsame Attacke von Robert Leicht rechtfertigen zu wollen: Ein bisschen weinerlich klingt das schon.

Im Aufmacher [1,50 EUR] des FAZ-Feuilletons kommentiert Edo Reents den Fall des "katholischen IM" (Perlentaucher) und regelmäßigen FAZ-Autors: Dies sei ein "einzigartiger Fall einer gelebten Ökumene".

Frauenkirche im Modell


IBM zeigt ein 3D-Modell der Dresdner Frauenkirche, die am Sonntag geweiht* wird. Nötig ist ein 3D-XML-Player, der an Ort und Stelle angeboten wird. Die Bedienung indes ist etwas gewöhnungsbedürftig. [ECIN]

* Ja, tatsächlich - es gibt sie doch, die Weihe in der evangelischen Kirche.

Mittwoch, Oktober 26, 2005

Warum gibt es keine evangelischen Mönche?

Eine Erklärung im Anschluss an den Aufsatz "Theologisches und kirchliches Profil einer Erbengemeinschaft" von Dr. Horst Hirschler, Landesbischof i.R., Abt von Loccum in dem Buch "Die Gemeinschaft Evang. Zisterzienser-Erben in Deutschland. Ihr Werden, ihre theologische und kirchliche Prägung":
Nach lutherischer Überzeugung
- kommt das Heil allein aus der Gnade Gottes,
- aus dem menschlichen Handeln kann kein Anspruch auf Heil erwachsen,
- auch nicht aus dem Eintritt in ein Kloster,
- nicht aus absolutem Gehorsam,
- und nicht aus der Unterwerfung unter ewig bindende Gelübde,
- die mit der Freiheit des Christenmenschen unvereinbar sind.
- Maßstab des Handelns ist allein der Glaube.

Aus dieser Überzeugung folgte historisch zwangsläufig die Auflösung der Klöster in den evangelischen Gebieten, aber Luther hatte dabei wohl nicht an die Zerstörung der Klöster (durch den Bauernkrieg) gedacht, auch nicht an die Annexion des Klosterbesitzes durch die Fürsten. [Gemeinschaft Evangelischer Zisterzienser-Erben in Deutschland]

Dienstag, Oktober 25, 2005

Begriffsunglück

Norbert Lammert möchte eine voreilig abgebrochene Debatte fortsetzen. Claudia Roth sagt schon mal, was alles nicht geht. [FAZ]

Luther reloaded

Bischöfin Margot Käßmann will am Reformationstag Martin Luthers legendären Thesenanschlag wiederholen. Sie verteilt zudem am Montag in Hannovers Fußgängerzone "Lutherbonbons" und sucht das Gespräch mit Passanten, wie die Evangelisch-Lutherische Landeskirche mitteilte. [Radio Vatican, 24.10.2005, via kreuz.net]
Bei der EVLKA findet sich für den Thesenanschlag keine Bestätigung. [evlka.de]

Nachtrag: Aus einer Pressemitteilung der ELVKA von gestern:
Mit einem Thesenanschlag der besonderen Art und dem Verteilen von „Lutherbonbons“ möchte Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann zusammen mit Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Landeskirchenamtes Hannover Neugier auf und Interesse für den Reformationstag wecken.

Am Montag, dem 31. Oktober 2005 wird Bischöfin Käßmann zwischen 11.00 Uhr und 12.00 Uhr auf dem Kröpcke in Hannovers Innenstadt dazu mit Passanten ins Gespräch kommen.
Dabei wird, so Pressesprecher Christian Weisker, eine kleine Litfasssäule stehen, auf der Menschen Veränderungsvorschläge als "Thesenanschlag" notieren können.

Montag, Oktober 24, 2005

Skandal: Klaus Berger ist Katholik

Robert Leicht, früherer Chefredakteur der Zeit und von 1997 bis 2003 Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), lüftet ein Geheimnis, das keines war. Unter der Überschrift "Wie der Theologe Klaus Berger die gläubige Welt täuschte" enthüllt er in der jüngsten Ausgabe der Zeit die Tatsache, dass Klaus Berger sich als Katholik versteht, obwohl er seit langem evangelische Kirchensteuer zahlt und seit 1974 Neues Testament an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg lehrt.
Das Verwirrspiel sei 1974 von einem Beichtvater aus dem katholischen Erzbistum Freiburg von Anfang an gebilligt worden, wie Berger behauptet; sogar der jetzige Papst habe seinerzeit davon gewusst und sein Placet dazu gegeben. Berger hatte dieser von ihm behaupteten Abrede zufolge Kirchensteuer an die evangelische Kirche entrichtet und damit den Anschein einer Konversion erweckt. [Die Zeit]
Bei Spiegel Online findet sich ein interessantes Detail zur Häresie, die Berger seinerzeit an einer Laufbahn als Priester und katholischer Theologe gehindert haben soll:
Nach eigenen Angaben konnte Berger in jungen Jahren wegen einer von der offiziellen katholischen Lehre abweichenden Meinung nicht Priester werden. Er habe die Auffassung vertreten, dass Jesus nicht das jüdische Gesetz aufgehoben habe. [Spiegel Online via Matthias Heil, weitere Details bei jesus.ch]
Kirchenrechtlich dürfte die Sache klar sein... Und wenn mich nicht alles täuscht, zieht sich diese "Auffassung" bis heute durch das Werk Bergers.

Nachtrag: Berger äußert sich zu den Vorwürfen [IDEA, kath.net]

Sonntag, Oktober 23, 2005

Zorn und Schwert

Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder ausbeuten, denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen.
Ihr sollt keine Witwen und Waisen ausnützen.
Wenn du sie ausnützt und sie zu mir schreit, werde ich auf ihren Klageschrei hören.
Mein Zorn wird entbrennen, und ich werde euch mit dem Schwert umbringen, so dass eure Frauen zu Witwen und eure Söhne zu Waisen werden.
Ex 22, 20-23 (aus der ersten Lesung vom 30. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A)

Wort-Gottes-Feier

Gestern versehentlich in eine Wort-Gottes-Feier geraten. Über die selbstverfassten Texte zum Bußakt möchte ich gar nichts sagen. Statt des Tagesgebets gab es ebenfalls Selbstgestricktes. Nur eine Lesung (Paulus), obwohl nun wirklich nicht zu wenig Zeit war. Die Ansprache nicht allzu geistvoll, voller Selbstanklage bis an die Grenze zur Häresie und in jenem die ganze Feier durchziehenden, moralisierenden Ton - was schließlich in der Aufforderung gipfelte, doch zur Kollekte am Missionssonntag mal etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Am Ende, entgegen der expliziten Anordnung des Bischofs, eine Kommunionfeier.

Ärgerlich.

Nachtrag: Ich vergaß, das Glaubensbekenntnis "aus Mexiko" zu erwähnen, das an die Stelle des Credo trat - und in dem natürlich keine Rede von Gottes Sohn war, der Mensch geworden, gestorben und auferstanden ist...

Zweiter Nachtrag: Bernd Schnitter predigt (?) am kommenden Sonntag Passendes:
Priesterlose Gemeinden, deren Vorbeter auf geradezu ketzerische Weise ihre Wort-Gottes-Feiern gestalteten, mit selbst erfundenen Elementen, die dafür vorgesehenen liturgischen Abläufe völlig missachtend, die vom Bischof verbotenen Kommunionfeiern zelebrierend – und vieles andere mehr.

Demontage

Georg Paul Hefty nimmt im Leitartikel der Wochenend-FAZ den Hamburger Justizsenator und dessen Vorstoß in Sachen Tötung auf Verlangen (vulgo aktive Sterbehilfe) gegen Art. 1 GG nach allen Regeln der Kunst auseinander.
Im Unterschied zu den Bürgern, die laut einer Blitzumfrage, bei der nicht nur die Fragen, sondern auch die Antworten schnell vonstatten gehen, zu 74 Prozent die aktive Sterbehilfe einfach bejahen, weiß der Justizpolitiker, daß es mit der Nachsicht des Staates für "Tötungen auf Verlangen" nicht getan ist.

Der Rechtsstaat könnte einen von ihm legalisierten Anspruch auf aktive Sterbehilfe nicht mit dem Hinweis abschließen, das übrige regele der Markt. Sollen nicht die ganze Moral des Staates verlottern und damit Verfassung samt Strafrecht abgewertet werden, dann dürfte er die Patienten mit ihren Todeswünschen nicht einzelnen ambulanten "Erlösern" oder kommerzialisierten Spezialkliniken überlassen.

Der gesellschaftliche Prozeß, der vor drei Jahrzehnten mit den Anzeigen "Mein Bauch gehört mir" angefangen und von den verschiedensten Gruppen aus Gründen der politischen Beliebtheit oder auch des finanziellen Gewinns vorangetrieben und dann zwar gesetzgeberisch kanalisiert wurde, aber das Rechtsempfinden unwiederbringlich verändert hat, darf sich nicht zu Lasten einer neuen Art von vermeintlich lebensunwertem Leben wiederholen.

Die damalige Rechtsverunklarung ("rechtswidrig, aber straffrei") droht sich jetzt fortzusetzen - oder zu rächen, wenn man so will. Kusch sagt: "Bei der Abtreibung wird das Rechtsgut Leben des Kindes unter bestimmten Bedingungen dem Rechtsgut der Autonomie der Schwangeren untergeordnet. Nichts anderes möchte ich bei der Änderung der Tötung auf Verlangen auch einführen." Im Fall der Abtreibung ist der Sieger der Rechtsgüterabwägung jedoch der Überlebende - bei der aktiven Sterbehilfe wäre es bei vordergründiger Betrachtung hingegen der Tote. Auch gibt es bei der Sterbehilfe eigentlich keine "Mutter" - oder doch?

Es ist zumindest kein allzu großer Gedankensprung, in dieser Rechtsposition die bis an die Unerträglichkeit belasteten Verwandten und - wenn sich das Generationenverhältnis endgültig verkehrt haben sollte - die ganze Gesellschaft einschließlich der Kranken- und Pflegekassen zu sehen. Die Tötung von Nichtsterbewilligen in den Niederlanden durch Kommissionsbeschluß ist an der Wirklichkeit der beratenen Fristenregelung näher dran, als es der ganzen deutschen Gesellschaft lieb ist.

Kusch irrt auch dort, wo er die einfache Veränderung des Paragraphen 216 anstrebt. Ein geordnetes Verfahren der aktiven Sterbehilfe durch den Arzt - und die ist es doch, welche einzelne Patienten sich vermutlich vorstellen - bedürfte mindestens so vieler strafrechtlicher Einzelregelungen wie die Paragraphen 218 a, b, c sowie 219 und 219 a zusammen. Was unter dem Stichwort "Selbstbestimmung des Patienten" verkündet wird, ist nämlich nichts anderes, als die Inpflichtnahme des ärztlichen Berufsstandes - aus der Sicht der meisten Angehörigen dieses Berufes sogar eine Pervertierung ihrer Profession.
Hinzufügen ließe sich Kuschs Perversion der christlichen Nächstenliebe, die er rotzfrech für seinen Vorschlag in Anspruch nimmt, im Gegensatz auch zu den Lehren der kirchlichen Gemeinschaft, an die er seine Kirchensteuer entrichtet.

Dankbar muss man ihm nur dafür sein, dass er die Debatte in den Kontext mit den Abtreibungsparagraphen gerückt hat. Genau dorthin gehört sie. Es ist Zeit für eine neue Debatte. Der Moment, in dem eine parlamentarische Mehrheit, die "aus eigener Kraft sogar die Verfassung ändern kann" (Hefty), sich zur Regierungsbildung anschickt, ist dafür genau der richtige.

Johannes Friedrich

Zuletzt war er durch rätselhafte Worte zum Ausstieg der EKD aus der Einheitsübersetzung aufgefallen. Jetzt ist der bisherige Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche (VELKD) zum neuen Leitenden Bischof aufgestiegen. Heike Schmoll, selbst ausgebildete Theologin, portraitiert Johannes Friedrich in der FAZ vom Wochenende. Mit ein paar durchaus bissigen Bemerkungen wie dieser:
Er will dafür sorgen, daß die lutherischen Kirchen die Themen der Rechtfertigungs- und Zwei-Regimenten-Lehre ins Bewußtsein bringen. Wie er dann die Gemeinsame Erklärung als Errungenschaft, die wegen ihres "differenzierten Konsenses" und der darin praktizierten ökumenischen Methode als "gar nicht hoch genug zu schätzen sei", sehen kann, bleibt zu klären. Lutherischer Tradition widerspricht es, daß er in aktuellen bioethischen Konflikten mit Naturrechtsargumenten aufwartet.
Es ist durchaus typisch für den Zustand des protestantischen Leitungspersonals, dass Theologen ihm erklären müssen, was ökumenisch geht, ohne an die lutherische Substanz zu gehen. Schmoll kann im Wirken Friedrichs keine gerade Linie erkennen.
Unmißverständlich geäußert hat er sich beim Streit um die Einheitsübersetzung, und unter Anspielung auf das kirchliche Lehramt hat er darauf hingewiesen, daß Protestanten nicht dulden könnten, daß sich nicht die Kirche nach der Bibel, sondern die Bibel nach der Kirche richte. Trotz aller Kritik scheut sich Friedrich nicht, sich einer katholischen Segenspraxis anzuschließen, gegen die Luther protestiert hätte. Vor vier Jahren schlug er vor, den Papst unter bestimmten Voraussetzungen als Sprecher der gesamten Christenheit zu akzeptieren. Friedrich äußert sich gern zu gesellschaftlichen Themen, auch wenn dabei lutherische Identität nicht sichtbar wird.
Den Papst als Sprecher der gesamten Christenheit mit Ausnahme von Matthias...

Freitag, Oktober 21, 2005

Mission

Predigt von Ulrich T. G. Hoppe am kommenden Sonntag: Everybody is a Missionary - Jeder ist Missionar

Bethlehem

Bethlehem tut sich schwer: Die Stadt ist pleite. Touristen bleiben weg. Ich meine, was dort einfach nach 2000 Jahren fehlt, ist mal wieder 'ne richtig geile Promi-Geburt.
Harald Schmidt, 20. Oktober 2005

Aber du, Betlehem-Efrata, / so klein unter den Gauen Judas, aus dir wird mir einer hervorgehen, / der über Israel herrschen soll. Sein Ursprung liegt in ferner Vorzeit, / in längst vergangenen Tagen.
Micha 5,1

Donnerstag, Oktober 20, 2005

Leitkultur

Weil Bernd in den Kommentaren darauf hinweist (ich dachte zuerst, er meinte Thierse) und ich das Thema ohnehin noch aufgreifen wollte: Norbert Lammert, Katholik und neuer zweiter Mann im Staate, im Interview mit der Zeit:
ZEIT: Wo sollen neue kollektive Orientierungen herkommen? Die Gesellschaft ist zwar in den letzten Jahren konservativer geworden, aber der Union fällt es schwer, einen überzeugenden Konservatismus zu artikulieren. Die Diskussion um die »Leitkultur« hat das gezeigt.

Lammert: Ich halte die damalige sehr kurze und voreilig abgebrochene Debatte zum Thema Leitkultur für eine der spannendsten Phasen unter dem Gesichtspunkt einer Beleuchtung der geistigen Verfassung der Nation. Zu den Auffälligkeiten dieser Kurzdebatte gehörte, dass es eine breite, reflexartige Ablehnung des Begriffes gab, obwohl – oder weil – sich in der Debatte herausstellte, dass es eine ebenso breite Zustimmung für das gab, worum es in der Debatte ging. Dass es in jeder Gesellschaft Überzeugungen geben muss, die möglichst breit verankert sind, ist eine Binsenweisheit. Kein politisches System kann seine innere Legitimation ohne solche gemeinsam getragenen Überzeugungen aufrechterhalten – schon gar nicht in schwierigen Zeiten wie heute, in denen nicht Wohlstandszuwächse verteilt, sondern Ansprüche eingesammelt werden müssen. Ohne Leitkultur im Sinne solcher allgemein akzeptierten Orientierungen und Überzeugungen – Sie können meinetwegen auch von Großer Erzählung reden – lassen sich die Lösungen für unsere komplexen Probleme nicht konsensfähig machen. Wir müssen diese Debatte wieder aufgreifen und weiterführen.
Gut gebrüllt, Löwe. "Reflexartige Ablehnung" - passt doch hervorragend...

Säkularisierung

Führt etwas vom ursprünglichen Thema ab, aber passt trotzdem ins Polemische Lexikon:
Säkularisierung, die: Setzt das Subjekt [das Individuum, den Menschen; vgl. Humanismus] an die Stelle Gottes.

Feierte seine größten Erfolge im 20. Jahrhundert (siehe Neuheidentum, Faschismus, Kommunismus).

Wird deshalb von einzelnen unbedeutenden Außenseitern vorsichtig kritisch bewertet.

Sünde und Semantik

Petra hat gerade die Kommentare zum jüngsten Strang der Debatte mit Geronimo geschlossen, als ich diesen Beitrag schrieb:
Was Du dabei allerdings unterschlägst, ist die kleine, aber nicht ganz unbedeutende Tatsache, dass die Kirche einen glasklaren Begriff von Sünde hat und ebenso klar bestimmte Handlungen als sündhaft lehrt. Daran kommen alle pastoralen Bemühungen und Verrenkungen nicht vorbei.

Für mich ist es nach wie vor ein produktiver wie schmerzlicher Prozess, mich mit dieser Lehre auseinanderzusetzen. Ich kann nur sagen, dass hier Klarheit und Wahrheit wohltun.

Wenn es eine objektive (=vor den Augen Gottes bestehende) Gegebenheit namens Sünde gibt, dann kann die Kirche ihre Lehre über diese Gegebenheit so lange modifizieren, wie sie will - an der Gegebenheit selbst ändert sich daran gerade gar nichts. An der Brauchbarkeit der Lehre hingegen sehr viel, denn sie taugt nur so viel, wie sie mit Gottes Wirklichkeit übereinstimmt. Das eine ist die Semantik, das andere die Realität.

Dein Argument besagt im Grunde, dass die Lehre der Kirche in bestimmten Punkten falsch ist. Oder dass sie zwar richtig ist, aber besser nicht so deutlich ausgesprochen werden sollte. Dieser Meinung kann man sicher sein, aber die Konsequenzen dieser Meinung wollen gründlich bedacht sein.
Nachtrag: Und das sagt Ralf zum Thema.

Oswald von Nell-Breuning

Der Jesuit und Soziallehrer heute im Portrait des Deutschlandfunks. [MP3]

Mittwoch, Oktober 19, 2005

Nicht auf Provokation aus

DIE WELT: Sie wurden über Nacht bekannt durch den Skandal, den Ihr Bild eines in Flüssigkeit getauchten Kruzifixes auslöste. Sie nannten es "Piss Christ". Sie behaupten, die Reaktionen hätten Sie überrascht. Wie naiv sind Sie?

Serrano: Wirklich, das war keineswegs abzusehen. Ich habe das Bild 1987 gemacht, ein Jahr später wurde es mehrere Monate in Brüssel gezeigt - und nichts passierte. Erst ein weiteres Jahr später in den USA fand eine dieser ultrareligiösen Organisationen zufällig heraus, daß die dortige Schau indirekt mit amerikanischen Bundesgeldern gefördert wurde. Sie haben eine riesige Kampagne gegen die Ausstellung gestartet mit 180 000 Briefen. Nur dadurch wurde "Piss Christ" ein Skandal.

DIE WELT: Die beste Werbung für Sie, der damalige Preis von 2000 Dollar stieg auf inzwischen 250 000 Dollar.

Serrano: Sicher - auch wenn das nicht deren Absicht war. Ich bin nicht per se auf Provokation aus. Obwohl ich kein praktizierender Christ bin, fühle ich mich von der katholischen Ästhetik sehr angezogen. Ich sammle Möbel und Bilder aus alten Kirchen, vor allem aus der Zeit vor 1700. [Die Welt via Perlentaucher]

Synode beim Spiegel

Norbert Lammert

Der Vorsitz des Bundestagspräsidiums bleibt fest in katholischer Hand. Nach dem streitbaren ZdK-Mitglied Wolfgang Thierse (SPD) hat nun Norbert Lammert (CDU) dieses protokollarisch zweithöchste Amt im Staate inne. Ein konfessionelles Gegengewicht zu den Protestanten Horst Köhler und Angela Merkel (deren Website übrigens noch komplett im Wahlkampfmodus ist)?

Anders als der nominell evangelisch-lutherische Gerhard Schröder wird die Pfarrerstochter Merkel vermutlich ihren etwaigen Amtseid mit der "religiösen Beteuerung" (Art. 56 Satz 2 GG) leisten. Schröder hatte als erster Kanzler darauf verzichtet, und sein Kabinett tat es überwiegend ihm gleich. Die neue Kabinettsliste ist konfessionell paritätisch besetzt, zuzüglich zweier Ministerkandidaten ohne Bekenntnis.

Technorati Tags: , , ,

Dienstag, Oktober 18, 2005

Jugendbewegung

Heute im Deutschlandfunk gehört:
"18.10.2005 · 19:15 Uhr

Die erfundene Jugendbewegung
Sing Out und die konservative Revolution
Von Hanno Krieg
"

Christus des nordischen Abendlandes

Henry Bernhard rezensiert im Deutschlandfunk eine neue Biografie zu Alfred Rosenberg. Für dieses Notizbuch ist folgende Passage von Belang:
Im "Mythus des 20. Jahrhunderts" versuchte er, seine rassistische Geschichtsdeutung durch Mystizismus religiös zu überhöhen. Er glaubte wohl sogar selbst daran, "dass das nordische Blut jenes Mysterium darstellt, welches die alten Sakramente ersetzt und überwunden hat."
"Die Mariensäulen sollten durch Kriegerdenkmäler ersetzt werden, an die Stelle "zerquälter Heiliger" sollten Statuen großer Deutscher treten. Der Christus des nordischen Abendlandes war schlank, hoch, blond, steilstirnig, schmalköpfig."
Rosenbergs große Welterklärung wurde von katholischer Seite scharf kritisiert, ansonsten aber, bis der "Mythus" nach 1933 zur quasi halbamtlichen Literatur wurde, ignoriert.

Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe. Karl Blessing Verlag München, 646 Seiten plus Anmerkungsapparat von 150 Seiten, 26 Euro.

Technorati : , , , , , ,

Luther-Bonbon

Mit einem Luther-Bonbon nebst zugehöriger Website ringt die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche um die Deutungshoheit des 31. Oktober als Reformationstag - gegen Halloween, das sich von Allhallows Eve(ning) ableitet, dem Vorabend von Allerheiligen (1. November), wie dort korrekt erklärt wird. Neuheiden feiern übrigens Samhain am 31. Oktober.

Wir brauchen ein Allerheiligen-Bonbon...

Nachtrag: Habe mal eine Tüte mit 2218 Bonbons für schlappe 2,90 EUR zzgl. nicht ausgewiesener Versandkosten bestellt. Deren Shop müsste mal auf den heutigen Stand der Technik gebracht werden. Aber sie haben ja kein Geld. Dafür aber Blogs.

Zweiter Nachtrag: fono befasst sich ebenfalls mit dem Thema.


Technorati Tags: , , ,

Lukas


Demas hat mich aus Liebe zu dieser Welt verlassen und ist nach Thessalonich gegangen; Kreszenz ging nach Galatien, Titus nach Dalmatien.
Nur Lukas ist noch bei mir. Bring Markus mit, denn er wird mir ein guter Helfer sein.
Tychikus habe ich nach Ephesus geschickt.
Wenn du kommst, bring den Mantel mit, den ich in Troas bei Karpus gelassen habe, auch die Bücher, vor allem die Pergamente.
Alexander, der Schmied, hat mir viel Böses getan; der Herr wird ihm vergelten, wie es seine Taten verdienen.
Nimm auch du dich vor ihm in acht, denn er hat unsere Lehre heftig bekämpft.
Bei meiner ersten Verteidigung ist niemand für mich eingetreten; alle haben mich im Stich gelassen. Möge es ihnen nicht angerechnet werden.
Aber der Herr stand mir zur Seite und gab mir Kraft, damit durch mich die Verkündigung vollendet wird und alle Heiden sie hören.
Lesung zum Fest des heiligen Lukas (2 Tim 4, 10-17b)

Montag, Oktober 17, 2005

Liebe wagen

Sie heißt Ariadne von Schirach, ist 27 und studiert Philosophie an der Humboldt-Universität in Berlin. Im Spiegel dieser Woche hält sie einer pornografischen Gesellschaft den Spiegel vor und schließt ihre Rede mit diesen Sätzen:

Houellebecq schreibt in seinem neuen Buch "Die Möglichkeit einer Insel", dass die konsequente Auslebung der Individualität unweigerlich zum Tod der Liebe führen müsse, dass die Eigenliebe zu groß geworden sein wird, um jemanden mehr zu lieben als sich selbst.

Ist das wirklich wahr? Sind wir die abgebrühten Hedonisten geworden, vor denen uns unsere Großeltern/der Papst/die Frankfurter Schule immer gewarnt haben? Gibt es überhaupt noch Hoffnung für optisch minderwertige Wettkampfteilnehmer?

Und was können wir tun? Christliche Werte wiederentdecken? Den multimedialen Papst geil finden? Mit dem Sex bis zur Ehe warten und hoffen, dass einer oder eine kommt, die uns nimmt? Oder auf Kuschelpartys gehen? Oder asexuell werden? Multisexuell?

Wahrscheinlich doch müssen wir einfach die Liebe wagen, immer und immer wieder die Liebe wagen, weil nur sie es schafft, uns aus den hedonistischen Referenzsystemen zu befreien - und das wäre die wahre Revolte.

Technorati Tags: , , , ,

Bekehrung

Kurz nachgetragen sei der Hinweis auf einen Bericht von Dirk Schümer im FAZ-Feuilleton vom 8. Oktober mit der Überschrift "Genosse Gott", der sich mit der neuen Hinwendung der italienischen Linken zum Katholizismus befasst.

Technorati Tags: , , ,

Wachstum und Schrumpfung

Mit einer Grafik illustrierte die Welt am Sonntag gestern die Bevölkerungsentwicklung bis 2050 (Quelle: UNFPA). Das plakative Ergebnis: Auf allen Kontinenten wächst bis dahin die Bevölkerung, mit einer Ausnahme - Europa.
Die Szenen an der Grenze zu Spaniens afrikanischer Exklave, wo Tausende gegen Europas Grenzzaun anrennen, sind Ausruck der Bevölkerungsentwicklung. [...] Der Druck an seinen Grenzen steigt.

Technorati Tags: , ,

Schlaf

Scipio sorgt sich um seinen Schlaf. Ich halte Augustinus dagegen. Er betrachtete die Vigilien der Kirche generell als eine Art der Vorausdarstellung jenes Zustandes, in dem die mit Christus Auferstandenen am Ende der Zeiten nie mehr schlafen, weil auch nicht mehr sterben würden.
«Denn was anderes ist der Schlaf, wenn nicht der tägliche Tod, der den Menschen zwar von hier nicht völlig wegrafft, aber auch nicht in diesem Zustand belässt? Und was anderes ist der Tod, wenn nicht ein lange währender äußerst tiefer Schlaf, aus dem Gott den Menschen erweckt?»

Ignatius von Antiochien

Ignatius mit dem Beinamen Theophoros, „Gottesträger“, war nach dem Apostel Petrus und dem hl. Evodius der dritte Bischof von Antiochien in Syrien. Nach der Legende war er das Kind, das Jesus den Jün­gern vorstellte, als sie darüber stritten, wer der Größte sei. Der Apostel Johannes soll sein Lehrer gewesen sein. Um 110 wurde er unter Kaiser Trajan wegen seines Glaubens verhaftet und nach Rom gebracht. Auf der mühsamen Reise schrieb er seine berühmten sieben Briefe, Ausdruck seiner glühenden Christusliebe und seiner Sorge um die Einheit der Gemeinden unter ihrem Bischof. An die Gemeinde von Rom schickte er einen Brief voraus, in dem er flehentlich darum bat, man möge nichts für seine Freilassung unternehmen. In Rom wurde Ignatius zum Tod verurteilt und im Kolosseum von den wilden Tieren zerrissen. [Schott]

Die Einheit

„Seid darauf bedacht, nur eine Eucharistie zu feiern; denn es gibt nur einen Leib unseres Herrn Jesus Christus und nur einen Kelch zur Ver­einigung mit seinem Blut; es gibt nur einen Altar, wie auch nur einen Bi­schof mit der Priesterschaft und den Diakonen.“
Ignatius, Brief an die Gemeinde von Philadelphia

„Lasst es geschehen, dass ich den wilden Tieren zum Fraß diene; durch sie wird es mir vergönnt sein, zu Gott zu gelangen. Ich bin ein Weizenkorn Gottes; ich muss von den Zähnen der wilden Tiere zermahlen werden, um reines Brot Christi zu werden ... Feuer Kreuz, ein Haufen wilder Tiere mögen über mich kommen, nur damit ich zum Herrn Jesus Christus gelange ... Gönnt es mir, die Leiden meines Gottes nachzuahmen!“
Ignatius, Brief an die Gemeinde von Rom

Sonntag, Oktober 16, 2005

Neu im Bücherregal

Danke, Ralf!

Liturgische Wirrungen

Scipio wurde heute die Lesung vorenthalten. Ich bekam statt des Propriums vom 29. Sonntag im Jahreskreis dasjenige vom Gedenktag der heiligen Hedwig zu Gehör. Aber immer noch besser als frühere Vorkommnisse.

Technorati Tags:

Gammarelli

Das ist wahres Understatement. Im Schaufenster des römischen Schneiders Gammarelli befinden sich stets, wie ich kürzlich hörte, nur eine Bassgeige in der jeweils aktuellen liturgischen Farbe des Kirchenjahres und ein weißer Pileolus auf einem roten Samtkissen. Ob der Meister nun die päpstliche Kopfbedeckung aus der Auslage nehmen wird? Denn, so berichtet eine italienische Zeitung, der Papst bleibe seinem bisherigen Schneider treu und gebe damit dem vatikanischen Hofschneider den Laufpass. [Netzeitung]

Ansonsten scheinen, so berichtete man mir, die Geschäfte bei Gammarelli bestens zu laufen. Es dauere Monate, bis maßangefertigte Soutanen und andere klerikale Kleidungsstücke fertiggestellt seien. Und offenbar sei angesichts der guten Geschäfte auch schon der Schlendrian eingekehrt. So passe manche Maßanfertigung schließlich doch nicht so perfekt wie erwartet und eigentlich auch von Gammarelli gewohnt.

Nachtrag: Schreibweise korrigiert [kath.net]

Samstag, Oktober 15, 2005

Vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang

another time, another place
Von javajive.


Um meines Knechtes Jakob willen, um Israels, meines Erwählten, willen habe ich dich bei deinem Namen gerufen; ich habe dir einen Ehrennamen gegeben, ohne dass du mich kanntest.
Ich bin der Herr, und sonst niemand; außer mir gibt es keinen Gott. Ich habe dir den Gürtel angelegt, ohne dass du mich kanntest,
damit man vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang erkennt, dass es außer mir keinen Gott gibt. Ich bin der Herr, und sonst niemand.
Jes 45,4-6 (Erste Lesung vom 29. Sonntag im Jahreskreis)

Versöhnung

Gleich zwei Katholiken portraitiert die FAZ heute auf der Seite Zeitgeschehen: Daniel Deckers hat ein wenig freundliches Portrait [1,50 EUR] von Walter Mixa verfasst, des neuen Bischofs von Augsburg. Michaela Wiegel hat Frère Alois besucht [1,50 EUR], den neuen Prior der Gemeinschaft von Taizé. Und gibt eine neue Deutung des umstrittenen Kommunionempfangs von Frère Roger beim Requiem für Johannes Paul II. zu Protokoll:
Der protestantische Prior sah darin weder eine Herausforderung des katholischen Kirchenrechts noch einen Akt der Konversion - vielmehr das Symbol der vorweggenommenen Versöhnung. Der Bischof von Nanterre, Gérard Daucourt, hat in einem jüngst veröffentlichten Essay bemerkt, "daß die Frage deplaziert ist, ob Frère Roger nicht eigentlich katholisch war". "Sein ganzes Leben ist eine Antwort ohne Theorie", schreibt der Bischof.
Und bemerkenswert aufrichtig ein Satz aus der Beileidsbekundung von Michel Leplay, dem Oberhirten der reformierten Kirche Frankreichs:
"Nicht immer ist diese Gemeinschaft verstanden worden, zumindest nicht von den Protestanten, die so versöhnt miteinander lebt, jenseits von den so engen konfessionellen Grenzen. Es fand keine explizite Konversion statt denn eine geheimnisvolle Subversion. Die ökumenische Bewegung hat damit eine Dynamik entfaltet, als würde durch die Dringlichkeit der Liebe das Gebet wichtiger als die Doktrin."

Technorati Tags: , , , , , , , , ,

Theresia von Jesus

Theresia (Teresa de Cepeda y Ahumada) wurde 1515 in Avila geboren. In ihrer Familie las man die Heilige Schrift, aber auch Vergil und Cicero: es war die Zeit des Humanismus und der Renaissance. Mit neunzehn Jahren trat Theresia bei den Karmelitinnen von Avila ein. Ihre große Bekehrung erlebte sie um 1555, als sie eines Tages das Bild des Heilands an der Geißelsäule erblickte. Von da an stürmte das Göttliche mit solcher Gewalt auf sie ein, dass sie selbst und andere darüber erschraken. Ihre Visionen wurden von anerkannten Theologen als echt und ihre Lehre als mit dem katholischen Glauben übereinstimmend erklärt. 1560 legte Theresia - nach einer schrecklichen Vision - ­das Gelübde ab, immer das Vollkommenere zu tun und die Ordensregel mit größter Treue zu beobachten. In dem Vorhaben, ihren Orden zur alten Strenge zurückzuführen, wurde sie vom hl. Johannes vom Kreuz (14. Dez) unterstützt. Über ihr Leben und ihr Reformwerk hat sie selbst in klassischem Spanisch berichtet. Ihr wichtigstes Buch, „Der Weg der Vollkommenheit“, erschien 1573. Theresia war eine außergewöhnliche Frau mit einem leidenschaftlichen Herzen, einer klaren Intuition und einem erstaunlichen Organisationstalent. Sie starb 1582. Papst Paul VI. hat sie 1970 zusammen mit Katharina von Siena zur Kirchenlehrerin erhoben. [Schott]

Gott allein

„Nichts soll dich verwirren,
nichts dich erschrecken.
Alles geht vorbei,
Gott allein bleibt derselbe.
Die Geduld erreicht alles.
Wer Gott hat, dem fehlt nichts:
Gott allein genügt.“ (Theresia von Jesus)

Kölner Dom

Heute vor 125 Jahren kam Kaiser Wilhelm I. nach Köln, um die Vollendung des Domes zu feiern. [Deutschlandfunk/MP3]

Technorati Tags: ,

Freitag, Oktober 14, 2005

Unsortiert

Ein paar ungeordnete Gedanken zu den Diskussionen der letzten Tage:

Das Christentum ist ja nicht interessant wegen seiner Ethik oder Moral. Im Gegenteil erhebt die Sittenlehre selbst keinerlei Anspruch auf Originalität, sondern versteht sich als prinzipiell der natürlichen Vernunft zugänglich. Niemand wird Christ wegen der christlichen Sittenlehre.

Und doch: Sie ist eine konzise und von vorne bis hinten durchdachte Antwort auf die Frage "Wie sollen wir leben?". Sie beschreibt ein Ideal, immer im Wissen um die Fehlerhaftigkeit der allermeisten Menschen, die sich diesem Ideal allenfalls asymptotisch annähern können.

Der Verweis auf eine Realität, die von diesem Ideal abweicht, hilft dabei keinen Zentimeter weiter. Welchen Sinn hätte es, das Ideal der Realität anzunähern? Die Realität würde ohne Zweifel sofort wieder den gewohnten Abstand zum Ideal annehmen. Es wäre nichts gewonnen, aber viel verloren: Die Welt würde nicht besser, sondern schlechter.

Beispiele dafür sind Legion. Zehn Jahre nach Einführung der geltenden Abtreibungsgesetzgebung sind nach einer Emnid-Umfrage 49 Prozent der Bundesbürger der Meinung,
die geltenden Gesetze erlaubten Abtreibungen bis zum dritten Monat ohne jede Einschränkung. Unter den 14- bis 29-Jährigen sitzen diesem Irrtum sogar 63 Prozent auf. Dagegen wussten nur 28 Prozent, dass Abtreibungen grundsätzlich gegen das Gesetz verstoßen, aber unter bestimmten Voraussetzungen nicht bestraft werden. [Rheinischer Merkur]
Anders als seinerzeit intendiert, sind die Abtreibungszahlen nicht gesunken, sondern relativ zur Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter sogar gestiegen. Hier hat die Realität auf brutale Weise den Abstand zur gesenkten Norm wiederhergestellt.

Hinzu kommt, dass sich nach diesem Muster alles und jedes rechtfertigen lässt. Wenn der Abstand zwischen Ideal und Realität nicht ertragen werden kann, sondern das Ideal auf das Maß der Realität reduziert werden muss, dann gibt es keine gültigen Maßstäbe. Anything goes. Diktatur des Relativismus, anyone?

Das Leben besteht daraus, aus einer Fülle von Möglichkeiten Entscheidungen zu treffen - und damit die Zahl künftiger Möglichkeiten zu verringern. Mit jedem Lebensjahr steigt die Zahl der getroffenen Entscheidungen und sinkt die Zahl der offenen Möglichkeiten. Nur weil heute die meisten Menschen der westlichen Hemisphäre mindestens in jungen Jahren eine nie gekannte Vielzahl von Möglichkeiten haben, die sie niemals auch nur annähernd überblicken können, ist dieses Grundgesetz des Lebens nicht mehr so deutlich zu erkennen wie in früheren Zeiten.

Aber es gilt dennoch. Und es ist ein kollektives wie individuelles Versagen, buchstäblich lebensnotwendige Entscheidungen aufzuschieben oder ganz zu verweigern - angesichts der Fülle von Möglichkeiten und der damit verbundenen Schwere der Entscheidungen. Die Zahl der Möglichkeiten wird auch ohne unser Zutun mit Zeitablauf kleiner, aber diese Form der Passivität vergibt und vertut sie unnötigerweise.

Wie bei einer Pyramide, die sich zur Spitze hin verjüngt, gibt es am Ende des Weges nur noch ganz wenige Möglichkeiten. Das Allermeiste ist entschieden, unzählige Möglichkeiten sind keine mehr - aber das Wenige, was dann bleibt, ist der Gipfel. Und der ist nicht ohne einen hohen Preis zu erreichen.

Zölibat und Ehe haben hier viel mehr gemeinsam, als es auf den ersten Blick scheint.

Artikel 1

Die FAZ biegt in ihrer Leitglosse die von Roger Kusch malträtierten Maßstäbe gerade:

Es ist das Verdienst des Justizsenators, als erstes Mitglied einer Regierung in die vermeintlich auf das verdunkelte, manchmal mit Apparaten vollgestellte Sterbezimmer beschränkte Debatte über die aktive Sterbehilfe den Zusammenhang mit der Tötung auf Verlangen und mit der Abtreibung eingeführt zu haben, die im Strafgesetzbuch auch den Ort markieren, wo neben Mord und Totschlag die aktive Sterbehilfe geregelt werden müßte. Aktive Sterbehilfe verlangt (in viel höherem Maße als die passive) das Mittun anderer - volkstümlich: des Arztes, der die Todesspritze setzt.

Der Staat hat sich schon im Fall der Abtreibung verpflichtet, die Voraussetzungen für die "rechtswidrige, aber straffreie" Tötung von Ungeborenen zu schaffen. Soll er jetzt alle Ärzte (das müßte er tun, weil ein "Tourismus" wie im Fall der Abtreibung wohl nicht denkbar ist) verpflichten, auf Wunsch des Patienten diesen zu töten? Und von welchem Stadium an sollen die Ärzte dazu verpflichtet sein - nur im Endstadium von Krebs oder schon dann, wenn der Patient lediglich Angst vor einer Krebsdiagnose hat? Oder soll der Staat die Rechte seiner Bürger (einschließlich der Ärzte) je nach Krankheitsverlauf abstufen?

Was Gerichte im Zweifelsfall nachträglich leisten können, kann der Gesetzgeber nicht im Wege einer Generalermächtigung oder -verpflichtung regeln - falls er am ersten Artikel des Grundgesetzes festhalten will.

Technorati Tags: , , , , ,

Kommentarspam

Da der Kommentarspam in den letzten Tagen immer mehr zunimmt, sehe ich mich zum Handeln gezwungen. Ich neige im Moment dazu, anonyme Kommentare nicht mehr zuzulassen. Um zu kommentieren, wäre dann ein Blogger-Konto nötig. Denn die Alternative dazu - den Zwang, eine verzerrt dargestellte Buchstabenkombination abtippen zu müssen - finde ich relativ lästig, gerade für Stammleser.

Wie seht Ihr das?

Donnerstag, Oktober 13, 2005

Katechismus der Katholischen Kirche, Kompendium

Ein sehr nützliches Buch. Und atemberaubend das Tempo, in dem es durch die Glaubenslandschaft fliegt. Kurze, einfache Fragen und ebensolche Antworten erschließen den Kosmos des Glaubens der Kirche.

Praktisch: Die korrespondierenden Nummern im großen Katechismus der Katholischen Kirche sind bei jeder Frage angegeben. Das erleichtert die Vertiefung des jeweiligen Themas, denn dort stehen dann die im Kompendium aus Gründen der gewünschten Knappheit fehlenden Erläuterungen nebst Quellenangaben.

Bemerkenswert auch die Bildauswahl, die sich gezielt aus dem reichen Fundus christlicher Kunst der vergangenen 2000 Jahre bedient hat, und die gut geschriebenen Interpretationen dazu.

Eigentlich ein Wunder, dass ein solches Unternehmen heute (wieder) möglich ist und auch bestehen kann. Dieses Kompendium wünsche ich mir in die Hände jedes Firmbewerbers der Katholischen Kirche.

Katechismus der Katholischen Kirche, Kompendium. Broschiert, 256 Seiten, Pattloch. 6,90 EUR.

Identität

"Im Kartensaal der Berliner Staatsbibliothek gibt es eine Deutschlandkarte, auf der die Stärke der politischen Parteien im ausgehenden Kaiserreich dargestellt ist. Auf ihr ist Deutschland dreigeteilt. Da ist der altkonservative, junkerliche, original ostelbische Osten – der weitgehend verlorene. Dann zeigt die Karte den klassischen Westen, also das Rheinland, und den Süden, fest in katholischer Hand; hier wird Zentrum gewählt. Dazwischen die rote Mitte von Hamburg übers Ruhrgebiet und Hessen-Süd. Schlesien teilen sich ziemlich gerecht Preußens Sozis und das restkatholische Zentrum. [...]

Identität ist kein Spielzeug, keiner sucht sie sich aus, so en passant auf dem Weg durch die Schulzeit. Sie kann weh tun, tragisch verlaufen, man kann sie verfluchen, das ändert alles nichts. Man hat sie oder hat sie nicht. Sie hat einen. Man trägt es in sich, unter der Haut. Billiger ist das abgedroschene Wort nicht zu haben.

Und wenn tapfer kulturkritische Neudeutsche, die sehr stolz darauf sind, dergleichen nicht nötig zu haben, über Weihnachten auf die Seychellen fliehen, dann ist auch das Identität – ex negativo. Sie bezeugen, wie sehr ihnen das Wasserzeichen des Christbaums eingeprägt ist, den sie als Kitsch verspotten. Pfeifen im Wald. Sie pfeifen so sehr, dass sie abhauen müssen, wenn wieder der Baum droht." [Die Zeit]

Wunderglaube

Schon etwas seltsam, die Sache mit den Wundern: Zu allen Zeiten galt ein Ereignis als Wunder, für das es keine natürliche Erklärung gibt. Warum soll ausgerechnet heute, wo es für so viele früher unerklärliche Dinge natürliche Erklärungen gibt, jedes Wunder wegerklärt werden und der Glaube an Wunder nicht mehr möglich sein? Ist doch die Zahl der unerklärlichen Phänomene mit der enormen Ausweitung wissenschaftlicher Beobachtungsleistung eher gestiegen als gesunken...

(Notiz anlässlich einer Diskussion bei paxvobis)

Roger Kusch

Der Hamburger Justizsenator bezeichnet sich als "bekennendes Mitglied der Nordelbischen Kirche". In einem am Dienstag im Hamburger Abendblatt erschienen Meinungsbeitrag griff Roger Kusch die evangelische Bischöfin Maria Jepsen scharf an. Er kritisierte einige ihrer Aussagen in einem Interview zum Hospiz- und Palliativ-Care-Tag:

ABENDBLATT: Haben Sie Verständnis für Menschen, die sich für einen "assistierten Freitod" entscheiden, weil sie glauben, ihre Würde nicht mehr erhalten zu können?

JEPSEN: Ohne es gutzuheißen: Ich habe Respekt vor jedem Menschen und vor seiner Freiheit. Aber wenn ein Mensch gar keinen Halt, gar keine Hoffnung mehr hat, wenn er meint, es nicht ertragen zu können, so schwach zu sein, dann markiert diese Situation auch ein Scheitern der Gesellschaft und ihrer Menschlichkeit. Denn es ist offenbar nicht gelungen, einen kranken Menschen so zu begleiten, daß er Mut und Hoffnung durch die Nähe anderer Menschen erfährt und seinen Weg zu Ende gehen kann.

Kusch dazu:

Mein Verständnis von Würde ist ein anderes: Sterben kommt nicht nach dem Leben, sondern ist Teil des Lebens. Eine humane Gesellschaft hat die Pflicht, jedem einzelnen ihrer Mitglieder ein Leben in Würde zu ermöglichen. Ist nun wegen einer unheilbaren Krankheit ein Weiterleben in Würde nicht mehr möglich, dann verdient der ernsthafte Wunsch des Betroffenen, nicht mehr weiterleben zu wollen, vollen Respekt. Und in Einzelfällen kann dieser Respekt gebieten, den Leidenden zu erlösen. Verantwortungsvolle, mitfühlende Sterbehilfe ist für mich kein Verstoß gegen humane Grundwerte, sondern ein Gebot christlicher Nächstenliebe.

Tötung auf Verlangen also nicht nur straffrei oder erlaubt, sondern gar als Gebot christlicher Nächstenliebe? Das ist mehr als eine Akzentverschiebung und löste dementsprechend eine "hitzige Debatte" (Die Welt) aus. Jepsen hatte im Interview klar formuliert:

Als Kirche vertreten wir die Auffassung, daß man sich nicht das Leben nehmen darf. Das wäre gegen Gottes Willen. Ich kann und will Menschen, die das tun, dennoch nicht verurteilen. Aber wir dürfen auch niemanden ermutigen, sich das Leben zu nehmen. Im Gegenteil, wir haben alles zu tun, daß solche Menschen selbst im Schwachsein Halt finden. Das ist immer der bessere Weg. Gott hat gesagt ,Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein'. Wir haben kein Recht, einen Menschen aus Gottes Hand zu reißen.

Kusch hingegen macht an dieser Stelle klar, zu was er sich tatsächlich bekennt:

Ich bin bekennendes Mitglied der Nordelbischen Kirche und muß feststellen: Das ist nicht mein Gott. Der Gott, an den ich glaube, kann gar nicht den Willen haben, einen unheilbar und damit hoffnungslos Kranken über dessen Durchhaltevermögen hinaus leiden zu lassen. Es war der katholische Theologe Hans Küng, der mir vor Jahren diesen auch im Sterbenlassen barmherzigen Gott gezeigt hat.

Kusch verkündet also seinen selbstgemachten Gott, der mit der Verkündigung der Kirchekirchlichen Gemeinschaft, zu der er sich formal bekennt, offensichtlich nichts zu tun hat. Als Jurist, der an logisches Denken gewöhnt ist, lässt er diesen Widerspruch stehen, greift aber messerscharf einen anderen auf:

Gemessen an den theologischen Problemen ist die juristische Analyse der Sterbehilfe einfach, weil es hier im Kern nur um das Verhältnis der beiden Rechtsgüter "Leben" und "Autonomie" geht. Unsere geltende Rechtsordnung ist eindeutig. Sie gibt dem Rechtsgut "Leben" absoluten Vorrang und verwehrt selbst dem unheilbar Kranken die Autonomie über sein eigenes Leben. Nach § 216 des Strafgesetzbuches (StGB) wird Tötung auf Verlangen mit Freiheitsstrafe nicht unter sechs Monaten bestraft, selbst wenn der Wunsch des Leidenden noch so dringlich war, endlich erlöst zu werden.

Wie aber ist das Verhältnis von "Leben" und "Autonomie" anderswo geregelt? Man muß im Gesetzbuch nur zwei Paragraphen weiter blättern und stößt beim Schwangerschaftsabbruch auf die Fristenlösung des § 218a StGB - seit über zehn Jahren fester und unangefochtener Bestandteil unserer Rechts- und Gesellschaftsordnung. Hier nun werden die Rechtsgüter "Leben" (des werdenden Kindes) und "Autonomie" (der werdenden Mutter) in ein völlig anderes Verhältnis gebracht als bei § 216 StGB: Der Autonomie der Schwangeren wird drei Monate lang absoluter Vorrang vor dem Lebensrecht des Embryos eingeräumt.

So also mißt unsere Rechtsordnung mit zweierlei Maß: Die Schwangere darf sogar fremdes Leben zerstören, aber der Todkranke darf nicht die Beendigung seines eigenen Lebens verlangen.

Von der Abtreibung zur Tötung auf Verlangen (und dann zur Euthanasie) ist es nur ein kleiner Schritt. Logisch. Und weder christlich noch humanistisch, sondern barbarisch und egozentrisch.

Technorati Tags: , , , , , , , , ,

Dienstag, Oktober 11, 2005

Zölibat

Seit ich kirchlich verheiratet bin, habe ich das Zölibat schätzen gelernt. Da muss es doch einen Zusammenhang geben.

Technorati Tags: ,

Schwierige Zeiten

Michael Stürmer im Politischen Feuilleton von Deutschlandradio Kultur zur Kampagne Du bist Deutschland:

Wenn der Sozialstaat, nach der D-Mark, alleinige Grundlage des Deutschseins ist, dann kommen schwierige Zeiten. Denn es bleibt die Frage aller Fragen, wie denn die Wiegen wieder gefüllt, die Generationen wieder im Gleichgewicht sein sollen. Zuerst weigern sich die Deutschen, Kinder in die Welt zu setzen, dann wollen sie gut leben, und am Ende weigern sie sich zu sterben: Wenn das vom deutschen Sozialkontrakt geblieben ist, dann ist es schlecht um ihn bestellt, und er bedarf schmerzhafter Revision. Andernfalls werden Sozialstaat und Patriotismus ernsten Prüfungen ausgesetzt sein.


Technorati Tags: , , , ,

Montag, Oktober 10, 2005

Prachtvoller Hirtenbrief

Nachzutragen wäre noch die ganze Seite [0,85 EUR], auf der Prof. Dr. Joachim Kuropka in der FAZ vom Wochenende den inzwischen seliggesprochenen Kardinal Clemens August Graf von Galen würdigt. Und dieses Zitat eines nicht namentlich genannten evangelischen Superintendenten aus dem Jahre 1936 vorträgt:
"Wieder ein prachtvoller Hirtenbrief des Bischofs, kraftvoll, gläubigen Bekennens... (Man) freut sich von Herzen, obwohl es sich um die katholische Kirche handelt. Es sind doch zuletzt auch Zeugnisse für die christliche Kirche und für Christus selbst."

Technorati Taggs: , , , , ,

Keine Theorie

"Wie ein gewisser Karl Popper sehr richtig festgestellt hat, ist die Psychoanalyse keine Theorie, die man widerlegen könnte. Sie ist eine Praxis - eine Praxis, die so lange dauert, wie sie eben dauert." Jaques Lacan [Die Welt via Perlentaucher]
Könnte man solches nicht auch über das Christentum sagen? Keine Theorie, die man widerlegen könnte, sondern eine Praxis, die so lange dauert, wie sie eben dauert.

Freitag, Oktober 07, 2005

Nachrichtengebung

Eine Nachricht in zwei Versionen.
  • Papst will Homosexuellen Priesteramt ermöglichen
    Während sich der Vatikan in der Vergangenheit prinzipiell dem Thema Homosexualität gegenüber unbeugsam zeigte, scheint sich unter Papst Benedikt XVI. eine gewisse Öffnung abzuzeichnen: So sollen Männer mit homosexuellen Neigungen künftig dann die Möglichkeit erhalten, zur Priesterweihe zugelassen zu werden, wenn sie beweisen können, seit mindestens drei Jahren enthaltsam gelebt zu haben. [Salzburger Nachrichten]
  • Vatikan-Dokument: Schwule sollen nicht mehr Priester werden
    Der Vatikan will Homosexuellen den Zugang zum Priesteramt verwehren. Ein entsprechendes Dokument sei von Papst Benedikt XVI. bereits unterzeichnet worden, berichteten italienische Zeitungen.
    Rom - Dem Mailänder "Corriere della Sera" zufolge sollen Männer mit homosexuellen Tendenzen, die nicht seit mindestens drei Jahren keusch leben, künftig nicht mehr zum Priester geweiht werden. [Spiegel Online]
Mehr dazu bei Petra.

Technorati Tags: , , , ,

Kulturraum Europa

Um Europa und seine Grenzen wird hart gerungen. Angesichts der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei ist eine beliebte Argumentationslinie diejenige, die heute Hilal Sezgin in der Frankfurter Rundschau vorträgt:

Welches ist [...] die Kultur, die wir dem "Kulturraum Europa" gemeinhin zuordnen? Mit Stolz blickt Europa auf seine betonierten Städte voller wohlgenährter, alphabetisierter Bewohner - doch nichts von dem, worauf es stolz ist, ist europäischen Ursprungs. Wenn man von Obelixens Wildschweinfang absieht, hat Europa die wenigsten Dinge aus eigener Kraft geschafft. Städtebildung, Ackerbau und Zahl und Schrift, Gesetzgebung und jede Religion, die in Europa heute noch Bedeutung hat, entstanden im Vorderen Orient. Ob Christus Mensch, Gott oder beides sei, wurde im kleinasiatischen Nicäa verhandelt, aus dessen Nachbarschaft auch die meisten antiken Philosophen und der Dichter Homer vermutlich stammten, und England wurde von einem Mann aus Karthago missioniert. [...] Gutenberg hat den Buchdruck für Europa bloß nach-erfunden, und Luthers Leistung war, die Bibel neu zu übersetzen. [Perlentaucher]

Mir scheint, als ob der Autor hier ein paar Kleinigkeiten unterschlagen würde. Aber ich kann mich auch täuschen. Der Artikel ist die zweite Folge einer Serie namens "Mein Europa". In der ersten berichtete Ina Hartwig über ihr postmodernes selbstgebasteltes Patchwork-Europa.

Technorati Tags: , , , ,

Dankesrede über das Böse

Was hat es zu bedeuten, dass die Dankesrede von Amos Oz zur Verleihung des Goethe-Preises vom 28. August 2005 zwar in der FAZ [1,50 EUR] abgedruckt, aber offensichtlich nicht nur in einer kaum lesbaren Form online veröffentlicht wurde? Immerhin findet sich eine englische Übersetzung in Auszügen - im Guardian [via Perlentaucher]. Der Autor spricht über die Unterscheidung zwischen gut und böse.

[...] the modern age [...] has blurred the clear distinction that humanity has made since its early childhood, since the Garden of Eden. Some time in the 19th century, not so long after Goethe died, a new thinking entered western culture that brushed evil aside, indeed denied its very existence. That intellectual innovation was called social science. For the new, self-confident, exquisitely rational, optimistic, thoroughly scientific practitioners of psychology, sociology, anthropology, and economics - evil was not an issue. Come to think of it, neither was good. To this very day, certain social scientists simply do not talk about good and evil. To them, all human motives and actions derive from circumstances, which are often beyond personal control. "Demons," said Freud, "do not exist any more than gods do, being only the products of the psychic activity of man." We are controlled by our social background. For about 100 years now, they have been telling us that we are motivated exclusively by economic self-interest, that we are mere products of our ethnic cultures, that we are no more than marionettes of our own subconscious.

In other words, the modern social sciences were the first major attempt to kick both good and evil off the human stage. For the first time in their long history, good and bad were both overruled by the idea that circumstances are always responsible for human decisions, human actions and especially human suffering. Society is to blame. Painful childhood is to blame. The political is to blame. Colonialism. Imperialism. Zionism. Globalisation. What not. So began the great world championship of victimhood.

For the first time since the book of Job, the devil found himself out of a job. He could no longer play his ancient game with human minds. Satan was dismissed. This was the modern age.

Den Hinweis auf diese Rede verdanke ich Petra, die eine Reportage der Zeit erwähnt, in der Sabine Rückert aus ihr zitiert.

Technorati Tags: , , , ,

Seeschlacht bei Lepanto

465px-The_Battle_of_Lepanto_by_Paolo_Veronese.jpgSchon wieder ein politisch nicht ganz korrektes Marienfest. Und erneut eine gewonnene Schlacht gegen die Türken, die ihm den Anlass gab. Sieger war die Heilige Liga, zu der auch Papst Pius V. gehörte, der später heiliggesprochen wurde. Ihm verdanken wir die weiße päpstliche Soutane und die nach dem Konzil von Trient herausgegebenen, 400 Jahre geltenden liturgischen Bücher sowie den römischen Katechismus.

Venedig verlor im diesem Krieg übrigens die Insel Zypern an das Osmanische Reich. Und insofern passt der Beginn der EU-Beitrittsverhandlungen mit der heutigen Türkei terminlich ganz gut ins Bild, ist doch auch heute Zypern ein Gegenstand des Streits.

Technorati Tags: , , , , ,

Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz

Das Rosenkranzgebet in seiner heutigen Form wurde seit dem 15. Jahrhundert vor allem von den Dominikanern und den Jesuiten verbreitet. Das Rosenkranzfest gilt nicht dem Rosenkranz selbst, sondern der „Rosenkranzkönigin“, der Jungfrau Maria. Das Fest wurde von dem Dominikanerpapst Pius V. 1572 zur Erinnerung an den Sieg über die Türken in der Seeschlacht bei Lepanto (7. Oktober 1571) eingeführt. Nach dem Sieg über die Türken bei Peterwardein (Ungarn) am 5. August 1716 wurde das Fest auf Bitten Karls VI. auf die ganze Kirche ausgedehnt. [Schott]

rosenkranzkoenigin.jpg Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen.
Kurzlesung der Vesper (Gal 4,4-5)

Anderswo
paxvobis über das Rosenkranzfest

Donnerstag, Oktober 06, 2005

Christenclub

Auch wenn ich hier gelegentlich hart mit meiner Landesbischöfin ins Gericht gehe: Wo sie Recht hat, hat sie Recht. So konterte sie jetzt das Diktum des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, die EU müsse die Türkei aufnehmen, wenn sie beweisen wolle, dass sie kein "Christenclub" sei:
"Europa ist im positiven Sinn ein Christenclub. Vielleicht hat uns Ministerpräsident Erdogan ja mit diesem Begriff einen positiven Anstoß gegeben." [IDEA]
Mit Popkultur kennt sie sich aus.
"Insofern sollten wir vielleicht ein Plakat oder ein T-Shirt entwerfen mit der Aufschrift 'Ich bin Mitglied im Christenclub'. Ich würde es tragen", so die Bischöfin. Der Geist von Europa sei geprägt von den Erfahrungen und Werten des christlichen Glaubens: "von Nächstenliebe, den Zehn Geboten, von Gleichheit und Freiheit." Diesen Geist gelte es zu erhalten, "nicht in Abschottung, aber mit Selbstbewußtsein".


Technorati Tags: , , ,

Kardinal Graf von Galen

Die Seligsprechung des früheren Bischofs von Münster, Kardinal Clemens August von Galen, am Sonntag beschäftigt das Feuilleton schon seit einiger Zeit. Heute ein Interview mit dem Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf:
"DIE WELT: Welches Signal soll von der Seligsprechung ausgehen?

Wolf: Diese Frage zu beantworten ist nicht Sache des Historikers. Er hat offene Fragen an die Geschichte zu stellen. Nur soviel: Ein Seliger kann natürlich kein Heros sein. Nach katholischem Verständnis ist der Selige gerade nicht der perfekte Mensch ohne Fehl und Tadel. Bei Galen gibt es freilich einen entscheidenden Punkt, der heißt Zivilcourage. Galen hat sich überwunden und bei der Verletzung von Menschenrechten geredet. Wenn das die Botschaft der Seligsprechung ist - Christen fehlt oft Zivilcourage -, dann ist das eine gute Botschaft. Galen hat nicht geredet beim Thema Juden, das bleibt ein Mangel. Aber er hat geredet in der Frage der Euthanasie. Er denkt natürlich von den Werten her: Wo hat Politik ihre Mitte? Eine ganz aktuelle Diskussion. An diesem Punkt wächst Galen, der mittelmäßig begabte Prediger, über sich hinaus. Er kämpft auch gegen das durchaus katholische Obrigkeitsdenken. Wenn das die Botschaft ist, dann ist es eine gute Botschaft. Man macht den Seligen nicht kleiner, indem man seine Schattenseiten zur Kenntnis nimmt. Ein Seliger ist Mensch, und nicht Gott." [Die Welt via Perlentaucher]

Mittwoch, Oktober 05, 2005

Völlig überschätzt

Bevölkerungsforscher Herwig Birg - der demographisch interessierte Stammleser kennt ihn bereits - im Interview:
"DIE WELT: Niedrige Geburtenraten, die nicht zur Bestandserhaltung reichen, plagen fast alle Industriestaaten. Was war dafür ausschlaggebend? Die Pille oder der Kapitalismus?

Birg: Die Pille wird völlig überschätzt. Sie war nur Mittel, ein Ziel zu erreichen, das man ohnehin hatte - nämlich keine Kinder zu haben. Die Pille ist also nicht ursächlich, sondern bestenfalls verstärkend. Und der Kapitalismus? Der Ökonom Joseph Schumpeter sprach von der Selbstausbeutung des Kapitalismus in demographischer Hinsicht. Wenn der Wohlstand wächst, sinkt die Geburtenrate, weil in entwickelten Ländern wie Deutschland Kinder für die Eltern häufig einen Wohlstandsverlust bedeuten. Diese Selbstausbeutung nach innen ist inzwischen gepaart mit der demographischen Ausbeutung anderer Länder. Hier tritt ein neuer Kolonialismus zutage: Wir wollen die Besten importieren und profitieren von Menschen, die anderswo eine Lücke hinterlassen. Das ist desaströs." [Die Welt]

Herwig Birg: Die ausgefallene Generation. Was die Demographie über unsere Zukunft sagt. Verlag C.H. Beck, München, 158 Seiten, 16,90 Euro.

Technorati Tags: , , , ,